Ein FURCHE-Magazin TRANS FOR MATIO NEN 17 · 27. April 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– DIESE WOCHE MIT FURCHE- MAGAZIN „TRANSFORMATIONEN“ in Zusammenarbeit mit GLOBART Säbelrasseln in Australien „Ein quälendes Gefühl“ Vom geistigen Wiederaufbau zur Postmoderne Pekings „Muskelspiel“ vor Taiwans Küste belastet die chinesisch-australische Beziehung. Über Geopolitik in „Down Under“. · Seiten 6–7 Langeweile wird oft mit Müßiggang gleichgesetzt. Doch sie ist ein gesundheitsschädigendes Symptom unserer Zeit. · Seite 9 Jüdische Philosophen trugen im 20. Jahrhundert – und auch heute – wesentlich zur Verbreitung des kritischen Denkens bei. · Seite 12 Das Thema der Woche Seiten 2–5 Die Medien sind frei! Spurenversuche Zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai: Vor 175 Jahren ging es um die Abschaffung der „Censur“. In der digitalen Welt finden sich Medien viel umfassender angefochten. Bild: iStock/Nerthuz (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) „Autorinnen feiern Autorinnen“: 2023 jährt sich der Todestag der Schriftstellerin Dorothea Zeemann zum 30. Mal. Autorin Anna Baar nähert sich in einer Festrede dem Leben und dem Werk der am 20. April 1909 geborenen Schriftstellerin. DIE FURCHE bringt einen Auszug. Seiten 17–18 Nicht nur bei den Freiheitlichen, auch bei den Kommunisten haben viele Unzufriedene in Salzburg ihr Kreuz gemacht. Warum? Über Authentizität und Geschichtsvergessenheit. Retrotopie in Dunkelrot AUS DEM INHALT Die Korn-Krise Der Konflikt rund um die Einfuhr ukrainischen Getreides könnte massive Folgen haben – er zeigt erstmals die Grenzen der Belastbarkeit von Kiews Verbündeten. Seite 8 Von Doris Helmberger „Zu neuen Ufern?“: Unter diesem Titel schrieb Barbara Coudenhove-Kalergi am 29. Mai 1965 in der FURCHE über den bevorstehenden 19. Parteitag der KPÖ. Heftig wurde damals gestritten, ob die Sozialisten doch keine „Verräter an der Arbeiterklasse“ seien, ob das neue Parteiprogramm „die vollkommene Kapitulation vor dem amerikanischen Imperialismus“ bedeute – und ob nun endlich „die Beseitigung des ganzen Stalin-Apparats“ anstehe. Viele hatten die Partei freilich längst verlassen – wegen deren „Servilität“ gegenüber der russischen Besatzungsmacht während des ungarischen Volksaufstands. Damals, im Oktober 1956, war der Drang nach Freiheit und Demokratie von Moskau blutig niedergeschlagen worden. „Es ist kaum anzunehmen, daß die Kommunisten im österreichischen Parlament je wieder eine Rolle spielen werden“, so Coudenhove-Kalergi. Blickt man auf die jüngsten Landtagsergebnisse von Salzburg, dann ist dieses Szenario freilich wieder denkbar geworden. Neben dem erwartbaren Sieg der freiheitlichen Marlene Svazek, die mit bürgerlichem Habitus, aber strammem Kickl-Kurs 25,7 Prozent der Stimmen erreichte und damit „ Wie glaubwürdig ist kommunistisches Eintreten für Demokratie? Anschauungsmaterial gibt es kaum. “ nahe an die 30,4 Prozent von Wilfried Haslauer herankam, feierte die „KPÖ plus“ unter Kay-Michael Dankl einen Triumph. 11,7 Prozent erreichte der wortgewandte Historiker im gesamten Bundesland, in der Stadt Salzburg landete er mit 21,5 Prozent sogar an zweiter Stelle. Gelungen ist dies mit einem Rezept, das bereits die Grazer Bürgermeisterin, Elke Kahr, mit Erfolg erprobt hatte: eine zugewandte, glaubwürdige Politik, die sowohl auf Phrasen wie auf Privilegien verzichtet und nachhaltig für ein Anliegen kämpft, das den Menschen unter den Nägeln brennt: leistbares Wohnen. Bürgerliche Lust auf „K“ Wie 2021 in Graz haben auch in Salzburg nicht nur habituelle Linke, sondern auch viele Bürgerliche die Kommunisten gewählt – aus Ärger über die Regierenden und wohl nicht selten trotz des „K“ im Parteinamen. Was „kommunistisch“ heute bedeutet und wie es sich von „sozialdemokratisch“ oder „grün-alternativ“ unterscheidet, kann freilich auch der Ex-„Junge Grüne“ Dankl nicht schlüssig erklären. Man glaube, „dass eine bessere Welt möglich ist“, meinte er am Montag in der ZIB2, man wolle „die Ausbeutung von Mensch und Natur überwinden“ – und im Übrigen habe man „mit den ganzen Diktaturen und Kommandowirtschaften“ nichts am Hut. Auch die EU wolle man nicht verlassen, sondern sie nur „sozialer und demokratischer“ gestalten. Sympathien für Putin habe man schon gar nicht – die finde man eher bei Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung. Dieser Seitenhieb hat gesessen. Wie glaubwürdig kommunistisches Eintreten für Freiheit und Demokratie ist, bleibt aber offen. Weder die realpolitische Historie noch die Gegenwart bieten hier überzeugendes Anschauungsmaterial. Umso irritierender, dass eine linke Protestpartei, die angesichts multipler Krisen und einer sich munter selbstzerfleischenden SPÖ ein reiches Betätigungsfeld findet, auf dieses Label zurückgreift. Und dass Menschen mit berechtigten Sorgen vor der Zukunft diese Retrotopie massenhaft wählen. Persönliche Überzeugungskraft schlägt ideologische Zweifel; und der Kampf gegen „das System“ verfängt (auch wenn man, wie die FPÖ, seit ewig dazugehört): Das sind vorerst die Lehren aus Salzburg. Welche die Sozialdemokratie für sich zieht und ob Twitter-Liebling Andreas Babler nach einer etwaigen Niederlage eine „SPÖ Plus“ gründet, zeigt sich erst am Ende der laufenden Mitgliederbefragungsfarce. Für Pamela Rendi-Wagner wird es jedenfalls nicht leichter am Vorabend des 1. Mai – trotz aller Altkanzler im Hintergrund. Nur eines scheint vorerst klar: „Zu neuen Ufern?“ ist es für diese einst staatstragende Partei noch weit. doris.helmberger@furche.at @DorisHelmberger „Lass uns streiten!“ Bei Manuela Tomic und Brigitte Quint fliegen ab jetzt die Fetzen. Diesmal duellieren sie sich zur Frage, ob es zu viele Deutsche an Österreichs Medizin-Unis gibt. Seite 14 Apokalypse der Fettleibigkeit Für seine Performance als 270-Kilo-Charlie wurde Brendan Fraser heuer mit dem Oscar geehrt. Darren Aronofskys „The Whale“ hat es aber auch sonst in sich. Seite 20 E-Fuels: Unerbittliche Grenzen Klimaneutrale Mobilität braucht schnellere Lösungen als die E-Fuels. Der aktuelle Streit hat aber auch sein Gutes. Ein Gastkommentar von Johannes Schmidl. Seite 21 Die letzte Rettung Die planetare Krise naht: Mit seinem Werk zu einer „Bewusstseinskultur“ zündet Philosoph Thomas Metzinger ein Ideenfeuerwerk zur geistigen Transformation. Seiten 22–23 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0
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