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DIE FURCHE 30.01.2025

DIE FURCHE · 512

DIE FURCHE · 512 Gesellschaft/Geschichte30. Jänner 2025Ort der BegegnungIm von ehemaligen jüdischen Widerstandskämpferngegründeten Kibbuz LohameiHagetaot wurde 1951 das Ghettokämpfer-Haus gegründet. Heute ist es Museum,Archiv, Bildungs- und Begegnungsstätte.Von Dan AshbelEs war am 27. Jänner 1949, genauvier Jahre nach der Befreiungdes Vernichtungslagers Auschwitz,als der Kibbuz LohameiHagetaot (Ghettokämpfer) insLeben gerufen wurde. Zwischen den StädtenAkko und Naharija, unweit der israelischenGrenze zum Libanon, versammeltensich damals einige Dutzend Überlebendedes Holocausts sowie jüdische Widerstandskämpferund Partisanen, umihren neuen Heimatort aufzubauen –unddie Geschichte ihrer Kämpfe zu dokumentierensowie die Erinnerung an die Opferder nationalsozialistischen Verfolgung zubewahren.Spitzname: „Antek“Knapp drei Monate später, am 18. April1949 – einen Tag vor dem Jahrestag desWarschauer Ghettoaufstandes –, wurdebei der Einweihung der Siedlung eine Fotoausstellungpräsentiert: „So war es: Bilderaus der Schoa und dem Widerstand“,lautete der Titel der Schau, die von JitzhakZuckerman, einem der Anführer des Aufstandesim Warschauer Ghetto (Spitzname:„Antek“), zusammengestellt wordenwar. Die darauf folgende „Aufstands Tag“-Gedenkfeier wurde fortan zu einer jährlichenZeremonie, an der Tausende teilnahmen– und die zum Datum für den offiziellenGedenktag Israels an die Schoaund den jüdischen Widerstand wurde. ImApril 1951 wurde schließlich das Jizchak-Katzenelson-Ghettokämpfer-Haus (GKH)offiziell eröffnet – benannt nach dem1886 in Minsk geborenen, ebenfalls amWarschauer Ghettoaufstand beteiligtenund im Mai 1944 in Auschwitz ermordetenDichter. Es war eine der ersten Institutionenweltweit, die dem Gedenken an dieSchrecken des Holocausts und dem jüdischenWiderstand gewidmet wurde.Heute, mehr als sieben Jahrzehnte danach,hat sich das GKH nicht nur als Museum,sondern auch als Bildungseinrichtungund Wissensquelle etabliert – mit besonderemFokus auf den jüdischen Widerstandund die Enstehung des Staates Israel. Zugleichwidmet man sich der Förderung demokratischerWerte. Ziele, die auch undgerade heute von großer Bedeutung sind.Rund 2,5 Millionen Gegenstände umfasstdas GKH-Archiv: Briefe, Dokumente, Tagebücher,Fotografien, KunstsammlungenLesen Sie dazuauf furche.atvon Otmar Lahodynsky:„MarekEdelman unddas WarschauerGhetto: ,Nichtmit gesenktemKopf sterben‘“(12.4.2023).Das Ghettokämpfer-Haus wurde 1951 in Israel als erstesHolocaustmuseum weltweit eröffnet, um der Schoa und demjüdischen Widerstand zu gedenken. Eine Würdigung.SprechendeErinnerungoder auch Alltagsgegenstände. Unter denBriefen befinden sich etwa jene von IsraelKastner, in denen er von seiner Frustrationüber die misslungenen Versuche berichtet,die ungarischen Juden vor der Vernichtungzu retten. Es sind Geschichten von unglaublichemLeid auf der einen Seite – undunvorstellbare Rettungsgeschichten aufder anderen.Unter dem Namen „Yad Layeled“ (Gedenkstätteder Kinder) ist zudem ein Museumfür und über Kinder integriert, dasaltersgerechte Zugänge zum Thema bietet.„König Matz der Erste“ nennt sich etwaein Erlebnisbereich, der sich auf dengleichnamigen Roman von Janusz Korczak„ Im Zentrum für humanistische Bildungim Ghettokämpfer-Haus werdenmuslimische und christliche Araber,Drusen, jüdische Gymnasiasten undLehrkräfte zu Dialogen eingeladen. “konzentriert: Korczak wurde im August1942 – gemeinsam mit den Kindern des vonihm gegründeten Waisenhauses – im VernichtungslagerTreblinka ermordet. JungeBesucher haben hier die Möglichkeit, KorczaksWeltanschauung kennenzulernen –wie auch jene von Jakov Gutterman, derden Holocaust überlebte und das Buchillustrierte. Der Raum vermittelt eine klareBotschaft: Kinder haben die Kraft, Einflussauf die Welt zu nehmen. Lichtfragmentestehen für die Träume, Gedanken,Wünsche und Leben jener Kinder, die ihreKindheit verloren und fast keine Spur hinterlassenhaben.Auch ein Zentrum für humanistische Bildungwurde 1995 im Ghettokämpfer-Hausgegründet. Sein pädagogischer Ansatz istbahnbrechend: Muslimische und christlicheAraberinnen und Araber, Drusen, jüdischeGymnasiasten und Pädagoginnenwerden hier zu interkulturellen Dialogeneingeladen. Der Lehrerverband des Zentrumsbietet eine nachhaltige langfristigePartnerschaft zwischen arabischen und jüdischenLehrkräften aus Israel und ihrenKollegen aus Deutschland, die gemeinsammit multikulturellen Studentengruppenarbeiten.Austausch durch „Talking Memory“Ebenso bedeutsam ist das „TalkingMemory“-Programm, das 2020, nach derPandemie, ins Leben gerufen wurde, umdie Erinnerung an den Holocaust durchWebinare und Vortragsreihen lebendigzu halten und neue Generationen zu erreichen.Auch bislang wenig erforschte Themenwerden hier behandelt, etwa sexuelleGewalt gegen jüdische Frauen und Kinderwährend und nach der Schoa. Ebenso werdenhier der Holocaust und spezifischeEreignisse wie das Warschauer Ghettoaus verschiedenen nationalen Perspektivenbetrachtet. Historiker und Pädagogenaus aller Welt bieten in Vorträgen und anschließendeninteraktiven Diskussionenneue Einblicke in die komplexe Geschichteder Schoa.Insbesondere seit dem 7. Oktober 2023haben die „Talking Memory“-Webinareeine noch größere Bedeutung erlangt.In einer Zeit, in der der AntisemitismusFoto: GFHerstarkt und das von den Überlebenden derSchoa geprägte Motto „Nie Wieder“ neu zuinterpretieren ist, trägt „Talking Memory“dazu bei, die Lehren der Vergangenheitzu bewahren und weiterzugeben. Das Programmhat sich nicht nur als Plattform fürdie akademische Auseinandersetzung mitder Geschichte des Holocausts etabliert,sondern auch als ein Ort, an dem wichtigeFragen über Menschenrechte, Gerechtigkeitund die Rolle der Erinnerung in derheutigen Gesellschaft diskutiert werden.Wesentlich dafür ist die Zusammenarbeitmit einer Vielzahl von Institutionenund Forschungseinrichtungen weltweit.Das Haus der Ghettokämpfer pflegt etwaenge Partnerschaften mit der in Bonnansässigen Friedrich Ebert Stiftung, demDänischen Museum für Jüdische Geschichte,dem Rabin Chair Forum der UniversitätWashington, dem Johannesburg Holocaustand Genocide Center, dem Institut für JüdischeGeschichte in Rumänien und vielenanderen Institutionen in aller Welt. DiesePartnerschaften ermöglichen es, die Veranstaltungendes „Talking Memory“-Programmsdurch eine Vielzahl von Perspektivenund Expertenwissen zu bereichernund Themen aus unterschiedlichen Blickwinkelnzu beleuchten.Auf Shortlist für Simon-Wiesenthal-PreisEin zentrales Ziel des „Talking Memory“-Programms ist es, eine Bildungsplattformzu bieten, die sowohl Akademikern, Forscherinnenund Lehrkräften wie auch derbreiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Familienvon Holocaust-Überlebenden gehörenebenso zu den Zielgruppen wie Schülerinnenund Schüler sowie allgemein Interessierte,die mehr über die Schoa erfahrenmöchten. Durch die interaktive Natur derVeranstaltungen und den direkten Dialogwird die Erinnerung an den Holocaust zueiner aktiven Auseinandersetzung mit denHerausforderungen der Gegenwart.Auf diese Art leisten das Ghettokämpfer-Hausund das „Talking Memory“-Programmeinen unverzichtbaren Beitrag zurinternationalen Erinnerungskultur. Siebewahren das Erbe der jüdischen Partisanenund Widerstandskämpfer und vermittelndie Geschichten derer, die gegen dasNaziregime kämpften. Umso erfreulicher,dass das Ghettokämpfer-Haus heuer aufder Shortlist für den Simon-Wiesenthal-Preis steht. Diese Auszeichnung würdigtInstitutionen und Einzelpersonen, die sichin besonderer Weise für die Förderung derErinnerungskultur und gegen Antisemitismusund Intoleranz einsetzen.Das ist umso wichtiger, als heute nurnoch wenige Überlebende von ihren eigenenErfahrungen berichten können. Einervon ihnen ist Haim Raanan, der nichtnur den Holocaust in Budpaest überlebthat, sondern auch den Terrorangriff aufden Kibbuz Beeri am 7. Oktober 2023. Auchbei der letztjährigen Gedenkfeier zum Jahrestagdes Aufstands im Warschauer Ghettowar er noch dabei. Haim und alle Überlebendensind eine Quelle der Inspiration,der Hoffnung und des Glaubens an dieWiderstandsfähigkeit des menschlichenGeistes.Der Autor war von 2005 bis 2009 Botschafterdes Staates Israel in Österreich undüber 40 Jahre im diplomatischen Diensttätig. Seit einigen Jahren übersetzt erDokumente und Briefe vom Archiv des GKHins Hebräische, um sie auch den nächstenGenerationen zugänglich zu machen.TIPP:Mehr Infos zu den Angeboten des Ghettokämpfer-Hausesgibt es auf gfh.org.il/eng

DIE FURCHE · 530. Jänner 2025Gesellschaft/International13Im Jemen wurde eine Krankenschwester aus Indien zum Tode verurteilt. Es geht um einen brutalen Mord, Vorwürfe der sexuellen Nötigungund diplomatisches Tauziehen. Der Kriminalfall wirft auch ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen von Gastarbeitern in der Region.Nur „Blutgeld“ kann sie noch rettenVon Wolfgang KuhnAls Rashad al-Alimi Ende Dezemberein Todesurteil unterschreibt,ist dies nicht mehrals ein Routineakt. Mehr als90 solcher Dekrete hat der Vorsitzendedes Präsidialrates der Republik Jemenlaut Amnesty International in diesemJahr bereits verabschiedet. Und doch ist beidiesem Fall etwas anders, denn er steht imBlickpunkt der internationalen Aufmerksamkeit.Bei der Verurteilten handelt essich um eine indische Staatsbürgerin, derein Mord an einem Einheimischen vorgeworfenwird. Demnach soll Nimisha Priyaim Jahr 2017 ihren Geschäftspartner TalalAbdo Mahdi umgebracht haben. Unter welchenUmständen es zu der Tat gekommenist, scheint ebenso nebulös wie das diplomatischeTauziehen zwischen Indien,den wechselnden jemenitischen Vertreternund iranischen Mittelsmännern. Feststeht: Mit der Unterschrift des Präsidentenkann die 34-Jährige nur noch eines vordem Tod durch Erschießen retten: Blutgeld.Dabei deutet im Jahr 2008 nichts daraufhin, dass Nimisha Priya im Jemen eineStraftat begehen würde, im Gegenteil:Sie will Krankenschwester werden in einemLand, das ihr im Gegensatz zu ihrerHeimat eine Chance zu geben scheint. Siewächst im südwestindischen BundesstaatKerala in bitterer Armut auf, eine lokaleKirche finanziert der Heranwachsendeneinen Kurs im Gesundheitswesen. Dochdie Qualifikation reicht nicht aus, um alsPflegekraft in einem offiziellen Krankenhauszu arbeiten. Im Jemen schaut die Sacheanders aus. Zwar gilt das Land schondamals als das Armenhaus im MittlerenOsten, doch für viele indische Gastarbeiterund -arbeiterinnen ist es aufgrund der geografischenNähe ein attraktives Ziel: DieZutrittsbeschränkungen am Arbeitsmarktsind niedrig, die sicherheitspolitische Lageeinigermaßen stabil. Noch.Er konfiszierte ihren ReisepassIn der Hauptstadt Sanaa beginnt Priya,in einem staatlichen Spital zu arbeiten.Trotz der kulturellen Unterschiede scheintes zunächst gut zu laufen, in regelmäßigenAbständen schickt die junge Frau Geld anihre Familie. Nur 2011 wird sie kurzfristignach Hause zurückbeordert; die Eltern habeneine Heirat arrangiert, den Ehemann –einen lokalen Tuk-Tuk-Fahrer – hat sie niezuvor gesehen. Gemeinsam kehren die beidenin den Jemen zurück und ein Jahr späterkommt nicht nur eine Tochter auf dieWelt, es folgen auch erste finanzielle Probleme.Das Paar spürt am eigenen Leib, wiesich die wirtschaftliche Lage einzutrübenbeginnt, die Inflation explodiert, es gehtsich hinten und vorne nicht mehr aus. Inder prekären Situation beschließt Priya, ihrenGatten und die Tochter zurück nach Indienzu schicken und alles auf eine Kartezu setzen: Sie will mit dem Ersparten eineigenes Krankenhaus eröffnen.Das jemenitische Recht schreibt ausländischenInvestoren vor, sich mindestenseinen lokalen Partner suchen zumüssen. Ein solcher ist mit dem TextilienhändlerTalal Abdo Mahdi auch schnellgefunden. Der frühere Patient Priyas hatzwar keine medizinische Erfahrung, dafürjedoch gute Kontakte zur amtierendenObrigkeit. Diese kommt im September2014 jedoch selbst unter Druck, als dieschiitischen Huthi-Rebellen die HauptstadtSanaa einnehmen. Rasch wird klar,dass sich der Bürgerkrieg zu einer dergrößten humanitären Katastrophen derjüngeren Zeit entwickeln würde, und Indienfordert seine Staatsbürger dazu auf,Foto: Handoutso rasch wie möglich in die Heimat zurückzukehren.In dieser Situation trifftNimisha Priya eine verhängnisvolle Fehlentscheidung:Sie entschließt sich, zu bleiben.Zu viel hat sie bereits in ihr Projektinvestiert, zu wenig weiß sie über dasgefährliche Geflecht widersprüchlicherInteressen im und um das Land. Es würdeschon nicht so schlimm werden, denkt sie.Also eröffnet sie 2015 ihre Al AmanMedical Clinic, eine medizinische Einrichtungmit 14 Betten. Diese sind de factoständig belegt; der Bürgerkrieg spült konstantfrische Kundschaft in die Krankenhäuser.Doch von dem Geld soll die Gründerinnichts gesehen haben. Seit der Machtübernahmedurch die Huthi hat sich PartnerTalal Abdo Mahdi verändert: Er behältnicht nur sämtliche Einnahmen für sich,sondern konfisziert wenig später auch denPass seiner Geschäftspartnerin. Nach Angabender Times of India wirft ihm PriyasFamilie noch weitere Verfehlungen vor,die sich allerdings nicht belegen lassen.Die Rede ist von Drohungen, körperlichenÜbergriffen und sexueller Nötigung.„ Obwohl die Verhandlung zurGänze in arabischer Sprachegeführt wird, erhält die indischeStaatsbürgerin weder einenAnwalt noch einen Übersetzer. “Mord ohne Vorsatz?Die Lage spitzt sich jedenfalls so weit zu,dass Nimisha Priya im Juli 2017 nur nocheinen Ausweg zu sehen scheint. In einemletzten Versuch, ihren lebenswichtigenPass wiederzubekommen, stellt sie Mahdizur Rede. Vor Gericht sagt sie später, siehätte ihn mit Ketamin lediglich betäubenwollen, um an ihre Dokumente heranzukommen.Doch die Dosierung des Narkosemittelsist zu hoch, das Opfer sackt in sichzusammen – und stirbt. Panisch wendetsich Priya an eine befreundete Krankenschwester.Die beiden zerhacken den Leichnamund entsorgen die sterblichen Überresteschließlich in einem Wassertank. Sieselbst versucht noch zu fliehen, doch nurwenige Tage später wird sie an der Grenzezu Saudi-Arabien von jemenitischen Behördenverhaftet.Ein Jahr später wird Nimisha Priya erstmalszum Tode verurteilt, in einem Prozess,den internationale Beobachter alsfragwürdig einstufen. Obwohl die Verhandlungzur Gänze in arabischer Sprachegeführt wird, erhält die indischeStaatsbürgerin weder einen Anwalt nocheinen Übersetzer. 2020 wird das Urteil bestätigt;seitdem bemühen sich indische Diplomatenhinter den Kulissen, auf die Defacto-Regierungder Huthi einzuwirken.Unterstützt werden sie dabei von Mittelsmännernaus dem Iran, die sowohl zu denRebellen als auch zu Indien gute Beziehungenpflegen. Fortschritte werden erzielt, eineVerhandlungsgrundlage wird geschaffen,bis die Gespräche im November 2023zum Erliegen kommen. Die im Kontextdes Gaza-Krieges begonnenen Angriffeder Huthi auf die internationale Seeschifffahrtim Roten Meer und Golf von Aden blockierenauch diese Gesprächskanäle.Lesen Sie schonFURCHE-Newsletter?Ihre ausgewähltenLieblingsthemenab sofort täglichin Ihrer Mailbox.Jetzt anmelden:furche.at/newsletterLesen Sieauch „Indien:Der bevölkerungsreichsteStaat der Erde“(25.1.23) vonBrigitte Quintauf furche.at.Jetzt neu:täglicheRessort-NewsletterLetzteHoffnung?Nimisha Priya soll2017 ihren Geschäftspartnerumgebracht haben.Ihr droht ein Todesurteil.Nur durcheine Einigung mitder Opferfamiliekönnte sie die Vollstreckungnoch abwenden.Priyas Fall ist letztendlich auch ein Beispiel,wie vulnerable Gruppen wie Gastarbeiterim Räderwerk komplexer Zusammenhängezerrieben werden können. Nach Angabenvon Menschenrechtsorganisationenzählt etwa das Konfiszieren von Reisepässenoder das Einbehalten von Löhnenzu den „problematischen Praktiken“ in derRegion, nicht nur im Jemen. Bei Rechtsverstößendurch Arbeitgeber bleibt den Betroffenenwenig Spielraum, um sich zur Wehrzu setzen. Begünstigt wird die Ausbeutungauch durch das auf der Scharia basierendeRechtssystem des Landes. Paradoxerweiseist letzteres nun Nimisha Priyas letzte Hoffnung:Nach der Scharia kann das Todesurteilüber einen Akt der Vergebung durchdie Familie des Opfers aufgehoben werden.Konkret erreicht wird dieser Ablass überein Diyya, also Blutgeld, dessen Höhe mitVertretern der Opferfamilie verhandelt werdenmuss. Doch diese ist selbst in die Stammesfehdendes Jemen verstrickt und dementsprechendaufgesplittert und die Uhrtickt: Nach der Unterschrift durch den Präsidentendauert es im Regelfall nur Wochen,bis das Urteil vollstreckt wird.Journalismus mit Sinn.

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