13 · 27. März 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Knack dir einen Gipfelhelden ab Kapitalistische Früherziehung? Bare MünzeAktivisten sägten die Felshaken aus Herbert KicklsKletterroute und sagen „antifaschistischer Widerstand“dazu. Ein Einspruch. · Seite 8Die Regierung plant mehr Wirtschaftsbildung.Sozialwissenschafter warnen aber vor Lobbyismusin der Bildungspolitik. · Seite 9Das klimpernde Zahlungsmittel hat einenjahrtausendelangen Weg hinter sich. Eine kleineKulturgeschichte. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4Foto: Getty Images / China PhotosCanceloderKultur?Die Filmbranchewird diverser undweiblicher. EinSkandal kann aberschnell das Ende desErfolgs bedeuten.Über die Tücken desmodernen Kinos.Foto: FilmladenKommuzianismusim Reich der Mitte„Der Herrscher sei Herrscher, derUntertan Untertan.“ Mit diesemGrundsatz glaubte Konfuzius aneine sich natürlich herstellendeOrdnung im Staat. Chinas KommunistischePartei nutzt Teile seinerLehre zur Legitimation ihrer Politik –und beschert dem „Ersten Lehrer“und Philosophen eine Renaissance.Seiten 6–7Das Verhüllungsverbot an Volksschulen kassierte der VfGH 2020 ein. Nun unternimmt dieRegierung einen neuen Anlauf – mit ähnlichen Argumenten. Das ist wenig aussichtsreich.Wickel ums KopftuchAUS DEM INHALTIst Österreich ein sicheres Land?Die Kriminalitätsrate sinkt, aber die Angstvor Gewalt steigt. Über den Grabenzwischen Realität und dem subjektivenSicherheitsempfinden. Seiten 10–11Von Till SchönwälderGeht es nach der neuen Bundesregierungsoll ein allgemeinesKopftuchverbot für Kinder undJugendliche unter 14 Jahrenbald beschlossen werden. DasKopftuch sei ein Zeichen der Unterdrückungder Frau, man dürfe nicht zulassen,dass junge Musliminnen „die Chancen unsererfreien westlichen Gesellschaft nichtwahrnehmen können“, argumentierte diezuständige Integrations- und KultusministerinClaudia Plakolm in der „Zeit im Bild 2“.Bei anderen religiösen Kopfbedeckungen –etwa Kippa, Padka oder Turban – sieht dieÖVP-Politikerin dieses Problem nicht, weshalbdiese von der angestrebten Regelungausgenommen seien. Das klingt für vielewahrscheinlich schlüssig argumentiert,ist es aber nicht, befand der Verfassungsgerichtshof(VfGH) bereits 2020 und hobein ähnliches Gesetz kurzerhand auf. Dasgezielte Einschränken einer bestimmtenReligion verstoße gegen den Gleichheitsgrundsatzin Verbindung mit dem Recht aufGedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit,so die damalige Begründung des VfGH.Bei einem erneuten Anlauf werde mandeshalb besonders auf Wortlaut und Begründungenachten, kündigte Plakolm an.„ Ein breit aufgesetzterDiskurs überreligiöse Symbole imöffentlichen Raum istunausweichlich.“Dass die Bundesregierung versuchen wird,diesmal „weniger ungeschickt“ zu agieren,ist anzunehmen, betonte der Wiener ReligionsrechtsexperteRichard Potz gegenüberder FURCHE. Es werde aber schwierig werden,da die Politik wieder den Islam als einzigenAdressaten des Gesetzes hervorgehobenhat und das VfGH-Erkenntnis stark aufden Gleichheitsgrundsatz fokussiert habe.Religionsrechtlich kritisch sieht Potz zudem„Verbote, die darauf abstellten, dassdas Tragen des Kopftuches mit Zwängenverbunden ist, die mit der Gewissens- undGlaubensfreiheit unvereinbar sind“, wieer bereits in einem Kommentar zum VfGH-Bescheid festhielt. So werde „die Gewissensfreiheitgegebenenfalls nicht nur völlig ausgehöhlt,sondern geradezu in ihr Gegenteilverkehrt, indem die freie Gewissensentscheidungmissachtet wird“.Kinderschutz statt VerbotsnarrativAbgesehen von der rechtlichen Komponentespricht sich der Professor für islamischeReligionspädagogik, Mouhanad Khorchide,hingegen grundsätzlich für eineEinschränkung des Kopftuchtragens vonKindern und Jugendlichen aus, dies müsseaber viel stärker seitens der muslimischenGemeinden kommuniziert werden. Erwarne zudem vor einem Verbotsnarrativdurch die Politik. Über Soziale Medien würdenislamistische Prediger die Erzählungverbreiten, der Islam werde vom Westen bekämpft,ein Kopftuchverbot unterfütterediese Behauptungen. Vielmehr müsste aufeiner Kinderschutzebene und unter Einbeziehunggemäßigter muslimischer Stimmenargumentiert werden, denn, die Entscheidungvon Kindern ein Kopftuch zutragen sei niemals eine freie, ist der Leiterdes Zentrums für Islamische Theologie ander Universität Münster überzeugt.Damit ein entsprechendes Gesetz überhauptErfolg haben kann, wäre ein möglichstbreit aufgesetzter Diskurs zur Rolleder Religionen und religiösen Symbole imöffentlichen Raum wohl unausweichlich.Dabei ist eine Regelung nach dem VorbildFrankreichs, alle religiösen Symbole zuverbieten – das würde dann auch das Kreuzauf dem Berggipfel oder im Klassenzimmerbetreffen – wohl hierzulande weder vonpolitischer Seite erwünscht noch gesellschaftlichmehrheitsfähig. Gegenüber derFURCHE betonte die Islamische Glaubensgemeinschaftin Österreich (IGGÖ), dassman Kopftuchverboten skeptisch gegenüberstehe,aber: „Durch Einbeziehung allerAkteurInnen kann eine gute, verfassungskonformeLösung im Sinne unserer Demokratieerreicht werden“. Erfahren habe manvon dem Vorhaben aus dem Regierungsprogramm.Herangetreten sei an die IG-GÖ in dieser Sache seitens der Politik nochniemand.till.schoenwaelder@furche.atErdoğan überschreitet eine GrenzeSollten die Proteste in der Türkei erfolgreichsein, dürften sie das Ende des Erdoğan-Regimes markieren. Scheitern sie, zementierensich Autokratie und Willkür. Seite 14Unverantwortliche BeruhigungspilleKönnen wir das Klima mit Geoengineeringretten? Allein schon diese Frage ist einSkandal, argumentiert Annette Schlemm im„Diesseits von Gut und Böse“. Seite 15Der Sinn eines SemikolonsBereits zum 54. Mal luden die RauriserLiteraturtage zu Lesungen und Gesprächenund öffneten damit Türen in vieleRichtungen. Seite 19Weg zur universalen Harmonie?Die Lebenshilfe-Konzepte des Stoizismusstoßen heute wieder auf Interesse: Doch diezeitgenössischen Aneignungen gehen an derantiken Lehre oft vorbei. Seite 23@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0
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