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DIE FURCHE 25.05.2023

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DIE FURCHE

21 · 25. Mai 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Im Kampf gegen die Kilos In der Adipositas-Therapie gibt es neue Optionen. Doch die „Diätspritze“ sollte keine falschen Hoffnungen wecken. · Seiten 22–23 Zwischen Kleeblatt und Realpolitik Ich verstehe Antisemiten nicht Der König der Romantik Henry Kissinger erlebte und prägte das Weltgeschehen, seine Rolle ist bis heute umstritten. Am 27. Mai wird er 100 Jahre alt. · Seite 7 Maram Stern vom Jüdischen Weltkongress über die jüngste Studie zu Antisemitismus in Österreich – und was dagegen zu tun ist. · Seite 9 Er ging als Dichter und Übersetzer in die Literaturgeschichte ein: zum 250. Geburtstag von Ludwig Tieck. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Wilhelm Scheruebl: Eimer, Marmorsplitter, gelbe Ölfarbe (seit 1987). Installation in der Ausstellung „GEHEN & VERGEHEN“ im Grazer KULTUM (www.kultum.at). Herabkunft des Geistes: Was Christinnen und Christen in diesen Tagen feiern, gilt als Gründungsfest der Kirche. Doch die Institution findet sich in schwieriger Zeit. Pfingsten – steiniger Weg Foto: KULTUM / Johannes Rauchenberger SPÖ: Eine Wahl und kein Wille Die Mitgliederbefragung hat die Sozialdemokratie „zerdrittelt“. Pamela Rendi-Wagner ist mittlerweile zurückgetreten, doch wer ihr nachfolgt, bleibt offen. Laurenz Ennser-Jedenastik über politische Spiele ohne Regeln – und die Mär vom „Wählerwillen“. Seite 5 Niemand soll sagen, man habe nicht gewusst, wohin die politische Reise in Österreich geht. Für staatspolitisch Agierende scheint es keine roten Linien mehr zu geben. Das ist gefährlich. Die Sprachgrenze AUS DEM INHALT Israel: Hand in Hand Susanne Glass erinnert sich im „Klartext“ an eine Schule in Jerusalem, die jüdische, muslimische und christliche Kinder lehrt, einander in Respekt zu begegnen. Seite 8 Von Otto Friedrich Auch religiös unmusikalische Zeitgenoss(inn)en darf man dieser Tage mit der kulturgeschichtlichen Botschaft von Pfingsten behelligen. Denn die Erzählung dieses Festes kreist um das „Wunder“ des Verstehens: Obwohl Menschen aus aller Welt in Jerusalem versammelt waren, verstanden sie die Botschaft der Apostel: „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden.“ Pfingsten ist für Christinnen und Christen ein Sprachfest – und ein Gegenbild zur gleichfalls biblischen Erzählung des Turmbaus zu Babel im Buch Genesis: Dort verwirrte sich die Sprache der Menschen, weil sie sich anmaßten, über allem zu stehen. Religiöse Traditionen transportieren auch Menschheitswissen, das mag an diesen beiden Beispielen deutlich werden. Und auch nur ein flüchtiger Blick auf aktuelle politische Entwicklungen legt nahe, dass Sprache unübersehbar ein Thema ist. Denn dass die autoritäre Versuchung auch hierzulande an Boden gewinnt, lässt sich auch und gerade an der Sprache, die verwendet wird, ausmachen. Man sage nicht, dass die Gefahren von rechts nicht wahrnehmbar waren. Im Gegenteil: Seit Jahr und Tag ist an der Sprache „ Die politische Pfingstbotschaft anno 2023 könnte lauten: An ihren Worten sind sie zu erkennen. “ erkennbar, wohin diese Reise führen soll. Erschütternd, dass das alles en passant geschieht und vom Gros der Demokratinnen und Demokraten im Land keine roten Linien ausgemacht werden. Herbert Kickls Extremismus Die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak und ihr Kollege Martin Reisigl haben dieser Tage im Standard einmal mehr auf den sprachlichen Extremismus von Herbert Kickl aufmerksam gemacht (zum wievielten Mal eigentlich?) und darauf, dass all dessen Unverfrorenheit schon lang auf dem Tisch liegt. Dass der nunmehrige FPÖ-Obere schon vor Jahren Flüchtlinge in Lagern „konzentrieren“ wollte, hat man ebenso hingenommen wie die Rede vom „Volkskanzler“, der Kickl sein will. Dieser Ausdruck wurde einst für Adolf Hitler verwendet … Herbert Kickl kokettiert mit der Sprache des Nationalsozialismus. Wer das anno 2023 tut, ist politisch nicht satisfaktionsfähig. Jedenfalls für aufrechte Demokrat(inn)en nicht. Und wer das als bloße NS-Rhetorik abtut, verschließt die Augen vor der Entwicklung, die stracks in Zeiten führt, die niemals wiederkommen sollten. Es muss rote Linien geben und auch – ja – eine Sprachgrenze, die politisch nicht überschritten werden dürfte. Leider sind die roten Linien längst obsolet geworden. Nein, Frau Landeshauptfrau in St. Pölten, nein, Herr Landeshauptmann in Salzburg, kein „Wählerwille“ hat Sie gezwungen, sich mit den Kickl-Parteigänger(inne)n ins Bett zu legen! Dass die bürgerlich-konservativ-christdemokratische Partei da keine Grenzüberschreitung scheut, ist extrem kurzsichtig. Denn wer waren in der Zwischenkriegszeit die Steigbügelhalter für Europas Totengräber? Dass in der ÖVP gerade noch Altvordere wie Ex-EU-Kommissar Franz Fischler ihre Stimme wider den demokratischen Super-GAU, der da dräut, erheben, zeigt, wo diese einst staatstragende Partei bereits gelandet ist. Wobei auch die ehemalige andere Reichshälfte nicht hoffen lässt: Die SPÖ liefert gerade ihr Lehrstück da rüber ab, dass Parteifreunde größere Feinde sind als die Gegner am rechten Rand des politischen Spektrums (vgl. „Zugespitzt“, Seite 15). Für die Demokratie hierzulande sind das keine rosigen Aussichten. Dass sich Herbert Kickl mittlerweile auch schon von Viktor Orbán hofieren lässt, komplettiert diesen Befund. Die politische Pfingstbotschaft anno 2023 scheint daher prekär. Sie könnte auch so lauten: An ihren Worten sind sie zu erkennen. In Bezug auf Herbert Kickl und seine Parteigenoss(inn)en ist dies für den Staat Österreich ganz gewiss eine gefährliche Drohung. otto.friedrich@furche.at @ofri_ofriedrich Smarte Nichte Spiritualität Glauben macht nicht automatisch glücklich oder gesund. Doch Spiritualität kann helfen, heilsam mit Krankheit und Misserfolg umzugehen, meint Martin Dürnberger. Seite 10 Darf man in den Urlaub fliegen? Diese Woche streiten die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic über moralisch korrektes Reisen. Seite 14 Sarajevo erinnern und erzählen Er schrieb immer wieder über den Ort, „an dem sich die verschiedenen Gesichter der Welt in einem Punkt sammeln wie zer streute Lichtstrahlen in einem Prisma“. Zum Tod von Dževad Karahasan. Seite 19 Oxycodon als Mäzenmittel Im Venedig-Siegerfilm „All the Beauty and the Bloodshed“ dokumentiert Laura Poitras den Kampf der Fotokünstlerin Nan Goldin gegen die Pharmafamilie Sackler. Seiten 20–21 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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