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DIE FURCHE 31.10.2024

DIE FURCHE

44 · 31. Oktober 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Franziskus’ Vermächtnis? Analysen zum Synodenfinale und der neuen Enzyklika Dilexit nos von Paul M. Zulehner, Gregor Maria Hoff und Andreas R. Batlogg. · Seiten 7–9 Prävention gegen Studienabbruch Das chronische Aufschieben von Aufgaben ist weit verbreitet. Die erste deutsche Prokrastinationsambulanz liefert Lösungen. · Seite 19 „Hamburger Schule“: Mehr als nur Musik In „Der Text ist keine Party“ erinnert Jonas Engelmann an ein einflussreiches Rockphänomen der 1990er Jahre. · Seite 13 Das Thema der Woche Seiten 2–6 Der demokratische Esel und der republikanische Elefant sind die Wappen- tiere der beiden großen US-Parteien. Illu: iStock/Beeldbewerking (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) Kampf um die USA Der Philosoph Axel Honneth geht mit der amerikanischen Verfassung ins Gericht, ein schwuler Katholik outet sich als Trumpist, und eine New Yorker Pfarre bricht mit einem Tabu. Zum Endspurt der Präsidentschaftswahl. Illustration: iStock/Cannasue (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) Am Wochenende ging der mehrjährige Synodale Prozess in Rom zu Ende. Überraschungen gab es keine, das Abschlusspapier bietet aber das Rüstzeug für Veränderung. Der Papst ist kein Luther AUS DEM INHALT Für Wehleidigkeit bleibt keine Zeit! In einem Gastkommentar appelliert Ex-ÖVP- Ministerin Maria Rauch-Kallat an Volks partei und SPÖ, von nun an Augenmaß und Leidenschaft walten zu lassen. Seite 11 Von Till Schönwälder Papst Franziskus und die römische Kurie hatten sich redlich bemüht, das Thema Frauenordination bei der Synode möglichst klein zu halten. Noch vor dem Start strich Franziskus die Materie gar von der synodalen Tagesordnung und lagerte sie kurzerhand an eine Fachgruppe aus. Auch hohe Kurienmitarbeiter, allen voran der Leiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Víctor Manuel Fernández, ließen keine Gelegenheit aus, die Rolle der Frauen in der Kirche abseits der Weiheämter hervorzuheben, für ein Diakonat der Frau sei hingegen „die Zeit noch nicht reif“. „Wegloben“ – so nennt man in der Politik die Methode, sich einer Person oder eines ungeliebten Themas trotz überschwänglichen Lobs letztlich zu entledigen. Im Falle der „Frauenfrage“ ist das der katholischen Kirche nicht gelungen – im Gegenteil, sie geriet, je länger die Beratungen andauerten, mehr und mehr zum alles überschattenden Thema bei dieser finalen Session des Sy no dalen Prozesses. Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff zeigt sich gar überzeugt, dass die synodal entfesselten Kräfte in Sachen Frauenordination nicht mehr einzufangen sein werden (Seite 9). „ Nach der Posse um die Frauenweihe bleibt die Reformation der katholischen Kirche einmal mehr aus. “ Nach dem Ende der Synode lässt sich trotzdem feststellen, dass mit der Vorlage des Abschlusspapiers am Samstag nicht weniger als der Grundstein für eine Verfassungsänderung der katholischen Kirche gelegt wurde. Der Weg hin zu einer dezentraleren Kirche mit mehr Kompetenzen in den einzelnen Regionen der Weltkirche ist in dem Dokument vorgezeichnet worden. Das sollte hochgeschätzt werden, bedeutet es doch den ausdrücklichen Abschied von einer zentralistischen Kirchenführung, betont der Theologe Paul M. Zulehner in seiner Analyse (Seite 8). Letzter Akkord des Pontifikats? Franziskus selbst wirkte beim Abschlussgottesdienst erschöpft, die Strapazen des synodalen Marathons der vergangenen Wochen hatten bei dem 87-Jährigen Spuren hinterlassen. Das drei Jahre andauernde Mammutprojekt, das mit dem Segen des Papstes am Sonntag im Petersdom offiziell beendet wurde, wird wohl als das wichtigste Projekt dieses Pontifikats in die Geschichte eingehen. Dass Franziskus nur wenige Tage vor dem Synodenende eine neue Enzyklika veröffentlichte, die von vielen bereits als „geistiges Vermächtnis“ bezeichnet wird (siehe Kommentar von Andreas R. Batlogg, Seite 7), passt zur Erzählung eines möglicherweise bald anstehenden Konklaves. Synode und päpstliches Schreiben als letzter Akkord eines Pontifikats, das nun bereits weit länger dauert, als es viele erwartet haben? Wie genau es um die Gesundheit des Pontifex steht und inwieweit er tatsächlich von der Option eines Rücktritts, mit der er selbst in Interviews immer wieder kokettiert hat, Gebrauch machen könnte, wird jedenfalls auch weiterhin Gegenstand von Spekulationen sein. Dieser Tage feiert die evangelische Kirche den Reformationstag, in Erinnerung an den Thesenanschlag Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg 1517. Eine Reformation der katholischen Kirche wurde dieser Synodale Prozess jedenfalls nicht. Dafür sind schlicht zu viele „heiße Eisen“ dann eben doch wieder auf die „lange Bank“ geschoben worden. Papst Franziskus ist eben kein Martin Luther, das will er vermutlich auch gar nicht sein. „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders“ trifft insbesondere nach der Posse um das Frauendiakonat während der letzten Synodentage auf die römische Chefetage nicht zu. Mit dem rund 50-seitigen Abschlusspapier – das er nach eigenen Bekundungen auch nicht mehr in ein eigenes nachsynodales Schreiben gießen wird – hinterlässt der Papst seiner katholischen Kirche aber das Rüstzeug für Veränderung. Wie schnell diese vonstattengeht, wird auch an der Ernsthaftigkeit der Verantwortlichen bei der Umsetzung der großen Aufgaben liegen. till.schoenwaelder@furche.at Die Frau, die nicht zu greifen ist „Die Einladung“, Emma Clines Roman über eine Hochstaplerin, gibt indirekt Auskunft über die emotionale Leere einer ganzen Gesellschaft. Seite 14 Hitlers „Leibregisseurin“ Eine neue Kinodokumentation beleuchtet Leni Riefenstahls Einfluss auf das Nazi- Regime und lässt sie selbst umfangreich zu Wort kommen. Seite 16 Massensterben dokumentieren Auf der UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt wird derzeit um den Schutz von Tieren und Pflanzen gerungen. Wer aber bestimmt, wie gefährdet eine Tierart ist? Seite 18 Pinocchio und der Würfel Dem Erfinder des 3D-Puzzles, Ernő Rubik, gelang mit dem gleichnamigen „Cube“ vor 50 Jahren ein Welterfolg, der dem Ungarn nicht zu Kopf gestiegen ist. Seite 20 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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