DIE FURCHE · 35 12 Diskurs 29. August 2024 ZEITBILD Foto: AFP / Polaris Program / John Kraus IHRE MEINUNG Schreiben Sie uns unter leserbriefe@furche.at Giftiger Patriotismus Von Manuela Tomic Nr. 34, Seite 11 Vor der Tür ins Weltall GLAUBENSFRAGE de – CO2-bindende Ackerböden. Auch gesunde Wälder gibt es noch, wenn auch immer öfter gefährdet durch Raubbau und Klimawandel. Aber immerhin: Bei uns ist die Welt noch halbwegs in Ordnung. Der große Haken daran: Wir haben sämtliche umweltbelastende Produktionen nach Asien und Afrika ausgelagert! Menschenverachtende, Leid, Krankheit und Krieg verbreitende, die Umwelt zerstörende Ressourcenbeschaffung existiert unter anderem auch deshalb, weil wir uneingeschränkt und exzessiv unsere Handys, Autos (ja, auch Benziner sind gemeint), Fernseher, Computer, Rechenzentren und vieles mehr benutzen und uns keinen Deut darum scheren, wie es anderen Menschen dabei geht. Wie viele Konsumfreaks sind wohl unter den Protestierenden in Serbien? Es ist klar, dass Umweltbedürfnisse berücksichtigt werden müssen und Christus wehret allem Leiden Von Ines Charlotte Knoll Die vier Raumfahrer sollen sich bis zu 1400 Kilometer von der Erde entfernen – so weit wie kein Astronaut seit den Apollo-Mondmissionen der NASA: Mit Spannung wird derzeit das Projekt des von Elon Musk gegründeten Raumfahrtunternehmens SpaceX verfolgt; der Start von Cape Canaveral in Florida wurde bei Redaktionsschluss (28. August) erneut verschoben. „Polaris Dawn“ heißt die Mission, bei der die Crewmitglieder – allesamt keine Berufsastronauten, sondern Privatpersonen – fünf Tage in der Erdumlaufbahn verbringen sollen. Weiters geplant ist ein „Außeneinsatz“ mit Spaziergang im All: Der milliardenschwere Unternehmer Jared Isaacman (links) sowie die SpaceX-Ingenieurin Sarah Gillis (Zweite von rechts) wollen das Raumschiff für 15 bis 20 Minuten verlassen – eine Premiere für „Privat astronauten“. Das ist zugleich eine Gelegenheit, um einen neu entwickelten Raum anzug der Firma SpaceX zu testen. Generell soll viel Technik geprüft werden, unter anderem die Weltraumkommunikation mit Laserlicht statt mit Funkwellen. Zudem werden 36 Experimente für US-Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt, fast alle davon im Bereich der Medizin. „Polaris Dawn“ soll laut Plan von Missionschef Isaacman nur der erste von drei Flügen sein. Zum Abschluss sollen erstmals Passagiere an Bord eines Riesenraumschiffs im Weltall kreisen. (M. Tauss) Manuela Tomic plädiert für ein Referendum bezüglich einer Lithiumabbaustätte in Serbien. Das klingt erst einmal plausibel bei den starken Protesten der Bevölkerung. Lasst uns aber die Situation näher betrachten: Wir in Europa – und da meine ich nicht nur die EU – sind stolz auf unsere vergleichsweise intakte Umwelt. Wir haben immer noch Seen, in denen man problemlos schwimmen kann, Flüsse, die klar sind, und gute – wenn auch immer weniger werdendas auch exekutiert werden muss. Aber der Abbau jener Ressourcen, die wir in Europa benötigen, sollte auch in Europa so umweltfreundlich wie möglich stattfinden. Dann werden wir vielleicht auch zu einem verantwortungsvollen Konsum finden beziehungsweise uns von Abhängigkeiten, die unser Leben immer mehr beeinträchtigen statt verbessern, befreien. Karl Wagner, 2362 Biedermannsdorf Maria ist brat Von Till Schönwälder Nr. 33, Seite 9 Der Artikel unternimmt den Versuch, die päpstliche Dogmatik hinsichtlich der Bedeutung Mariens zu dekonstruieren. Im Hinblick auf die ökumenischen Bestrebungen scheint dies auch durchaus legitim. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob es tatsächlich nötig ist, die Muttergottes mit einem US-amerikanischen Schimpfwort zu attribuieren. Normalerweise steht diese Bezeichnung für eine durchtriebene, skrupellose Frauensperson, die – wie beispielsweise die eher zwielichtige Herzogin von Sussex – in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich ist, um an ihr Ziel zu gelangen. Wenn wir die zitierte preußische Göre „mal“ beiseitelassen, kennen wir in unserem Sprachgebiet durchaus treffende Übersetzungen wie „Luder“, (unverschämter) „Fratz“ oder „G’fraßt“ – allesamt nicht unbedingt schmeichelhafte Anreden. Ob solche beleidigende Titulierungen der angestrebten Einheit des Christentums förderlich sind? Dr. Martin Grünzweig, 8010 Graz Klebewohl „Zugespitzt“ von Isabel Frahndl Nr. 32, Seite 11 Frau Frahndl spricht mir aus dem Herzen! Ich wollte, ich wäre in der Lage, das „Klebewohl“ so treffend zu formulieren! Mag. Roland Hable, Zell am See In dieser Ausgabe der FURCHE finden Sie einebezahlte Beilage von Plan International. Am 1. September wartet fix 1 Million Euro im Sechser Gewinnrang bei LottoPlus LottoPLus wird garantiert millionenschwer Der Ziehungsabend am Sonntag, den 1. September 2024 wird ein ganz besonderer, denn es gibt gleich zwei Möglichkeiten, Lotto Millionär zu werden: Neben dem Lotto Sechser, bei dem es stets um zumindest 1,2 Millionen Euro geht, steigt auch die Gewinnsumme für die „sechs Richtigen“ bei LottoPlus in höhere, in siebenstellige, Sphären. Die Österreichischen Lotterien dotieren am kommenden Sonntag den Sechser Gewinnrang auf exakt 1 Million Euro auf. Die LottoPlus Ziehung bietet den Lotto Tipps, sofern sie daran mitspielen, eine zweite Gewinnchance. Für 50 Cent pro Tipp ist man auch bei LottoPlus dabei. Im Gegensatz zu Lotto gibt es hier kein Jackpot-Prinzip. Gibt es also keinen Sechser, dann wird die Gewinnsumme auf die Fünfer aufgeteilt. Das heißt, die LottoPlus Sechser-Million gelangt am 1. September jedenfalls zur Auszahlung. Thomas May moderiert die Ziehung am 1. September 2024, wenn es beim LottoPlus Sechser um 1 Million Euro geht. Foto: Österreichische Lotterien / Andreas Friess Jetzt ist die Welt so, wie sie sein darf am Meer und im Licht dieses Tages – wahre Schönheit Du eines Augenblicks, der zu tiefstem Dank in diesem seltenen Glücksflimmern verpflichtet; während die Seele schon weiß von der Hölle, die auch Alfred Kubin periodisch erleben musste. Ihm ist in der Albertina Modern eine Ausstellung gewidmet. Zur rechten Zeit, der Expressionist protokolliert den Dunkeltraum der Schrecken, der Schmerzen und das ungeheure Ausgesetztsein. Und er meint, was ihm selbst und was jedem Menschen geschehen kann und geschieht. Das Leiden dieser Welt kann in die Bilder blicken und fühlt sich verstanden in ihrer vielstimmigen Klage. Ja, diese Ausstellung ist ein heilender Spiegelsaal. Überdies sind es Gegenbilder, die bleiben und die in ihrer Gesamtheit eine Korrekturlinie ziehen zwischen den Welten dieser Welt. Auf der anderen Seite dieser Sicht macht sich eine neue Religion breit: die Religion eines aktuellen Neo-Expressionismus von Individuen aller Art, dem ultimativen Sofortismus zugeeignet, allen und zugleich eigentlich niemandem. Es ist eine Kriegsreligion, darin die Sofortismen sich unkontrolliert äußern und unkontrollierbar geworden sind und sich blindwütig entfaltend wild weiter wachsen zu einem undurchdenkbaren Bild- und Gedankenkoloss. Am Meer indes singen vier Wörter in mir: „Christus wehret allem Leide“. Es ist schon mein Augustmantra. Der im Jahr 1994 verstorbene Theologe Jacques Ellul hatte mit prophetischer Deutungshoheit gewarnt vor der Perfektionierung der Kommunikationsmittel. „Heiße Luft“ würde uns verkauft und die Menschen abgelenkt „von aller Ethik des Handelns, die in der Hoffnung auf Auferstehung ruht“. JA! Aus der Liebesmacht kommt das neue Leben und der Hoffnung Mut, allem Leben etwas zu sein. Christus wehret allem Leide! Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i. R. RELIGION IN KÜRZE ■ Papst Franziskus besucht Asien-Pazifik-Region Am Montag startet Papst Franziskus seine bislang längste Auslandsreise. Innerhalb von zwölf Tagen besucht er Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Neben Begegnungen mit Staatsspitzen sind Treffen mit Menschen am Rande der Gesellschaft sowie der Dialog mit dem Islam die Schwerpunkte. In Jakarta wird er einer interreligiösen Feier in der größten Moschee Südostasiens vorstehen. MEDIEN ■ Telegram-Chef Durow in Frankreich festgenommen Der in Frankreich festgenommene Chef der Messenger-App Telegram, Pawel Durow, bleibt in Polizeigewahrsam. Gegen ihn lag ein Haftbefehl wegen Vorermittlungen im Zusammenhang mit Vorwürfen wie Drogenhandel, Online-Mobbing und Förderung des Terrorismus vor. Ihm wird vorgeworfen, nicht genug dafür getan zu haben, die Nutzung seines Dienstes für kriminelle Zwecke zu verhindern.
DIE FURCHE · 35 29. August 2024 Kultur 13 Das Gespräch führte Erich Klein Nina Chruschtschowa (geb. 1962), Urenkelin von Nikita Chruschtschow, studierte an der Moskauer Lomonossow-Universität, verließ 1991 Russland und wurde 1998 in Princeton mit einer Arbeit über Dickens und Gogol promoviert. Sie war Assistenzprofessorin an der Columbia University und arbeitete an der NYU School of Law, sie schrieb Bücher über Nabokov, ihren Urgroßvater und zuletzt einen umfangreichen Bericht über ihre Reise durch Russlands elf Zeitzonen von Kamtschatka bis Kaliningrad. Ende Juli hielt Chruschtschowa die Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele, die kontroversiell diskutiert wurde. DIE FURCHE: Sie leben seit über dreißig Jahren in Amerika, länger als zuvor in Russland. Ein Leben auf Messers Schneide? Nina Chruschtschowa: Das ist es. Wie Nabokov, der sich als marginal, als Randfigur bezeichnete. Ich bewege mich ständig am Rande – das erlaubt eine doppelte Sichtweise. Mein Zuhause ist New York, Russland ist mein Heimatland. Ich habe dort jahrelang meine Familie besucht, mein berufliches Leben spielt sich eher in den Vereinigten Staaten ab. Mit dem Krieg wurde ich wieder russischer, so hochtrabend das klingen mag. Aber wenn etwas derart Schreckliches mit deinem Land passiert und dein Land einer anderen Nation etwas so Schreckliches antut und behauptet, alle Russen seien daran beteiligt, dann kannst du nicht einfach marginaler Beobachter bleiben. DIE FURCHE: Wollten Sie Russland nie abschütteln? Chruschtschowa: Ich kann vor allem meinen Namen nicht loswerden. Ich hätte ihn ändern können, aber ich mag ihn. Ich bin sogar stolz darauf – ich habe gerade ein Buch über Nikita Chruschtschow geschrieben und dabei viele Dinge erfahren, die mir zutiefst verhasst sind. Aber ich bin in Russland aufgewachsen und ein Sprichwort besagt: Das Vaterland versteckst du nicht einfach in der Tasche. Man ist für das Gute und das Schlechte seines Landes verantwortlich. DIE FURCHE: Ist Ihnen die öffentliche Entschuldigung bei den Ukra inern für die russischen Verbrechen in Ihrer Rede bei den Salzburger Festspielen schwergefallen? Chruschtschowa: Nein! Ich habe Jahre vor dem Krieg den Dissidenten Wladimir Bukowski in London getroffen und damals gesagt: „Ich möchte mich bei Ihnen dafür entschuldigen, was dieses Land getan hat.“ Ich habe auch oft daran gedacht, mich bei den Pasternaks zu entschuldigen, aber wer bin ich schon, um zu den Pasternaks zu gehen und zu sagen, dass ich mich zutiefst für das schäme, was damals passiert ist. Ich danke Gorbatschow jeden Tag, dass er uns ein derartiges Geschenk machte, als er sagte: „Das ist ein freies Land, macht was ihr wollt.“ Ich habe gemacht, was ich wollte, und bin nach Amerika gegangen. Trotzdem muss ich immer noch, so wie ich es heute für Russland tue, Verantwortung übernehmen. DIE FURCHE: Die Ukrainer beeindruckt das nicht besonders … Chruschtschowa: Sie werden jeden Tag bombardiert. Trotzdem ist es wichtig, anzuerkennen, dass wir uns schlecht fühlen. Auch wenn sie darüber vielleicht wütend sind und sagen: Das ist uns egal, ob ihr euch schlecht fühlt oder nicht. Ich sage das nicht, um mich besser zu fühlen. Ich fühle mich nicht besser. Aber es ist wichtig zu sagen, wo man steht. DIE FURCHE: Was halten Sie von den Diskussionen russischer Intellektueller über den russischen Imperialismus? Chruschtschowa: Es ist nicht falsch, nur die Art und Weise, wie da diskutiert wird, ist falsch. Russland war eine Supermacht, und Supermächte sind per Definition imperialistisch. Sie stehen im Zentrum und haben Klientelstaaten. Amerika ist ein Imperium, auch wenn die Amerikaner das gerne bestreiten. Ein Pro blem, das Amerika mit Russland hat – Russland folgt einfach nicht. Dazu kommt noch, dass Putin ein psychologisches Handicap hat – er ist ein kleiner Mann, hatte den niedrigen Rang eines KGB- Majors, der aber über elf Zeit zonen herrscht. Eines Tages wurde ihm klar: Moment mal, ich bin wichtig. Wir sind wichtig. Wie können sie es überhaupt wagen – wir sind doch eine Supermacht! Das noch größere Problem besteht aber darin, dass Russland heute ein zerbrechendes Imperium in den letzten Atemzügen ist. Der Tod eines Imperiums kann sehr lange dauern, und wir wissen leider nicht, wie sich ein Binnenreich in der heutigen Welt auflöst. „ Die amerikanische Außenpolitik ist kurz sichtig und denkt im Stil von Hollywood, weil man in Hollywood immer gewinnt. “ DIE FURCHE: Haben Sie ein klares Bild, was Russlands Krieg gegen die Ukraine überhaupt soll – und wird dadurch der Zerfall des Landes beschleunigt werden? Chruschtschowa: Ich war eine halbe Stunde, bevor Putin den Krieg ankündigte, auf CNN und habe noch behauptet, dass das nicht passieren werde. Ich dachte, ich kenne meinen Putin. In Bulgakows „Der Meister und Margarita“ heißt es einmal: „Als der Deutsche zu den Patriarchenteichen kam, ist er übergeschnappt.“ Ich hielt Putin eigentlich für sehr deutsch und rational. Offenbar ging er schon ganz in den Ideen auf, wie sie Solschenizyn formuliert hatte. Mit einem großen Unterschied: Wenn Solschenizyn davon sprach, wie ein neues Russland wiedererrichtet werden sollte, hatte er keinen Krieg im Sinn. In meinem Nabokov-Buch habe ich eine Art Linear entwicklung Russlands beschrieben – dass wir uns wie bei Gogol immer nur im Kreis drehen, habe ich nicht erwartet. Foto: APA / Land Salzburg / Neumayr / Leopold / Neumayr Fotografie / Christian Leopold Die Politikwissenschafterin Nina Chruschtschowa lehnt das Politsystem von Wladimir Putin ab. Trotzdem, vielmehr gerade deswegen sieht sie sich als Russin in der Verantwortung. Warum, erklärt sie im Interview. „Das Vaterland versteckst du nicht einfach in der Tasche“ Lesen Sie auch das Interview mit Maria Stepanova: „Geschichte wurde bei uns nie Geschichte“ von Erich Klein (31.5.2023) auf furche.at. DIE FURCHE: Sie haben einmal vom Gulag im Hirn der Russen gesprochen. Ohne Putin-Versteher zu sein: Ist der Vergleich mit Stalin nicht übertrieben? Chruschtschowa: Ich habe kürzlich Sacharows Erinnerungen eher zufällig wiedergelesen und hatte lange Zeit gedacht, eigentlich ist all das schon Geschichte. Oder nehmen Sie die Gedichte von Ossip Mandelstam: Dass wir so weit in die Vergangenheit zurückfallen, hätte ich nie vermutet. Russland hat in hundert Jahren nichts gelernt, und mittlerweile sagen die Leute wieder: „Aber sie bringen vorerst niemanden um.“ Damit ist Putin gemeint. Im Grunde hat Putin ja gegen sich selbst geputscht – es hatte ja ein wirtschaftliches Leben begonnen, „Russischer geworden“ Am 26. Juli 2024 hielt Nina Chruschtschowa die (kontroversiell diskutierte) Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele. ein finanzielles Leben, ein berufliches Leben. Dieses Leben wird jetzt wieder zerstört. DIE FURCHE: Hat der Tod oder die Ermordung von Alexej Nawalny irgendeinen Effekt? Chruschtschowa: Nein. Ich weiß, dass das politisch inkorrekt ist. Es ist wie die Ermordung des Regisseurs Wsewolod Meyerhold oder des Schauspielers Solomon Michoels zu Stalins Zeiten. Später, eines Tages, hat es vielleicht Bedeutung. DIE FURCHE: Russland hat die Ukra ine überfallen, daran besteht kein Zweifel. Zugleich überschlugen sich westliche Politiker in martialischer Rhetorik, Russland müsse besiegt werden, anstatt Realpolitik zu üben. Chruschtschowa: Genau darin besteht das Problem. Zeigen Sie mir das Land, das besiegt werden will. Ich möchte – mehr als jeder andere – Putin loswerden. Aber man sollte auch versuchen, die Ursachen zu verstehen. George Kennan, dessen letzte Forschungsassistentin ich in Princeton war, sagte einmal, das Problem der amerikanischen Außenpolitik bestehe darin, dass sie immer nur in zwei Jahren denke; würde sie fünf Jahre im Voraus denken, wäre das schon großartig. Die amerikanische Außenpolitik ist kurzsichtig und denkt im Stil von Hollywood, weil man in Hollywood immer gewinnt. Sagt man aber einer Nation, dass sie besiegt werden soll, löst das einen Stalingrad-Effekt aus. Ich verstehe nicht, wie man das übersehen kann! Selbst wenn die Menschen nicht mit Putin übereinstimmen, werden sie sagen: Also, besiegt wollen wir nicht werden. DIE FURCHE: Containment, womit Ihr Lehrer Kennan den Kommunismus „eindämmte“, ist etwas anderes als Appeasement. Chruschtschowa: Ich unterrichte Propaganda und wie sie funktioniert. Es ärgert mich, dass das Wunschdenken, den Krieg gegen Russland zu gewinnen, als politischer Vorschlag ausgegeben wird. Ich habe sehr früh gesagt, man kann nur gewinnen, wenn man Truppen in die Ukra- FORTSETZUNG AUF DER NÄCHSTEN SEITE
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