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DIE FURCHE 25.07.2024

DIE FURCHE

30 · 25. Juli 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Sexualisierte Gewalt als schrecklicher Alltag im Ukrainekrieg. · Seite 8 Hoffnung, trotzdem Vor 100 Jahren wurde James Baldwin geboren. Als Schriftsteller und Bürgerrechtler suchte er dem Hass entgegenzutreten. Seiten 13–14 „Schwarze Vorbilder in der Oper hat es immer gegeben“ In der nächsten Saison ist die Mezzosopranistin Katia Ledoux die neue Carmen in der Volksoper Wien. Wie ein Auftritt ihr Leben veränderte und was Kebab für eine Sängerin bedeutet. · Seite 20 Foto Katia Ledoux: Toni Suter Das Thema der Woche Seiten 2–4 Kamala Harris’ Präsidentschaftskandidatur wirkt auf den US-Wahlkampf wie ein Stoßlüften und sorgt für Durchzug. Über einen Moment des Aufatmens. Die Sonnenfrau Weitere Texte zum Rückzug von Joe Biden finden Sie im Journal auf den Seiten 6 und 7. Fotomontage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung von Bildern von iStock/jcrosemann, APA / AFP / Allison Joyce und APA / AFP / Jewel Samad) Foto: APA / AFP / Kazuhiro Nogi Das Spiel mit dem Feuer Olympia ist mehr als ein Sportfest: von politischer Propaganda, der Fantasie von Fairness und dem Kampf um die Körper. AUS DEM INHALT Von Illusionen und Symbiosen Der Rechtsstaat gewinnt an Macht, während der Wille des Volkes in den Hintergrund rückt. Illiberale Bewegungen nutzen das Ungleichgewicht für ihre Zwecke. Seite 5 Von Brigitte Quint Die Nachricht, dass Joe Biden auf seine Kandidatur verzichtet und empfiehlt, Kamala Harris ins Rennen zu schicken, löste am vergangenen Sonntag bei FURCHE-Artdirector Rainer Messerklinger eine Assoziation aus: nämlich jene eines Wetterhäuschens. Er hatte diese traditionelle Form des Hygrometers im Kopf, bei dem nach einem Wetterumschwung wahlweise die Sonnenfrau oder der Regenmann zum Vorschein kommt. Die kognitive Verknüpfung des Kollegen könnte stimmiger nicht sein. Wäre der US- Wahlkampf ein Wetterphänomen, dann hätten sich jetzt in Washington die dunklen Wolken verzogen, und ein Sonnenstrahl bräche sich Bahn. Stünde im Weißen Haus ein Wetterhäuschen, dann träte die Sonnenfrau hervor. Der Regenmann wiederum rückte einen Tick nach hinten – verschwände jedoch keinesfalls. Parteitag könnte Euphorie dämpfen Wie es mit der Sonnenfrau weitergeht, das steht in den Sternen. Aber eines hat die (mutmaßliche) Personalrochade bereits ausgelöst: eine Aufbruchstimmung, eine Atmosphäre der Zuversicht. Untermauert „ Ab jetzt muss sich der Gerichtsanhängige gegen eine 22 Jahre jüngere ehemalige Staatsanwältin behaupten. “ wird die kollektive Ergriffenheit durch harte Fakten. Harris sammelte bereits mehr als 100 Millionen Dollar an Spendengeldern ein. Dutzende finanzstarke Unternehmer und Philanthropen erklärten ihre Unterstützung. „Die Stimmung an der demokratischen Basis hat sich von entmutigt zu begeistert gewandelt“, wird Roger Altman, Gründer der Investmentbank Evercore, zitiert. Zu Harris’ Mitstreitern zählen schon jetzt viele einflussreiche Persönlichkeiten der Partei, darunter Nancy Pelosi oder das Ehepaar Clinton. Barack Obama, der auch privat mit Harris befreundet sein soll, will sich bis zum Parteitag mit einem Statement zurückhalten. Auch mehrere Gouverneure, die selbst als mögliche Kandidaten galten, stellten sich hinter die Vizepräsidentin. Nach einer Zählung von AP konnte Harris bereits 2214 Delegierte für sich gewinnen und liegt damit deutlich über der einfachen Mehrheit von 3936 Delegierten (1969 Stimmen), die für eine Nominierung im ersten Wahlgang notwendig ist. Die Auszählung ist freilich inoffiziell, und bei aller Euphorie gilt es, den Nominierungsparteitag (19. bis 22. August 2024) abzuwarten. Kamala Harris’ Favoritenrolle in der De- mokratischen Partei ist trotzdem gesetzt. Drei Monate vor der Wahl war dieser Paukenschlag auch bitter nötig. Das weltweite und massenmediale Bloßstellen eines hochverdienten – aber mehr und mehr betagten – Politikers hat ein Ende genommen. Gleichzeitig legte Joe Biden mit seinem Entschluss eine hohe ethisch-geistige Wachheit an den Tag, was für Donald Trump die Messlatte erhöhte (vgl. Seite 7). Integrität ist für den 78-Jährigen ein Fremdwort. Vielleicht sogar ein Schimpfwort. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass nun er der „Alte“ im US-Wahlkampf ist. Ab jetzt muss sich der uneinsichtige Gerichtsanhängige gegen eine 22 Jahre jüngere Schwarze und ehemalige Staatsanwältin behaupten. Gelungenes Debüt in Wisconsin Im politischen Wettbewerb kommt das einer Stoßlüftung gleich, um zur anfänglichen Wettermetapher zurückzukehren. Wie die Wahlleute in den Swing-States reagieren, ist dennoch die große Unbekannte in dieser Gleichung. Ein hauchdünner Vorsprung in Pennsylvania, Nevada, Georgia, Michigan, North Carolina, Arizona oder Wisconsin würde Donald Trump nach aktuellen Umfragen genügen, und ihm wäre die US-Präsidentschaft gesichert. Aber derzeit überstrahlt Sonnenfrau Kamala Harris den bislang geschmacklosen Wahlkampf. Ihre erste Rede in Wisconsin wird bereits als erfolgreiches Debüt kommentiert. Der Coup im Lager der Demokraten ist gelungen. Wer weiß, wie viele dunkle Wolken sich noch verziehen werden. brigitte.quint@furche.at Ein engagierter Schlingel Vor 30 Jahren starb der „Psychiater der Nation“, Erwin Ringel. Erinnerungen eines Weggefährten an einen „Seelenarzt“ und Katholiken mit Weltbürgersinn. Seite 9 Bekenntnis zum Wertesystem Österreich ist ein Einwanderungsland und muss sich aus wirtschaftlichen Gründen dazu bekennen – aber nicht dazu, dass die Falschen kommen. Ein Kommentar. Seite 11 Aufklärung in Sachen „Deep Fakes“ Der Wissenschafter Michael Haller hat am Journalismusinstitut in Leipzig ein Programm entwickelt, das die Medienkompetenz von Jugendlichen stärken soll. Seite 16 Auf das „Pacing“ achten! Bei Long Covid ist das Chronische Fatigue- Syndrom häufig. Mittlerweile gibt es viel Wissen darüber, wie der Lebensstil bei der Regeneration helfen kann. Seite 18 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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