DIE FURCHE · 488 International/Ethik30. November 2023Ohnmachtder HelferFreiwillige desRoten Halbmondesund UN-Mitarbeiterhelfen einem schwerverwundetenPalästinenser, derBerichten zufolgevon israelischenStreitkräftengetroffen wurde,auf eine Trage. Obund wo ein Krankenhausangesteuertwerden kann, wirdimmer mehr zu einerHerausforderung.Von Philipp Gisbertz-AstolfiDer Krieg zwischen Israelund der Hamasist in vielerlei Hinsichtein sehr besonderer,nicht zuletztauch deshalb, weil die Stellungnahmenquer durch die Bevölkerungnicht nur extrem, sondernauch extrem unterschiedlichsind. Die gesellschaftlichen Frontenscheinen beinahe ebenso unversöhnlichwie die Kriegsparteien.Das liegt sicherlich auchdaran, dass sich in diesem Krieg –anders als in klar gelagerten Fällenwie dem russischen Angriffauf die Ukraine – viele ethischeProbleme überlagern. Gerade imMoment der temporären Waffenruhescheint es daher angezeigt,sich ethisch zu orientieren.Das Prinzip der DoppelwirkungAll diese ethischen Problemeverdienten eine Analyse, etwaeine Erklärung, warum die gravierendenMenschenrechtsverletzungengegenüber der palästinensischenBevölkerung seitensIsraels zwar möglicherweise einengerechten Grund für einenKrieg bieten, aber sicherlich nichtfür einen terroristischen Angriffgegen die Existenz des Staates Israel,der zudem mit der falschenIntention und ohne realistischeAussicht auf Erfolg geführt wird.Oder die Frage, welche ethischenBeschränkungen das allgemeineGebot der Verhältnismäßigkeitdem israelischen Gegenangriffauferlegt und ob man überhaupterfolgreich gegen den TerrorismusKrieg führen kann, zumalderart brutal, oder ob man denTerrorismus dadurch nicht mittelfristignur bestärkt. In derKriegsethik werden solche Fragenunter dem Terminus „Rechtzum Krieg“ diskutiert, also alsFragen, ob man überhaupt einenKrieg führen darf. Ich möchtemich im Folgenden aber einer anderen– in diesem Krieg nicht wenigerwichtigen – Frage widmen,nämlich den ethischen Vorgabeninnerhalb eines Krieges, undzwar ganz spezifisch den ethi-Lesen Sie ChristianJostmannsEssay zum Kriegin der Ukraineunter dem Titel„Die Ungeheuer,die wir sind“(22.2.23) auffurche.at.Ist es moralisch rechtfertigbar, in einembewaffneten Konflikt zivile Opfer in Kauf zu nehmen?Mitunter ja. Die Einordnung eines Kriegsethikers.Über dasErlaubtehinausschen Bedingungen und Grenzenziviler Opfer eines Krieges.Im Rahmen der israelischen Offensivein Gaza sind bisher lautAngaben des palästinensischenHamas-geführten Gesundheitsministeriumscirca 15.000 Menschengestorben und 1,7 MillionenMenschen auf der Flucht. Die VereintenNationen und Menschenrechtsorganisationenhalten dieseZahlen für relativ realistisch. Wieviele der Todesopfer Zivilistinnenund Zivilisten waren, lässt sichaus den Zahlen nicht ablesen. Klarist aber, dass der Krieg sehr vielezivile Opfer fordert.„ Die Hamas missbrauchtMenschen als Schutzschilde.Liegt ihr Tod dann wirklich inIsraels Verantwortlichkeit?Der Schlüssel liegt in der(Un-)Freiwilligkeit. “In der Kriegsethik sind sich diemeisten einig, dass man zivile Opfergrundsätzlich schon, aber nurunter strengen Vorgaben ethischrechtfertigen kann. Hierzu führtman nicht selten das sogenanntePrinzip der Doppelwirkung an.Um zu verstehen, ob und in welchemAusmaß man im Krieg etwaKrankenhäuser bombardierendarf, deren Personal, Patientinnenund Patienten als menschlicheSchutzschilde für militärische Infrastrukturgenutzt werden, lohntes sich, sich dieses Prinzip etwasgenauer zu vergegenwärtigen.Das geht am besten anhand einesbekannten Falles: Stellen Siesich einmal vor, ein Zugwagonhat sich von einem Zug gelöst undrast einen Berg hinab. Unten aufdem Gleis stehen fünf Menschen,die von dem Wagon getötet würden,wenn Sie nicht eingreifen.Ihre einzige Möglichkeit, einzugreifen,ist, eine Weiche umzustellen,an deren Hebel Sie stehen.Das würde den Wagon auf ein anderesGleis lenken und dort eineandere Person töten. VergleichenSie nun diesen Fall mit einer leichtenAbwandlung: Sie stehen aufeiner Brücke und sehen den Wagonden Berg hinunter- und aufdie fünf Menschen zurasen. Siekönnen ihn nur aufhalten, indemSie eine extrem dicke Person aufdie Gleise schubsen. Diese Personwürde den Wagon abbremsen, dabeiaber ihr Leben verlieren.Die meisten Menschen habenin diesen Fällen die Intuition,dass man zwar die Weiche umlegensollte, dass man jedoch nichtdie dicke Person von der BrückeFoto: APA / AFP / Mahmud Hamsschubsen darf. Ethisch ist dieseIntuition verblüffend, da in beidenFällen die gleiche Grundkonstellationgegeben scheint: fünfunschuldige Tote, wenn mannichts macht; ein unschuldigerToter, wenn man eingreift. EineErklärung und mögliche Rechtfertigungfür diese Intuition liegtnun genau im Prinzip der Doppelwirkung,das besagt, dass man eineHandlung, die zwei Wirkungenhat, eine gute und eine schlechte,nur dann ausführen darf, wennman nur die gute Wirkung beabsichtigt,nicht aber die schlechte,und wenn die guten Folgen dieschlechten (deutlich) überwiegen.Es gibt demnach einen Unterschiedzwischen den Fällen: Dietote Person auf dem Nebengleisist ein tragischer Kollateralschaden,den man nicht beabsichtigthat. Man hätte den Wagon auchumgelenkt, wenn die Person dortnicht gestanden hätte. Die herabgestoßenedicke Person ist hingegenzur Rettung anderer vollständiginstrumentalisiert worden.Ihr Tod ist nicht nur vorhergesehen,sondern auch als Mittel derRettung beabsichtigt.Das verhältnismäßige MaßIch will hier nicht die Detailsdieser Fälle diskutieren. Der zentralePunkt für die Kriegsethikist jedenfalls dieser: Es kann gerechtfertigtsein, unschuldigezivile Opfer in Kauf zu nehmen,wenn man diese nicht beabsichtigt,sondern wenn diese „nur“Kollateralschäden einer militärischgerechtfertigten Handlungsind – allerdings nur dann, wenndas in einem verhältnismäßigenMaß passiert, wenn die unschuldigenOpfer also nicht die positiveWirkung in einem gerechtfertigtenKrieg überwiegen. Es kann alsoFälle geben, in denen man ausethischer Perspektive Krankenhäuserbombardieren darf – undder Missbrauch von Krankenhäusern,wo dies nötig wird, ist imKrieg leider kein Einzelfall. DieseFälle müssen aber zwei Bedingungenerfüllen: Die zivilen Opferdürfen nicht beabsichtigt undsie müssen verhältnismäßig sein.In Gaza kann man der israelischenArmee vermutlich zugestehen,dass sie nicht aus anderenGründen als aus unmittelbarermilitärischer Zweckhaftigkeitdie zivilen Opfer in Kauf nimmt.Die erste Bedingung dürfte alsoin den meisten Fällen erfülltsein. Die Verhältnismäßigkeit dieserAngriffe ist jedoch in der Summeder bisherigen Todesopfer, Vertriebenenund in Elend gestürztenMenschen überaus fragwürdig.Allerdings muss man erwähnen,dass die Opfer zu erheblichenTeilen von der Hamas alsmenschliche Schutzschilde missbrauchtwerden. Liegt ihr Toddann wirklich in Israels Verantwortlichkeit?In der Kriegsethikunterscheiden wir hier zwischenfreiwilligen und unfreiwilligenmenschlichen Schutzschilden.Wer sich freiwillig vor (zumal ungerechtfertigte)Kämpfende stellt,verliert zwar sein Recht, nicht getötetzu werden, nicht im gleichenMaß wie diese, er kann aber in einerAbwägung auch nicht ebensoviel zählen wie ein vollständigunschuldiges Opfer. Wer hingegenunfreiwillig als Schutzschildinstrumentalisiert wird, wiegtebenso viel wie jedes andere zivileOpfer. Und genau das machtdie öffentliche Empörung und Ratlosigkeitin Fällen von Krankenhäusernso nachvollziehbar. DieMenschen sind schließlich in allerRegel nicht freiwillig dort.Ist eine Besinnung denkbar?Sie als Schutzschilde zu verwenden,ist daher besonders perfide.Genau deshalb gibt es inder Ethik auch Stimmen, die fordern– ganz ähnlich wie bei Geiselnahmen–, dass man menschlicheSchutzschilde nicht dafürberücksichtigen solle, ob sich einAngriff rechtfertigen lässt. Andernfallsfördere man genau diesezutiefst unmoralische Taktik,weil sie ihr Ziel erreiche. Die Folgewären immer mehr menschlicheSchutzschilde in den Kriegendieser Welt. Doch diesesArgument ist ethisch höchst problematisch.Niemand verliert seinRecht auf Leben wegen der wahrscheinlichenFolgen in anderenSituationen. Wer als Schutzschildmissbraucht wird, muss ethischberücksichtigt werden – selbstwenn das skrupellosen Menschenwie Hamas-Terroristen indie Hände spielen mag. Ethik istkeine Selbst bedienung im Süßwarenladen.Sich richtig zu verhalten,ist herausfordernd.Im Falle Israels bedeutet das,dass Angriffe, bei denen zivileOpfer abzusehen sind, verhältnismäßigsein müssen. IsraelsArmee muss den Rechten derMenschen im Gazastreifen mehrAchtung entgegenbringen – unddie Menschen in Gaza sollten begreifen,dass die Hamas nicht fürdie Menschenrechte des palästinensischenVolkes kämpft, sonderndiese Menschenrechte derzeitbereitwillig zugunsten ihrerterroristischen Ideologie, der Vernichtungdes Staates Israels, opfert.Beide Seiten schießen überdas ethisch Erlaubte so weit hinaus,dass sich die Gewaltspiraleimmer mehr zuspitzt. Vielleicht –man kann es leider kaum glauben– hilft ja diese Waffenruhe,um ein wenig mehr ethische Besinnungauf beiden Seiten Einzughalten zu lassen.Der Autor ist Philosoph und Juristund forscht an der Uni Göttingenzur Philosophie des Krieges.
DIE FURCHE · 4830. November 2023Religion9Eine aktuelle Studie der Evangelischen Kirchein Deutschland gibt Einblicke in Entwicklungen,derer man sich viel zu wenig bewusst ist undderen Konsequenzen noch unabsehbar sind.Und zusätzlich: Was hat dies alles mit demgegenwärtigen Krieg in Nahost zu tun?Von Franz WinterReligion als positiveoder negative Ressourceist in aller Munde.Gerade die aktuellenEreignisse im NahenOsten, die Folge des brutalen Terrorangriffsder Hamas auf Israelsind, triggern die üblichen Reaktionen.Da gibt es zum einenden Hinweis auf die verderblichenAuswirkungen der Religionen,der sich an der jahrtausendealtenKonfrontationsgeschichteder drei nahe verwandten ReligionenJudentum, Christentum undIslam abarbeiten kann. Umgekehrtgeben die aktuellen Ereignisseaber auch Anlass, eine positiveSichtweise auf Religionen zupropagieren, indem man den Fokusauf deren „friedensfördernde“Aspekte als möglichen Auswegund wichtigen Motor für künftigeversöhnende Aktionen sieht.Diese Sichtweisen haben etwasfür sich, weil Religionen inder Tat Optionen für beides in sichtragen. In beiden Fällen ist allerdingsjegliche essenzialistischeFest legung schlichtweg Unsinn:Die üblichen Stehsätze, etwa dasseine dieser drei Religionen (wahlweiseauswechselbar und durchausauch um andere zu ergänzen)ja eigentlich „den Frieden“ repräsentierenwürde, sind angesichtsder historischen und aktuellen Realitätenintellektuell unredlich.Aber auch die umgekehrte Verdammungals alleinige Wurzelallen Übels wird der Komplexitätder politischen, sozialen und wirtschaftlichenEinflussebenen undKonstellationen nicht gerecht.Eine dramatische EntwicklungDas, was aber beide Annahmenin gewisser Weise eint, ist eineGrundvorgabe, nämlich dass Religionein essenzieller Aspekt desmenschlichen Selbstverständnissesund der Mensch quasi naturaliterreligiös sei. Und hier ergibtsich nun eine interessante Brückezu einer kürzlich veröffentlichtenStudie der Evangelischen KircheDeutschlands, die eine ganz andereInterpretation zulässt und unsmöglicherweise Einblicke in eineEntwicklung gibt, derer mansich oft zu wenig bewusst ist. Eshandelt sich um die aktuellen Ergebnisseeiner der großen Kirchenmitgliederbefragungen,diein Jahrzehntabständen von derEvangelischen Kirche Deutschlandsvorgelegt werden.Diese stehen auf einer beeindruckendbreiten Basis und diesmalwurden noch dazu nicht nurMitglieder der evangelischen Kirchebefragt, sondern es gab erstmalsauch eine Kooperation mitder katholischen Kirche, es wurdenKonfessionslose befragt undauch Mitglieder anderer Religionen.Das Ergebnis kann somitals noch aussagekräftiger angesehenwerden. Schon in anderenvergleichbaren Studien, etwain der Freiburger Studie von2019, wurde stark auf die Mitgliederentwicklungin den Kirchenfokussiert, und einer der überraschendstenBefunde der nunvorliegenden ist die auffälligeSteigerung, um nicht zu sagen dieDramatik der Entwicklung.Das betrifft natürlich einmalden augenscheinlichsten Aspekt,nämlich den blanken Mitgliederverlustder Kirchen, der sich umvieles rascher entwickelt als je zuvorgedacht. Doch hat diese Studienoch um vieles weitergehendeErkenntnisse parat. Eine der zumindestvon der Warte einer Religionssoziologieinteressantestenist die statistische Widerlegungeiner der gängigsten Annahmenin der aktuellen Religionsdiskussion.Oft wird gerne von dereigentlichen gesellschaftlichenOmnipräsenz religiöser Vollzügeund Vorstellungen ausgegangen,von einer „Religiosität“ oder einer(besser klingenden) „Spiritualität“,nur eben außerhalb der traditionellenKirchen und Religionen.Gerade hier lässt die aktuelleStudie sämtliche Illusionen derer,die darin gerne so etwas wie die„Rückkehr der Religion“ sahen,schwinden. Das Segment der inder Studie als „Alternative“ Angesprochenen,die mit dem zumeistsowieso verquasten „Spiritualitäts“-Begriffverbunden wären,vergeht vielmehr mit noch größererRadikalität, und dazu kommt,dass die Übergänge zwischenkirchlicher und außerkirchlicherReligiosität um vieles enger sind.Demgegenüber steigt die Zahl derer,die nicht nur eine Kirchenfernehaben, sondern Religionals für sie nicht mehr notwendigesOrientierungs- und Sozialisierungsmomenterachten – mitnoch offenen Konsequenzen fürdie kommenden Generationen.Epochaler WandlungsprozessProbleme ergeben sich hierauch im Hinblick auf lange hochgehalteneParadigmen in denchristlichen Theologien. Man vermeinte,dem Säkularisierungsparadigmajenes einer sogenanntenindividualisierten Religion entgegensetzenzu können. Dabei entstandeine Argumentationsfigur,die weite Strecken eines akademischentheologischen, sich alskritisch verstehenden Selbstverständnissesbis heute dominiert:Es gäbe eigentlich ein ungeheuresPotenzial, das man nur zuheben bräuchte, wenn man nuran hochaktuelle „Spiritualitäten“und damit verbundene Erwartungshaltungenanknüpfte.Als Haupthindernis wurde dabeiaber der Faktor Institutionalisierunggesehen, sprich die Kirchenselbst, was wiederum inFoto: iStock/morfousLeere KirchenDer Mitgliederschwund inden Kirchen entwickelt sichnoch um vieles rascherals je zuvor gedacht.Unaufhaltsam:Der Niedergangder Religionder Diskussion oft dazu führte,dass man einen bequemen Prellbockhatte, dem man die alleinigeSchuld an den Entwicklungen zuschreibenkönnte. Die regelmäßigwiederkehrenden Diskussionenüber die stetig in lichten Höhenschwebenden Kirchenaustrittszahlenetwa in Deutschland oderin Österreich laufen oft nach diesemSchema: Sie enden nämlichzumeist mit dem Hinweis auf dieüblichen Stellschrauben, an denenman nur drehen müsste, undplötzlich wäre alles wieder gut.Die Frage ist nur, ob sich ander Gesamtentwicklung so vieländern würde, wenn, um bei derkatholischen Kirche zu bleiben,Priester plötzlich heiraten, Frauenals Priesterinnen agieren odersich die Sicht auf Sexualität in aktuelleNeukodierungen einpassenwürde. An dieser These lassensich wohl Zweifel anmelden.Es geht nämlich möglicherweiseum einen vieles umfassenderen,epochalen Wandelprozess.Vielleicht erleben wir gerade denAnbruch eines ganz neuen Zeitalters,eines, in dem Religionenihre Bedeutung langsam, aber sicherverlieren. Zweifellos sind diegroßen religiösen Traditionen faszinierendekulturelle Entwicklungen.Doch haben sie auch ihreGeschichte. Schlicht evolutionsbiologischgesehen entstandensie im Laufe der Entwicklung derMenschen unter bestimmten Bedingungen,wie Erkenntnisse dermodernen Kognitionsforschungerweisen.Die aktuell global bedeutsamensind dann im Wesentlichen zwischender Mitte des ersten Jahrtausendsv. Chr. und den letztenJahrhunderten des ersten Jahrtausendsn. Chr. entstanden bzw.formierten und kanonisiertenihre zentralen Inhalte in diesemZeitraum. Sie sind mithin auchvon den Vorstellungen und Musterndieser Zeiten geprägt. MitMomenten einer Individualisierungetwa oder den damit einhergehendenAspekten einer Freiheitfür jeden einzelnen Menschen –Zur Diskussionüber Gewalt undReligion: UlrichH. J. Körtneram 8.11.2023,siehe „Die böseSaat wahnhafterReligion“ auffurche.at.„ Vielleicht erleben wir gerade den Anbrucheines neuen Zeitalters, eines, in dem Religionenihre Bedeutung langsam, aber sicher verlieren.“eine der großartigsten Errungenschaftenunserer Gegenwart – habensie alle so ihre liebe Not. Dievon den Religionen propagiertenFreiheiten werden eher als Restriktionen empfunden, deren Sinnnicht mehr vermittelt werdenkann – und das erweist sich geradeauch auf einer globalen Ebene.Der Konflikt etwa mit der islamischenWelt entwickelt sichnicht zuletzt gerade auch an dieserBruchlinie, und man kann diesalles auch als einen Grundwertekampfinterpretieren. Auch dieanfangs zitierte Diskussion überden negativen (oder eben nicht)Einfluss von Religionen scheintja schon Ausdruck einer distanziertenund problematisierendenSichtweise zu sein. Vielleichtwird man in einer nicht allzu fernenZukunft auf Religionen alsarchaisches Relikt einer längstvergangenen Zeit zurückschauen.Angesichts historischer Verläufe,aber auch der aktuellen Vorkommnissekann man sich zumindest eineskurzen Anflugs einer Zustimmungnicht erwehren, selbst wennman Religion für einen der faszinierendstenAspekte der Kulturgeschichteder Menschheit hält.Der Autor ist Professor für Religionswissenschaftan der Uni Graz.
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