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DIE FURCHE 27.02.2025

DIE FURCHE · 916

DIE FURCHE · 916 Diskurs27. Februar 2025ZEITBILDFolgen der DisruptionFoto: APA / Barbara GindlIHREMEINUNGSchreiben Sie uns unterleserbriefe@furche.at„Das ist ein finsteres Österreich“Interview mit Clemens JablonerNr. 7, Seiten 6–7Ein großartiges Gespräch mit einemhervorragenden Wissenschaftler,einem der Spitzenjuristen in Österreich,einfach … einem sehr gescheitenMenschen. Hoffentlich wird erwieder Justizminister!Dr. Stephan Prayer, 1120 WienHört auf damit!Von Doris Helmberger, Nr. 7, S. 1In ihrem Leitartikel hat Doris Helmbergerdie ÖVP in Grund und Bodenvernichtet (Kopflosigkeit, Selbstvergessenheit,Skrupellosigkeit, etc).Auch, wenn ich der Schluss-Conclusioihres Leitartikels, dass es füreine konstruktive Zusammenarbeitdie Kräfte der Mitte braucht, umeine tragfähige Regierung zu bauen,voll und ganz zustimme, kann diese„ÖVP-Vernichtung“ nicht unwidersprochenbleiben.Natürlich hat auch die ÖVP, wie dieanderen Parteien in den ersten dreiMonaten nach der Nationalratswahlbei den diversen Verhandlungen undSondierungen keinen Schönheitspreisgewonnen! Aber in der erstenVerhandlungskonstellation hat nichtdie ÖVP, sondern die Neos als ersteden Verhandlungstisch verlassen unddamit einen Domino-Effekt ausgelöst!Ich bin aber Neos-Chefin BeateMeinl-Reisinger dankbar, dass sie inmehreren Stellungnahmen deutlichgemacht hat, wer die Hauptschuldträgt, dass sie vom Tisch aufgestan-GLAUBENSFRAGETerror über den Tod hinausDie ersten Coronafälle in Österreich liegen fünf Jahrezurück: Zunächst waren es italienische Touristen inInnsbruck, bei denen das Virus nachgewiesen wurde.Bald schon sollte ein ganzes Land still stehen. Der erste „Lockdown“machte klar, dass man sich fortan in einer Ausnahmesituationzurechtfinden musste: einer Pandemie, die rund umden Globus Infektionswellen in die Höhe schnellen ließ. Diewissenschaftliche Vernetzung sowie die rasche Impfstoffentwicklungliefern eigentlich Stoff für eine „große Erfolgsgeschichte“,so der Komplexitätsforscher Peter Klimek rückblickend.„Dass dies aber in weiten Teilen der Gesellschaftnicht so kommuniziert werden konnte, ist die große Niederlage.“Die Folgen wirken nach: Der Widerstand gegen die Corona-Maßnahmenführte zu zahlreichen Demonstrationen;die FPÖ erkannte das Wählerpotenzial und versuchte, die Gesundheitskrisemit einer generellen Unzufriedenheit zu verbinden.„Corona“ war auch jüngst ein Wahlmotiv und bleibtBrennpunkt für gesundheitsgefährdende Verschwörungsmythen.Noch heute stellt sich FPÖ-GesundheitssprecherinDagmar Belakowitsch vor die Kamera des ORF „Report“, umentgegen aller wissenschaftlichen Evidenz zu behaupten, dieCorona-Impfung hätte „überhaupt nicht genützt“. DringenderHandlungsbedarf also, um der Wissenschaftsfeindlichkeitden Nährboden zu entziehen – und sich durch kollektiveLernprozesse für eine künftige Pandemie zu rüsten. (mt)den ist – nämlich Andreas Babler mitseiner mangelnden Reformbereitschaft.Dann hat Bundespräsident Vander Bellen an Herbert Kickl einenRegierungsauftrag gegeben. Die ÖVPwar verhandlungsbereit, denn sonstwäre der Weg direkt in Neuwahlengegangen, die bekanntlich nur einemgenützt hätten.Die ÖVP hat aber ganz klar Pflöckeeingeschlagen, vor allem Folgende:1. Ein souveränes Österreich, das freivon ausländischer Einflussnahmebleibt – insbesondere aus Russland –,mit einem konsequenten Asylstoppund mehr Sicherheit durch das Drohnen-AbwehrsystemSky Shield.2. Ein starkes Österreich in Europa,das ein verlässlicher Partner derEuropäischen Union bleibt – für Wohlstand,Frieden und Sicherheit.3. Ein wehrhafter Rechtsstaat, derunsere liberale Demokratie schütztund entschlossen gegen jede FormVon Asher D. Biemannvon Extremismus vorgeht – sei esvon rechts, von links oder aus dempolitischen Islam.Kickl und die FPÖ haben diese nichtakzeptiert. Das ist der wahre Grund,warum auch diese Regierungsverhandlungengescheitert sind.Dass das Innenministerium und dieEuropaagenden nicht zu den Freiheitlichenkommen können, muss dochallen klar sein! Gerade in Zeiten, indenen die internationale Zusammenarbeitder Geheimdienste so wichtigist, wäre es unverantwortlich gewesen,das in freiheitliche Regierungsverantwortungzu legen.Der frühere Linzer Uni-Rektor,Meinhard Lukas, hat in einem Gastkommentarin den OÖ Nachrichtennach dem Ende der blau-schwarzenRegierungsgespräche geschrieben:„Die Blau-Schwarz-Verhandlungensind krachend gescheitert. HerbertKickl hat Selbstachtung und Staatsverantwortungder ÖVP unterschätzt!“So kann man die Dinge auch sehen.Helmberger hat natürlich zumZeitpunkt der Abfassung ihres Leitartikelsnicht gewusst, dass die Verhandlungenplatzen! Das muss manobjektiverweise erwähnen! Ich hoffe,dass nun eine vernünftige Regierungim dritten Anlauf gelingt!Dr. Josef PühringerLandeshauptmann a.D.Am 2. Märzwartet fix 1 MillionEuro im SechserGewinnrang beiLottoPlusLottoPluswirdgarantiertmillionenschwerDer Ziehungsabend am Sonntag,den 2. März 2025 wird einganz besonderer, denn es gibtgleich zwei Möglichkeiten, LottoMillionär zu werden: Neben demLotto Sechser, bei dem es stetsum zumindest 1,2 MillionenEuro geht, steigt auch dieGewinnsumme für die „sechsRichtigen“ bei LottoPlus in höhere,in siebenstellige, Sphären.Die Österreichischen Lotteriendotieren am kommenden Sonntagden Sechser Gewinnrang aufexakt 1 Million Euro auf.Die LottoPlus Ziehung bietetden Lotto Tipps, sofern siedaran mitspielen, eine zweiteGewinnchance. Für 50 Cent proTipp ist man auch bei LottoPlusdabei. Im Gegensatz zu Lottogibt es kein Jackpot-Prinzip. Gibtes also keinen Sechser, dannwird die Gewinnsumme auf dieFünfer aufgeteilt. Das heißt, dieLottoPlus Sechser-Million gelangtam 2. März jedenfalls zurAuszahlung.Evelyn Vysher moderiert dieZiehung am 2. März 2025, wennes beim LottoPlus Sechser um1 Million Euro geht.Foto: © ORF/Günther PichlkostnerDer 94. Psalm beginnt mit einem erschreckendenVers: Gott der Ahndungen, DU,Gott der Ahndungen, erscheine! So übersetzteMartin Buber ihn 1936 in seinem schmalenBand „Aus Tiefen rufe ich Dich“. Und ausTiefen rufen wir heute wieder.Als vor ein paar Tagen die sterblichen Überresteder am 7. Oktober entführten Geiseln Ariel undKfir Bibas – der eine damals gerade vier, der andereneun Monate alt – vor einer jubelnden Mengeverhüllter „Freiheitskämpfer“ an die Vermittlerübergeben wurden, da sprach Israels Ministerpräsidentdiesen Vers, und er klang anders in den Ohrendes aufgebrachten Volkes. Nicht Gott soll ahnden,sondern das Militär. Neben den Särgen deskleinen Ariel und Kfir stand auch der des bei seinerEntführung 83-jährigen Oded Lifshitz und dereiner nicht identifizierten jungen Frau. Sie hättedie Mutter der toten Kinder sein sollen, Shiri Bibas.Aber den quälenden Terror der Ungewissheitbeherrschen die Terroristen auch über den Tod hinaus.Und sie beherrschen das Spiel, jede Geisel„auszutauschen“ gegen aberhunderteSträflinge, die fürihre Terrortaten verurteiltwaren. Der Mensch hat eben(nur) einen Tauschwert.Eine neue Eskalation steht bevor. Und wiederwird sie nach zynischem Plan der Hamas überdie Leichen der Zivilisten gehen. Terror machtnicht Angst, sondern Krieg. Aber für uns, diewir aus gesicherter Ferne und gescheiten Kreisenauf diese menschliche Tragödie blicken, gibtes vielleicht noch eine zweite Chance, das unverzeihlicheVersäumnis nachzuholen, Hamas nichtlänger als Befreier der „Unterdrückten“ zu tolerierenoder gar zu moralisieren. Denn die Fragedes 94. Psalms harrt weiterhin unserer Antwort:Bis wann dürfen die Frevler, DU, bis wann dürfensich die Frevler ergötzen, dürfen sprudeln, frech reden,dürfen sich besprechen die Harmwirker alle?Der Autor ist Professor für moderne jüdischePhilosophie an der University of Virginia, USA.DIE FURCHE EMPFIEHLTInspirationen zum VerzichtUmkehr und Verzicht sind die großen Themen der Fastenzeit.Wie klingt es, wenn man Bibeltexte mit Menschenliest, die auf große Veränderungen aufmerksam machen?Im Rahmen der Fastengespräche in der Kalvarienbergkirche(Wien/Hernals) lädt man zu Impulsen undMusik. Verena Pichler, Expertin für Mikroplastik, wirdüber den Bibelvers „Wem wird dann das gehören, was duangehäuft hast?“ (Lk 12,20) sprechen, der Ökonom undPublizist Fred Luks über den Vers „Vielleicht trägt er inZukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen“(Lk 13,9) und Katharina Rogenhofer, Vorständin des Instituts„Kontext“, über den Vers „Vielmehr werdet ihr allegenauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (Lk 13,3).Moderation: Christoph Konrath/Agnes Reimitz.FastengesprächeDo, 6.3., 10 Uhr:Verena PichlerDo, 20.3., 19 Uhr:Fred LuksDo, 27.3., 19 Uhr:KatharinaRogenhoferKalvarienbergkirche.Sankt-Bartholomäus-Platz31170 Wien. Infos:www.kalvarienbergkirche.at

DIE FURCHE · 927. Februar 2025Literatur17Erst massakrierteman sie, dannversuchte man,den Indianer inihnen zu töten:Tommy Orange erzähltin seinem zweitenRoman „VerloreneSterne“ Geschichteder Native Americansund damit der USA.Von Brigitte Schwens-HarrantMenschen sindnicht gleich Menschen.Denn esgibt Kinder undes gibt „die Brutder Indianer“. Bereits im erstenSatz des Prologs zu seinemRoman „Verlorene Sterne“ richtetder US-amerikanische AutorTommy Orange den Blick auf diemenschengemachte Konstruktion,die alle rassistischen Bewegungenbis heute charakterisiert.Sie liefert den Tätern die ungeheureBegründung dafür, warumman diese oder jene Menschengruppenicht wie andere Menschenoder überhaupt nicht wieMenschen behandeln müsse. DieDefinition des Unterschieds erlaubtden Unterschied im Umgangmiteinander, oder wie TommyOrange erzählt: „[…] diegrausamen Wilden dieser amerikanischenLande brachten eigentlichkeine Kinder hervor, sondernNissen, und aus Nissen werdenLäuse, so sagte zumindest derMann, der das Massaker am SandCreek wie eine Insektenvernichtungdarstellen wollte, bei demim Morgengrauen siebenhundertBesoffene mit Geschützen kamen,so wie auch beinahe auf den Taggenau vier Jahre später am WashitaRiver, wo man hinterher siebenhundertPferde der Indianerzusammentrieb und einem nachdem anderen in den Kopf schoss.“Anpassungsgewalt313 Jahre dauerte der längsteKrieg Amerikas, mit derartigenMassakern an den Indigenen,aber auch an ihrer Ernährungsgrundlage,den Bisons. Aberselbst danach war die Bekämpfungund Diskriminierung derNative Americans längst nichtvorbei. Denn nun gab es Leitkulturin ihrer reinsten und grausamstenArt, galt ein neuer„politischer Slogan für das Indianerproblem“:„Den Indianer töten,um den Menschen zu retten.“Die rassistische Definition, derGegensatz ‚hier Indianer – dortMensch‘ wirkte weiter, nahm Gestaltan in einer rücksichtslosenAnpassungsgewalt durch Umerziehungund Strafmaßnahmen.Der 1982 in Oakland geboreneAutor, Mitglied der Cheyenneund Arapaho Tribes, beginnt miteinem Zitat von Richard HenryPratt, der zunächst Kriegsgefangeneder amerikanischen Ureinwohnerin Fort Marion beaufsichtigteund dann die Carlisle IndianIndustrial School in Pennsylvaniagründete und leitete. Er sahvoller Sendungsbewusstsein seineAufgabe darin, in den Indianerndas Indianersein auszulöschen.„In der Zivilisierung derIndianer bin ich ein Täufer, dennich halte es für geboten, die Indianerin unsere Zivilisation einzutauchenund sie nicht mehr hinauszulassen,bis sie ganz und gardurchtränkt sind.“Dass dieses gewaltsame Eintauchenoft zu einem Ertrinkenführte, dass Existenzen dabei aufunterschiedliche Arten kaputtgingen,auch davon erzählt dieserRoman. „Damit aus ihm ein Nichtindianerim Sinne der CarlisleSchool wurde, tötete man den Indianer,um den Menschen zu retten,wie es der Schulgründer gesagthatte, was natürlich bedeutete,dass die Indianerkinder sterbenmussten.“ Man trennte die Kindervon ihren Eltern, schnitt ihnendie Haare ab und ließ sie Militäruniformenanziehen. „Jeden Tagexerzierten sie, marschierten aufwie zum Kampf gegen sich selbst,erst von außen nach innen, dann,einer Krankheit gleich, auch voninnen nach außen.“ Und man gabihnen neue Namen.„Und all die Indianerkinder, diejemals Indianerkinder waren,blieben stets Indianerkinder undbrachten nicht Nissen zur Welt,„Ich hoffe,ihr seid da“sondern Indianerkinder, derenIndianerkinder ebenfalls Indianerkinderzur Welt brachten,deren Indianerkinder AmericanIndians wurden, deren American-Indian-Kinder Native Americanswurden, deren Native-American-Kinder sich Natives nannten oderIndigene oder NDNs oder die Namenihrer souveränen Nationenoder ihrer Stämme trugen und dieallzu oft zu hören bekamen, sieseien gar keine echten Indianer,nämlich von allzu vielen Amerikanern,die in der Schule gelernthatten, die einzig wahren Indianerwären die längst ausgestorbenenThanksgiving-Indianer, diedie Pilgerväter geliebt hätten bisin den Tod.“Tommy Orange erzählt in „VerloreneSterne“ – im Original „Wan-Der AutorTommy Orange, geboren1982 in Oakland, ist Mitgliedder Cheyenne und ArapahoTribes. Sein Roman „Dortdort“ war für den Pulitzerpreis2019 nominiert underhielt den American BookAward 2019.dering Stars“ – die tragische Geschichteder Native Americansüber mehrere Generationen, angefangenbei Jude Star, der das brutaleSand-Creek-Massaker vom29. November 1864 überlebte. Angehörigeder Cheyenne und Arapaho,die sich gerade in einemWinterlager befanden, wurdenbei diesem grauenhaften Angriffermordet, unter den Opfern vorallem Frauen und Kinder. „Das sogenannteChivington- oder Sand-Creek-Massaker“, so wird TheodoreRoosevelt zitiert, von 1901bis 1909 Präsident der VereinigtenStaaten, „bleibt gewissen bedauerlichenEinzelheiten zumTrotze im Großen und Ganzeneine der rechtschaffensten undwertvollsten Taten, die man imWesten jemals vollbracht hat.“Foto: Elena SeibertLesen Sie dazuauch „TommyOrange: ‚Dortdort‘" vom28.8. 2019 auffurche.at.„ 313 Jahre dauerte der längste KriegAmerikas, mit derartigen Massakern anden Indigenen. Aber selbst danach wardie Bekämpfung nicht vorbei.“Jude Stars Nachkommen tragendie Traumata von den Massakerngegen ihre Ahnen in sich, sindaber auch in der Gegenwart mitRassismus konfrontiert. Mancheversuchen, der Geschichte und derHerkunftsfrage zu entkommen.Manche versuchen, ihre systematischund gewaltsam vernichtetenKulturen wieder aufzuspüren.Sie googeln Wissen und finden eineenorme Pluralität; „fünfhundertsechsundsiebzigstaatlich anerkannteund vierhundert nichtanerkannte“ Stämme gibt es inden USA. „Fast eintausend Nationen.“Sechsundzwanzig Staaten,also insgesamt mehr als die Hälfte,sind entweder nach Stämmenbenannt oder ihr Name lässt sichauf ein indigenes Wort zurückführen.Wie findet man Zugehörigkeit,wie begründet sie sich? Wohlkaum durch einen DNA-Test, dessenAuswertung ein Jugendlicherzum Geburtstag geschenkt bekommt.„Ihr zufolge war er weißaus Nord- und Südeuropa, NativeAmerican aus Nordamerika undSchwarz aus Nordafrika.“VorgeschichteMan kann „Verlorene Sterne“als Ergänzung zu Tommy OrangesDebütroman „Dort dort“ lesen,muss diesen Vorgänger abernicht kennen. Die spannendeKonstruktion, die dort alle Strängeauf den großen Powwow zulaufenlässt, wird man hier vermissen.Was hier geboten wird, isteinerseits ein Blick in die Vorgeschichte,die alle Figuren in derGegenwart bewusst oder nicht gewusstin sich tragen, andererseitswird die Geschichte von „Dortdort“ fortgesetzt und von jenemJungen erzählt, der bei dem Angriffwährend des Powwow verletztwurde und an diesen Folgenleidet. Der zweite Teil des Romansverdichtet die Charaktere und ihrZueinander, die Figuren rückennäher; das Wissen um die Vorgeschichteder Ahnen hilft, dasGewicht zu erahnen, das sie zutragen haben. Denn die Vergangenheitund das kollektive Leidhaben sich in das Leben jedes Einzelneneingeschrieben, der verzweifeltnach Orientierung undZugehörigkeit, nach Stabilitätund Hoffnung sucht.Orange wechselt nicht nur dieZeiten (dabei geht er chronologischvor, zunächst in großen Zeitsprüngen;der historische Prologhilft beim Einordnen, der aufgezeichneteStammbaum bei derOrientierung), sondern vor allemauch die Perspektiven. Aus vielenMündern und Blickwinkeln erzähltsich die Historie der Natives;sichtbar wird eine Geschichte derEinsamkeit, der Verlorenheit, desScheiterns, der Sucht und Abhängigkeit,aber auch der Kampf umdas Leben und der Wunsch nachZugehörigkeit – und am Ende gibtes doch Hoffnung auf Zukunftund Miteinander. „Ich hoffe, ihrseid da. Am allermeisten wünscheich mir, dass ihr alle da seid.“Verlorene SterneRoman von Tommy OrangeAus dem Engl. von Hannes MeyerHanser 2024. 304 S., geb., € 26,80

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