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DIE FURCHE, 28.05.2024

DIE

DIE FURCHE · 22 16 Film & Medien 29. Mai 2024 Goldene Palme Der Hauptpreis ging an einen Mann – doch die Gewinnerfilme in Cannes erzählen allesamt von starken Frauen. Für „Anora“ erhielt US-Regisseur Sean Baker am Samstagabend die Goldene Palme der Filmfestspiele. Von Matthias Greuling An der französischen Riviera tummelt sich genau jenes Publikum, das in der öffentlichen Wahrnehmung stark in die Kritik gekommen ist: Oftmals ältere, weiße (und beleibte) Männer drehen hier ihre Runden im Ferrari, mit viel zu jungen Frauen auf dem Beifahrersitz, deren Lippen durchaus den Auftrieb einer Schwimmweste haben könnten; Geld spielt keine Rolle, denn damit lässt sich alles kaufen, notfalls auch das Schweigen anderer. Just in diesem Ambiente eine Filmschau zu veranstalten, die die Themen der Zeit ernst nimmt und sich für Frauenrechte und Gleichberechtigung engagiert, den Krieg verurteilt und das Patriarchat sowieso, mutet da recht aussichtslos an. Denn Cannes, das weltgrößte Filmfestival, gegründet 1946, war bislang eher der Ausdruck, oder die Übersetzung dessen, was sich an Hallodri-Tum rund um die Croisette abspielt. Ein Umfeld, in dem #MeToo-Protagonisten wie Harvey Weinstein jahrzehntelang der rote Teppich ausgerollt wurde, in dem man das Kino der alten, weißen Herren hochleben ließ, weil hier in schöner Regelmäßigkeit immer dieselben Arten von Filmen gewannen. Und nur drei davon stammten von Frauen. In 77 Festivaljahren. Bild der Diversität Aber auch dieses Festival unterliegt einem Wandel; das ließ sich bei der heurigen Ausgabe ganz schön beobachten. Denn einerseits wollte man hier gegen die Arbeitsbedingungen beim Festival selbst (mehr Das Filmfestival in Cannes ist noch immer Ausdruck von (männlich dominiertem) Protz- und Luxusgehabe. Aber das ändert sich nach und nach. Eine Bilanz. Signale des Wandels Lohn!) und in der Filmbranche im Allgemeinen (mehr Gender-Gleichheit) demonstrieren, andererseits schlug sich im Programm nieder, dass auch Thierry Frémaux, der langjährige Festivalchef, mit der Zeit gehen muss. Für „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig, die der Jury vorsaß, bot sich ein Bild der Diversität in einem durchaus spannenden Wettbewerb. Die Jury hat sich daraus jene Filme ausgesucht, die gut als Exempel dienen, um Signale des Wandels auszusenden. Da ist einmal der Hauptpreis des Festivals, die Goldene Palme: Sie ging an den 53-jährigen Amerikaner Sean Baker für dessen Tragikomödie „Anora“, eine „ ‚Anora‘ bietet eine furchtlose Frauenfigur, wie sie das moderne Kino händeringend braucht. “ irrwitzig-slapstickhafte Geschichte um eine junge Stripperin, die sich gegen eine russische Oligarchenfamilie zur Wehr setzen muss. Der Regisseur, der bei der Dankesrede sagte, dieser Preis sei der einzige Grund gewesen, weshalb er Filmemacher geworden sei – und nun wisse er nicht, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen sollte –, dieser Regisseur also hat mit seiner Geschichte, die er „allen Sexarbeiterinnen“ widmete, das Herz der Jury erobert. Oder, wie es Gerwig ausdrückte: „Ein unglaublich menschlicher Film, der uns lachen ließ, der uns unendlich hoffen ließ, der uns das Herz brach und dabei nie die Wahrheit aus den Augen verlor“. „Anora“ bietet eine furchtlose Frauenfigur, wie sie das moderne Kino händeringend braucht. Die junge Ani (Mikey Madison) lernt an ihrem Arbeitsplatz, in einer New Yorker Erotikbar, den russischen Oligarchen-Sohn Vanya Foto: APA /AFP / Loic Venance kennen. Die beiden verlieben sich und heiraten schon nach wenigen Tagen kurzschlussartig – zum großen Missfallen von Vanyas in Russland lebenden Eltern. Sie beauftragen Helfer, die Heirat zu annullieren. Ein Trio von drei Männern taucht in Vanyas Anwesen auf – und dieser haut ab. Das bildet den Auftakt für viele komische Situationen, durch die die Souveränität der Hauptfigur launig herausgearbeitet wird. Ein Film, der viele brennende Themen behandelt, aber nie rein aus einer männlichen Sicht; mag sein, dass das auch der Mitwirkung von Sean Bakers Ehefrau Samantha Quan geschuldet ist; sie hat den Film produziert. Kleine Schritte Ein politisches Statement setzte die Jury mit einem Spezialpreis für den kürzlich aus dem Iran nach Deutschland geflüchteten Regisseur Mohammed Rassulof. Sein erschütternder, ohne Genehmigung gedrehter Film „The Seed of the Sacred Fig“ spielt im Herbst 2022, als der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini heftige Proteste im Iran auslöste. Die Reaktionen innerhalb der Familie könnten unterschiedlicher nicht sein: Die Töchter setzen sich gegen die konservativen Vorstellungen ihrer Eltern zur Wehr. Am Ende des Thrillers verlieren die Frauen ihre Ohnmacht. Ein Film über die „mutigen jungen Frauen im Iran, die vor nichts Angst haben“, so Rassulof. Dazu passt auch der Drehbuchpreis für die Französin Coralie Fargeat und ihren Film „The Substance“, der sich – mit Demi Moore in der Hauptrolle – in radikaler Manier mit Schönheitsidealen auseinandersetzt. Dieser Film handelt von Frauen, der Erfahrung von Frauen in der Welt und der Gewalt, die diese Frauen umgeben kann“, sagte Fargeat. „Ich glaube, dass Filme die Welt verändern können und ich hoffe, dass dieser Film ein kleiner Schritt in diese Richtung ist. Ich möchte allen Frauen danken, die das Risiko eingehen, ihre Stimme zu erheben, um die Welt zu verbessern.“ Frauen standen auch bei anderen Siegerfilmen im Zentrum: In Miguel Gomes’ „Grand Tour“ (Regiepreis) geht es um eine Frau, die nicht hinnehmen will, dass ihr Verlobter sie ohne Erklärung verlässt. Der Preis für die beste Darstellerin ging an das Frauenensemble in „Emilia Pérez“ von Jacques Audiard. Das Musical über einen mexikanischen Kartellboss, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt, brachte Auszeichnungen für Karla Sofía Gascón, Zoe Saldana, Selena Gomez und Adriana Paz. Und auch der Grand Prix dreht sich um Frauen. In „All We Imagine as Light“ der Inderin Payal Kapadia erforscht die Regisseurin das Zusammenleben mehrerer Frauen in Mumbai. Ist Cannes damit schon dort, wo es sein sollte? Nein, aber es sind wohl eben die angesprochenen kleinen Schritte, mit denen man einen Koloss wie dieses Festival langsam in Bewegung bringt. MEDIENWELTEN Grüße vom Boulevard und Stiftungspläne Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst. Von Peter Plaikner Während der Journalismus noch darum ringt, dass ihm der Groschen zu Schilling fällt, schreiben zwei Medien-Gesellschafter, Herausgeber und Chefredakteure „In eigener Sache“. So begrüßt Eva Schütz ihren neuen Partner. Die Frau eines Großspenders für die ÖVP hatte nach Station im Finanzministerium die recht rechts stehende Online-Boulevard-Plattform eXXpress gegründet. Ihr journalistischer Mitspieler dafür war Richard Schmitt, der einstige Mann fürs Grobe bei Heute, Krone und Österreich. Nachdem der Digital-Rabauke das Projekt im Jänner verlassen hat, verkündet Schütz nun mindestens so profilierten Ersatz: Die Gesellschaft hinter dem ähnlich gelagerten Berliner Portal NiUS steigt mit 25 Prozent Beteiligung bei den Wienern ein. Die Galionsfigur des deutschen Pendants ist der frühere Bild- Chef Julian Reichelt, sein Hauptfinanzier der CDU-nahe Milliardär Frank Gotthardt. Weniger direkt als Schütz, aber letztlich doch in eigener Sache schreibt in der Krone Aurelius – ein Pseudonym, das Christoph Dichand von seinem Vater Hans, dem Zeitungsgründer übernommen hat. Unter „Grünes Polit-Theater“ greift er die Berichterstattung des Standards zur Kandidatin Lena Schilling an: „Wäre es nicht ein lachsrotes Blatt, das hier alles verbreitet, hätten wir schon längst das Wort ,Kampagnen-Journalismus‘ vernommen.“ Fazit: „Eigentlich wäre das ein Fall für den Presserat!“ Die Krone gehört diesem Organ zur journalistischen Selbstkontrolle als einzige Tageszeitung nicht an. Was Dichand nicht schreibt, wird kurz danach bekannt: Die Krone baut 40 Stellen ab. Sie reiht sich ein in die harte Personalpakete schnürende Branche, während Neureiche auf Medien als Spielzeuge setzen. Unterdessen prolongieren die aus Zeitungen hervorgegangenen privaten Multimediahäuser ihre existenzielle Krise. In diesem Zusammenhang verdient ein Projekt des Verlegers „ Neureiche setzen auf Medien als Spielzeuge. Die aus Zeitungen hervorgegangenen privaten Multimediahäuser prolongieren ihre existenzielle Krise. “ Sebastian Loudon mehr Beachtung. Er arbeitet am Aufbau einer gemeinnützigen Stiftung für Journalismus und Demokratie. Als Mitstreiter hat er Luis Paulitsch vom Presserat engagiert. Das wirkt schlüssig.

DIE FURCHE · 21 29. Mai 2024 Film 17 Todd Haynes bietet im Psychodrama „May December“ Natalie Portman und Julianne Moore eine große Bühne, um alle Register ihres schauspielerischen Könnens zu ziehen. Sein und Schein Von Walter Gasperi „ Wenn Haynes wiederholt mit Spiegeln spielt und die Gesichter der beiden Protagonistinnen einander angleicht, wirft er Fragen nach wahrer Persönlichkeit und Rolle auf. “ Wer bin ich? Wer bist du? Elizabeth (Natalie Portman) besucht Gracie (Julianne Moore), die sie in einem Film über deren Beziehung zum deutlich jüngeren Joe verkörpern will. Doch schon bald tun sich Abgründe auf. Mit „May December“ werden im Englischen umgangssprachlich Partnerschaften mit großem Altersunterschied bezeichnet. Mai steht dabei für den Menschen im Frühling seines Lebens, Dezember für den Partner im fortgeschrittenen Alter. Der gleichnamige Film dreht sich um die (fiktive) Beziehung zwischen der verheirateten 36-jährigen Gracie und dem 13-jährigen Joe – angelehnt an den realen Fall der Lehrerin Mary Kay LeTourneau. Es ist in den 1990er-Jahren, als die Mesalliance von Gracie und Joe nicht nur für einen Skandal sorgt, sondern die Frau auch vorübergehend ins Gefängnis bringt. 20 Jahre später besucht die Schauspielerin Elizabeth (Natalie Portman), die in einem Independent-Film Gracie spielen soll, die inzwischen etwa 55-Jährige (dargestellt von Julianne Moore) in ihrer Villa in Savannah, Georgia. Dort lebt sie immer noch mit Joe (Charles Melton), mit dem sie auch drei inzwischen fast erwachsene Kinder hat. Scheint Gracies Welt bei der ersten Begegnung heil, so werden im Laufe der wenigen Tage, über die sich die Handlung erstreckt, zunehmend Risse sichtbar. Leichthändig knüpft Regisseur Todd Haynes dabei ein feinmaschiges Netz, wenn er Elizabeth nicht nur Gracie und Joe, sondern auch deren Ex-Mann und ihren Sohn aus dieser Ehe sowie ihren damaligen Anwalt befragen lässt. Im Grunde ein klassischer Soap-Opera- Stoff, doch Haynes spielt durch Übersteigerung einzelner Szenen und die immer wieder völlig überzogen aufbrausende Musik von Marcelo Zarvos ironisch damit. So dienen die Soap-Elemente in erster Linie als Oberfläche, denn ganz im Gegenteil zu diesen Serien verzichtet Haynes auf alle Gewissheiten und überlässt dem Publikum die Beurteilung der Figuren. Geschickt setzt er dabei immer wieder Zeichen, durch die das Bild komplexer und ambivalenter wird. Wenn Haynes beispielsweise wiederholt mit Spiegeln spielt und die Gesichter der beiden Protagonistinnen einander angleicht, wirft er auch Fragen nach wahrer Persönlichkeit und Rolle auf, nach Schein und Sein. „May December“ bleibt dabei großartig in der Schwebe – und lässt bis zum Ende offen, wer da eigentlich mit wem spielt und wer wen ausbeutet. Es ist ein großes Vergnügen, Natalie Portman und Julianne Moore dabei zu beobachten, wie facettenreich sie diese beiden Frauen verkörpern und immer wieder neue Schichten dieser Charaktere zutage fördern. Auf Rückblenden zum einstigen Skandal kann dabei getrost verzichtet werden. Nur mit einigen Zeitungsschlagzeilen werden die damaligen Ereignisse angedeutet. Der Fokus liegt ganz auf den wenigen Tagen des Besuchs von Elizabeth. Auch eine Antwort auf die Frage, wie es mit der Beziehung von Gracie und Joe weitergehen wird, wenn sie mit dem bevorstehenden Auszug ihrer Kinder neuen Freiraum gewinnen, wird verweigert. Mit dieser schillernden Offenheit gelingt es Todd Haynes, dass dieses Psychodrama – das manche schon mit Ingmar Bergmans „Persona“ verglichen haben – am Ende kaum ad acta gelegt werden kann, sondern in den Köpfen der Zuschauer beständig weiterwirkt. May December USA 2023. Regie: Todd Haynes. Mit Natalie Portman, Julianne Moore, Chris Tenzis, Charles Melton, Andrea Frankle. Polyfilm. 117 Min. DOKUMENTARFILM Wo die Buben wohnen Katrin Schlösser filmt Männer. Manche davon sind halbnackt. Aber alle von ihnen sind aus dem Burgenland, dem sowieso schönsten Stück Österreich. Ein Dokumentarfilm wie „Besuch im Bubenland“ braucht viel Zeit, um sich in seinem Thema umzusehen. Es gibt hier viele Traktoren, mit denen Männer herumfahren. Es gibt auch Bauern, die mit der Mistgabel ihr Gras sortieren. Zugleich sind da die Männer, die sich in den Sportvereinen engagieren. Und dabei auch die dynastische Idee weiterleben. Was man selbst dereinst gekonnt hat, das soll der Sohnemann, bitteschön, auch können. Es ist halt auch so eine Erb-Geschichte zwischen den Männern im Burgenland. Und wahrscheinlich nicht nur dort. Ein wenig wird Regisseurin Katrin Schlösser mit ihrem deutschen Idiom auch zum Fremdkörper im eigenen Film, aber das ist gewollt: Sie will dem Unbekannten auf die Schliche kommen, dem Männlichen, das sie nicht kennt oder versteht. Und das auch ihre Protagonisten nicht zu kennen scheinen, denn: „Was sind echte männliche Eigenschaften?“, fragt einer. „Ich weiß das wirklich nicht“. Darüber denkt man(n) einfach nicht nach. Der Versuch von Schlösser, das Wesen (burgenländischer) Männer cineastisch zu erfassen, erweist sich als voller Erfolg. Man lernt sie kennen und sieht: Da ist nichts gespielt. Authentisch, ehrlich, gerade heraus. Ein Feldversuch der anderen Art, weil hier keine komplizierte Film-Kulisse zum Einsatz kommt, sondern immer nur der wahrhaftige Auftritt der Regisseurin, die in ihren Gesprächen Dinge zu Tage fördert, die man sonst nirgendwo zu hören bekommt. (Matthias Greuling) Besuch im Bubenland Ö 2024. Regie: Katrin Schlösser. Polyfilm. 92 Min. Traktoren und anderes Spielzeug: Regisseurin Katrin Schlösser versucht in ihrem Film, das Wesen burgenländischer Männlichkeit zu erkunden. HISTORIENFILM Gespenstische Parallelen zwischen 1973 und 2023 Einmal mehr gelingt Helen Mirren als Ministerpräsidentin Golda Meir eine oscarreife Performance. Am 6. Oktober 2023, dem 50. Jahrestag des Jom-Kippur- Kriegs, kam „Golda“, das Biopic über Israels damalige Ministerpräsidentin Golda Meir, in die britischen Kinos. Niemand ahnte, dass einen Tag später mit dem Pogrom der Hamas in Israel der Nahostkonflikt erneut weltpolitisches Thema Nummer eins werden würde. Nun kommt „Golda“ auch hierzulande in die Kinos, und der Zuschauer kann nicht umhin, 1973 mit 2023 zu vergleichen: Es gibt gespenstisch viele Parallelen. 1973 griffen Ägypten und Syrien Israel an, das am höchsten Feiertag nicht auf den Angriff gefasst war, obwohl Geheimdienst und sogar König Hussein von Jordanien persönlich Golda Meir gewarnt hatten. Auch anno 1973 war Israel innenpolitisch zerstritten. Im Gegensatz zum Sechstagekrieg 1967, bei dem das Land dem Angriff der Nachbarn zuvorkam, zeigte der Krieg 1973, dass Israel sehr wohl verwundbar war. Golda Meir, die 1969 eher widerwillig Regierungschefin geworden war, übernahm die politische Verantwortung und trat 1974 zurück. Der israelische Regisseur Guy Nattiv geht in „Golda“ den ersten zehn Tagen des Jom-Kippur-Kriegs aus Blick und Handeln seiner Protagonistin nach. Nicht nur ob der politischen Brisanz ist derartige Relecture der Ereignisse von 1973 höchst aktuell. Es gelingt Nattiv, die Politikerin, aber auch den Menschen Golda Meir nachvollziehbar vorzustellen. Da muss sie ihr Kabinett, vor allem Verteidigungsminister Mosche Dajan, dessen katastrophale Fehleinschätzung des Angriffs die Situation eskalieren ließ, handlungsfähig halten. Gleichzeitig machen ihr die vielen israelischen Toten zu schaffen. Und dass sie selber krebskrank ist (dies aber verbirgt), macht alles nicht leichter. Schließlich muss sie auch die Amerikaner, allen voran den von der Watergate- Affäre mitgebeutelten Außenminister Henry Kissinger, auf Israels Ziele einschwören – auch da liegen die Parallelen zu heute auf der Hand. Man denkt unwillkürlich an zwei andere Filme: Joe Wrights „Die dunkelste Stunde“ ging 2017 den ersten Amtswochen Churchills als britischer Premier nach, der in vergleichbarer Situation wie Golda Meir das Ruder herumreißen musste. Und Hauptdarstellerin Helen Mirren lässt an ihre oscarprämierte Performance als Elisabeth II. in „The Queen“ (2006) denken. Auch wenn „Golda“ künstlerisch nicht darüber hinausragt, gelingt der Grande Dame britischer Schauspielkunst eine authentische Darstellung zwischen politischem Müssen und menschlichem Wollen, die ihresgleichen sucht. (Otto Friedrich) Golda GB/USA 2023. Regie: Guy Nattiv. Mit Helen Mirren, Liev Schreiber. Filmladen. 100 Min.

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