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DIE FURCHE 26.09.2024

DIE FURCHE

39 · 26. September 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Typograf, Pionier, Humanist Aldus Manutius gilt als Erfinder des Beistrichs in der Buchdruckkunst. Als Verleger hinterließ er ein bleibendes Erbe. · Seite 24 Rumäniens kollektive Kränkung Bodyshaming und die „Todsünde“ Völlerei Siegfried Unseld: Urgewalt des Verlagswesens In Bukarest hofft man, dass die Nationalratswahl in Österreich eine Wende in der Schengenpolitik einläutet. Ein Ortstermin. · Seiten 5–6 Übergewicht gilt vielen als Schwäche oder gar moralische Verfehlung. Über Körperhierarchien und die Abnehmspritze „Ozempic“. · Seiten 12–13 Kaum ein anderer Verleger seiner Zeit war so einflussreich wie der Suhrkamp-Chef. Ein Porträt zum 100. Geburtstag. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Die ÖVP versteht sich als Anwältin der Leistungsträger in diesem Land. Doch wer fällt in diese Gruppe? Und was meint WIFO-Chef Gabriel Felbermayr dazu? Fünfte und letzte Folge der FURCHE-Wahlserie. Welche Werte wir wählen: Leistung Bild: Peder Severin Krøyer „Burmeister und Wain Eisengießerei“ (Detail), 1885; IMAGO / GRANGER Historical Picture Archive Foto: Erzdiözese Salzburg „Chauvinismus beleidigt Gott“ Am 2. Oktober startet in Rom der zweite Durchgang der Weltsynode. Dazu ein FURCHE-Interview mit dem Bischofskonferenzvorsitzenden, Erzbischof Franz Lackner, sowie Analysen von Regina Polak und Jan-Heiner Tück. Seiten 9–11 Das Parlament ist nicht das alleinige Fundament der Demokratie, aber sein institutionelles Herz. Was, wenn Illiberale, Verschwörungsfans und „Systemfeinde“ darin die (relative) Mehrheit stellen? Fragiles Hohes Haus AUS DEM INHALT Hinter der deutschen Einheit Vor 75 Jahren wurde mit der Gründung der DDR Deutschland geteilt. Ein neues Buch beleuchtet die Hintergründe der (brüchig gewordenen) Wiedervereinigung. Seite 8 Von Doris Helmberger ist ein System organisieter Unsicherheit“, weiß der in Polen geborene US-Politikwissenschaf- „Demokratie ter Adam Przeworski. Sie schafft den Rahmen, dass Menschen in Freiheit zusammenleben können. Sie ermöglicht, dass Neues erprobt und jede neue Herausforderung unter Beteiligung vieler gemeistert werden kann. Doch damit das gelingt, braucht es ein stabiles Gefüge, dem Menschen vertrauen. Was zu diesem Gefüge gehört, haben Christoph Konrath und Marianne Schulze in der siebenteiligen FURCHE-Serie „Sommer der Demokratie“ eindrucksvoll beschrieben. Gewaltenteilung, ein funktonierender Rechtsstaat und politische Parteien gehören jedenfalls dazu. Das eigentliche Fundament des „Systems“ Demokratie bilden freilich unser aller Engagement, Teilhabe sowie Umfangsformen, die von Offenheit, Kompromissbereitschaft und ja, auch einem Mindestmaß an Rationalität geprägt sind. Soll Demokratie resilient gegenüber ihren Feinden bleiben, muss all dies tagtäglich als Lebensform gepflegt werden. Die Praxis sieht bekanntlich anders aus. Längst ist der öffentliche Diskursraum vom „ Man muss nicht an die Wiederkehr der Nazis glauben. Es reicht der Gedanke an Kickl als Hausherr am Ring. “ Empörium zerstört bzw. in Blasen zerfallen. In welchen Parallelwelten diese mittlerweile wabern, zeigt ein Blick in den erstbesten Telegram-Chat – oder FPÖ-TV. Entsprechend schlecht ist es dort und insgesamt um das Vertrauen in das demokratische „Gefüge“ bestellt: Laut „Zukunftsmonitor 2024“ von IFES und Industriellenvereinigung haben 43 Prozent der Menschen kein oder kaum Vertrauen ins Parlament; noch mehr, nämlich 52 Prozent, misstrauen der Regierung. Die Corona-Pandemie hat diese Werte noch wesentlich gedrückt. Im Herbst der Demokratie? Am kommenden Sonntag wird sich nun zeigen, wie weit der Herbst der Demokratie schon ins Land gezogen ist – und wie sehr das weitgehend lösungsfreie Bewirtschaften berechtigter Sorgen und Ängste bereits Früchte trägt. Auch wenn im Zuge der Hochwasserkatastrophe der Debattenton kurz an Schrillheit verlor und so etwas wie Solidarität ahnbar wurde: Nach wie vor liegt eine Partei in Umfragen vorn, die Sicherheit durch eine „Festung“ verspricht, wie Viktor Orbán von folgsamen Medien träumt, ihre Wissenschaftsfeindlichkeit durch Pressekonferenzen mit Verschwö- rungstheoretikern belegt – und sich regelmäßig des sprachlichen Setzkastens der Nationalsozialisten bedient (vgl. das „Zeit- Weise“ von Otto Friedrich auf S. 15). Man muss nicht an die Wiederkehr der Nazis glauben, um angesichts dessen zu erschaudern. Es reicht schon der Gedanke daran, dass eine solch illiberale Partei im Hohen Haus die relative Mehrheit erhebt – und am 24. Oktober bei der ersten konstituierenden Sitzung des Nationalrats Anspruch auf den Ersten Präsidenten stellen könnte. Zwingend stattgeben müsste man dem nicht, die Usancen sehen das freilich vor. Wie weit die – unheimliche – Macht dieses zweithöchsten Amtes im Staat reicht, war schon unter Wolfgang Sobotka zu bestaunen. Einmal im Amt, kann der Hausherr am Ring kaum mehr abgewählt werden und die Abläufe empfindlich stören – erst Recht im Fall einer Krise. Von der symbolischen Prägekraft nicht zu reden. Wie wär’s mit einem Symposion über „Remigration“ oder „völkische Homogenität“? Nicht nur Herbert Kickl selbstkönnte diesen prestigeträchtigen Posten bekleiden, auch jemand anderer von seiner Gnaden. Umso relevanter ist der Ausgang der sonntäglichen Wahl – und im Anschluss daran das Agieren der ÖVP. Wird sie einen „Volkskanzler“ (oder dessen Adlaten) an die Spitze des Parlamentes wählen – und am Ende trotz aller Ansagen sogar mit ihm koalieren? Nichts weniger als die liberale Demokratie steht auf dem Spiel, jenes „System organisierter Unsicherheit“, das zwar niemals perfekt sein wird – aber dennoch mit Abstand das beste ist, das wir haben. doris.helmberger@furche.at Nihil obstat für Međjugorje Mit der Anerkennung des bosnischen Wallfahrtsort ist dem Vatikan ein geschickter Schachzug gelungen, der viele zufrieden stellen wird. Ein Kommentar. Seite 14 Setzkästen der Nationalsozialisten Nein, man kann die „Nazi-Keule“ gegenüber der FPÖ nicht einpacken, meint Otto Friedrich am Vorabend der Wahl: Denn diese Partei spiele mit dieser Klaviatur. Seite 15 „Wie aushalten den Flammensturm“ Der Briefwechsel zwischen der Schriftstellerin Christine Lavant und dem Maler Werner Berg offenbart intime Einblicke in den Seelenzustand der beiden. Seite 20 Liebender Streit in Zeiten des Hasses Martin Poltrum beschreibt, warum man sich philosophisch sowie auch therapeutisch mit dem gesellschaftlichen Diskursverfall auseinandersetzen sollte. Seiten 22–23 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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