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DIE FURCHE 25.10.2023

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DIE FURCHE

43 · 25. Oktober 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 6,– „Ich habe jede Sekunde genossen“ Regisseur Wim Wenders über seinen 3D-Dokumentarfilm „Anselm – Das Rauschen der Zeit “ über den Künstler Anselm Kiefer. · Seite 20 Im Freizeitpark der Hisbollah Schweizer Gottes-Denker in Wien „Klang braucht Raum“ Die libanesische Schiitenmiliz, die mit Raketen und Drohnen Israel attackiert, betreibt ein Propagandamuseum in Mleeta. · Seite 9 Theologie als Zeitgenossenschaft: Von Kunst, über Sexualethik zur Befreiungstheologie. Vor 100 Jahren wurde Kurt Lüthi geboren. · Seite 10 Architekt Peter Zumthor über sein Abenteuer im Rahmen des Musikfestivals „Wien Modern“ und den Wert des Handwerks. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–4, 10 & 14 Die Novemberpogrome 1938 jähren sich zum 85. Mal. Das offizielle Österreich wie die Zivilgesellschaft üben sich im Gedenken. Doch weltweit breitet sich Judenhass neu aus. War alles Gedächtnis umsonst? Vergebliche Erinnerung Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf dem Jüdischen Friedhof Währing. Foto: APA/Herbert Neubauer Fotos: Mirjam Reither „Eine liberale Demokratie muss wehrhaft sein“ NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger über den 7. Oktober, Freund- Feind-Denken in der Politik, die Mediensituation und Othmar Karas. Seiten 6–7 Angesichts der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine muss die EU im Kosovo auf eine rasche Lösung pochen - und Scheindemokraten wie Serbiens Präsident Vučić Grenzen aufzeigen. Falsche Freunde AUS DEM INHALT Die autoritäre Internationale Warum sich das erweiterte BRICS-Bündnis, fast alles autoritäre Staaten, mit dem Nahost-Konflikt in Zukunft noch weiter vom Westen entfernen dürfte. Seite 8 Von Manuela Tomic Beim Treffen der EU-Außenminister vergangenen Montag stand der Kosovo-Konflikt auf der Agenda ganz oben. Während sich die Lage im Nahen Osten weiter zuspitzt und den weltpolitischen Diskurs bestimmt, schwelt am Balkan ein ganz anderer territorialer Konflikt, dessen Ausgang für die Sicherheit der EU von nicht minder wichtiger Bedeutung ist. Erst Ende September überfielen im vom Serbien dominierten Nordkosovo 30 bewaffnete Serben eine Polizeistation. Drei der Angreifer und ein Polizist wurden getötet. Serbien zog danach Militär an der Grenze zum Kosovo zusammen, die NATO stockte ihre Schutztruppe KFOR auf. Der Kosovo-Konflikt ist ein Lehrstück über diplomatische Verhandlungen mit Antidemokraten wie Serbiens Präsident Aleksandar Vučić. Sein Liebäugeln mit Russland und sein Herumlavieren gegenüber der EU hat Kalkül. So hält er sich an der Macht. Längst hat Vučić auch fast alle Medien gleichgeschaltet. Den Beitrittsgesprächen mit der EU tut dies ebenso wie der jüngste Angriff im Nordkosovo keinen Abbruch. Aber will sich die EU wirklich einen zweiten Orbán heranzüchten? „ Die EU muss aufhören, Serbien als Demokratie zweiter Klasse anzusehen, bei der man häufig ein Auge zudrückt. “ Während Kosovos Premierminister Albin Kurti Serbien vorwirft, die Sache voranzutreiben, um den Nordkosovo zu besetzen und in Brüssel neue territoriale Fragen zu erzwingen, dementiert Serbiens Präsident Vučić, in den Angriff involviert gewesen zu sein – und stilisiert den Überfall als „Freiheitskampf“ von innen. Kurz nach dem Angriff veröffentlichte Kosovos Innenminister Xhelal Sveçla mehrere Aufnahmen, die von einer beschlagnahmten Drohne stammen sollen. Die Aufnahmen sollen zeigen, dass die Angreifer zuvor auf serbischem Boden trainiert haben. Der wahre Provokateur Seit zehn Jahren versucht der Westen, die Situation zwischen Serbien und dem Kosovo zu stabilisieren. Der serbischen Minderheit im Nordkosovo soll breite Autonomie eingeräumt werden, im Gegenzug muss Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen. So lautet das Ziel. Immer wieder wurden von EU-Vertretern Fortschritte in dieser Causa verkündet. Kurz darauf platzten die Gespräche aufgrund neuer Eskalationen. Der Kosovo entschied etwa Ende März – mit Rückendeckung der USA –, eine Gemeinderatswahl in den vier mehrheitlich serbisch dominierten Gemeinden durchführen zu lassen. Mit einer Wahlbeteiligung von etwa 3,5 Prozent wurden Kosovo- Albaner als Bürgermeister gewählt. Die Wahl war überfällig, doch sie rief Vučić auf den Plan. Er sah darin einen Aufruf zur weiteren Eskalation. Der Westen warnte Kurti daraufhin, die Bürgermeister nicht unter Zwang und in diesem spannungsgeladenen Dialog zu installieren. Doch Kurti hörte nicht. Serbische Demonstranten gerieten mit der kosovarischen Polizei aneinander. Die EU verhängte Maßnahmen gegen Pristina und setzte bilaterale Gespräche aus. Während sich Vučić als konstruktiver Partner stilisieren konnte, wurde gegen den prowestlichen Kurti gewettert. Die Angst der EU vor dem wachsenden Einfluss Russlands in Serbien könnte ein Hauptgrund für diese Entscheidung sein. So war die EU mit der Tatsache, dass Serbien Waffenlieferungen in die Ukraine nicht ablehnt, bereits ruhiggestellt. Aber erwartet man nicht mehr von einem potenziell künftigen EU-Mitglied? Die EU muss Vučić in der Lösung der Kosovo-Frage stärker in die Pflicht nehmen und ihm Grenzen aufzeigen, bevor es zu spät ist. Zudem sollten EU-Vertreter aufhören, Länder am Balkan als Demokratien zweiter Klasse anzusehen, bei denen ein Auge zugedrückt wird. Der lasche Umgang mit Demokratieverweigerern schadet der EU längerfristig mehr, als dass er ihr nützt. In der Europäischen Union soll es keinen Platz für Antidemokraten geben. Das muss auch Vučić deutlicher zu spüren bekommen. manuela.tomic@furche.at Werkzeuge für die Schule Doug Lemov zeigt in einem ausgezeichneten Buch, wie Lehrkräfte ihren Unterricht mit neuen Methoden grundlegend verbessern können. Seite 11 In Verbindung Ihre Arbeit als 24-Stunden-Betreuerin hat die Rumänin Emilia Temian über Israel nach Wien geführt. Trotz Belastungen hält sie bis heute daran fest. Ein Porträt. Seite 12 Die Rolleiflex im Gepäck In ihrem Roman „Please Come Flying“ spürt Evelyn Schlag einem bewegten Aufenthalt im New York der 1950er Jahre durch die Linse der Straßenfotografie nach. Seite 18 Das organische Dilemma Ein Schweineherz für einen Schwerstkranken: Erstmals könnte eine solche Xenotransplantation erfolgreich verlaufen. Doch der neue Ansatz wirft auch Fragen auf. Seite 22 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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