DIE FURCHE · 26 6 Wirtschaft 29. Juni 2023 Die Europäische Kommission präsentierte diese Woche ihre Pläne für die Einführung des digitalen Euro. Im Bargeldland Österreich zeichnet sich massiver politischer Widerstand dagegen ab. Kind der Angst, das Angst macht Von Wolfgang Machreich Bevor die EU-Kommission diese Woche in Brüssel den Gesetzesvorschlag für den digitalen Euro vorgestellt hat, läuteten im Finanzausschuss des Nationalrats in Wien bereits die Alarmglocken. „Große Veränderungen beginnen immer häufig klein und unauffällig, so auch hier“, beschreibt Hubert Fuchs, FPÖ-Abgeordneter und früherer Staatssekretär für Finanzen in der türkis-blauen Regierung, seinen Eindruck von der Aussprache Anfang des Monats mit Nationalbank Gouverneur Robert Holzmann zum digitalen Euro. Dessen Einführung wäre für Fuchs „der Anfang vom Ende des Bargelds“. Seine Befürchtung untermauert er mit einem Zitat des für den Digitaleuro zuständigen EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Man müsse sich keine Sorgen um Bargeld machen, habe dieser gesagt, denn Banknoten würden verfügbar sein, „solange die Nachfrage danach besteht“. Für Fuchs heißt das: „Die Reise geht für die EZB dahin, dass die Banknoten mehr oder weniger abgeschafft werden.“ Außerdem gebe es „beim digitalen KLARTEXT Das dritte Modell Früher hätte man beim (stark vereinfachten) Blick auf die Welt zwei Alternativen gesehen: das marktwirtschaftlich-liberale Demokratiemodell des Westens und das autoritär-planwirtschaftliche Modell des Ostens. Von den Ländern des globalen Südens setzten manche das sozialistische Modell um und scheiterten mit großer Regelmäßigkeit. Viele realisierten das westliche Modell, allerdings oft mit unschönen Einschränkungen und Abhängigkeiten, allemal mit Heuchelei, mehrheitlich mit Korruption. Mittlerweile wurde das Westmodell angereichert durch Konsumismus und Entertainment, der „öffentliche Diskurs“ ist skurril geworden. Der lächerliche Prahlhans aus den USA und sein Putschversuch haben das ikonische US-System diskreditiert. Das soll Demokratie sein? Da schien Putin ein anderes Kaliber zu sein. Das sowjetische Modell wurde umgebaut zu einem komplizierten Gebilde rivalisierender Gruppen: Oligarchentum, Geheimdienst, Armee. Ein Mischwesen aus Brutalkapitalismus, Über die Kreditkarte zum Überwachungsstaat“ lautete die Befürchtung am 3. März 2016; nachzulesen unter furche.at. Euro keinen Datenschutz, keine Anonymität, deswegen lehnen wir ihn in dieser Form grundsätzlich ab. Wir sind und bleiben hier klare Verfechter des Bargelds.“ Bargeld ergänzen, nicht ersetzen Der zweite Abgeordnete, der sich bei der Präsentation des digitalen Euros im Finanzausschuss pointiert kritisch zu Wort meldete, war Gerald Loacker. Auch der Neos-Mandatar sieht das Bargeld „von oben und unten angegriffen“, sagt er im FURCHE-Gespräch und macht folgende Aufzählung: Nach der Einführung des Kontenregisters 2015 und den regelmäßigen Zugriffen seither darauf, nach der Aufnahme der Schließfächer in dieses Register, nach der Einführung der Bargeldobergrenze und der Begrenzungen bei Gold- und „ Ich will nicht, dass von der EZB aus alle Transaktionen der Bürgerinnen und Bürger verfolgt werden können. “ Von Manfred Prisching Korruption und Staatshoheit. Letztere wurde zugespitzt auf das auratische Machtzentrum: den Führer. Das hat allen Diktatoren gefallen. Nun hat sich der stille Imperialist aus dem Osten bei der ehrgeizigen Wiederherstellung des Zarenreichs verkalkuliert, ist in einen ungewollten Krieg geschlittert und sieht sich zuletzt noch einem Putschversuch ausgesetzt. Das bringt das Machtgefüge des Landes in Unordnung, vor allem zerstört es Aura und Charisma. Beim Trumpismus als Produkt des westlichen Systems konnten die Machthaber der Dritten Welt nur lachen. Jetzt zeigt sich, dass auch der Putinismus keine Grundlage für die Perpetuierung uneingeschränkter Herrschaft bietet. Eigentlich bleibt als Referenz nur die China-Diktatur. Vom Dollar steigt man auf Yuan um. Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz. Silberkäufen sowie nach der Abschaffung des 500-Euro-Scheins und der Diskussion um die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen ist der Vorstoß für den digitalen Euro für ihn ein weiterer Schritt zu mehr Bargelderschwernissen. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die nationalen Notenbanken widersprechen und betonen, dass der digitale Euro das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Ein Brancheninsider auf europäischer und österreichische Ebene, der nicht namentlich genannt werden möchte, bestätigt der FURCHE diese offizielle Zielsetzung, den digitalen Euro als Ergänzung für den europäischen Finanzmarkt: „Die EZB möchte allen Bevölkerungsschichten etwas anbieten und dazu gehören auch sehr digitalaffine Gruppen.“ Gleichzeitig beschreibt er den digitalen Euro als „ein Kind der Angst“. Nachdem nicht nur China und Notenbanken wie die US-amerikanische FED oder die Bank of England mit der Einführung digitaler Währungen begonnen haben, sondern auch private Konzerne wie das Facebook-Mutterunternehmen Meta mit einer digitalen Währung kokettierten, sei die EZB unter Zugzwang gekommen, dieses Geschäftsfeld nicht nur anderen Anbietern zu überlassen, sondern rechtzeitig für den Euro-Raum zu besetzen. Als „ein weiteres starkes Argument für die Einführung des digitalen Euros aus Sicht der öffentlichen Hand“ nennt der Insider die Datensicherheit: „Jetzt liegen alle Infos zu Transaktionen bei US-amerikanischen Kreditkartenfirmen, die haben perfekte Zahlungsprofile, was die europäischen Kunden tun, da hätten die Europäer gerne ihre eigene Hand drauf. Die Linie lautet hier, sich unabhängiger von US-Konzernen zu machen.“ Neos-Abgeordneter Loacker kann beiden Argumenten nichts abgewinnen: „Die Chinesische Regierung will wissen, was die geschätzten Untertanen machen. Da passt eine Digitalwährung perfekt dazu. Das macht mich ja so skeptisch. Ich will nicht, dass von der EZB aus alle Transaktionen der Bürgerinnen und Bürger verfolgt werden können.“ Loacker meint, er sei in dem Bereich „vielleicht übersensibel, aber bei der Politik der EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe ich ein wenig die Sorge, dass ein sehr etatistischer Zugang gewählt wird, man alles kontrollieren wolle. Es gibt viele Stellungnahmen der Frau Lagarde, auch in ihrer früheren Funktion, die darauf schließen lassen.“ Vor seiner Zeit als Neos-Abgeordneter arbeitete Loacker bei einer Vorarlberger Bank. Mit dieser Berufserfahrung sagt er: Foto: iStock/ Alena Butusava „Wenn man sich ein Konto anschaut, wird einem angst und bange, was man daraus über eine Person, die man nicht kennt, alles ablesen kann. Ich möchte nicht, dass das in staatliche Hände kommt. So wie wir heute verfasst sind, wäre es wahrscheinlich kein Problem, wenn die EZB das hat. Aber ich weiß nicht, was in zehn, zwanzig Jahren sein wird.“ Für den Brancheninsider (Name der Redaktion bekannt) erklärt sich der Widerstand von Banken und Kreditkarteninstituten gegen den digitalen Euro mit deren Geschäftsinteressen: „Bei Zahlungen mit Bankomat- oder Kreditkarte muss der Händler eine Gebühr an Banken und Kreditkartenfirmen abliefern. Deswegen mobilisieren die so stark gegen den digitalen Euro, den mit dem würde diese Gebühr wegfallen. Für den Endkonsumenten ändert sich nichts, aber für die Händler wird es billiger.“ Wer übernimmt die Kosten? Gefragt nach diesen Transaktionsgebühren, rechnet der frühere Bankmanager Loacker vor, diese machten „Daumen mal Pi“ bei der Bankomatkarte 0,3 Prozent und bei Kreditkarten 0,7 Prozent der jeweiligen Transaktionssumme aus. Gegen die mit einem digitalen Euro einhergehende Abgabenerleichterung wendet Loacker ein: „Wenn das stimmt, müsste die Wirtschaftskammer sagen: Sofort her mit digitalem Euro! Das ist aber nicht der Fall. Denn auch ein digitaler Euro setzt Infrastruktur voraus, die fällt nicht vom Himmel, die muss wer zahlen. Die Banken müssen die administrativen Kosten irgendwo unterbringen. Am Schluss zahlt immer der Kunde oder der Steuerzahler, wenn die Nationalbanken die Abwicklung übernehmen.“ Laut bisherigem Planungsstand soll der Konsument bei seiner jeweiligen Bank ein digitales EZB-Konto mit maximal 3000 digitalen Euro eröffnen können. Neben den üblichen Features, soll beim digitalen Euro auch eine Offline-Überweisung ohne Internet-Zugang möglich sein. An eine Verzinsung sei derzeit nicht gedacht, erläutert der Brancheninsider, „das Digitaleuro-Konto ist quasi wie eine Geldbörse nur halt digital“. Bei der Aussprache im Finanzausschuss zum digitalen Euro war Finanzminister Magnus Brunner dabei. „Mir erschien auch der Finanzminister relativ perplex darüber, dass hier bereits so viele technische Dinge für den digitalen Euro entschieden wurden, obwohl die politische Entscheidung darüber noch gar nicht gefallen ist“, beschreibt FPÖ-Abgeordneter Fuchs seinen Eindruck. Ihn habe eine Aussage von Gouverneur Holzmann hellhörig gemacht, wonach die EU-Kommission eine Annahmeverpflichtung für den digitalen Euro rechtlich vorsehen möchte. Fuchs stößt sich daran, da in einem früheren Experten-Hearing zum Bargeld-Volksbegehren im Finanzausschuss klar wurde, „dass keine echte Annahmeverpflichtung für Bargeld in Österreich existiert“. Es gebe zwar eine entsprechende Bestimmung im Nationalbankgesetz, die sei aber zahnlos. Deswegen wollen Fuchs und seine Fraktion, „dass ein Annahmezwang von Bargeld in Österreich und auch innerhalb der Europäischen Union sichergestellt wird, bevor wir überhaupt von einem digitalen Euro reden“. Mit der Einführung des digitalen Euro sei frühestens 2027 zu rechnen, heißt es aus der EZB. Eine optimistische Prognose. Diese FURCHE-Recherche nach einer medial nicht sonderlich beachteten Aussprache im Finanzausschuss zeigt noch sehr viel Diskussionsbedarf in Österreich. Noch dazu steht die nächste Europawahl vor der Tür. Nicht auszuschließen, dass bereits an „Die EU will uns das Bargeld wegnehmen“-Slogans gearbeitet wird. Und das nicht nur von den üblichen EU-Gegnern, wenn sogar der Neos-Abgeordnete Loacker meint: „Mir fehlt immer noch eine Erklärung, dass jede und jeder sofort versteht, dafür ist der digitale Euro gut. Solange wir als Bürger ein komisches Gefühl bei der Sache haben, kann das kein Erfolg werden.“
DIE FURCHE · 26 29. Juni 2023 Religion 7 Von Hubert Gaisbauer attackieren mich viele Menschen“, fragt sie vor zwei Jahrzehnten. „Warum „Weil ich persönliche Kunst mache?“ Tracey Emin gilt als die bekannteste englische Gegenwartskünstlerin. 2007 vertritt sie ihr Land bei der Biennale in Venedig. Vier Jahre später trifft sie in Margate anlässlich einer Galerieeröffnung Königin Elisabeth: „Sie weiß, dass ich hier aufgewachsen bin, und ich erzählte ihr von meiner vergeudeten Jugend, und dass ich versuche, das jetzt wiedergutzumachen. Tracey Emin hat zwar viele Preise und alle akademischen Grade bekommen, bekannt ist sie aber nur wegen der schonungslosen Preisgabe ihres Liebes - lebens. „Alle konzentrieren sich auf die Sexualität meiner Arbeit. Warum fragt mich niemand nach meinen Gedanken über Gott?“ Tracey Karima Emins Vater war ein türkischer Zypriote, die Mutter hatte englische Roma-Vorfahren. Margate ist eine Kleinstadt an der Ostküste, wo ihre Eltern ein Strandhotel betrieben hatten und damit bankrott gegangen waren. In den autobiografischen Aufzeichnungen „Strangeland“ beschreibt sie eindrucksvoll die Zeit ihrer drastisch beschädigten Jugend. „Das Zelt“ „Brauche Kunst, wie ich Gott brauche“ Tracy Emin Die Künstlerin gehört der Gruppe der „Young British Artists“ an. Am 3. Juli wird sie 60 Jahre alt. (Bild: Tracy Emin bei der Wiedereröffnung der National Portrait Gallery in London, 20.6.2023) Lesen Sie auch „Christentum und die neue Kunst“ von Bischof Egon Kapellari am 19.5.1983, nachzulesen auf furche.at. Tracey Emin, Vertreterin der confessional art, ist die bekannteste britische Gegenwartskünstlerin – und Grenzgängerin zur Religion. Tracey Emin ist nach eigener Aussage eine Künstlerin, die „das Wort“ braucht, die Schrift. Zum Beispiel in „The Tent“, der Arbeit, die sie mit einem Schlag berühmt gemacht hat. Der volle Titel lautet übersetzt: „Alle, mit denen ich von 1963 bis 1995 geschlafen habe.“ 1963 ist sie – zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Paul – geboren worden. Das „Zelt“ hat sie 1994/95 für eine große Ausstellung der Young British Artists geschaffen. Die Innenseiten eines Wanderzelts sind mit mehr als hundert Namen ausgekleidet, aus Buchstaben, aufgenäht auf Stoffreste. Namen der Guten und der Bösen. Also auch mit den Namen jener, von denen sie als Minderjährige missbraucht und gedemütigt worden war. Doch auch mit dem Namen ihrer Oma: „Ich lag immer in ihrem Bett und hielt ihre Hand. Wir hörten zusammen Radio und schliefen ein. Das macht man nur mit jemandem, den man liebt.“ Auch die zwei abgetriebenen Kinder sind verzeichnet. Als Nummern. Namenlos. Tracey: „Mein Gott, ich habe tatsächlich einmal Leben in mir getragen!“ Das „Zelt“ ist ein Memorial der ersehnten, der erfahrenen und der verlorenen Liebe. Und all der Traumata ihres bisherigen Lebens. Im Jahr 2004 „ Ein Highlight von Tracey Emins Kunst ist die Leuchtschrift über dem Ausgang der anglikanischen Kathedrale von Liverpool: ‚I Felt You And I Knew You Loved Me.‘ “ Foto: Imago / ZUMA Wire ist es bei einem Brand in der Lagerhalle des Kunstsammlers Saatchi in London zerstört worden. Bereits 1993 begann Tracey Emin mit Quilts zuarbeiten. Auf Steppdecken nähte oder stickte sie Patchworks aus Liebeserklärungen, Schimpfworten, Parolen, Stoßseufzern. Für die Flecken zerschnitt sie alte Kleidungsstücke, die für sie Erinnerungswert hatten. „Es ist eine Art Kommunikation […] über sehr, sehr einfache Dinge, die wirklich schwierig sein können. Wir werden einsam, haben wirklich Angst, verlieben uns, sterben. Jeder weiß es, aber es wird nicht zum Ausdruck gebracht.“ Es ist, als würden alle schlafen. Im Herzen, im Gewissen, in der Seele. I cry in a world of sleep. „Das Bett“ Tracey Emin ist die wichtigste Vertreterin der confessional art, etwas unglücklich übersetzt mit „Beichtkunst“. Das bekannteste Beispiel dafür ist „The Bed“, das berühmt-berüchtigte Bett, erstmals ausgestellt 1999. Es drückt das ganze Elend einer zerbrochenen Beziehung aus, mit zerwühlter Bettdecke und zerknittertem Leintuch, davor ein blauer Teppich, auf dem sich der Müll der Verzweiflung häuft: Zigarettenstummel, ein Kondom, angebissene Äpfel, leere Wodkaflaschen, Unterwäsche, Strümpfe. Man könnte die Installation auch nennen: Wenn die Liebe gestorben ist. Ein Kunsthistoriker hat stimmig Parallelen zum Triptychon „Kreuzabnahme“ von Rogier van der Weyden im Prado nachgewiesen: „Setze die beiden nebeneinander – und wie Magnete ziehen sie sich an und sprechen miteinander.“ Traceys Bett ist leer. Wie ein Grab. Immer wenn es für eine Ausstellung in seiner ganzen Verlorenheit arrangiert wird, legt sich Tracey zuerst eine Zeit lang wirklich hinein. „Wer das dann lustig findet, hat niemals gelitten, hat keine Empathie, kein Herz, ja keine Seele. Junge Leute lachen zuerst, dann werden sie ganz still und zögern, weiterzugehen. So hat meine Arbeit Sinn als Spiegel, in den du eigentlich nicht gerne schaust.“ In einem anderen Interview erklärt Tracey Emin: „Die Leute denken, dass es bei meiner Arbeit um Sex geht, aber tatsächlich geht es viel um Glauben. Und auch darum, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Natürlich gibt es das.“ Sehr bekenntnishaft geht sie mit den Eingriffen in ihren weiblichen Körper nach der schweren Krebserkrankung vor drei Jahren um. In wüster Malerei vertreibt sie nach den Operationen die Dämonen der Verzweiflung. Ihr Leben wäre jetzt, nach dem Krebs, glücklicher als davor. Sagt sie – und ihr soziales Engagement in Margate und ihre neue künstlerische Schaffenslust bestätigen es. Die Bilder, die sie nach 2021 gemalt hat, sind derzeit in der Galleria Lorcan O‘Neill im Zentrum von Rom ausgestellt. Leuchtschriften als Liebesbriefe Love und You sind die häufigsten Worte in Tracey Emins großer Werkgruppe der Neon-Leuchtschriften. Verblüffend, wie sich die Lichtröhren zu Worten in ihrer Handschrift biegen: kurz, poetisch, überzeugend. „Mit Worten kann ich ausdrücken, was ich mit einer Zeichnung nicht ausdrücken kann“, sagt sie. Und wenn viele dieser Leuchtworte spirituell gedeutet werden, ist es ihr recht: „Ich bin wirklich ein spiritueller Mensch!“ Man fragt natürlich, wer ist You – und darf sich als Betrachter auch immer selber die Antwort geben. Ein Highlight ist die Leuchtschrift über dem Ausgang der Kathedrale von Liverpool: I Felt You And I Knew You Loved Me. Geschaffen wurde sie 2008, im Auftrag der Anglikanischen Diözese, als Liverpool Kulturhauptstadt wurde. „Ich habe dich gespürt und ich wusste, du liebst mich.“ Die hohen und bunten Glasfenster darüber – mit Szenen aus der Schöpfung – treten mit Traceys Handschrift in einen anregenden Dialog. Schöpfung ist Liebe. Love. Unter den vielen Neonarbeiten sticht noch eine aus dem Jahr 2009 heraus: Only God knows I am good. Das Licht schneeweiß. Die Worte stammen aus einem Lied von David Bowie. Die besondere Wahl der Farbe könnte bedeuten, dass sie – in Hinblick auf ihr Image – Reinheit und Unschuld auch für sich reklamiert. Ein ähnliches Bekenntnis findet sich bereits auf einem Monoprint aus dem Jahr 1998. Sie fand es für sich in der Zeit des Beginns ihres Aufstiegs: I Need Art Like I Need God. Ich brauche Kunst. So wie ich Gott brauche. Zum Leben. Der Autor ist Publizist und war bis 1999 Leiter der Religionsabteilung im ORF-Radio. LUX AETERNA EWIGKEIT. JENSEITS. LICHT 24. - 26. Juli 2023 SalzburgKulisse, Hofstallgasse, 5020 Salzburg Infos & Tickets: www.disputationes.at Seit 2012 beginnen die Salzburger Festspiele mit der Ouverture spirituelle. Dieser musikalische Prolog schenkt sakralen Kompositionen und spirituell inspirierten Werken besondere Beachtung. Unter dem Titel Lux aeterna treffen im Festspielsommer 2023 die Klänge unterschiedlichster Epochen der weltlichen und der geistlichen Musik aufeinander. Seit Beginn begleiten die Disputationes in Kooperation mit den Salzburger Fest spielen das Konzertprogramm inhaltlich mit wissenschaftlichen Erörterungen und Diskussionen. Die Disputationes verstehen sich als philosophisch-wissenschaftliches Kolloquium, das sich mit den Fragen rund um den interkulturellen und inter spirituellen Dialog auseinandersetzt – Nachdenken über die Welt im Festspielbezirk. An drei Nachmittagen diskutieren u.a.: Ariadne von Schirach Philosophin Bhante Seelawansa Spiritueller Leiter Mit herzlichem Dank für die Unterstützung: Günther Loewit Arzt und Autor Franz Kerschbaum Astrophysiker
Laden...
Laden...
Ihr Zugang zu neuen Perspektiven und
mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte.
© 2023 DIE FURCHE