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DIE FURCHE 31.08.2023

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DIE FURCHE

35 · 31. August 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– „Grüne Arbeit sichert unser Dasein“ Um „Green Jobs“ zu fördern, braucht es ein Zusammenspiel von Politik, Unis und Wirtschaft. Wie die grüne Wende gelingt. · Seiten 7–8 Israel – ein Gottesstaat? „Wissenschaft ist das, was uns retten wird“ Fundamental anders Gastkommentator Ben Segenreich stößt sich an der Berichterstattung zur israelischen Justizreform. Eine Positionierung. · Seite 6 Medizinethikerin Alena Buyx über den aktuellen „One Health“-Ansatz, Arbeitszeitreduktion und den Klassenkampf im Klimaschutz. · Seite 12 Die heurige Architekturbiennale in Venedig versteht sich als Labor für die Zukunft und richtet ihren Blick vor allem auf Afrika. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–5 Welche Chancen bietet die Digitalisierung für die Demokratie? Und welche Gefahren gehen mit TikTok und Co einher? Antworten vom Europäischen Forum Alpbach. Illustration: Rainer Messerklinger Politik zum Einloggen Während Bayerns Vizeministerpräsident von seiner Schulzeit eingeholt wird, offenbart ein Video der freiheitlichen Jugend den – ganz aktuellen – Abgrund der FPÖ. Ein Offenbarungseid. Mehr als Jugendsünden AUS DEM INHALT Die Wehen des Krieges In der Ukraine ist die Geburtenrate um 28 Prozent eingebrochen. Aber nicht alle legen ihre Lebensplanung auf Eis. Ein Besuch in einer Geburtenklinik in Kiew. Seite 9 Von Doris Helmberger Eigentlich hatte man sich vergangenen Montag auf ganz andere „Jugendsünden“ eingestellt – nämlich auf jene vieldiskutierten von Andreas Babler. Nein, er habe keine Lenin-Büste in seinem Büro stehen, betonte der SPÖ-Chef im ORF-„Sommergespräch“ – aber dafür gebe es dort drei andere Dinge: eine Büste von Victor Adler, dem Gründungsvater der österreichischen Sozialdemokratie; ein Bild von seinem Vorgänger als Traiskirchner Bürgermeister; und ein von Papst Franziskus geweihtes Kruzifix, das ihm der Bürgermeister der Insel Lampedusa geschenkt habe. Auch hinsichtlich der Europäischen Union, die er noch 2020 als „aggressivstes militärisches Bündnis“ bezeichnet hatte, habe er heute eine „andere Betrachtungsweise“, so Babler: Zwar bestehe bei ihm nach wie vor eine „Grundskepsis“, erklärte der SPÖ- Chef; ein EU-Austritt sei für ihn aber „tabu“. Herbert Kickl hatte dieses Tabu eine Woche zuvor gebrochen – wie so viele andere auch. Während freilich der bundespolitische Newcomer Andreas Babler seine prononciert linken Forderungen (darunter Vermögens- und Erbschaftssteuern) in teils schwindelerregenden Satzgirlanden „ Wer auch immer mit Kickls FPÖ koaliert oder sie gar inhaltlich kopiert, hat die Ver antwortung zu tragen. “ formulierte, lieferte der Demagoge Kickl druckreife Sager der Systemzertrümmerung – und ließ dabei kaum eine Säule der liberalen Demokratie aus: vom ORF-Setting im Parlament als „Stasi-Verhörzimmer“ über die „selbst ernannten Eliten“ als neue Erzfeinde bis zu den rechtsextremen Identitären als ganz normale „NGO“. Untergang des Abendlandes? Dass die Unterschiede zu den Identitären unter Herbert Kickl längst völlig eingeebnet sind, zeigte sich kurz vor Bablers „Sommergespräch“ in einem Video der Freiheitlichen Jugend. Veröffentlicht auf dem parteieigenen YouTube-Kanal „FPÖ TV“, ließ man in Rhetorik und Bildsprache endgültig alle ideologischen Hüllen fallen: Identitären-Begriffe wie „Remigration“ und „Bevölkerungsaustausch“ flimmerten ebenso durchs Bild wie missliebige Journalistinnen und Journalisten sowie ideologisch einschlägige Köpfe: Ernst Jünger, der mitunter als geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus gilt; Alain de Benoist, ein Vordenker der Neuen Rechten; oder auch Oswald Spengler, als Autor des 1918 erschienenen Bestsellers „Untergang des Abendlandes“ einer der Urväter des rechten, autoritären Denkens. Man sei „die letzte Generation, die sich das Land zurückholen könne“, raunte eine Stimme – optisch unterlegt von der Regenbogenfahne und der brennenden Kathedrale Notre-Dame. Fackelzugsequenzen mit strammen Burschen und einem lachenden Udo Landbauer folgten. Am Ende hieß es: „Wir aber wollen eine Zukunft!“ – samt Kameraschwenk auf die Neue Burg am Heldenplatz mit dem „Hitler- Balkon“. Deutlicher und unmissverständlicher kann eine Botschaft nicht sein. Man könnte über dieses Machwerk hinweggehen und jede Reaktion auf diese Provokation vermeiden – schließlich ist genau dies auch der Zweck. Die aktuelle Stimmungs- und Umfragenlage zwingt gleichwohl zur Konfrontation. Ebenso die Tatsache, dass das dynamisierte Wiedererstarken der extremen Rechten und das Sich-Ausbreiten „brauner Flecken“ kein österreichischer Spezialfall sind. Der aktuelle Fall des bayrischen Vizepräsidenten Hubert Aiwanger, der in seiner Schulzeit Ende der 1980er Jahre eine Hetzschrift voll Judenhass (mutmaßlich verfasst von seinem Bruder) verteilt haben soll, macht das überdeutlich. Statt sich prompt und klar zu entschuldigen und zu distanzieren, wurde tagelang herumlaviert. In Kickls FPÖ zeigen sich diese Abgründe freilich nicht nur als vergangene „Jugendsünden“, sondern als Abgrund hier und jetzt. Wer auch immer mit dieser Partei koaliert oder sie gar inhaltlich kopiert, hat die Verantwortung zu tragen. doris.helmberger@furche.at @DorisHelmberger Lernen bei AD(H)S Kinder mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten sind keine „Allrounder“, sondern Spezia listen. Eltern haben einen Knochenjob – können aber viel erreichen. Seite 11 Harmlos-lieber Jesus? Eine Irrlehre! „Jesus stört. Weil er vom Entsetzen über die Leiden in der Schöpfung zu einem Mitleiden weist. Ist das links?“, fragt Hubert Gais bauer in „Erklär mir deine Welt“. Seite 14 „Doch wo ist dieses Fremdland“ Sabine Gruber erkundet in ihrem jüngsten Roman „Die Dauer der Liebe“ Wege und Möglichkeiten der Trauer, der Erinnerung, des Weiterlebens und der Literatur. Seite 18 Die Krise der Streamingdienste Sie unterschätzen die Konsumenten, folgen immer denselben Rezepten. Daniel Wisser aber möchte Mut belohnen, Andersartigkeit und das Brechen von Regeln. Seite 20 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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