DIE FURCHE · 912 Gesellschaft/Film27. Februar 2025Das Gespräch führte Matthias GreulingDas Filmdrama „Heldin“ (neuim Kino) folgt Leonie Beneschin der Rolle einer Pflegefachfrau,die in der Chirurgie einesSchweizer Spitals arbeitet.In einer Spätschicht fällt eine Kollegin aus,weshalb die junge Frau an den Rand ihrerMöglichkeiten gelangt, aber trotzdem mitaller Kraft versucht, die Bedürfnisse ihrerPatienten zu bedienen - nicht immer ganzfriktionsfrei. Der berührend gespielte undeinnehmende Film führt hinter die Kulisseneines chronisch überforderten Pflegeapparatesund wirft viele komplexe Fragenauf. DIE FURCHE traf die Regisseurin beider Berlinale zum Gespräch.DIE FURCHE: Frau Volpe, warum haben Siediesen Film gemacht?Petra Volpe: Weil uns das Thema Pflegealle angeht, es ist gesellschaftspolitischsehr brisant und aktuell. Das hat man beider Pandemie gesehen: Zu diesem Zeitpunktwurden Pflegekräfte als systemrelevantanerkannt; leider geriet diesschnell wieder in Vergessenheit. Pflegefachkräftesind jedoch kontinuierlich wichtigfür ein funktionierendes Zusammenleben,und es gibt eine globale Krise imGesundheitswesen, die potenziell jedenvon uns betrifft und erhebliche Auswirkungenhat – insbesondere angesichts eineralternden Gesellschaft. Wir alle werdenirgendwann krank oder alt – oderbeides –, weshalb diese Menschen von entscheidenderBedeutung sind. Dennoch erhaltensie nicht die Aufmerksamkeit sowieWertschätzung, die sie verdienen.DIE FURCHE: Woran mag das liegen?Volpe: Das Problem liegt darin begründet,dass falsche Prioritäten gesetzt werden.In der Schweiz wird oft behauptet,dass es sich um ein finanzielles Problemhandelt; man argumentiert beispielsweisedamit, dass bei mehr Einstellungen vonFachkräften auch höhere Kosten entstehenwürden – was letztlich bei den Krankenkassenlandet. Tatsächlich zeigen Untersuchungenklar: Je besser eine Abteilungmit professionellen Pflegekräften ausgestattetist, desto besser sind die Ergebnissein der Pflegequalität. Das bedeutet:Eine Gesellschaft spart durch gute PflegeGeld! Zwar mag ein einzelnes Krankenhausmöglicherweise weniger Profit erzielen;volkswirtschaftlich betrachtet machtes jedoch Sinn, sicherzustellen, dass genügendPflegekräfte vorhanden sind – dochdies wird oft nicht so dargestellt. WährendCovid gab es in der Schweiz eine Initiativezur Verbesserung der Pflegesituation; diesewurde angenommen aus Angst vor einemMangel an Fachkräften während desPandemiegeschehens – doch nun hapert esbei deren Umsetzung, weil das Thema nieganz oben auf der Agenda steht.75. BERLINALEHeldinCH/D 2025.Regie: PetraVolpe. Mit LeonieBenesch, SonjaRiesen, SelmaAldin. Tobis.92 Min.Mit „Heldin“ hat die Schweizer Regisseurin Petra Volpe einbeklemmendes Spielfilm-Porträt einer Pflegekraft in Szenegesetzt. Ein Plädoyer, das Thema endlich ernst zu nehmen.Über dieOhnmacht amFließbandDIE FURCHE: Was beinhaltet diese Initiative?Volpe: Sie umfasst klare Regelungen zumPatient-zu-Pfleger-Verhältnis sowie Forderungenzu Gehältern und Dienstplänen fürbessere Arbeitsbedingungen - Maßnahmen,um dem massiven Berufsausstieg entgegenzuwirken.DIE FURCHE: Warum scheint dieses Anliegenso wenig Beachtung zu finden?„ Der Pflegeberuf gilt – wie vieleSozialberufe – traditionell als Frauenberuf.80 Prozent dieser Berufsgruppesind weiblich. Historisch gesehen istdies einfach Sexismus! “Volpe: Der Pflegeberuf gilt traditionell alsFrauenberuf - wie viele andere Berufe imsozialen Bereich. 80 Prozentdieser Berufsgruppesind weiblich; historischgesehen ist dieseinfach Sexismus! AndereBerufe mit ähnlichemAnforderungsprofil,aber überwiegendmännlichen Beschäftigtengenießenbessere Bezahlung. EinBeispiel hierfür wäredas kürzlich aufgekommenePilotendefizit inder Schweiz: Hier wurdesofort viel Geld bereitgestelltfür Weiter-SchwereSchichtLeonie Beneschkämpft sich alsPflegefachfraudurch eine unterbesetzteKrankenhaus-Schichtundgeht an ihreGrenzen.Phantasie und Illusion wurden gefeiertFotos: © TOBIS Film GmbH.Regisseurin Petra Volpe hat auchrecherchiert, welche TechnikPflege effizienter machen soll.bildungen. Im Gegensatz dazu warten wirseit Jahren darauf, Verbesserungen fürPflegende durchsetzen zu können - wasdeutlich macht, wie tief verwurzelt diesesSystemproblem des Sexismus ist.DIE FURCHE: Glauben Sie, dass das schlechteImage der Profession damit zu tun hat,dass es ein Beruf ist, der uns an die eigeneEndlichkeit erinnert?Volpe: Ja absolut! Es gibt hier definitiv einImageproblem. Niemand möchte ins Krankenhaus,sondern man verdrängt Themenwie Alter, Krankheit, Tod mit großerVehemenz. Susan Sonntag hat gesagt,wenn man krank wird, wird man plötzlich„Citizen of another country“. Ich finde, dasstimmt extrem. Wenn man im Spital ist, bemerktman, in einer anderen Welt zu sein,und draußen geht die Welt weiter. Unddie Leute draußen wollen nichts mehr miteinem zu tun haben.DIE FURCHE: Welche Personen sollten IhrenFilm „Heldin“ unbedingt sehen?Volpe: Es wäre toll, wenn die politischVerantwortlichen sich darauf einließen.Grundsätzlich denke ich, jeder sollte maleinen Schichtdienst absolvieren, um wirklichnachvollziehen zu können was dort geleistetwird! Das war unser Ziel beim Film:eine Erfahrung zu kreieren, wo die Zuschaueram Ende denken, selbst mitgearbeitetzu haben. Ich habe versucht, Spannungaufzubauen, sodass man physischin Situationen mitgenommen wird, dietatsächlich dramatisch verlaufen können.Dabei war mir wichtig, nicht diekatastrophalsten Dienste zu zeigen, sondernsolche, wie sie jeden Tag stattfinden.Ich wollte nicht zuspitzen, sondern denrealen Alltag einfangen.DIE FURCHE: Viele Notfall-Stationen holensich Know-how von den Technikern bei Formel-1-Boxenstops,weil dort die Abläufe soexakt abgestimmt sind. Haben Sie solcheRecherchen für den Film auch angestellt?Volpe: Ja, ich habe von Modellen zur Effizienzsteigerunggelesen. Die kommen ausder Autoindustrie. Pflege soll wie ein Fließbandfunktionieren. Ich glaube, man nanntedas „Ford-Modell“. Dochhierbei liegt bereits einfataler Fehler zugrunde,denn Menschen lassensich niemals mechanisieren.Jeder Menschist anders. Einer brauchtHumor, der andere einetröstende Hand. Ich glaube,da liegt der Schlüssel:Die Kommunikation zwischenPflegenden undPatienten spielt eine entscheidendeRolle dabei,Symptome frühzeitig erkennenund adäquat reagierenzu können.Der Goldene Bär ging heuer an den norwegischen Film „Drømmer“. ImMittelpunkt steht die 16-jährige Johanne und ihre erste Liebe.Foto: BerlinaleIn Berlin hat mit „Drømmer“ (Träume) des Regisseurs Dag JohanHaugerud ein norwegischer Film den Goldenen Bären gewonnen,der sich als würdiger Preisträger in einem durchwachsenen,aber qualitativ durchaus bemerkenswerten Wettbewerberweist. Es ist der Abschluss einer Trilogie über Liebe, Sex und Begehren.„Drømmer“ erzählt von der ersten Liebe der 16-jährigenJohanne – es ist ihre neue Lehrerin Johanna. Die Namensähnlichkeitlegt die Fährte, wohin der Film geht: Die Liebe liegt im Filmbereits zurück und als literarisches Manuskript vor. Erst darf dieOma reinlesen, dann die Mama. Niemand weiß ob des literarischenOutfits, welcher Teil der Liebe real und welcher Fiktion war.Was sind Träume, Phantasien, Begierden? Etwas, was Haugerudgekonnt dramatisch auslotet. Und auch die Frage nach dem Queer-Sein wird auf vielen Ebenen debattiert, die Lust am Zuschauenist dem Umstand geschuldet, dass das Kino immer vor allem eineProjektionsfläche gewesen ist. Für genau das: Träume, Phantasien,Begierden.Das Debüt der neuen Festival-Leiterin Tricia Tuttle aus den USAscheint gelungen, auch, weil sie viele dieser Projektionsflächen zugelassenhat, sich wenig einengen ließ in thematische Konzepte. Klar,die Berlinale bleibt politisch, aber sie trägt das nicht mehr wie eineFahne vor sich her. In Tuttles Auswahl finden sich subtilere, wenigerplakative politische Botschaften. Stattdessen gab es unter den Preisträgernder 75. Berlinale mit dem Darstellerpreis für Andrew Scottin Richard Linklaters „Blue Moon“ einen Preis für eine Story übereinen Songtexter, Rose Byrne wurde für „If I Had Legs I’d Kick You“über eine Mutter, die die mysteriöse Krankheit ihrer Tochter aufklärenwill, prämiert. Die Preise der Jury gingen mit „El mensaje“ (TheMessage) aus Argentinien und dem brasilianischen „O último azul“(The Blue Trail) an Produktionen, die aus den Nischen des Weltkinosstammen. Bester Regisseur wurde Huo Meng für sein chinesischesProvinzdrama „Living the Land“, das die rasante Entwicklung desLandes ab 1991 im Dokustil nachzeichnet. Hochverdient!Aus Österreich waren dieses Jahr gleich acht Produktionen inBerlin vertreten, darunter Johanna Moders „Mother’s Baby“ imWettbewerb. Moder folgt darin einer Mutter durch eine postnataleDepression – sie glaubt, ihr Kind wäre bei der Geburt gestorbenund man hätte ihr ein anderes untergejubelt. Doch was in diesemVerwirrspiel-Thriller real und Phantasie ist, bleibt dem Zuschauerüberlassen. Das ist vielleicht ein gemeinsamer Nenner vielerBerlinale-Titel: Sie feiern die Phantasie und die Illusion. BeidesGrundvoraussetzungen für das Kino. (Matthias Greuling)
DIE FURCHE · 927. Februar 2025Religion/Geschichte13Das Bergkloster Montserrat gilt als kulturelles und religiöses Zentrum Kataloniens. Weniger bekannt: Es legte sichmit Diktator Franco an und löste politische Kontroversen aus. 2025 wird es tausend Jahre alt. Ein Besuch.Wo Himmler den Gral suchteVon Manuel MeyerDie aufgehende Sonnetaucht das Wolkenmeerunten im Tal inein weiches, friedlichesLicht. Der atemberaubendePanaromablick vomkatalanischen Bergkloster Montserrathinab ins Hinterland derspanischen MittelmeerküsteCosta Brava hält selbst einige Benediktineräbteauf ihrem Wegzur Morgenmesse auf, um nochschnell ein Erinnerungsfoto zumachen. Viele der rund hundertÄbte sind zum ersten Mal in demBergkloster, das wie ein Adlernestin 720 Meter Höhe spektakulär ineiner bizarren Felswand hängt.Sie kommen von allen Kontinentender Welt. Eigentlich versammelnsich die Benediktineroberenalle vier Jahre zumInternationalen Kongress in ihremHauptsitz im Kloster Sant’Anselmo in Rom. Doch AnfangSeptember kamen sie zum erstenMal in ihrer Ordensgeschichteaußerhalb Roms in Montserratzusammen. Der Grund: Das 1025gegründete Kloster feiert seintausendjähriges Bestehen.„Kleine Braune“ MadonnaDie Benediktiner entschiedensich zu Ehren ihrer Jungfrau vonMontserrat aber dafür, bereits am8. September mit dem Jubiläum zubeginnen. Es ist ihr Festtag, nachdemPapst Leo XIII. die Muttergottesvon Montserrat im September1881 zur SchutzpatroninKataloniens erhob, erklärt BernatJuliol, Prior von Montserrat undLeiter des Jubiläumsprogramms.Die schwarze Madonna, die aufgrundihrer Farbe auch liebevoll„La Moreneta“, die „kleine Braune“genannt wird, ist der Grund, warumdie Mönche ihr Kloster überhaupthier oben in den Bergen vonMontserrat errichteten. Die heutigeFigur stammt zwar aus dem12. Jahrhundert. Aber bereits um880 fanden Hirten der Legendenach hier in einer Felsgrotteeine schwarze Madonnenstatue.Sie wollten die Figur ins Talzum Bischof bringen. Doch plötzlichwurde sie so schwer, dass sienicht mehr fortbewegt werdenkonnte. Das sah man als Zeichen,dass die Muttergottes an diesemOrt bleiben wollte.An der Stelle der Felsgrottewurde eine Andachtskapelle errichtet.Es dauerte nicht lange, bisdie ersten Pilger kamen. Es warjedoch ein schwer zugänglicherWeg. Zudem befindet sich die heutenoch zugängliche Grotte mitder Kapelle gefährlich nah an einemsteilen Abhang und bot keinenPlatz, ein größeres Gebäudezu bauen. So entschied sich derdamalige Benediktinerabt Oliba,das Kloster 1025 wenige hundertMeter weiter und etwas höher aufeinem von spitzen Felsnadeln umgebenenPlateau zu errichten. Damitnahmen die Pilgerscharenschnell zu. Im 15. Jahrhundertmusste die Anlage bereits erweitertwerden. 1522 übernachteteauch der Heilige Ignatius in Montserrat.Nach seiner Beichte vorder Jungfrau von Montserrat legteer in dem Kloster sein Schwertnieder, gab sein Leben als Ritterauf und gründete wenig späterim nahen Manresa den Jesuitenorden.So kreuzen sich heute in Montserratder Ignatius- und der Jakobsweg.Das Gebirgskloster istnach Santiago de Compostelader bedeutendste Wallfahrtsortin Spanien, wird jährlich von 2,5Millionen Menschen besucht. DasKloster und das Gebirge, das wegenseiner bizarren Form auchMontserrat – „zersägter Berg“ –genannt wird, sind zweifellos einmagischer Ort.Von Richard Wagner bis HitlerViele Mythen und Legenden rankensich um Montserrat. „Sogar RichardWagner soll sich in seinerParzival-Oper in Montserrat fürden Munsalvaesche inspiriert haben,die Burg, in welcher der HeiligeGral versteckt ist“, erklärt PriorJuliol. Das führte sogar HitlersAhnenforscher und SS-Chef HeinrichHimmler höchstpersönlich1940 nach Montserrat, weil sie hierden Kelch des letzten Abendmahlsvermuteten. Himmler soll in JesusChristus eine Art „Ur-Arier“ gesehenhaben und war überzeugt vonden Kräften des Heiligen Grals,um den Weltkrieg zu gewinnen.Dass Montserrat zu einemchristlichen Nationalheiligtumwurde, hat auch mit dem Klostergründerzu tun, der das Klosterund das Sanktuarium zur religiösenund kulturellen Wiege Katalonienswerden ließ, erklärt AgustíColomines. Abt Oliba (971-1046)war nämlich kein gewöhnlicherBenediktinermönch, sagt der Historikervon der Universität Barcelona.Er war gleichzeitig Abt vondrei verschiedenen Benediktinerklösternin Katalonien, Bischof vonVic und stammte aus der Dynastieder Grafen von Barcelona. „Damithatte das Kloster bereits im Mittelaltergroßen politischen Einflussin Katalonien“, so Colomines.Nach der Zerstörung des mittelalterlichenKlosters durch dieTruppen Napoleons 1811 wurdees erst Mitte des 19. Jahrhundertswieder neu errichtet. Im Zuge derdamaligen Renaixença, der kulturellenund sprachlichen WiedergeburtKataloniens, verwandeltesich Montserrat zum Symbol einesneu erwachenden nationalenSelbstwertgefühls der bis heutenach Unabhängigkeit strebendenRegion. Bücher und Zeitschriftenwurden in der katalanischen Landessprachegedruckt. Dabei spielteder bereits 1499 gegründeteVerlag des Klosters eine wichtigeRolle. Aber auch die Escolaniade Montserrat, die zu den ältestenChören und MusikschulenEuropas gehört. „Die ersteschriftliche Erwähnung stammtaus dem Jahr 1307, obwohl derKnabenchor mit Sicherheit älterist“, erzählt der Escolania-LeiterEfrem de Montellà.Dann brach 1936 der dreijährigeSpanische Bürgerkrieg aus.Das Kloster wurde zum Militärhospitalder republikanischenTruppen umfunktioniert. Die anarchistischenSoldaten tötetendabei 23 Mönche, die heute alsMärtyrer der katholischen Kirchegelten und im Sitzungssaaldes Klosters in Wandmalereienverewigt sind. Als 1939 schließlichder faschistische Putsch-General Francisco Franco denKrieg gewann, jubelten auch dieBenediktiner in Montserrat, bereitetendem Diktator sogar einenEmpfang mit allen Ehren.Doch schon bald wurden sichdie Äbte bewusst, dass es sich umein totalitäres Regime handelte,das Menschenrechte missachtete.Politisch Andersdenkende wurdeninhaftiert, gefoltert und sogarermordet. General Franco unterdrücktesämtliche Autonomiebestrebungen,verbot die Benutzungder katalanischen Sprache.Bereits in den 1940er Jahrenfing das Kloster deshalb an, sichüber diese Anweisungen hinwegzusetzen,hielt die Messen wiederauf Katalanisch ab. In den 1950erJahren bringt es auch seine erstenZeitungen und Bücher wiederin katalanischer Sprache heraus.Die Mönche deklarierten viele ihrerPublikationen wie die KulturzeitschriftSerra d‘Or kurzerhandals religiös oder historisch, dadiese nicht der staatlichen Zensurunterlagen.Grafik: Rainer MesserklingerMadridAbgelegenePilgerstätteIn 720 Meter Höheliegt das Kloster.GründungsabtOliba baute es 1025an einer eindrucksvollenFelswand.Foto: Manuel MeyerEine längereVersion des Textesfinden Sieunter „TausendJahre Montserrat:Wo Himmlerden HeiligenGral suchte“ auffurche.at.„ Kataloniens Seperatisteninstrumentalisieren dasKloster für ihre politischenZiele und nicht selten spielendie Äbte dabei freiwillig mit. “Elda Mata, Präsidentinder anti-separatistischenKatalanischen ZivilbewegungZum Ende der Diktatur wagtendie Mönche von Montserrat denoffenen Konflikt mit der Franco-Diktatur. In einem Interview mitder französischen Tageszeitung„Le Monde“ im November 1963 erklärteder damalige Abt, dass dasFranco-Regime sich aufgrund seinerTaten nicht als christlich bezeichnendürfe. Noch nie hatteein spanischer Kirchenvertreterso massiv Kritik am Regime geübt.Schließlich musste Escarréins Exil nach Frankreich flüchten.Das Kloster begann, politischVerfolgten Unterschlupf zu geben.Am 12. Dezember 1970 versammeltensich in Montserrat sogar300 katalanische Intellektuelle,um öffentlich in einem Manifesteinen demokratischen Staat zufordern. Der Diktator tobte. „Mitdieser politischen Geste wurdeMontserrat endgültig zum Hortdes Widerstands“, versichert HistorikerAgustí Colomines.Streit um UnabhängigkeitHeute sorgt Montserrat erneutfür gesellschaftspolitische Verstimmungen:„Kataloniens Seperatisteninstrumentalisieren dasKloster für ihre politischen Zieleund nicht selten spielen die Äbtedabei freiwillig mit“, meint EldaMata, Präsidentin der anti-separatistischenKatalanischen ZivilbewegungSCC.Das stimmt in Teilen. Die Unabhängigkeitsbestrebungendervergangenen 15 Jahre entzweitensogar die Kirche, führten zu heftigenDebatten zwischen der spanischenBischofskonferenz undKataloniens Bischöfen. Wie diesesprach sich auch Abt Josep MariaSoler im Vorfeld des illegalenUnabhängigkeitsreferendumsvom 1. Oktober 2017 für das„Selbstbestimmungsrecht“ derKatalanen als „Grundrecht“ aus.„Wir sollten den Wunsch der Bevölkerungsmehrheitzumindestkennen“, meint der Abt von Montserrat.Diese Worte sorgten spanienweitfür Empörung. Unterdessenveranstalteten UnabhängigkeitsbefürworteröffentlicheAkte vor dem Kloster, wurdenauch vom Abt begrüßt.„Der damalige Abt Soler hat sichlediglich für das Selbstbestimmungsrecht,nicht für die Unabhängigkeitausgesprochen. Wirwollen ein Ort des Dialogs sein,um Kataloniens gespaltene Gesellschaftwieder zusammenzubringen“,versichert Prior BernatJuliol. Das will man auch imJubiläumsjahr mit Konzerten,Ausstellungen, Tänzen und religiösenEvents zeigen. Nicht nurin Montserrat, sondern auch inBarcelona, um den Menschen dieGeschichte, die Traditionen, dasKlosterleben und die Werte derBenediktiner zu übermitteln.Santa Mariade MontserratBarcelonaMonteserrat liegtrund 40 Kilometernordwestlich vonBarcelona, inmittender Region Katalonien.Die Unabhängigkeits-Fragesorgt immer wiederfür Konfliktemit den anderenTeilen Spaniens.
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