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DIE FURCHE 30.03.2023

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DIE FURCHE · 13 20 Film 30. März 2023 KURZKRITIKEN Rennfahrer – in die Jahre gekommen Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit 1991 die Kultkomödie „Manta Manta“ den kometenhaften Karrierestart für Til Schweiger bedeutete. Nun hat der mittlerweile Arrivierte auch am Regiestuhl Platz genommen, um im Verein mit Michael Kessler, Tina Ruland, Martin Armknecht das Sequel „Manta Manta – Zwoter Teil“ zu drehen. Jungstars wie Tim Oliver Schult oder Luna Schweiger sowie andere Bekannte wie Wotan Wilke Möhring und Moritz Bleibtreu komplettieren den doch in die Jahre gekommenen Cast: Bertie (Schweiger), der Star aus dem Vorgängerfilm, ist nicht mehr Rennfahrer und betreibt mehr schlecht als recht eine Autowerkstatt– immer noch mit Kumpel Klausi (Kessler). Tochter Mücke (Schweiger) lebt beim Vater, Sohn Daniel (Schultz) gesellt sich auch dazu. Als die Idee reift, noch einmal mit dem ollen Manta ein Rennen zu bestreiten, auf dass bei Sieg Berties Finanzprobleme Vergangenheit sind, ist auch Ex-Frau Uschi (Ruland) mit von der Partie. (Otto Friedrich) Manta Manta – Zwoter Teil D 2023. Regie: Til Schweiger. Mit Til Schweiger, Michael Kessler, Tina Ruland, Tim Oliver Schultz, Luna Schweiger. Constantin. 127 Min. Blut, Schweiß und Nostalgie Fans der belgischen Actionikone Jean- Claude Van Damme aufgepasst: Anlässlich des 35-jährigen Jubiläums von „Bloodsport“ – jenem Kultfilm, der den „Muscles from Brussels“ den Durchbruch bescherte – kann man diesen nun in restaurierter Fassung im Kino bewundern. Der pseudobiografische Kampfsportfilm über Frank Dux (Van Damme), der bei einem Turnier in Hongkong die Ehre seines Meisters (Roy Chiao) verteidigen will, vermag nicht zuletzt aufgrund seines Humors immer noch prächtig zu unterhalten. Produziert wurde „Bloodsport“ von der legendären Cannon Group, die in den 1980er-Jahren Bubenphantasien zum Leben erweckte und durch ihre B-Movies das Image von zweitrangigen Stars wie Chuck Norris, Charles Bronson oder eben Van Damme in der Popkultur einzementierten. Obwohl man heute mehr Tempo gewohnt ist, bewahren die Martial-Arts-Einlagen eine Körperlichkeit, die Blut und Schweiß förmlich von der Leinwand tropfen lässt. „Bloodsport“ ist viszerales Actionkino par excellence. (Philip Waldner) Bloodsport USA/HK 1988. Regie: Newt Arnold. Mit Jean- Claude Van Damme, Roy Chiao. Polyfilm. 92 Min. Von Alexandra Zawia Vier Jahre bevor Kaiserin Elisabeth sich am Vormittag des 10. September 1898 in Genf vom Hotel Beau Rivage eilig auf den Weg zum Dampfschiff „Genève“ macht, das um 13 Uhr 40 nach Territet ablegen soll, kommt ihre letzte Hofdame Irma Gräfin von Sztáray an den kaiserlichen Hof. Es ist auch Irma, die Sisi an jenem Tag begleitet, und von Irma stammt die Schilderung des Attentats, wonach der 25-jährige Luigi Lucheni der Kaiserin kurz vor Betreten des Schiffes eine messerscharf gemachte Feile in den linken Brustkorb rammte. Lucheni hat sich danach mit der Tat gebrüstet. Soweit die Fakten – die stets viel Zwischenraum für Inszenierungen, Interpretationen, Mythenbildung und nicht zuletzt narrative Machtkämpfe ließen. Mit „Sisi & Ich“ präsentiert die deutsche Regisseurin Frauke Finsterwalder eine interessant angelegte Erzählung über diese vier letzten Jahre aus der Sicht von Gräfin Irma. Sandra Hüller spielt Irma mit einem Talent fürs Tragikomische, das den Zugang Finsterwalders stützt: Stets respektvoll, aber auch vollkommen furchtlos changiert der Film zwischen Videoclip-artigen Close-ups und gravitätischen Totalen, akustisch unterlegt mit „ahistorischen“ Songs von Le Tigre bis Portishead. Ganz besonders gelingt auf diese Weise das Augenmerk auf Details und die „ Stets respektvoll, aber auch vollkommen furchtlos changiert der Film zwischen Videoclipartigen Close-ups und gravitätischen Totalen. “ KRIMINALFILM Was den Briten ihr Sherlock Holmes ist, personifiziert sich – ein paar Jahrzehnte später – bei den Franzosen in Gestalt des Kommissars Maigret. 75 Romane und 28 Kurzgeschichten lang ließ der belgische Schriftsteller Georges Simenon den Pariser Polizisten ermitteln, und auch die Verfilmungen des Stoffes sind Legion – Charles Laughton, Jean Gabin oder Heinz Rühmann sind nur einige der Stars, die die Rolle des Maigret im Lauf der Zeit verkörperten. Nun macht sich Patrice Leconte, der schon 1989 in „Die Verlobung des Monsieur Hire“ mit der Verfilmung eine George-Simenon-Romans erfolgreich war, daran, sich im schlicht „Maigret“ betitelten neuen Film anhand der Vorlage „Maigret und die junge Tote“, der Krimi-Figur neues cineastisches Leben einzuhauchen. Als Protagonisten hat Leconte mit Gérard Depardieu einen Titanen des frankophonen Kinos zur Hand, und dem mittlerweile 73-jährigen Koloss von einem Schauspieler scheint die Rolle dieses Maigret auf den Leib geschrieben. Jedenfalls ist des Altmeisters Performance mehr als ein Argument, auch zur Lecont’schen Maigret-Interpretation ins Kino zu pilgern. Depardieu ist also der Lichtblick in einer sonst sich verzettelnden Inszenierung: Endloses „Sisi & Ich“: In Frauke Finsterwalders Filmdrama geht es einmal mehr um die unglückliche Kaiserin Elisabeth. Diesmal wird dies aus Sicht ihrer „Begleiterin“, Gräfin Irma, erzählt. (K)ein Sturm der Liebe Herstellung von Atmosphäre. Jahre, in denen Sisi sich kaum mehr in Wien aufhielt, sondern durch Europa reiste, formen sich zu einer Art spiritueller Vorstufe einer Erlösung. Der immer stärker werdende Sturm, der in Irmas Zimmer auf Korfu die Dunkelheit der Nacht durch das offene Fenster weht, setzt sich allmählich als schwarzes Loch im Inneren der Figuren fort. „Schwöre, dass du mich liebst!“ Als Irma aufsteht, um das Fenster zu schließen, erhellt ein Blitz das Zimmer und erleuchtet Sisi (Susanne Wolff) auf einem Sessel neben Irmas Bett. Da schon fast ein Gespenst ihrer selbst, das, husch, zu ihr unter die Decke schlüpft. Zu diesem Zeitpunkt ist die unverheiratete, kinderlose Irma schon in die 30 Jahre ältere Sisi verliebt. Es ist vor allem das emotionale Verwirrspiel, in dem sich die Beziehung zwischen Irma und Sisi bewegt, das Finsterwalder interessiert und über das sie sich gekonnt an eine Interpretation von Sisis Charakter und Eine Paraderolle für Gérard Depardieu Herumreden und eine ausufernd mäandernde Handlung machen es nicht leicht, dem Plot zu folgen und lassen mehr Langeweile denn Spannung aufkommen. Was in einer verregneten Nacht in Paris beginnt, wird zur Mordermittlung schlechthin: Eine junge Frau liegt tot in der Gosse, ihr Abendkleid ist zerfetzt und blutverschmiert. Kommissar Maigret, pfeiferauchend wie eh und je, betritt die Bildfläche und macht sich auf die Suche nach den Hintergründen und Tätern. Und muss sich in den Abgründen der Pariser Gesellschaft zurechtfinden. Depardieu sei Dank, dass er diese Rolle genial auszufüllen vermag. (Otto Friedrich) Zwei Frauen auf Reise Susanne Wolff (li.) als Kaiserin Elisabeth, Sandra Hüller als Irma Gräfin von Sztáray in Frauke Finsterwalders Film „Sisi & Ich“. Persönlichkeit wagen kann. Getrieben vom verständlichen Wunsch, Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben, reglementiert Sisi ihren eigenen Körper durch strikte Diät, Bewegung und Drogen, kontrolliert ihr (Erscheinungs-)Bild, aber auch (nicht nur ihre eigenen) Gefühle. Im permanenten Wechsel von Nähe-Herstellen und Zurückweisen übt sie gerade gegenüber Irma ein immenses Machtgefälle aus und macht sich diese Frau gefügig. Mit fortschreitender Depression isoliert Sisi sich immer mehr, was auch Irma tief ins Unglück stürzt. Ein letztes Aufraffen ist jene Reise nach Genf. „Schwöre, dass du mich liebst!“, schüttelt die lebensmüde Sisi aus Irma die Versicherung heraus: „Mehr als alles, alles, alles.“ In Finsterwalders Film wird Lucheni die Macht der Tat entzogen. Und sie der Liebenden gegeben. Sisi & Ich D/A/CH 2022. Regie: Frauke Finsterwalder. Mit Sandra Hüller, Susanne Wolff. Panda. 132 Min. Gérard Depardieu in der Titelrolle von Patrice Lecontes „Maigret“. Maigret F 2022. Regie: Patrice Leconte. Mit Gérard Depardieu. Polyfilm. 88 Min.

DIE FURCHE · 13 30. März 2023 Medien 21 Die Bundesregierung verkündete die Einigung auf ein neues Finanzierungsmodell für den öffentlich-rechtlichen Funk. Was ist da zu erwarten, was ist weiter unklar? Eine Analyse. Beiträge zum ORF Von Otto Friedrich Die Bundesregierung hat sich schließlich doch auf ein neues Finanzierungsmodell für den öffentlich-rechtlichen ORF, das weitaus größte Medienunternehmen im Land, geeinigt. Diese Neuaufstellung war notwendig, weil der Verfassungsgerichtshof im Sommer 2022 die bisherige Gebührenregelung aufgehoben hat. Allerdings liegen bis dato keine Gesetzesentwürfe dazu vor, die türkis- grüne Koalition verlautete einen „Ministerratsvortrag“, der die Gesetzesvorhaben benennt. Ob und welche Pferdefüße in der legistischen Formulierung noch auftauchen werden, lässt sich zurzeit noch nicht sagen. Anstatt der bisherigen „Gerätesteuer“, also einer Gebühr auf den Besitz eines Radio- oder TV-Gerätes, soll nun eine „ORF-Beitrag“ genannte Haushaltsabgabe von etwa 15 Euro pro Haushalt kommen. Die bisherige GIS-Gebühr ist ja auch deswegen völlig aus der Zeit gefallen, weil das „Konsumieren von ORF-Inhalten längst nicht mehr des Besitzes eines Rundfunkgerätes bedarf. Welche Haushalte von dieser, in vielen Ländern längst eingeführten Abgabe erfasst werden (z. B. rund um Zweitwohnsitze ist da noch einiges ungeklärt), wird sich erst im konkreten Gesetzesvorschlag offenbaren. Auch was mit den jeweiligen Landesabgaben, die in unterschiedlicher Höhe auf die bisherige GIS-Gebühr draufgeschlagen werden, geschieht, bedarf noch der Klärung (vgl. Federspiel von Peter Plaikner, rechts). „ Bis dato liegen keine Gesetzesentwürfe dazu vor, die Koalition verlautete einen ‚Ministerratsvortrag‘, der die Gesetzesvorhaben benennt. “ Gleichzeitig werden Streaming- und Social-Media-Möglichkeiten für den ORF erleichtert. Insbesondere soll die Beschränkung, ORF-Inhalte nur sieben Tage lang streamen zu dürfen, fallen. Weiterbestand von RSO Wien und ORF Sport+ Mit der Bekanntgabe der Finanzierungsreform für den ORF wurden auch zwei der umstrittenen Sparthemen angesprochen, die in der Kultur- und in der Sportszene für Nervenflattern gesorgt hatten: So sprach sich die Regierung sowohl für den Weiterbestand des RSO Wien als auch des Spartenkanals ORF Sport+ aus. Wie das allerdings bewerkstelligt werden soll, ist nicht klar: Muss der ORF weiter die „Krot“ der beiden Institutionen, die er als von ihm unfinanzierbar dargestellt hatte, schlucken? Wird es andere Lösungen (Ausgliederung etc.) geben? Und wie will die Regierung verhindern, dass beim nächsten Engpass RSO und Sport+ wieder zur Disposition gestellt werden? Bei den Sparvorgaben in Richtung ORF sprach Medienministerin Susanne Raab auch davon, Sonderprivilegien für ORF-Mitarbeitende durchforsten zu wollen. Ähnliches war vor einigen Jahren schon bei der Österreichischen Nationalbank ein Thema, das sich jedenfalls über Jahre hinzog, bis eine Lösung gefunden wurde. Schwer vorstellbar, dass dies beim ORF leichter sein wird. Und die größte Baustelle, die Entpolitisierung der ORF-Gremien, ist auch unter dieser Regierung kein Thema – bzw. findet sich einmal mehr auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben. FEDERSPIEL Heimliche Regionalsteuer Niederösterreich verzichtet auf die mit der Rundfunkgebühr eingehobene Landesabgabe. Leichter lässt sich ein Treffer nicht erzielen, als dieses schnelle Tor der neuen schwarzblauen Regierung in St. Pölten. Denn es ist gleichgültig, ob die Regionalsteuer wie bisher in der GIS oder bald in der Haushaltsabgabe versteckt wird. Die Bürger werden immer den Gesamt-Zahlbetrag mit dem ORF-Beitrag gleichsetzen, obwohl das Medienhaus nur einen Teil erhält: 18,59 von den in Niederösterreich fälligen 28,25 Euro pro Monat. Ab 2024 – ohne Landesabgabe – sind nur noch 15,20 Euro zu berappen. 46 Prozent weniger: Das bedeutet pro Jahr eine Ersparnis von fast 70 Euro. Darüber freuen sich sogar Anhänger des ORF. Dass sie letztlich die 40 Millionen für die regionale Sport- und Kulturförderung bloß anders aufbringen werden, realisiert kaum ein Betroffener. Weil neben Vorarlberg das ebenfalls von einer VP-FP-Koalition im Proporz regierte Oberösterreich als einziges Bundesland schon länger auf diese Abgabe verzichtet, wächst somit der Druck auf alle anderen. In Salzburg, weil im Wahlkampf, kann Landeshauptmann Wilfried Haslauer sich einen Verzicht vorstellen, wenn der Finanzausgleich das Geld hereinbringt. In Kärnten, wo die Wahl vorbei ist, beharrt Kollege Peter Kaiser auf dem Obolus. Auf der Landesabgabe lastet der Fluch einer Jahrzehnte fortgeschriebenen Intransparenz. Die heimliche Steuer unterliegt fast durchwegs Zweckbindungen für kulturelle Zwecke. Aber sie ist de facto ein Teil der Landesbudgets. Die vermeintlich allmächtige LH-Konferenz hätte längst auf ein sauberes Etikett dafür drängen müssen. Denn die undurchsichtige Mehrzahlung schadet dem ORF. Auf dessen Landesstudios beharren aber vor allem die Landeshauptleute vehement. Ein gefundenes Fressen für die ORF-Gegnerpartei FPÖ – so lange sie nicht selbst wieder Landeshauptmenschen stellt. Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst. Von Peter Plaikner WISSEN, WIE DER HASE LÄUFT nur € 7,80* pro Monat Lesen Sie DIE FURCHE nicht nur gedruckt, sondern auch digital und sichern Sie sich jetzt das Digitalabo zum Osterpreis um 93,60 Euro statt 156 Euro. Wie Sie 40 % sparen: 1. Besuchen Sie furche.at/abo 2. 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