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DIE FURCHE 27.02.2025

DIE FURCHE · 922

DIE FURCHE · 922 Wissen27. Februar 2025Text zu BildLeistungsfähigeKI-Systeme benötigenimmer mehrDaten. So wurdeder BildgeneratorDall-E 2 mit 650Millionen Text-zu-Bild-Paarentrainiert.Über den DatenhungervonChatGPT sieheauch den Artikel„Kannibalismusder KI-Systeme“von Adrian Lobe(23.8.2023)auf furche.at.Von Adrian LobeWenn man einem Kind beibringenwill, was ein Autoist, genügen ein paarBeispiele als Anschauungsmaterial.Wenn derMachine-Learning-Algorithmus einer künstlichenIntelligenz lernen soll, was ein Autoist, benötigt er hunderttausende, manchmalsogar Millionen Fotos. Der BildgeneratorDall-E 2 etwa wurde mit 650 MillionenText-zu-Bild-Paaren trainiert. Das SprachmodellChatGPT, das ebenfalls von Open AIstammt, wurde derweil mit 300 MilliardenWörtern gefüttert. Zum Vergleich: JamesJoyces Monumentalwerk „Ulysses“ kommtauf 265.000 Wörter. Wie ein Super-Nerd ineiner Bibliothek wühlt sich die KI durch tonnenweiseTexte: Wikipedia-Artikel, Bücher,Fachzeitschriften.Die Daten, mit denen ChatGPT und anderegroße Sprachmodelle trainiert wurden,stammen von Common Crawl, einer gemeinnützigenOrganisation, die das Web seit 2007systematisch durchforstet und über die Jahreeine der größten Textdatenbanken aufgebauthat. Daten sind das neue Öl, heißtes. Doch der begehrte Rohstoff, der die KI-Maschinerie antreibt, ist knapp – und könnteschon bald zur Neige gehen. Bis 2028,schätzt das Institut Epoch AI, wird die Größeeines Datensatzes so groß wie die gesamteverfügbare Textmenge im Internet sein.DIE FURCHE EMPFIEHLTGemeinwohlorientierte KIDer Fachbeirat „Ethik der Künstlichen Intelligenz“der Österreichischen UNESCO-Kommission lädtmit dem Institut für Technikfolgen-Abschätzungder Öst. Akademie der Wissenschaften (ÖAW) undder ÖAW-Kommission „Demokratie in DigitalenGesellschaften“ zu einem Vortrag mit Podiumsdiskussionein (Online-Anm. bis 5.3.).Künstliche Intelligenz im öffentlichen SektorÖAW Collegium, Bäckerstraße 13, 1010 Wien10. März, 17:30–19:00 Uhr, www.oeaw.ac.atIm Zeitalter der Künstlichen Intelligenz sind Daten das neueÖl. Doch der Rohstoff wird knapp – und geht vielleicht baldzur Neige. Als Alternative gelten bereits synthetische Daten.Frisch oderwiedergekäut?Zwar gibt es noch Reserven. So sind lauteiner Untersuchung von Google Books vonden rund 130 Millionen Büchern, die seitder Erfindung des Buchdrucks erschienensind, lediglich zwischen zehn bis 30 Millionendigitalisiert. Doch so schnell, wie dieKI liest, kommt der Mensch mit der Produktionvon Texten kaum hinterher. Die KI-Entwicklung steuert also auf einen Punktzu, wo ihr die Daten ausgehen könnten.Und das hat mehrere Gründe: Zum einenbenötigen die immer leistungsfähigerenKI-Systeme immer mehr Daten, um statistischeBeziehungen zwischen einzelnenWörtern herzustellen. Zum anderen wirddas Netz mit immer mehr KI-generiertenTexten geflutet, was die Modelle verunreinigtund zu dem führt, was Experten einen„Modellkollaps“ nennen: Eine KI, die KIgenerierteInhalte wiederkäut, „halluziniert“und produziert Nonsens. Gleichzeitigsperren Medienhäuser wie die NewYork Times, CNN oder der britische Guardianaus urheberrechtlichen Gründen ihre Archive,was den Rohstoff weiter verknappt.„ In den Tiefen des WorldWide Web treibt viel Schrott:Hasskommentare, Pornografie,Gewaltvideos. DieseDatensätze müssen immernoch manuell gereinigt undgelabelt werden. “Von einer „Content-Krise“ ist bereits die Rede.Das Internet ist für die Tech-Konzernezu klein, Big Data nicht „big“ genug. „Waspassiert, wenn die KI alles gelesen hat?“,fragte das US-Magazin The Atlantic.Klickarbeiter im Globalen SüdenDas Szenario, dass der Welt die Datenausgehen könnten, erscheint zunächstseltsam, weil sich Daten duplizieren lassenund eigentlich im Überfluss vorhandensind – und sich auch nicht wie Benzinverbrauchen, das man in den Tankeines Verbrenners füllt. Doch qualitativhochwertige Daten sind rar. In den Tiefendes World Wide Web treibt viel Schrott,der sich in den Schleppnetzen der Webcrawlerverfängt: Hasskommentare,Pornografie, Gewaltvideos. Diese Datensätzemüssen immer noch manuell gereinigtund gelabelt werden – von Klickarbeitern,die irgendwo in Venezuela oderKenia vor ihren Bildschirmen sitzen undfür ein paar Dollar den Müll sortieren.Beißende Facebook-Kommentare sindnicht unbedingt Premiumware für KIs.Die Skalierbarkeit großer Sprachmodellestößt damit an Grenzen.Schon 2021 kam es bei OpenAI zu einemEngpass, weil eine KI das Reservoiran englischsprachigen Texten im Netzerschöpft hatte. Daraufhin bastelten dieSoftwareingenieure eine Spracherkennung,die eine Million Stunden Youtube-Videos transkribierte. Auf der Suchenach neuen Datenvorkommen frackenFoto: www.alphr.com/outpaint-dalleTech-Konzerne das Internet und zapfenimmer neue Quellen an. Ob man in Zukunftaber einfach Daten bei der Konkurrenzabsaugen kann, ist fraglich. Die Plattformenschützen sich vor Raubbau undunterbinden den Datenfluss. So könntendemnächst weitere Quellen versiegen.Die Datenknappheit könnte weitreichendeFolgen für die KI-Industrie haben undsogar zum Standortnachteil werden – geradeauch im Wettbewerb mit China. Erstkürzlich hat das chinesische Start-upDeepseek einen KI-Chatbot auf den Marktgebracht, der nicht nur leistungsfähiger,sondern auch noch günstiger als seinewestlichen Pendants ist – und damitdas Silicon Valley geschockt. Nach Schätzungender International Data Corporation(IDC) wird China heuer zum erstenMal mehr Daten als die USA produzieren.Im Reich der Mitte gibt es keinen Datenschutz,der die Produktion und Handelbarkeitdes Rohstoffs einschränkt: Firmen exportierenÜberwachungstechnologien wieGesichtserkennungssysteme nach Afrikaoder Südamerika, deren Daten wiederumimportiert werden. Ilya Sutskever, führenderKI-Forscher und Mitbegründer vonOpen-AI, warnte unlängst auf einer Konferenzin Vancouver vor einer drohenden Datenkrise:„Wir haben den ,Peak Data‘ erreicht,mehr wird es nicht geben“, sagteer in Anspielung auf den „Peak Oil“, dasMaximum der weltweiten Öl-Förderung.Während sich die Rechenpower und Algorithmenverbessert hätten, könnten Datennicht Schritt halten. „Wir haben nur das eineInternet.“Halluzinierende KI-SystemeTech-Konzerne suchen daher nachalternativen Quellen – und setzen dabei aufsynthetische Daten. Das sind Datensätze,die künstlich generiert werden. So lassensich mithilfe von Algorithmen realistischeBilder fiktiver Menschen erstellen, bei denenPixelmuster echter Porträtfotos extrahiertund neu zusammengesetzt werden.Die Technik hat den Vorzug, dass manGesichtserkennungssysteme trainierenkann, ohne Persönlichkeitsrechte vonIndividuen zu verletzen. Synthetische Datenwerden seit geraumer Zeit bei der Entwicklungautonomer Fahrzeuge eingesetzt,um Fahrsituationen wie etwa kreuzendeFußgänger zu simulieren, für die es keinepräzisen Kamera- oder Sensordaten gibt.Die Idee ist nun, dass KI-Systeme die Texteschreiben, mit denen sie selbst trainiertwerden – so wie die endlos tippenden Affenin Emile Borels „Infinite Monkey Theorem“:Demnach müsste eine Horde von Affen nurlange genug auf einer Tastatur herumhacken,bis das Gesamtwerk von Shakespeareherauskäme. Das Theorem wurde jedochvon Mathematikern widerlegt: Bis die Affeneinen neuen Hamlet herausbringen, wäredas Universum längst verglüht, und ob dieKI es schneller schafft, darf bezweifelt werden.Die Gefahr, dass sich KI-Systeme selbstkannibalisieren und halluzinieren, ist groß.Hoffnungen ruhen daher vor allem aufder Transkription von Audio-Dateien. DerMensch spricht im groben Durchschnittca. 16.000 Worte am Tag. Wenn es gelänge,diese Wörter aufzuzeichnen und zu transkribieren,käme man bei acht MilliardenSprechern auf der Welt auf eine gigantischeDatenmenge. Auf Whatsapp werden täglichsieben Milliarden Sprachnachrichtenverschickt. Ob dieser Datenschatz gehobenwird, hängt davon ab, wie ernst die Konzerneden Datenschutz nehmen. Ob dieKI dadurch schlauer wird? Fraglich. Die„stochastischen Papageien“ der Chatbotswürden wohl nur das nachplappern, was dieMenschheit schon gesagt hat.

DIE FURCHE · 927. Februar 2025Wissen23Der 150. Geburtstag von C.G. Jung fällt in das heurige „Jahr der Quantenwissenschaft“. Erstaunlich,dass bereits Quantenpionier Wolfgang Pauli von Jungs Ideen fasziniert war.Archetypische PhysikVon Martin TaussHUMANSPIRITSVon Ernst Peter FischerDer Begriff „Intuition“ leitet sichvom lateinischen „intueri“ ab,das für „ansehen, betrachten,jemandem ins Gesicht schauen“steht – eine Qualität, dieMenschen im Laufe ihrer evolutionären Entwicklungsgeschichteentwickeln mussten,um zu lernen, Gefahrensituationen unmittelbarerkennen und auf Bedrohungenintuitiv und damit angemessen schnell reagierenzu können. Das gibt bis heute z.B.jungen Eltern oder dem Personal in einemKrankenhaus die Chance, frühe Anzeichenvon Infektionen bei Neugeborenenwahrzunehmen. Bei diesem Erkennenzeigt die Intuition ihren Glanz. Ansonstenaber ist sie eher mit Elend verknüpft, weilsie allzu viele Fehler macht, wenn es umFragen des Erkennens und Verstehensgeht, mit dem sich die Naturwissenschaftenbeschäftigen. Intuition kann als unbewussteForm der Informationsverarbeitungverstanden werden, was Menschenein „schnelles“ und müheloses Denken ermöglicht,wie der berühmte Wirtschaftspsychologeund -Nobelpreisträger DanielKahnemann festgestellt hat.Intuition und WissenschaftCarl Gustav Jung (1875–1961) unterscheidetzwei Formen der Intuition, die er als introvertiertund extrovertiert unterscheidet.Bei den Naturwissenschaften geht es mehrum die extrovertierte Dimension, die Jungu.a. bei Bankern findet. Gemeint sind wohlderen Fähigkeiten, gut mit Zahlen undWahrscheinlichkeiten umgehen zu können.Tatsächlich kommt der Common Sensemit Zahlen rasch in Schwierigkeiten – vorallem, wenn sie größer werden und mathematischeiner Exponentialreihe folgen. Einberühmtes Beispiel liefert das Schachbrettmit seinen 64 Feldern, das einen König einmalruiniert hat, als er einem seiner Untertanenversprach, ihm jeden seiner Wünschezu erfüllen. Der Mann bat darum, soviele Reiskörner zu erhalten, wie man bekommt,wenn man mit einem einzelnenauf dem ersten Feld eines Schachbretts beginntund die Zahl dann bei jedem Schrittverdoppelt. Das sieht zunächst ganz manierlichaus – 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64 und 128bis zum Ende der ersten Reihe und so kannes weiter gehen –, dachte der König. Aberschon in der zweiten Reihe wird es mulmig– mit 256, 512, 1024, 2048, 4096, 8192,16384 und 32768 steigt die Menge munteran – und am Ende steht die Zählung bei263: Das sind mehr als 18 Trillionen Reiskörner,was unvorstellbar ist, sich also derIntuition entzieht.Für die Wissenschaftsgeschichte gewinntC.G. Jung durch seine Verbindungzum Theoretischen Physiker WolfgangPauli (1900–1958) besondere Bedeutung.Pauli und Jung haben ausführlich korrespondiertund 1952 gemeinsam ein Buchüber „Naturerklärung und Psyche“ verfasst.Darin erläutert Pauli, wie der „Einflussarchetypischer Vorstellungen auf dieBildung naturwissenschaftlicher Theorienbei Kepler“ zu erfassen sei. Unter demEinfluss von C.G. Jung bemüht er sich um„die Enthüllung der archetypischen Grundlagender in der heutigen Physik tatsächlichangewandten Begriffe“ – zum BeispielAtom, Atomkern, Energie, Welle, Dipol undRadioaktivität. Der Quantenpionier wirdbei Johannes Kepler (1610) fündig: „Erkennenheißt, das äußerlich Wahrgenommenemit den inneren Ideen zusammenzubringenund ihre Übereinstimmung beurteilen,was [man] sehr schön ausgedrückt hat mitdem Wort ‚Erwachen wie aus einem Schlaf’.Wie nämlich das uns außen BegegnendeC.G. JungDer Schweizer Psychiater(26.7.1875 – 6.6.1961)war ein Pionier der Tiefenpsychologieund beschriebArchetypen (Urprägungen)im kollektiven Unbewussten.uns erinnern macht an das, was wir vorherwussten, so locken die Sinneserfahrungen,wenn sie erkannt werden, die innen vorhandenenGegebenheiten hervor, so dasssie in der Seele aufleuchten, während sievorher wie verschleiert in potentia dort verborgenwaren.“Im Verlauf der Gespräche mit C.G. Jungkommt Pauli zur Ansicht, „dass es dasSchicksal des Abendlandes ist, die beidenGrundhaltungen, diekritisch rationale, verstehenwollende auf„ Die Möglichkeit desVerstehens zeigt (...)das Vorhandenseinregulierender typischerAnordnungen, denensowohl das Innenwie das Außendes Menschenunterworfen sind. “Wolfgang Pauli (1957)der einen Seite und diemystisch irrationale,das erlösende Einheitsstrebensuchende aufder anderen Seite immerwieder in Verbindungmiteinander zubringen. In der Seeledes Menschen werdenimmer beide Haltungenwohnen, und dieeine wird stets die andereals Keim ihres Gegenteilsin sich tragen.Dadurch entsteht eine Art dialektischer Prozess,von dem wir nicht wissen, wohin eruns führt. Ich glaube, als Abendländer müssenwir uns diesem Prozess anvertrauen“.Und so entsteht ein antiintuitives Bildvom Vorgehen der Wissenschaft, das Pauli1957 wie folgt beschreibt: „Ich hoffe, dassniemand mehr der Meinung ist, dass Theoriendurch zwingende logische Schlüsseaus Protokollbüchern abgeleitet werden; eineAnsicht, die in meinen Studententagennoch sehr in Mode war. Theorien kommenzustande durch ein vom empirischen Materialinspiriertes Verstehen, welches im Anschlussan Plato als zur Deckung Kommenvon inneren Bildern mit äußeren Objektenund ihrem Verhalten zu deuten ist.“ Und erhält weiter fest: „Die Möglichkeit des Verstehenszeigt aufs Neue das Vorhandenseinregulierender typischer Anordnungen,denen sowohl das Innen wie das Außendes Menschen unterworfen sind.“ DieseAnordnungen identifiziert Pauli als Archetypen,die ursprünglich ganzheitlich sind:In der psychischen Welt führen sie zu Bildern,in der physischen Welt zu Gesetzen.Er orientiert sich dabei an C.G. Jung, der Archetypenals die strukturelle Komponenteeines kollektiven Unbewussten versteht:Sie verhelfen der Vorstellungskraft zur Bereitschaft,in Form von Symbolen zum Bewusstseinzu gelangen.Im Innersten der WeltDie wissenschaftlicheAufklärung führtgerade nicht zu denerhofften eindeutigenund zweifelsfreienAntworten auf vernünftigeFragen, wieman intuitiv meinensollte, sondern eher zuWidersprüchen. Daszeigen die Versuche,einfach formulierteFragen wie „Was istLicht?“ oder „Was istLeben?“ konklusiv zubehandeln. Albert Einstein hat den Physik-Nobelpreis erhalten, weil er zeigen konnte,dass Licht sowohl Welle als auch Teilchensein kann – und somit eben keine Eindeutigkeiterkennen lässt. Geheimnisse werdendurch die Wissenschaft nicht gelüftet,sondern nur vertieft. Das verdeutlichtdie moderne Physik der Quantenmechanik,die heuer ebenso zelebriert wird wieder 150. Geburtstag des großen SeelenforschersC.G. Jung.Der Autor ist Physiker, Biologe, Wissenschaftshistorikerund Wissenschaftsvermittler.Der vorliegende Text ist ein Auszugaus seinem Vortrag beim u.s. Symposium.4. C.G. Jung Symposium„Intuition - das Wissen der Seele“1. März, 8.00–17.45 UhrHaus der Ingenieure, Eschenbachgasse 9,1010 Wien, www.cgjung.atFoto: Getty Images / Archive PhotosDie Magie derMikromomenteAls die Corona-Pandemie vor fünfJahren in Österreich angekommenist, wurde im ersten Lockdownschlagartig bewusst, wie wichtig Verbundenheitund körperliche Berührung sind.Sie sind quasi unser täglich Brot – und wirhungern danach, wenn sie plötzlich wegfallen.Darauf haben nun auch Forschendevon der Med-Uni Innsbruck in einem Pressegesprächanlässlich der „InternationalenWoche des Gehirns“ (10.3.–16.3.) aufmerksamgemacht: Laut Studien sind Einsamkeitund soziale Isolation für die grauen Zellenähnlich schädlich wie das Rauchen von 15Zigaretten pro Tag. Das wiederum steigert„ Das tägliche Brot der sozialenVerbundenheit ist mitten imAlltag, im Büro oder in der U-Bahnzu finden. Es reicht ein nettesWort oder ein kleines Lächeln. “etwa das Risiko für Demenzerkrankungen,die in Österreich ohnehin stark im Vormarschsind. Prognosen gehen davon aus,dass sich die Zahl von Alzheimer und anderenDemenzformen bis 2050 verdoppelnwird. „Die Gründe für diese besorgniserregendenPrognosen sind neben der demografischenEntwicklung auch bei Lebensstilentscheidungenzu finden“, so die NeurowissenschaftlerinChristine Bandtlow.„Wir wenden uns dafür gezielt an die 30- bis40-Jährigen, da man in diesem Alter nochselbst einflussreiche sowie vorbeugendeMaßnahmen treffen kann.“ Was also kannman für die Hirngesundheit tun?Futter für das GehirnDie Experten verweisen u.a. auf regelmäßigekörperliche Aktivität (laut WHO150 Minuten pro Woche) sowie eine mediterraneErnährung: Dazu zählen Salateund Früchte, pflanzliche Fette sowie ausreichendBallaststoffe. Olivenöl und Nüssegelten als wahres „Brain Food“. Das täglicheBrot der sozialen Verbundenheit wiederumist auch im Alltag, im Büro oderin der U-Bahn zu finden: Die US-PsychologinBarbara Fredrickson beschreibt„Mikromomente“, wenn positive Emotionenzwischen Menschen einen Resonanzraumfinden: Dafür reicht oft schon ein kleinesLächeln, ein nettes Wort oder eine vielsagendeBegegnung zweier Blicke. „AktuelleForschung weist darauf hin, dass es beiemotionaler Verbundenheit zur Synchronieder Nervenzellen kommt, wie wennein Gefühl über zwei Gehirne und Körpergleichsam hinweg rollt“, erzählte sie mirim Interview, als sie 2014 in Wien zu Gastwar. Die Erfahrung positiver Resonanz –Fredrickson bezeichnet sie bewusst alsLiebe – erscheint heute wichtiger denn je:Denn sie fördert nicht nur Gesundheit undWohlbefinden, sondern könnte auch demweit verbreiteten Gefühl der Ohnmachtetwas entgegensetzen: Selbstwirksamkeit.„Liebe ist viel kleiner, alswir denken“ (17.7.2014):Barbara Fredrickson überihre revolutionäre Sichtweiseauf unser höchstes Gefühl, auf furche.at.

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