DIE FURCHE · 21 20 Film 25. Mai 2023 HORRORKOMÖDIE Blutleere Vampirgroteske Fans von Nicolas Cage bitte aufhorchen: Der lebenslange Traum des Kultdarstellers mit seinem Hang zur expressiven Theatra lik war es ja, einmal im Leben Graf Dracula spielen zu dürfen – ein Wunsch, der ihm in Chris McKays Horrorkomödie „Renfield“ nun gewährt wurde. Schade nur, dass kein besserer Film dabei herausgekommen ist. Im Zentrum steht Draculas Handlanger Renfield (Nicholas Hoult), der im New Orleans von heute genug von seinem exzentrischen Chef hat. Ständig muss er den Grafen aus brenzligen Situationen befreien und geeignete Opfer für ihn akquirieren – wobei Cheerleader und Nonnen von dem Vampir bevorzugt werden. Renfield leidet dermaßen unter den Launen seines Bosses, dass er eine Selbst hilfegruppe aufsucht. Das toxische „Arbeitsverhältnis“ eines Vampirs zu seinem Gehilfen zum Thema eines Films zu machen, bildet eine durchaus witzige Ausgangsidee, und die Anfangsmontage, in der Cage und Hoult Szenen aus Tod Brownings Dracula-Klassiker nachspielen dürfen, ist bereits den Preis der Eintrittskarte wert. Nur den Subplot um eine aufrechte Streifenpolizistin (zuverlässig schlagfertig: Awkwafina), die sich als Einzige mit einem Gangstersyndikat anlegt, hätte man sich sparen können. So fließt zwar viel CGI-generiertes Blut, es hinterlässt aber weder auf dem Gewand der Figuren noch bei den Zuseherinnen und Zusehern viele Spuren. (Philip Waldner) Renfield USA 2023. Regie: Chris McKay Mit Nicholas Hoult, Nicolas Cage, Awkafina, Ben Schwartz, Shohreh Aghdashloo. Universal. 93 Min. Nicolas Cage (li.) als Dracula, Nicholas Hoult als dessen unglücklicher Gehilfe Renfield. Kein Mittel wie andere Oxycodon macht süchtig und die Familie Sackler reich. Indem Laura Poitras die Fotokünstlerin Nan Goldin (nicht im Bild!) porträtiert, transportiert sie auch die Agenda von deren Kampf. Von Alexandra Zawia Eine Fotoarbeit des außerordentlichen Fotografen Duane Michals heißt „This photograph is my proof“ („Dieses Bild ist mein Beweis“). Darauf ist ein Paar zu sehen, das auf einem Bettrand sitzt, darunter handschriftliche Zeilen: „Es gab diesen Nachmittag. So war es. Sie hat mich geliebt. Seht doch selbst!“ In Laura Poitras’ Film „All the Beauty and the Bloodshed“, einem kongenialen Porträt der großen Fotokünstlerin Nan Goldin, wird man an diese drängende Wichtigkeit erinnert, sich der eigenen Deutungshoheit nicht entmächtigen zu lassen. Goldin hat erfahren, wie Konformitätszwang ihre queere Schwester Barbara in den frühen 1960ern in den Selbstmord stürzte. Immer wieder war Barbara wegen „rebellischen Verhaltens“ in verschiedene Institutionen „weggesperrt“ worden. In Poitras’ Film beschreibt Goldin die Essenz ihres eigenen Seins und Wirkens, die Rebellion Barbaras weiterzuführen: „In unserer Gesellschaft werden die falschen Dinge unterdrückt. Man wächst auf, indem man ständig hört: Das ist nicht passiert. Das „All the Beauty and the Bloodshed“: Im Dokumentarfilm über Fotografin Nan Goldin legt sich Laura Poitras einmal mehr mit den Sacklers an. Oxycodon als Mäzenmittel hast du nicht gesehen. Das hast du nicht gehört. So ist es nicht. Wie soll man dann lernen, sich selbst zu vertrauen? Und wie soll man dann in der Lage sein, aufzustehen und zu sagen: Doch, das war so, doch, das ist passiert, doch das habe ich gesehen? Das ist der Grund, warum ich fotografiere.“ Poitras’ Film ist noch viel mehr als eine Spurensuche für die Beweggründe der Kunst. „Mich interessieren Menschen und die Konsequenzen ihres Handelns“, sagt die US-amerikanische Regisseurin über ihre Arbeit, u. a. „Citizenfour“ „ Vom ‚Sackler Wing‘ des New Yorker Gug genheim-Museums lassen Goldin und ihre Mitstreiter(innen) eine Flut ‚Blut‘-verschmierter Rezepte regnen. “ über Edward Snowden, für den sie 2015 den Oscar erhielt, oder „Risk“ über Julian Assange (2016). „All the Beauty and the Bloodshed“ wurde zuletzt in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. In ihrer klaren politischen Haltung hat Recherchespezialistin Poitras (59) auch in der Fotografin Nan Goldin (69) weit mehr als ein „Studiensubjekt“ für einen Porträtfilm gefunden. In ihrem künstlerischen Aktivismus, für den sie sich nie zu plakativer Banalität hinreißen lassen, sind Goldin und Poitras Seelenverwandte. „All the Beauty and the Bloodshed“ führt Poitras’ Erzählweise auf zwei visuelle Ebenen in zwei zeitliche Richtungen. Gleich zu Beginn findet man sich inmitten einer künstlerischen Intervention, die Goldin im Januar 2019 organisierte: Von der obersten Etage des Guggenheim-Museums in New York, genauer im „Sackler Wing“, lassen sie und ihre Mitstreiter(innen) der Selbsthilfegruppe PAIN („Prescription Addiction Inter vention Now“) eine Flut von „Blut“- verschmierten Rezepten regnen. Ziel: die Pharmafamilie Sackler in die Verantwortung zu nehmen, die das enorm suchtgefährdende Medikament Oxycodon herstellt. Politische und künstlerische Ethik Die Sacklers, die Milliarden ihres Reichtums diesem oft tödlichen Schmerzmittel zu verdanken haben, treten gerne als Kunstmäzene für die renommiertesten Museen und Galerien weltweit auf; fast keines der entsprechenden Gebäude kommt ohne einen sogenannten Sackler-Trakt aus. Dort, wo ihre eigenen Werke ausgestellt sind, arbeitet Nan Goldin seit dem eigenen erfolgreichen Entzug konsequent an der Auflösung dieser Allianzen. Ihre Aktionen zwingen die Kunstmuseen regelmäßig dazu, FILMKOMÖDIE Robert De Niro als Vater – o Gott! ich freie Hand bei der Besetzung der Rolle meines Vaters, würde ich mich „Hätte entscheiden für: Robert De Niro.“ Ein entsprechender Instagram-Post zeigt, dass der Castingwunsch des Hauptdarstellers – Sebastian Maniscalco spielt sich hier quasi selbst – in Erfüllung gegangen ist: Der US-amerikanische Stand-up-Comedian mit eigenen Netflix-Shows beschreibt seinen nostalgischen Komödienstil unter dem Motto „Können Sie das glauben?“ – und das selbstverständlich mit „sprechenden Händen“, gehört das wilde Gestikulieren doch schließlich zu Maniscalcos italienischem Erbe. Im launigen Grafikvorspann reißt der Sohn sizilianischer Immigranten das zentrale Problem der Komödie an: Auf einem Memoir Maniscalcos beruhend, gilt es nunmehr, seiner langjährigen Freundin, der aus Südstaatenadel entstammenden Ellie (Leslie Bibb), einen Heiratsantrag zu machen. Dies soll ausgerechnet auf dem Anwesen der Collins geschehen, noch dazu an einem 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag – und Sebastians Vater soll unbedingt auch mit von der Partie sein. Salvatore Maniscalco (eben: Robert De Niro) ist freilich ein grummelnder Hairstylist mit Sparsamkeitsmarotte. So ist er natürlich komplett überfordert, dass im Restaurant, wo die Familien einander kennenlernen möchten, die Preise der Speisen nicht ausgezeichnet sind. Doch Bill (David Rasche) und Tigger (Kim Cattrall) kommen ihm weitestgehend entgegen, auch dem Schwiegersohn in spe, dem sie das Management eines ihrer Luxushotels überlassen möchten. In der Hochglanzbroschüre entdeckt Sebastian jedoch, dass die Nobelherberge über und über mit Ellies Malereien vollgestopft worden ist – und zwar von ihren Eltern, die über einen Strohmann die erste Ausstellung ihrer Tochter ausverkauften. Das Familienfest eskaliert letztlich endgültig, als der Figaro Salvatore der Dame des Hauses einen Kurzhaarschnitt verpasst: ausgerechnet vor deren Auftritt in einer TV-Show. „Du bist peinlich!“ Mit diesen Worten enttäuscht der Heiratswillige Patrone Maniscalco, der umgehend abreist. Zuerst muss sich Sebastian also bei seiner großen Liebe entschuldigen. Er sucht sie in ihrem Baumhaus auf – und sie vergibt ihm. Als sie sich schon einen Heiratsantrag erwartet, schießt ihm ein: Blut ist doch dicker als das Wasser des Mississippi. Kurzerhand holt er also seinen Vater im Helikopter zurück: zur Verlobungsfeier. Im Schlussbild – die Familie macht Aufnahmen für ihre Weihnachtskarte – tritt De Niro als Weihnachtspackerl auf: Der heute als Charakterdarsteller Bekannte startete als Teenager seine Karriere mit Komödien in Dinner-Theatern, in jüngerer Vergangenheit setzte der Ausnahmeschauspieler wieder verstärkt auf seine komödiantische Seite. Diese Liebes- sowie Vater-Sohn-Geschichte ist herzlich komisch. (Rudolf Preyer) Und dann kam Dad (About My Father) USA 2023. Regie: Laura Terruso Mit Robert De Niro, Sebastian Maniscalco, Kim Cattrall. Constantin. 89 Min.
DIE FURCHE · 21 25. Mai 2023 Film 21 Mit „Arielle, die Meerjungfrau“ bringt der Disney-Kosmos seinen „letzten“ Zeichentrickklassiker als Live-Action-Remake ins Kino. FILMKOMÖDIE Nixe der 2020er Spenden der Sacklers abzulehnen. Politische und künstlerische Ethik sind für Poitras wie für Goldin nicht zu trennen, und Poitras begleitet diesen – auch rechtlichen – Prozess, ohne seinen Ausgang zu kennen. An einem Punkt werden die Sacklers dazu verurteilt, in einer Videokonferenz den Aussagen von Opfern und Angehörigen zuzuhören. Diese Sequenz im Film verschlägt einem den Atem. Es ist eine überzeugende Engführung von Intimität und Geschichtsschreibung, die Poitras da gelingt. Ihre Strategie, Goldin während ihrer Interviews nicht zu zeigen, sondern sie „nur“ im Ton zu Wort kommen zu lassen, verleiht ihrer Montage große Wendigkeit und erzeugt gleichzeitig einen größeren Schutzraum für Goldin. Die sonore, feinfühlige Stimme aus dem Off ist eine nüchterne, scharfe, auch selbstironische Kommentatorin, die nicht an Anek doten spart. „Ich war mein Leben lang eine ziemlich gute Ladendiebin“, bekennt sie etwa. Oder: „Ich glaubte wirklich, bis zum Jahr 1989, dass es in der Kunstwelt um Kunst gehe. Dann erst erkannte ich, dass es nur um Geld geht.“ Poitras kreist auch um Goldins berühmteste Diaserie „Die Ballade von der sexuellen Abhängigkeit“ (1980–86). In Exzerpten, die im Film immer wieder zu sehen sind, führen die Fotografien in die andere Richtung der Zeit achse: Die Diaserien, die Goldin ursprünglich in Underground-Clubs in New York immer neu arrangierte und mit wechselndem Soundtrack zeigte, waren frühe Formen, mit denen sie ihre Arbeiten einem Publikum zugänglich machte. „Leid braucht kein Mitleid. Leid braucht Aufmerksamkeit“, sagt die junge Goldin am Telefon zu einem Freund. Zumindest sie hat ihre Kunst gerettet. Sie zeigt Poitras die Aufzeichnungen über Barbara, und im Eintrag eines Psychiaters heißt es: „She sees the future and all the beauty and the bloodshed.“ Bitte sehen Sie doch selbst. All the Beauty and the Bloodshed USA 2022. Regie: Laura Poitras Mit Nan Goldin. Polyfilm. 113 Min. Von Otto Friedrich Feelgood. Kino für die ganze Familie, in die man sanft die eine oder andere gesellschaftspolitische Botschaft packt. Und eine Reverenz an die Zeichentrickvorlage, die aber mit den technischen Stückeln von heute aufgepeppt wird. So oder so ähnlich lauten Kriterien, einen Disney-Klassiker mit echten Schauspieler(inne)n neu ins Kino zu bringen. Nachdem sich der Micky-Maus-Konzern diesbezüglich schon an den Remakes der meisten seiner altvorderen Kinoerfolge abgearbeitet hatte, fehlte noch „Arielle, die Meerjungfrau“ von 1989, die letzte Disney-Produktion, die noch ein „klassischer“ Zeichentrickfilm war. Das Projekt war schon lange in den Startlöchern, als Corona kam und es weiter verzögerte. Jetzt aber dürfen die Familien des Landes frohlocken, denn die „Arielle“ des 21. Jahrhunderts kommt unter der Regie von Rob Marshall auch in die heimischen Kinos. Hans-Christian Andersens Märchen mag Pate gestanden sein, aber der Plot hält sich über weite Strecken an die Zeichentrickvorlage, wobei vor allem der holde Prinz Eric über eine Erweiterung seiner Rolle jubeln kann. Unbotmäßigkeiten am Meeresgrund Drunten, tief am Meeresgrund, herrscht König Triton. Obwohl es den Seinen in diesem Reich an nichts mangelt, zieht es Arielle, Tritons jüngste Tochter, immer wieder zu den Menschen hin. Das ist ihr – wie den anderen Untertanen des Unterwasserherrschers – streng verboten, sind doch die Erdlinge verantwortlich für den Tod von Tritons Frau und Arielles Mutter. Aber die vorwitzige Maid sucht den Vater auszutricksen, und Krabbe Sebastian, die in Tritons Auftrag darüber wacht, dass Arielle keine Dummheiten macht, hat alle Scheren voll damit zu tun, seinen Schützling von Unbotmäßigkeiten abzuhalten. Sebastian Maniscalco (li.) spielt quasi sich selbst; Robert De Niro als unerträglicher Vater wohl irgendwie auch. Als Arielle auf ihren Streifzügen auch einem untergehenden Schiff begegnet, auf dem der schmucke Prinz Eric zu ertrinken droht, rettet ihm die Meerjungfrau das Leben – und verliebt sich in ihn. Das ist selbstverständlich streng verboten, weshalb Arielle die Hilfe von Tritons Schwester, der Seehexe Ursula, in Anspruch nimmt, die dem Wassermädel helfen und sich am Bruder rächen will. Die Tatsache, dass ein Gutteil der Handlung unter Wasser stattfindet, bedingte einen Kreativschub der Spezialeffekteabteilung – schon allein dieser rechtfertigt den Kinobesuch. Aber auch die Darsteller des Filmmusicals – die Musik setzt über weite Strecken auf den Score von Alan Menkes aus 1989 – überzeugen, allen voran Halle Bailey in der Titelrolle und vor allem Melissa McCarthy als Meerhexe Ursula. Auch Jonah Hauer-King überzeugt als Prinz Eric, und für Javier Bardem gibt es in der Rolle des Königs einmal mehr Gelegenheit, auch in dieser Art von Film zu brillieren. Wer hingegen Awkwafina begegnen will, muss in die Originalfassung gehen, denn der sinoamerikanische Star tritt nur als Stimme auf – und zwar jener der Seemöwe Scuttle. Selbstredend, dass der Film dann noch implizit „Rettet die Natur“ zum Thema macht. Arielle, die Meerjungfrau (The Little Mermaid) Regie: Rob Marshall. Mit Halle Bailey, Jonah Hauer- King, Melissa Mcarthy, Javier Bardem. Disney. 135 Min. FEDERSPIEL Die Sängerin und Schauspielerin Halle Bailey spielt die Protagonistin Arielle. Vereint fürs Streaming Der Konflikt zwischen ORF und Zeitungsverband (VÖZ) unterschlägt Marktstellungen im Fernsehen. Dass mittendrin ausgerechnet die größte Privatsendergruppe rund um Puls 4 und ATV den integrativen Streamingdienst Joyn präsentiert, sollte aber stutzig machen. Während der VÖZ sich grundsätzlich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk anlegt, zieht die digitale Karawane weiter. ORF 2 ist mit mehr als 20 Prozent Marktanteil das stärkste Programm im deutschsprachigen Raum. Die gesamte Sendergruppe kommt beim linearen Fernsehen auf eine Quote von mehr als einem Drittel. In Deutschland liegt das ZDF mit nur 14,5 Prozent voran, und Das Erste folgt mit bloß 12,2 Prozent. Diese Rechnung unterschlägt allerdings die dritten Programme der ARD, mit denen der öffentlich-rechtliche Marktanteil über 40 Prozent klettert. Das ist auch in Österreich so, wenn ZDF und ARD hinzugerechnet werden, die zwar hinter Servus TV, aber noch vor Puls 4 und ATV rangieren. In der Deutschschweiz kommen sie sogar direkt nach den beiden eidgenössischen TV-Öffis. Das Publikum öffentlich-rechtlicher Angebote ist aber älter als jenes der Privatsender. Bei unter 50-Jährigen erzielt das deutschösterreichische Potpourri von ProSiebenSat.1Puls4 (P7S1P4) insgesamt eine höhere Quote als der ORF. Doch beide kämpfen um Seher, die lieber zeit- und ortsunabhängig streamen, als pünktlich im Patschenkino zu sitzen. Mit der Kooperation auf Joyn versucht der ORF, vom jüngeren Image der P7S1P4-Sender zu profitieren. ARD und ZDF machen wie die RTL-Gruppe noch nicht mit. Sie versuchen eigene Plattformen zu etablieren. Beim ORF stehen derartige Versuche – Flimmit und Fidelio – auf dem Prüfstand des Sparprogramms, und der geplante große eigene Player kommt wegen des ausstehenden Gesetzes erst 2024 in die Gänge. Eine dauerhafte gemeinsame österreichische Plattform wäre die beste Lösung für das Publikum. Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst. Mutter Jacqueline sucht nun Unterschlupf bei ihrer Tochter ... Entbehrlicher Aufguss Was passiert, wenn eine Frau um die 40 Job und Wohnung verliert, wieder bei ihrer Mutter einzieht, deren Liebesleben durcheinanderbringt und trotzdem von den Geschwistern eifersüchtig als Lieblingskind beäugt wird, wurde in „Willkommen im Hotel Mama“ vor einigen Jahren vom Franzosen Éric Lavaine durchgespielt. Für die Fortsetzung „Mamma ante Portas“ dreht er den Spieß um: Weil sich die Wohnungsrenovierung verzögert, sucht nun Mutter Jacqueline selbst Unterschlupf bei Carole, ihrer anderen Tochter. „Vorübergehend – das sagen sie zuerst immer“, wird geunkt. Bald jedoch lässt sich weder ein Ende ihres Aufenthalts noch ihrer Einmischungen in Caroles (Ehe-)Leben absehen. Die Gemeinsamkeit mit Loriot beginnt und endet mit dem deutschen Titel. Humoristisch wandelt Regisseur Lavaine auf völlig ausgetretenen Pfaden. Sogar die Fernbedienung darf wieder einmal überfordern und Grund für einen peinlichen Anruf sein, bei dem Mama das Altersklischee unterstreicht. Genauso mangelt es an Charakteren, die diese abgedroschenen Pointen wie auch ihre gutbürgerlichen Wohlstandsprobleme mit der nötigen Sympathie quittieren ließen. Diese Art Aufguss hätte man uns jedenfalls ersparen können. (Thomas Taborsky) Mamma ante Portas (Un tour chez ma fille) F 2021. Regie: Éric Lavaine. Mit Josiane Balasko, Mathilde Seigner. Lunafilm. 89 Min. Von Peter Plaikner
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