DIE FURCHE · 26 2 Das Thema der Woche Hört zu! 29. Juni 2023 AUS DER REDAKTION Wie eine marodierende Mördertruppe zuerst Wladimir Putin gefährlich zu werden schien, um dann fast sang- und klanglos 200 Kilometer vor Moskau umzudrehen: Wer hätte vor Wochenfrist solch eine Volte des Ukrainekriegs geahnt? Jan Opielka versucht in dieser FURCHE-Ausgabe von Polen aus die Ereignisse einzuordnen – ein vorläufiges Unterfangen, entpuppen sich die Vorgänge doch mit jedem Tag als widersprüchlicher und vielschichtiger. Derweil sitzt Feuilletonchefin Brigitte Schwens-Harrant in Klagenfurt als Jurorin des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs (Aktuelles dazu gibt es an den Lese-Tagen bis 2. Juli auch auf Twitter bei @diefurche). Und Chefredakteurin Doris Helmberger absolvierte zuvor eine Pressereise mit Kardinal Schönborn nach Rom: Was der Wiener Erzbischof da den österreichischen Medien im Vorfeld der Weltsynode im Herbst zu sagen hatte, ist auf www.furche.at nachzulesen. Etwas abseits derartiger Zeitläufte wagt sich der dieswöchige, von Martin Tauss gestaltete „Fokus“ ans „Hören“ – eine spannende Entdeckungsreise zum Sinn, der Töne und Geräusche erfasst. Es geht dabei um existenzielle Dimensionen ebenso wie um eine „Ökologie der Klänge“. Jedenfalls allen, die dieser Tage auf dem Weg in die Ferien im Autobahnstau stehen und erfahren, wie die Geräuschkulisse von Lärmschutzwänden vorgeblich eingehegt wird (die überdies auch die Sicht rauben ...), sollte dieser Schwerpunkt eine willkommene Auseinandersetzung bieten. Von Martin Poltrum Der heiliggesprochene „Womanizer“, Lebemann, spätere Kirchenvater und Bischof von Hippo, Aurelius Augustinus, berichtet im achten Buch seiner „Bekenntnisse“, dass er in einer Art Erweckungserlebnis eine Stimme hörte, die sagte: „Tolle, lege – Nimm und lies.“ Als ihm klar wurde, dass das ein göttlicher Befehl war, öffnete er die Schriften des Apostel Paulus und in einer Art surrealistisch-objektivem Zufall entdeckten seine Augen folgende Stelle: „Nicht im Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht“, sondern in Jesus Christus ist die Wahrheit zu finden. Augustinus las nicht weiter, denn „am Ende dieser Worte kam „das Licht des Friedens“ über sein Herz und „die Nacht des Zweifels entfloh“. Rainer Maria Rilke wiederum soll 200 Fuß über den Fluten der Adria, auf Schloss Duino im Brausen eines Sturms „Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?“, den später ersten Satz seiner berühmten Duineser Elegien vernommen haben. Eines der frühesten Beispiele für Menschen, die eine wohlwollende innere Stimme zu hören vermochten, war Sokrates. Diese Stimme wurde ihm zu einem freundlichen Begleiter. Im Zeichen des Tinnitus Lebensmelodien Jeder Mensch kann sich fragen, wo er/sie „hingehört“. Das geht aber nur dann, wenn man vor lauter Betriebsamkeit überhaupt noch in der Lage ist, seine Lebensmelodie zu hören. Hörvergessene Zeit Das ist bemerkenswert, denn die westliche Philosophie laboriert am Primat des Visuellen: Die Gleichsetzung von Sehen und Erkennen hat sich in viele sprachliche Wendungen eingeschrieben. So spricht man etwa davon, dass etwas „einleuchtend“ oder „offensichtlich“ ist, einem ein Licht aufgeht, man im Dunkeln tappt. Im Wort „Evidenz“ und in der Forderung nach einer evidenzbasierten Medizin und Psychotherapie wird ebenfalls der sehende Weltbezug – lateinisch „videre“ heißt ja sehen – favorisiert. Aber tiefgründiger als das Sehen ist das Hören, das eine ethisch-existentielle Dimension des Lebens berührt. Menschen können aufeinander hören und im Zuhören ihre Interessen zum Ausgleich bringen – und der Einzelne kann sich fragen, wo er „hin-“ und was ihm „zugehört“. Letzteres geht aber nur dann, wenn man vor lauter Hektik und Getriebe überhaupt noch in der Lage ist, seine Lebensmelodie zu hören und nicht so viel um die Ohren hat, dass nur noch ein Pfeifen, besser bekannt als „Tinnitus“, zu vernehmen ist. Die Diagnose liegt nahe: Am Ende der Spätmoderne sind wir unaufmerksam geworden. Wir leben nicht nur in einer seinsvergessenen (Martin Heidegger) und anerkennungsvergessenen (Axel Honneth) Zeit, sondern zugleich auch in einer Epoche, in der wir zusehends verlernt haben, einander zuzuhören. Dabei ist das Verhältnis von Hören und Zuhören ähnlich wie das Verhältnis von Erkennen und Anerkennen. Im Erkennen kommt es zur neutralen Übereinstimmung des Denkens mit einem Sachverhalt. Im Anerkennen hingegen schwingt eine ethische Wertschätzung und ein gewährendes Sein- und Geltenlassen in Bezug auf den Anderen mit. Beim einfachen Hören wird etwas passiv vernommen – ein Geräusch, ein Signal, ein im Vorbeigehen aufgeschnapptes Wort. Das Zuhören hingegen ist aktiv und bewusst. Ein Arzt schenkt seinem leidenden Gegenüber im wahrsten Sinne des Wortes „Gehör“. Das ist ein ganz anderes Hören wie das Abhören von „ Der ‚Womanizer‘ und spätere Kirchenvater Augustinus berichtet, dass er in einer Art Erweckungserlebnis eine Stimme hörte, die von innen zu ihm sprach. “ Ein Blick in die Kulturgeschichte zeigt: Es ist nicht das Sehen, sondern das Lauschen, mit dem wir die tiefgründige und existenzielle Dimension des Lebens berühren. Herz oder Lunge mittels Stethoskop, das feststellt, ob pathologische Geräusche zu vernehmen sind. Leider ist auch die Medizin durch eine Sehdominanz und den Verlust des hörenden Weltbezugs geprägt, wie der Medizinethiker Giovanni Maio kritisiert. Röntgen, Ultraschall, MRT und andere bildgebende Verfahren liefern Daten, die ideal zum naturwissenschaftlichen Anspruch der Medizin passen. Akustische Halluzinationen Das eingefrorene Bild ermöglicht das Messen und Bewerten. Das Zuhören hingegen braucht viel Zeit und das dabei Gehörte lässt sich nicht so leicht festhalten wie ein Bild. Es bekundet sich ein Bedürfnis und ein ethischer Anspruch, der gehört werden möchte. Die moderne Medizin räumt dem zuwenig Zeit ein. Phänomenologische Philosophen wie David Espinet fragen, worin die feinen Unterschiede von Anhören, Hinhören, Abhören, Foto: iStock/ SergeyChayko/ Olena Koliesnik Zuhören, Verhören, Lauschen, Belauschen, Abhorchen, Aufhorchen usw. liegen. Dass die mechanische Erklärung des Hörens nur den auf die Welt gerichteten Aspekt des Vernehmens beschreiben kann, liegt auf der Hand: Ein Baum fällt um, die Schwankungen des Luftstroms dringen als Schallwellen in die Ohrmuscheln und den Gehörgang, das Trommelfell schwingt, Hammer, Ambos und Steigbügel nehmen die Vibration auf und leiten diese zur Cochlea weiter, bis der Hörnerv die Signale dem Gehirn vermittelt. Was aber ist beim Tinnitus, bei akustischen Halluzinationen, beim Gedanken-Lautwerden oder bei der Stimme des Gewissens? Der Verweis auf die „Schallwellen-Hörnerv-Kette“ trägt da wenig zu Erklärung bei. Hier kann die Phänomenologie weiterhelfen. Der deutsche Philosoph und Psychiater Thomas Fuchs verweist darauf, dass akustische Halluzinationen in der Medizin als Wahrnehmung ohne äußeres Objekt angesehen werden, denen die Patienten fälschlicherweise Realität zuschreiben. Solche Halluzinationen sollten jedoch präziser als verkannte Vorstellungen bzw. Gedanken beschrieben werden, die eine Versinnlichung erfahren haben – und daher laut wurden. Irgendwann haben sie die „Meinhaftigkeit“ verloren, sodass der Stimmenhörer diese laut gewordenen Gedanken nicht mehr sich selber zuschreibt. Der Grund dafür bleibt verborgen. Doch wenn der Patient erkennt, dass er noch lange nicht „spinnt“, nur weil er hört, was andere nicht hören, hat das bereits entlastenden und therapeutischen Charakter. Dann geht es nur mehr darum, ob diese innere Stimme zum Schweigen gebracht werden kann, wenn sie sinnlose Dinge kommentiert oder üble Befehle gibt – oder um die Frage, wie man mit dieser Stimme leben kann. Sokrates und sein guter Geist Platon lässt seinen Lehrer Sokrates in seiner Verteidigungsrede Folgendes berichten: „Mir wird dies seit meiner Jugend zuteil: eine Stimme, die zu mir spricht (…).“ Sokrates war überzeugt und froh, dass ihn ein guter Geist, ein hilfreicher Dämon begleitete, der zu ihm sprach und ihn warnte, wenn er in Gefahr war, eine falsche Entscheidung zu treffen. Eine wichtige Rolle spielt das Hören auch in der Theologie. Das Numinose wird nicht sehend, sondern hörend erfasst: Vor allem das Gewissen und die dort zu vernehmende Stimme wurde oft als der Ort angesehen, an dem das ausgezeichnete Gespräch mit dem Höheren, dem Ewigen, dem „Ganz Anderen“ (Rudolf Otto) vollzogen wird. Für Johann Gottlieb Fichte ist das Gewissen „ein Orakel aus der ewigen Welt, das mir verkündigt, wie ich an meinem Teile in die Ordnung der geistigen Welt (…) mich einzufügen habe.“ Das Gewissen ist so gedacht eine Art Kammer im Menschen, ein Raum mit zwei Türen. Durch die eine Tür tritt der menschliche Geist, durch die andere das Transzendente. Im Gewissen findet das Gespräch zwischen beiden statt. Allerdings nur dann, wenn der Stimme des Gewissens Raum gegeben wird. Würden alle Menschen in diesem Sinne wirklich Hörende, die auf ihr Gewissen und damit auch aufeinander hören, würde sich verwirklichen, was Hölderlin in seinem Gedicht „Friedensfeier“ sagt: „Viel hat von Morgen an, / Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander, / Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.“ Der Autor ist Philosoph, Psychotherapeut und Prof. für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund-Freud-Privatuniv. Wien.
DIE FURCHE · 26 29. Juni 2023 Das Thema der Woche Hört zu! 3 „Ohren spitzen, hören gehen“: Das ist das Motto im Werk des Schallkünstlers Peter Androsch. Ein Gespräch über die Ökologie der Klänge und das akustische Versagen in Österreich. „Wir sind Sinnestiere“ Das Gespräch führte Martin Tauss Eine menschengerechte Gestaltung der akustischen Umwelt: Das ist das zentrale Anliegen des Projekts „Hörstadt“, gegründet 2006 im Rahmen der von Peter Androsch geleiteten Musikabteilung der Europäischen Kulturhauptstadt Linz 2009. Seither versteht sich die „Hörstadt“ als Labor für Akustik, Raum und Gesellschaft. Der Linzer betätigt sich auch als Musiker, Komponist und „Klangschreiber“ (Phonograph), und äußert sich immer wieder kritisch zu den akustischen Verhältnissen im Land. Die FURCHE hat nachgefragt. DIE FURCHE: Der Sommer steht vor der Türe – welche Geräusche verbinden Sie damit? Peter Androsch: Am schönsten klingt der warme Sommerregen. Weich, leicht, dunstig. Und natürlich das Meeresrauschen, egal wo, ob im Süden oder Norden. Immer gleich und doch immer anders. DIE FURCHE: Kreischende Bambini sind in Italien kein Problem, in Österreich oft schon. Alles eine Frage der Sozialisierung? Androsch: Das Kreischen ist nur bei fremden Bambini ein Problem. Und die vermeintliche Kinderliebe der Italiener gehört zu den modernen Mythen. Denn Italien hat bei weitem die niedrigste Geburtenrate in ganz Europa. DIE FURCHE: Zeitkritische Stimmen meinen, dass wir heute mehr Schwierigkeiten damit haben, einander wirklich zuzuhören (siehe S. 2). Teilen Sie diesen Eindruck? Androsch: Die Klage über den Niedergang der Sitten lässt sich schon bei den antiken Philosophen nachlesen. Es scheint, dass jede Generation vornehmlich den Jungen die gleichen Vorwürfe macht. Sie seien zu laut und respektlos, könnten nicht zuhören. Diese kulturpessimistische Mentalität ist in Österreich besonders ausgeprägt. Mir scheint eher, dass die Alten nicht zuhören können, denn sie betonieren das Land rücksichtslos zu und verschleppen den Klimaschutz. Und wer kurz in unserer Geschichte zurückschaut, entdeckt die Schuld an zwei Weltkriegen und der Schoa. Da ist nicht viel zu hören gewesen. Karl Valentins absurder Spruch bestätigt sich: „Heute ist die gute alte Zeit von morgen.“ DIE FURCHE: In Linz gab es unlängst eine Themenwoche rund um die Klangökologie der Stadt. Was ist das genau und worin liegt ihre gesellschaftliche Bedeutung? Androsch: Die Ökologie untersucht die Beziehungen zwischen den Lebewesen und ihnen und der „unbelebten“ Welt. Der Raum für diese Beziehungen ist hauptsächlich Luft. Und jede Luft ist Schall und damit hörbar. Da Leben immer Bewegung ist, ist Leben Schall. Meist wird ein Lebensraum durch visuelle Mittel und durch Messen und Zählen beurteilt. Die Akustische Ökologie zeigt dagegen: Oft werden präzisere Ergebnisse erzielt, wenn wir vergleichen, was wir hören. Weil Menschen unweigerlich Teil davon sind, sollten wir eher „Mitwelt“ statt Umwelt sagen, wie der Philosoph Thomas Mohrs fordert, „weil wir Menschen zu exakt 100 Prozent Natur sind“. DIE FURCHE: Während Lärmschutz und Zwangsbeschallung bereits Reizthemen sind, regt sich bei Lichtverschmutzung und vor allem bei der zunehmenden „Zwangsbebildschirmung“ im öffentlichen Raum weniger Widerstand. Brauchen wir nicht viel eher eine visuelle Ökologie? Androsch: Nun, die Augen können wir schließen, die Ohren nicht. Daher erhöht auch Lichtverschmutzung das Herzinfarkt-Risiko nicht um 30 Prozent, Dauerschall tut das schon. Wichtig ist, dass Schall als lebenswichtige Ressource wahrgenommen wird. Denn der Mensch deckt Grundbedürfnisse über Schall: Reden, Hören, Gleichgewicht, Orientierung, Warnung vor Gefahr. Die akustische Umwelt – „Soundscape“ – ist auch Raum der Politik, der Ordnung und der Machtverhältnisse und damit auch identitätsstif- tend. „Soundscapes“ machen auf vielfache Weise etwas mit uns und bestimmen unsere Lebensqualität. Den meisten ist nicht bewusst, dass z. B. nur das Gehör vermittelt, was hinter unserem Rücken ist. Wir sehen Raum nie ganzheitlich, nur das Hören hat ein Spektrum von 360 Grad. DIE FURCHE: Sie haben unlängst die Lärmschutz-Offensive der ASFINAG entlang der Autobahnen als Bankrott der Raumplanung kritisiert. Wo liegt das Problem, wenn Anrainer akustisch geschützt werden? Androsch: Der Schutz der Anrainer ist natürlich nicht das Problem. Kilometerlange Lärmschutzwände zeigen aber, dass keine koordinierte Raumplanung existiert. Im Großen und Ganzen können die Bürgermeister entscheiden, wer was wo bauen darf. Deshalb ist Österreich oft so hässlich, wie schon Tarek Leitner in seiner „Streitschrift gegen die Verschandelung Österreichs“ beklagte. Zur visuellen Zumutung kommt das akustische Versagen. Darin Peter Androsch ist Klangforscher und -theoretiker, ein „Philosoph und Hansdampf zugleich“ (FAZ). Er arbeitet u. a. im Bereich „Zeitbasierte Medien“ an der Kunstuniversität Linz. „ Lange Lärmschutzwände zeigen, dass keine koordinierte Raumplanung existiert. Daher ist Österreich oft so hässlich. “ Foto: © Lili Androsch offenbart sich der beschränkte Zugang zu Schall: ihn nämlich nur als Gefahr wahrzunehmen. Lärmschutz ist der akustische Notarzt, aber sicherlich keine akustische Raumplanung. DIE FURCHE: Ein Vorbild sehen Sie gleich über der Grenze: Was ist in Bayern besser? Androsch: Wer nach Bayern fährt, ob mit dem Rad, Auto oder der Bahn, muss Lärmschutzwände suchen. Eine übergeordnete Raumplanung sorgt für geschlossene Siedlungsräume und verhindert Verhüttelung und die unseligen Einkaufsmeilen in den Peripherien. Diese Planung kann die Königsdisziplin der Akustik sein. Denn Äcker, Wiesen und Wälder brauchen keine Lärmschutzwände. Das „Co.Lab Akustische Ökologie“ an der Kunstuniversität Linz arbeitet mit Forschung und Lehre daran, das bewusst zu machen. DIE FURCHE: Wie sind Sie auf das Lebens-thema „Hören“ gestoßen, gab es da so etwas wie eine Initialzündung? Androsch: Das sensible und analytische Hören hat schon in meinem Elternhaus begonnen. Mein Vater hatte ein großes Schallplattengeschäft. Ich bin aufgewachsen inmitten von Singles, LPs und Partituren. Wahrscheinlich bin ich deswegen Komponist geworden. Aber erst als ich Musikdirektor der Europäischen Kulturhauptstadt Linz 2009 geworden bin, drängte sich Akustik als politisches Thema in den Vordergrund. Es kam zur Gründung des Projekts „Hörstadt“, das seither international tätig ist. Die Gründung des „Co.Lab Akustische Ökologie“ ist ein weiterer Schritt in dieser Entwicklung. DIE FURCHE: Wie klingt eigentlich Linz im Vergleich zu Wien? Androsch: Beide Städte stellen einen unermesslichen akustischen Schatz dar. Und Linz kann auf der Webseite soundinglinz.at auch im Internet akustisch entdeckt werden. Man erkennt und hört, dass Städte die größten Orchester der Welt sind. Von Menschen geschaffen, aber auch mit vielen nichtmenschlichen Spielern und Instrumenten. DIE FURCHE: Was war die schönste bzw. auch die schrecklichste Klangwelt, die Sie selbst jemals erlebt haben? Androsch: Würden Sie mich auch fragen, was das Schrecklichste oder Schönste war, was ich jemals gesehen habe? Nein. Die Frage führt zu Paul Watzlawick und dem Konstruktivismus: Was macht das Gehirn aus den Informationen, die die Sinne liefern? Dem Gehirn geht es vor allem um eines: bitte keine Widersprüche! Sonst gibt es nämlich „noise“, das vom lateinischen „nausea“ kommt und Seekrankheit meint, bei der die Sinne nicht mehr integriert werden können. Der englische Lärm ist also mehr die Unmöglichkeit, sich im Dreidimensionalen zu orientieren, mit den bekannten Folgen. Eines ist klar: Wir können nie nur hören oder nur sehen. Wir sind „Sinnestiere“, die immer gleichzeitig hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken müssen. Erkennen, was dahinter steckt. THEOLOGISCHE KURSE Der Theologische Kurs ab Oktober 2023 Eine umfassende Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. • als Präsenzkurs in Wien • als Fernkurs • oder online Theologie intensiv erleben. mehr wissen – tiefer fragen – klarer urteilen www.theologischekurse.at jetzt informieren & anmelden
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