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DIE FURCHE 30.04.2024

DIE FURCHE

18 · 2. Mai 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– „Ich weiß, dass ich benutzt werde“ Der Tschetschene Ahmad Mitaev kämpft gemeinsam mit dem Polizisten Uwe Schaffer auf TikTok für mehr Toleranz. · Seite 24 Machtzirkel der völkischen Weltanschauung Krankenpflegerin: Die schlimmste Nacht Erst das Wetter, dann die Politik Von der FPÖ über die Fidesz bis hin zu Le Pens „RN“ – das Netzwerk zwischen Europas Rechten mit China und Russland ist eng. · Seiten 5–6 Höchstleistungen trotz Personalmangels: Ein Interview und ein Buch geben Einblicke in einen chronisch unterschätzten Beruf. · Seite 12 Der Österreicher Josef Räuscher (1889–1937) machte in Deutschland Karriere. Ein Beitrag zu 100 Jahre Radio. · Seiten 17–18 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Das gemeinsame Haus Europa steht auf den Werten von Europarat und Europäischer Menschenrechtskonvention. Doch zum 75-Jahr-Jubiläum gerät die Stabilität ins Wanken. Europas Fundament bröckelt Foto: Getty Images / Lazy_Bear Foto: Philosophicum Lech Was darf ich hoffen, Konrad Paul Liessmann? Ausgehend von Immanuel Kants großer Frage erklärt der Philosoph, was Hoffnung mit Freiheit und Feigheit zu tun hat. Ein FURCHE- Gespräch über die (Klima-)Hölle, das Bildungssystem, den Sinn des Lebens – und darüber, ob am Ende alles gut wird. Seiten 9-10 Wenn TikTok & Co. mit ihren Algorithmen den Diskurs dominieren: Auch Medien können eine Gefahr für die Medienfreiheit sein. Es sind dennoch die Medien, die dem entgegenhalten müssen. Freiheit, die wir meinen AUS DEM INHALT Von der Diktatur zum Trendreiseziel Die vergleichsweise günstigen Preise lassen Touristen in Massen gen Albanien strömen. Das hat Folgen. Ein Mini-Fokus über ein bemerkenswertes Land. Seiten 7–8 Von Otto Friedrich Alle Jahre wieder wird am 3. Mai der Tag der Pressefreiheit begangen. Und alle Jahre wieder wird offenbar, dass freie Medien nur in einem Bruchteil der Welt Wirklichkeit sind. Und die Situation wird nicht besser: Auch in Europa gerät die Medienfreiheit unter Druck (vgl. Seite 20 dieser FURCHE). Versteht man die Medien lage als Indikator für den Zustand der Demokratie(n) überhaupt, dann wird schnell klar, wie sehr da Feuer am Dach ist: Freie Medien sind eine notwendige Voraussetzung für das Funktionieren von Demokratie und das Durchsetzen der Menschenrechte. Wie gefährdet das alles auch in unseren Breiten ist, zeigen die Parolen der islamistischen Demonstration in Hamburg, wo letztes Wochenende der Redner unverblümt von einer europäischen „Wertediktatur“ gesprochen hatte, die es durch die Wiedererrichtung des Kalifats zu bekämpfen gelte. Auch derartige erschreckende Manifestation hat mit den Medien zu tun: Der Soziologe und Gesellschaftsdiagnostiker Kenan Güngör wies bei Armin Wolf in der ZIB 2 darauf hin, das Social Media wie TikTok mit ihren Algo rithmen gerade innerhalb muslimischer Communitys derartige Weltsichten „ Qualifizierungen wie ‚Wertediktatur‘ kann man dem Sinn nach auch auf AfD-Demonstrationen hören. “ verstärken. Und zwar rasend schnell. Und gerade bei den Jungen, ja sogar Kindern. Das Erschrecken über den islamistischen Furor, der hier zutage tritt, sollte aufrütteln. Aber gleichzeitig sind die Strategien dieser religiösen Eiferer keineswegs nur ein Problem unter den Muslimen der Welt. Qualifizierungen wie „Wertediktatur“ kann man dem Sinn nach auch auf AfD-Demonstrationen oder vergleichbaren Manifestationen hören. Und die Neue Rechte trommelt seit den 1990er Jahren analog gegen die Menschenrechte, die sie als Ausdruck der Dekadenz des Westens verunglimpft. Putins Trolle und chinesische Player Die medialen Netzwerke dieser politischen Richtung haben sich längst etabliert – oft und gerade außerhalb der klassischen Medien (Seiten 5–6 dieser FURCHE). Auch hier spielen Social Media eine unsägliche Rolle. Es gibt mehr als Indizien dafür, dass Putins Trolle, aber auch chinesische Player spätestens seit der Brexit-Abstimmung in Großbritannien und den US-Präsidentschaftswahlen 2017 munter an der Destabilisierung der freien Welt arbeiten. Dass auch hierzulande die Linien zwischen Corona-Leugnern und Putin-Verstehern kaum übersehbar sind und gerade extrem rechte Parteien sich immer mehr als nützliche Idi o ten einer Aushöhlung demokratischer Gesellschaften entpuppen, ist evident. Der Kampf um Pressefreiheit, der eben gleichzeitig ein Kampf um Demokratie und Menschenrechte ist, muss anno 2024 daher auch die Medien im Blick haben. Medienfreiheit heißt – insbesondere mit dem Blick auf Social Media – keineswegs Any thing goes. Es klingt nur paradox, dass auch Medien eine Gefahr für die Medienfreiheit sind. Aber wenn Medien idealtypisch den Diskursraum gewährleisten, in dem die Zukunft der Gesellschaften verhandelt werden, dann müssen sie im Verein mit der Politik gegen die Unterwanderung durch die Feinde der Demokratie und die Verächter der Menschenrechte vorgehen. Das klingt nach Quadratur des Kreises und Sisyphusarbeit. Aber: Wer denn, wenn nicht (Qualitäts-)Medien müssen das wieder und wieder aufs Tapet bringen? Wobei hierzulande natürlich auch äußert kritisch beäugt bleiben soll, dass feiste Verleger (vermeintlich) Mächtigen ihre Berichterstattung verkaufen. Auch das ist gewiss nicht die Pressefreiheit, die wir meinen. Der Zustand der Medien wie der Zustand der Demokratie(n) mag zurzeit alles andere als rosig erscheinen. Dennoch bleibt es eine unaufgebbare Rolle der Medien, Anwälte der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte zu sein. DIE FURCHE weiß sich dieser Verantwortung seit Jahr und Tag verpflichtet. Das – so wünsche ich mir – soll in Zukunft weiter so sein. otto.friedrich@furche.at Österreichs Light-Kultur Umfragen zeigen, dass „Anpassungen“ an eine „Leitkultur“ wenig sinnvoll – die Integrations-Hausaufgaben aber umso größer sind, meint Arno Tausch. Seite 15 Der Stift, der Faden, die Schrift Eine Kunst, die aufruft, die Welt besser zu machen: Zenita Komads Werke im Kulturzentrum Kultum in Graz haben eine eindeutige Botschaft: „Nie wieder Krieg!“ Seite 19 Französische Gefühle Stéphane Brizés Film „Zwischen uns das Leben“ mit Guillaume Canet und Alba Rohrwacher taucht ein in eine melancholische Beziehungsgeschichte. Seite 20 Irdische Aliens Bienen sind auch als Individuen intelligent. Studien zeigen, dass sie Gefühle, Gedächtnis und Bewusstsein haben. Wie wäre es, in ihre Welt einzutauchen? Seiten 22–23 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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