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DIE FURCHE 28.09.2023

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DIE FURCHE

39 · 28. September 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Krisengebiet Bergkarabach. Eindrücke und Hintergründe einer Reise. · Seite 5 „War es das wert?“ „Es gibt einfach keinen Ort mehr für Träume“ Radikal aufrichtig Grünen-Urgestein Andreas Wabl wagt in seinem neuen Buch einen kritischen Blick auf Türkis-Grün und die Zukunft seiner Partei. · Seite 6 Mit ihrer Dystopie „Arson“ reiht sich Laura Freudenthaler unter die wichtigsten Neuerscheinungen dieses Bücherherbstes ein. · Seite 13 Warum wir ein neues Bildungsideal kultivieren sollten: existenzielle Redlichkeit! Ein Appell von Martin Tauss. · Seiten 18–19 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Die Herausforderungen sind enorm, nicht nur im „Westen“: Hilft da Synodalität, die Papst Franziskus der katholischen Kirche verordnet? Ein Fokus zum Start der Weltsynode in Rom. Kirche ringt um Zukunft Foto: Getty Images / Bloomberg / Alessia Pierdomenico (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) „Gelehrte Eingeweide!“ In ihrem neuen Buch „Der überschätzte Mensch“ beschreibt die Philosophin Lisz Hirn das verletzliche Humanum zwischen Tier und Künstlicher Intelligenz. Ein FURCHE-Gespräch. Seiten 7–8 Foto: Inge Prader Die Lohnverhandlungen in der Metallindustrie sind mehr als eine ökonomische Variable. Sie umfassen eine sozialethische Ebene. Über Fairness, Verantwortung und den Zusammenhalt. Utopien überdenken AUS DEM INHALT Für die Einheit von West und Ost Der vor 100 Jahren verstorbene Olmützer Erzbischof Antonín Cyril Stojan mühte sich um eine nachhaltige Annäherung von Westund Ostkirchen. Seite 9 Von Brigitte Quint Was wäre, wenn – Großunternehmen sowie Landesbetriebe auf die Boni für ihre Manager verzichteten? Was wäre, wenn – Banken ihre Rekordgewinne an ihre Kunden weitergäben, etwa Geringverdienern die Kontoführungsgebühren erließen, Familien, die ihren Kredit nicht mehr bezahlen können, einen Fixzinssatz anböten? Was wäre, wenn – jene Firmen, die laut Rechnungshof in der Pandemie überfördert (insgesamt geht es um 30 Millionen Euro) worden sind, ihre Beihilfen zurückzahlten? Was wäre, wenn – René Benko 33 Millionen Euro von seinem Privatvermögen an die Republik auszahlte, damit die Steuerzahler diese Summe nicht „abschreiben“ müssen? Was wäre, wenn – sich die Signa Holding der 40 Millionen Euro „annähme“, die der Staat der Kika-Leiner-Kette an Steuern stundete? Was wäre, wenn – Pensionisten nicht länger politisch unantastbar wären und man Pensionen in Krisenzeiten sozial gestaffelt erhöhte? Was wäre, wenn – die Bundesregierung auf das Prinzip „Gießkanne“ verzichtet und wirklich Bedürftige unterstützt hätte? Was wäre, wenn – man eine schlüssige Antwort auf die Frage bekäme, warum „ Benkos gestundete Steuern, Manager-Boni, überförderte Firmen ... Nun der Aufruf zum Verzicht? “ man in österreichischen Supermärkten um ein Drittel mehr zahlt als in deutschen? Ziemlich sicher gingen die Lohnverhandlungen in der Metallindustrie, die traditionell die Richtung für die anderen Sparten vorgeben, deutlich leiser vonstatten. Die Wut jener, die aufgefordert werden, weniger zu fordern, wäre weniger ausgeprägt. Das Gefühl „die da oben richten sich’s“ wäre weniger berechtigt. Das ist Wunschdenken? Nur deshalb, weil obige Szenarien utopisch anmuten. Dennoch oder gerade deshalb ist der Forderungskatalog der Metaller keine rein ökonomische Variable. Er umfasst vielmehr die sozialethische Ebene. Moralische Integrität als Bedingung Vorweg: Die Argumente der Arbeitgeberverbände sind durchaus schlüssig. Die wirtschaftliche Lage ist in der Tat schlecht. Die Konjunktur bricht ein, eine Rezession steht ante portas. Es stimmt auch, dass die Energiepreise, Produktionskosten und Lohnnebenkosten (Lohnerhöhungen noch gar nicht eingerechnet) den Industriestandort gefährden. Und ja, Arbeitgeberverhandler Christian Knill hat recht, wenn er sagt: „Unsere Aufgabe ist nicht, die Kaufkraft in Österreich zu gewährleisten.“ Gleichzeitig weist er mit dieser Aussage, vermutlich ungewollt, auf des Pudels Kern hin: Man sollte die „Aufgaben“ im Sinne von „gesellschaftlicher Verantwortung“ der Arbeitgeberseite, aber auch der wirtschaftlichen Verantwortungsträger in der Politik, genauer unter die Lupe nehmen. Wie moralisch integer verhalten sich diese Leute eigentlich? Kann man guten Gewissens an die „Vernunft“ der Arbeitnehmer appellieren, indem man auf die ökonomische Gesamtsituation verweist? Ist es nicht genau diese Gesamtsituation, die den Arbeitnehmer beim Öffnen seiner Stromrechnung, beim Zahlen der Miete oder an der Supermarktkassa langsam verzweifeln lässt? Der Ethiker und Theologe Ulrich H. J. Körtner verweist an dieser Stelle auf die „Theorie der Gerechtigkeit“ (nach dem Philosophen John Rawls), in der die Fairness im Zentrum steht. Um nichts anderes geht es doch bei den Lohnverhandlungen. In Bezug auf Gehälter bzw. die Einkommensverhältnisse meint Körtner, dass es ethisch durchaus gerecht sei, wenn diese unterschiedlich seien. Doch sollten jene, die ein höheres Gehalt beziehen bzw. über Kapital verfügen, auch mehr Verantwortung tragen müssen und in diesem Sinne reflektierter handeln. Was auch meint, offensichtliche Ungerechtigkeiten a priori in Schach zu halten. Personen an der Spitze der Gesellschaft beeinflussen den Zusammenhalt – im Guten wie im Schlechten. Was wäre, wenn – die anfangs aufgeführten Fragen bei den Lohnverhandlungen auf die Agenda kämen? Das wäre angebracht und sicher keine Utopie. brigitte.quint@furche.at Meine neue Welt mit Hörgerät Hubert Gaisbauer erklärt Johanna Hirzberger in seinem neuen Brief, wie sich seine Welt durch die lange standhaft abgelehnte Hörhilfe verändert hat. Seite 10 Lampedusa: Europas Ohnmacht Die Situation auf der Mittelmeerinsel zeigt, dass die EU mit ihrem Konzept der Auslagerung gescheitert ist, meint Stefan Brocza in „Diesseits von Gut und Böse“. Seite 11 Ein Ort zum Wachsen Mayerling 1 war eine Pilgerstätte für Feinschmecker. Heute betreibt hier die „VinziRast am Land“ eine biologische Landwirtschaft mit Beherbergungsbetrieb. Seite 14 131 Buben aus Kaunas Im außerordentlichen Dokumentarfilm „A Boy’s Life“ erzählt der 91-jährige Schoa- Über lebende Daniel Chanoch, wie ihm die Nazis die Kindheit stahlen. Seite 16 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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