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DIE FURCHE 28.11.2024

DIE FURCHE · 4816

DIE FURCHE · 4816 Diskurs28. November 2024ZEITBILDFoto: APA / AFP / Laurent ThometWenig Ambition für das WeltklimaViel hat Baku nicht geliefert: Letztlich war es ein „Minimalkompromiss“, der auf der UN-Konferenz (COP29) zur Frage derKlimafinanzierung erzielt werden konnte. Der Stillstand war quälend, Klimaaktivisten und -aktivistinnen verharrten langelautlos im Protest. Zumindest habe man sich auf Regeln geeinigt, wie die Länder Emissionsreduktionen als Kohlenstoffgutschriftengenerieren können. „Das Abkommen legt zwar den Grundstein für einen internationalen Kohlenstoffmarkt“, so dieUmweltökonomin Sigrid Stagl, „sein Erfolg wird jedoch von einer strengen Überwachung abhängen,“ Am Event in Aserbaidschanwurde die schlechte Vorbereitung bemängelt: Die Weltklimakonferenzen stehen nun unter wachsender Kritik. Staaten, die die Zieleder Klimarahmenkonvention nicht teilen, sollten künftig keine Veranstaltung mehr ausrichten dürfen, so eine Forderung vonWissenschaftern. Auch brauche es neue Formate, in denen sich hochambitionierte Akteure zusammenschließen könnten. (mt/apa)IHREMEINUNGSchreiben Sie uns unterleserbriefe@furche.atDas Ende der UsancenVon Doris Helmberger, Nr. 43, S. 1Es ist natürlich ein Leichtes, im Nachhinein(die steiermärkische Landtagswahl)zu interpretieren. Ich beziehemich jedoch vorerst auf den vonIhnen genannten „Bruch der Usancen“beim Auftrag zur Regierungsbildungnach der Nationalratswahl. WelchenWert hat denn eine demokratischeWahl, wenn sich der (ebenfalls demokratischgewählte) Bundespräsidentüber ein Wahlvotum hinwegsetzt(auch wenn er das gut begründethat)? Hat denn der Wähler geirrt,wenn es einer Korrektur bedarf? Oderist das Ergebnis der Wahl nur ein„unverbindliches Angebot“, aus demder Bundespräsident auswählt?Demokratie stellt einen hohen Wertunserer westlichen Welt dar. Sieist ein zwar vertrautes, aber oftunterschätztes Gut! Sie ist wie eingläserner Kasten, der auf tönernenFüßen steht: fragil, aber kostbar!Gelebte Demokratie muss aber auchbelastbar sein können! Erst rechtin spannungsgeladener politischerAtmosphäre! Gerade darum ist das„Bevormunden“ eines Wahlergebnissesnicht richtig – das zeigt sich jetztauch am Ausgang der steiermärkischenLandtagswahl. Eine „Rettung“durch Ändern der Usancen nachdem Wahltag vorzunehmen, ist dannzu spät! Demokratische Ergebnissenicht anerkennen zu wollen, ist bedenklich(siehe Donald Trumps Sturmaufs Kapitol)! Einer gefestigten Demokratieist damit kein Dienst erwiesen.Christian Steininer, via MailGLAUBENSFRAGEBücher und Menschen lesenAls gäbʼs kein MorgenVon Doris HelmbergerNr. 47, Seite 1Von Asher D. BiemannStromlieferanten wechseln: Dasist genau die Werbebotschaft derEnergiewirtschaft. Die Bundeswettbewerbsbehördesagt dazu: „DerWettbewerb auf den Strom- und Gasmärktenist zum Erliegen gekommen.“Deshalb hat man in der Bundeswettbewerbsbehördeschon vor Jahreneine E-Taskforce gegründet und diePraktiken der E-Wirtschaft erforscht.Die Ergebnisse sollten bekannt sein:De facto existiert der Markt nicht.Okay, man kann doch ein paar Euroeinsparen, wenn man bei dem bösenSpiel mitspielt. Doch was machen dieWärmekunden der Fernwärme-Monopolisten?Die hängen sprichwörtlichwie die Fliegen im (Wärme-)Netz derSpinnen und warten darauf, dass siegefressen werden. Anders als amStrommarkt liefern diese Fernwärmekundenauch noch den Ersatzbrennstoff.Das grenzt an die freiwilligeUnterwerfung. Es ist einfach, denIrren im Kreml zum Schuldigen zumachen, aber vielleicht sitzt der größteFeind, wie so oft, im eigenen Land?Wir haben (angeblich) eine demokratische– in Kärnten sogar eine sozialdemokratische– Führung. Wir habenmehrheitlich Landesenergieversorger,und trotzdem bekommen wir den„Stromschlag“! Aber immerhin, dagibt es ja noch die vielfache „Hilfe“für „bedürftige Personen“. Sollteja schließlich niemand erfrieren inunserem schönen Land. Tut mir leid,da läuft ganz viel schief.Peter Baumgartner, St. Veit/GlanErratumBeim letztwöchigen Leserbrief vonGerhard Weißgrab ist in der von derRedaktion gesetzten Überschrift einFehler passiert. Als Autor des kritisiertenBeitrags über die Esoterik auf derCouch wurde Martin Tauss genannt –der Autor war aber Markus Seidl-Nigsch.Wir bedauern den Fehler.In dieser Ausgabe der FURCHEfinden Sie eine bezahlteBeilage der Jugend Eine Welt –Don Bosco Aktion AustriaAm 1. Dezemberwartet fix 1 MillionEuro im SechserGewinnrang beiLottoPlusLottoPluswirdgarantiertmillionenschwerDer Ziehungsabend am Sonntag,den 1. Dezember 2024 wird einganz besonderer, denn es gibtgleich zwei Möglichkeiten, LottoMillionär zu werden: Neben demLotto Sechser, bei dem es stetsum zumindest 1,2 MillionenEuro geht, steigt auch dieGewinnsumme für die „sechsRichtigen“ bei LottoPlus in höhere,in siebenstellige, Sphären.Die Österreichischen Lotteriendotieren am kommenden Sonntagden Sechser Gewinnrang aufexakt 1 Million Euro auf.Die LottoPlus Ziehung bietetden Lotto Tipps, sofern siedaran mitspielen, eine zweiteGewinnchance. Für 50 Cent proTipp ist man auch bei LottoPlusdabei. Im Gegensatz zu Lottogibt es kein Jackpot-Prinzip. Gibtes also keinen Sechser, dannwird die Gewinnsumme auf dieFünfer aufgeteilt. Das heißt, dieLottoPlus Sechser-Million gelangtam 1. Dezember jedenfallszur Auszahlung.Evelyn Vysher moderiert die Ziehungam 1. Dezember 2024, wenn esbeim LottoPlus Sechser um 1 MillionEuro geht. Foto: © ORF/Günther PichlkostnerWie lesen wir ein Buch? Kritisch, sagenmeine Studierenden. Richtig. Dennselbst die großen Philosophen, die wirlesen, reden viel dummes Zeug, wenn der Taglang ist. Aber sie sagen auch manches von bleibenderBedeutung. Das eine vom anderen zu unterscheiden,heißt kritisch lesen. Wie lesen wir einenMenschen? Ganz oder gar nicht. Stimmt nichtalles an seinen Meinungen, so stimmt nichts. AlsoAbsage. Aus der verführerischen Sprache derTechnik kennen wir die Stornotaste. Cancel. Soeinfach geht das. Wie beim Taschenrechner, weilder Taschenrechner nur Ja und Nein versteht.Cancel culture gab es immer schon. Spinoza oderGalileo wurden in ihrer Zeit „gecancelt“. Aber heutesind es nicht die Kirchenfürsten, die das Sagenhaben, sondern die Studierenden selbst, derenakademische Vorfahren einst den Mut hatten, Spinozaim Geheimen zu lesen. Immanuel Kant nanntedies später das Wagnis des Wissens. Diesen Muthaben wir heute verloren. Selig kehren wir zur eigenenUnmündigkeit zurück, die Lehrenden undStudierenden, die keine andereMeinung aushalten undes nicht ertragen können,dass in einem gelehrtenMenschen auch gelehrte Irrtümer wohnen undmanchmal sogar Beleidigungen. Wir ertragen nurdie Reinheit der Zustimmung, uns fehlt der Mut,einen Redner zur Rede zu stellen. Cancel ist dasZauberwort an vielen Universitäten, und der Zauberkommt von rechts und links und mittendrin,weil wir alle unsere Mündigkeit vergessen haben.Es gab eine Zeit, da man Bücher aus den Regalenzog, um sie mit Flammen auszulöschen. Ein totalerWille zur Unmündigkeit war das. Feigheit undFaulheit. Auch heute werden in den USA mancheBibliotheken wieder „gesäubert“. Cancel culturewird zum Sport. Wie liest man einen Menschen?Wie ein Buch, das umso interessanter wird, jemehr es uns zum Denken bewegt.Der Autor ist Professor für moderne jüdischePhilosophie an der University of Virginia, USA.RELIGIONIN KÜRZE■ Papst: Weltsynoden-Dokument ist lehramtlichPapst Franziskus hat das Abschlussdokument der jüngsten Weltsynode als Teil seinesordentlichen Lehramts bestätigt. Das teilte der Vatikan in einer begleitendenNotiz mit. Das Schlussdokument enthalte Hinweise, die bereits in den Ortskirchenund kirchlichen Zusammenschlüssen umgesetzt werden könnten. Künftig sollenBischofskonferenzen dem Papst über Fortschritte bei der Umsetzung berichten.GESELLSCHAFT■ Personenbetreuung: Fast die Hälfte hat Gewalt erlebt45 Prozent der Betreuer und Betreuerinnen in Österreich berichten von körper lichen,verbalen oder psychischen Übergriffen am Arbeitsplatz. Das zeigt eine Umfrage der„Interessengemeinschaft der 24h-Betreuer_innen“. 14 Prozent berichteten darüberhinaus von sexueller Belästigung. Die weitverbreitete Scheinselbst ständigkeit inder Branche erschwert die Arbeitsbedingungen zusätzlich.

DIE FURCHE · 4828. November 2024Literatur17Von Brigitte Schwens-HarrantEr wollte den „WesentlichenMenschlichenDefekt“ isolieren undsichtbar machen, „derin allen Exzessen unsererGeschichte“ steckt, unddachte dabei abwechselnd an „denHolocaust, den Nahostkonflikt,den Völkermord in Ruanda, unserenKrieg im Irak, verschiedenefremdenfeindliche Tendenzen imKielwasser von 9/11 in den USAund so weiter.“ Als Destillat dieses„Defekts“ erschuf der US-amerikanischeSchriftsteller GeorgeSaunders „aus dem Sprachschatzder Schrecken des 20. Jahrhunderts“die literarische Figur desPhil: Dieser sieht sich als Star undMittelpunkt von allem und versucht,„den Zustand des Gewinnensdauerhaft zu machen“. DerVielredner weiß sein Publikumzu umschmeicheln und kannes daher auch für einen gefährlichenTraum überzeugen, nämlichjenen „von einer einfacherenWelt, die sich der Notwendigkeitentledigt hat, andere Standpunktein Betracht zu ziehen“.Solche Phils stecken aber nichtnur in Tyrannen und Diktatoren,sondern in jedem von uns,schreibt George Saunders in seinemNachwort zur bereits 2005im Original erschienenen Erzählung„Die kurze und schrecklicheRegentschaft von Phil“. „Es solltealso in jedem Herzen eine kleineStatue des Egos geben, mit demSchild ‚Monster‘.“ Der Autor habeversucht, schreibend nachzuvollziehen,wie prinzipiell gute Menschenunter Stress böse werden.Und: „Ich versuchte, mir die Medienanzuschauen, die politischenStrukturen, die Art und Weise,wie Machthaber abgelöst wurdenund so weiter. Das sind die Nebenfigurenim Buch – die Berater undBesonderen Freunde, die Presseund der arme, abgesetzte Präsidentvon Außen-Horner.“Erklärung nicht nötigMan hätte Saundersʼ ausführlicheErklärung, die der soeben erschienenendeutschsprachigenAusgabe seiner Erzählung angefügtwurde, nicht gebraucht. Möglicherweisewollte der Autor mitdem Verweis, dass die Erzählungbereits zur Zeit von George W.Bush geschrieben worden ist (unddamals auch nicht als Satire aufBush gedacht war), deutlich machen,dass sie eben keinen Kommentarausschließlich zu DonaldTrump darstellt und dass, washier verhandelt wird, immer undüberall geschehen kann. Aber geradedas erzählt seine Literaturohnehin selbst, etwa indem wederein realer Ort genannt wird nocheine Zeit, die unseren Koordinatenentspräche. Die beinahe predigendeMoral von der Geschicht’,die Saunders – teils in Wir-Form –in seinem Nachwort liefert, führtLiteratur eher in die Enge, als dasssie ihr den Möglichkeitsraum ließe,den sie eigentlich schafft.Dabei weiß sich Saunders bestensliterarischer Mittel zu bedienen.Seine seltsamen Figurenscheinen aus menschlichen,pflanzlichen und maschinellenTeilen zusammengesetzt, mankann sie daher auseinandernehmen,was aber ein Akt der Bestrafungist und zu ihrem Endeführt. Saunders erzählt, wieGrenzen zwischen innen und außen,zwischen „Wir“ und „die Anderen“und die Rhetorik, die diesebeständig als nötig proklamiert,George Saunders schrieb „Die kurzeund schreckliche Regentschaft vonPhil“ bereits 2005. Was er darinfantastisch-parabelhaft erzählt,bleibt höchst aktuell.EingefährlicherTraumdem Diktator dazu dienen, seineMacht auszubauen und zu sichern.Es geht, anders als behauptet,nicht um die Sicherheit einerGruppe, sondern um die eigeneHerrschaft.Es ist die Kunst der Literatur,dass sie erzählend solche Mechanismensichtbar machen kann,und es gibt viele Wege, dies zutun. William Shakespeare hat im16. Jahrhundert einige Mechanismenin seinen Königsdramen eindrücklichund zu jeder Zeit verstehbarin Szene gesetzt. SeineStücke beschreiben noch dem Publikumder Gegenwart in demokratischenGesellschaften präzise,wie Machtübernahmen funktionierenund welche Rolle Rhetorik,Lüge, Gerücht und die Manipulationder Massen dabei spielen.Die Möglichkeit, dies alles inScience-Fiction-artiger Literaturzu erzählen, hat der 1955 geborenerussische Schriftsteller VladimirSorokin oft angewandt, der inseinen in die Zukunft verlegtenRomanen das Russland der Gegenwartschonungslos analysierte.Eine andere Methode wiederumwählte der US-amerikanischeSchriftsteller Sinclair Lewis1935 in seinem Roman „Dasist bei uns nicht möglich“, der –als historische Grundlage faktischeVorkommnisse in Österreichaufgreifend – in seiner Fiktioneine mögliche nahe Zukunft derUSA entwirft. Detailliert erzählter, wie ein zukünftiger Machthabersagt, was er vorhat, und genaudas nach seiner Wahl umsetzt,was (und nicht im guten Sinn)auch die betreffen wird, die fürihn gestimmt haben.Philip Roth wiederum blickte2004 in seinem Roman „Verschwörunggegen Amerika“ indie Vergangenheit und spielteein „Was wäre gewesen, wenn …“durch. In dieser Fiktion erzählt erzugleich reale Gefahren der Gegenwartund Zukunft.„ Es geht, andersals behauptet, nichtum die Sicherheiteiner Gruppe,sondern um dieeigene Herrschaft.“Fantastische FormGeorge Saunders wählt einefantastische Form für seine parabelhaftekurze Erzählung, in derer grundlegende, oft ähnlich ablaufendeProzesse verdichtet undfokussiert. Ursprünglich als Kinderbuchgeplant, entwickelte sichdie Prosa aber zur Beschreibungvon Worten und Taten, die bis zurAuslöschung des Anderen führen.Saunders erfindet zwei Nachbarländer,ein sehr, sehr kleines Innen-Hornerund ein größeres Außen-Horner.Innen-Horner hatgerade nur Platz für jeweils einen,die anderen sechs Einwohnermüssen warten, „bis sie dranwaren“. Viel mehr Drumherumbraucht Saunders nicht, außerdas dünne Land der Größer-Keller,in dem man damit beschäftigtist, das „Nationale Vergnügungslevel“zu erhöhen.In Außen-Horner hingegenist man damit beschäftigt, Menschen,die im eigenen, viel zukleinen Land keinen Platz finden,in „Kurzzeitaufenthaltszonen“ zudrängen. Dieses Elend sehen zumüssen, macht die Außen-Hornerübellaunig. Sie könnten den Innen-Hornernetwas Platz vom eigenenLand abtreten, doch wokäme man hin. Dann kämen womöglicheines Tages noch andereLänder und verlangten ein Stückvon Außen-Horner. Was für eineGefährdung für Lebensstil undSelbstwertgefühl!Foto: IMAGO/TT„Das ist dochimmer möglich:Sinclair Lewis’Roman ‚It can’thappen here‘“von BrigitteSchwens-Harrant,18.1.2018,furche.at.Ausgezeichnet1958 in Amarillo, Texas, geboren,lebt George Saunders heute inOneonta. Für seinen Roman„Lincoln im Bardo“ erhielt er unteranderem den Booker Prize 2017.So lebt man dahin, bis auf einmaldas Land der Innen-Hornerschrumpft und gröbere Problemebeginnen. Denn nun findet nichteinmal mehr einer genug Platzin Innen-Horner. Außen-Hornerist tangiert. Eine Invasion sei das,die müsse bestraft werden. Philwittert klug die Gunst der Stunde.Seine Macht wächst, sie wirddurch Verächtlichmachung derInnen-Horneriten hergestellt. DieMittel der diversen Vorgangsweisenüberschreiten Grenzen. UndWirklichkeit wird populistischverfertigt.Fakten durch UmfragenDa helfen auch Beschwerden derInnen-Horneriten an den Noch-Präsidenten von Außen-Hornernicht mehr. Gab es denn je das„Kurzzeitaufenthaltszonen-Steuerdekret“,fragt verdattert der Noch-Präsident, dem Phil, der Manipulator,rät, es anzuwenden. „‚Tja, Sir,das kommt drauf an‘, sagte der Beratermit dem Spiegelgesicht. ‚Wirmüssen danach fragen, wie die allgemeineReaktion auf diese Steuerausgefallen ist. Waren die Menschenfür diese Steuer? Wenn ja,so trifft es nach meiner Einschätzungzu, dass Sie dieses Dekreterlassen haben. Sollten die Menschenandererseits nicht zufriedenmit dieser Steuer gewesensein, so erinnere ich mich ganzdeutlich daran, wie Sie mit derFaust auf den Tisch gehauen undjemanden dafür angeprangert haben,dass er auch nur vorschlug,Sie sollten so ein hirnrissiges Dekreterlassen. Wir müssen dochganz eindeutig, Sir, unsere Demokratiedadurch hochhalten, dasswir auf die Menschen zugehen,um zu ermitteln, was genau Sie imEinzelnen dekretiert haben.‘“Nichts, was man daran nichtverstünde. Und so fiktiv die Figurenund Länder auch gestaltetsind, so klar meint man wohlzu jeder Zeit und an unterschiedlichenOrten konkrete Personenund politische Vorgangsweisenzu erkennen. Die Frage ist nur,was man aus dieser Erkenntnismacht. Das allerdings hat nichtdie Literatur zu entscheiden.Und wie lässt Saunders seineGeschichte enden? Gar nicht.Denn Phil wird zwar nach kurzerund schrecklicher Regentschaftzur als Monster bezeichneten undan die Vergangenheit gemahnendenStatue, doch es finden sich geradedort bald wieder Verehrerein und träumen …Die kurze und schrecklicheRegentschaft von PhilVon George SaundersAus dem amerikan. Englisch vonFrank Heibert. Illustr. von BenjaminGibson. Luchterhand 2024137 S., geb., € 20,95

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