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DIE FURCHE 25.04.2024

DIE

DIE FURCHE · 17 14 Diskurs 25. April 2024 ERKLÄR MIR DEINE WELT Ohne Handy fühle ich mich einsam Den gesamten Briefwechsel zwischen Johanna Hirzberger und Hubert Gaisbauer können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. Johanna Hirzberger ist Redakteurin von „Radio Radieschen“ und freie Mitarbeiterin von Ö1. Den Briefwechsel gibt es jetzt auch zum Hören unter furche.at/podcast Ich wurde von meiner Vergangenheit eingeholt: Ich habe mein Handy verloren. Von 2015 auf 2016 hatte ich eine Phase, in der mir innerhalb eines Jahres sechsmal Handys abhandenkamen. Eines spülte ich versehentlich das Klo hinunter. Meistens hatte ich aber Glück. Entweder ich fand es wieder, zum Beispiel in der Universitätsbibliothek, oder andere Menschen bewahrten es für mich auf. Während meines Auslandssemesters verlor ich mein Handy bei einem Festival. Erst als ich bei meinem Wohnheim ankam, merkte ich, dass etwas fehlt. Rebecca, eine britische Studentin aus Birmingham, fand das Telefon auf dem „ Ich habe mein Smartphone verloren. Normalerweise lasse ich mich den ganzen Tag von Podcasts beschallen, ohne sie ist der Alltag irgendwie leer. “ Festivalgelände; den Securitys vertraute sie nicht, deshalb wollte sie das Smartphone auch nicht abgeben. Stattdessen suchte sie in meinen Kontakten nach einem Wort, das mum heißen könnte. Tatsächlich gelang es ihr, mit meiner Mutter zu telefonieren. Wie sie ihr genau verständlich machen konnte, dass ich mein Handy bei ihr abholen soll, weiß ich bis heute nicht, denn meine Mutter beharrt darauf, dass sie kein Englisch spricht. Jedenfalls dachte ich, mit Uni-Abschluss und Erwachsenwerden hätte ich auch meinen Hang zum Handyverlust abgeschlossen – aber nein. Es gibt ja Menschen – wie eine Freundin von mir –, die solchen Ereignissen Bedeutung zuschreiben und nach Parallelen in der Lebensverfassung von damals und heute suchen würden. Was halten Sie denn davon? Momentan habe ich keine Energie dafür. Fotos, Videos, Erinnerungen, wichtige Kontakte, die man nicht so leicht wiederbekommt, meine Kreditkarte via „Apple Pay“, alle Social-Media-Zugänge – es graut mir vor den ganzen Dingen, die ich jetzt rückverfolgen werde, um sicherzustellen, dass niemand Zugriff auf persönliche Daten hat. Auch ein learning aus meiner Handyverlustphase: Zufällig bemerkte ich, dass über meinen Google-Account Videos von Ultraschallaufnahmen eines ungeborenen Babys auf YouTube gepostet wurden. Erst da kam mir die Idee, das Gerät orten zu lassen. Schwups konnte ich sehen, Handy Nummer eins der Verlustserie wurde in den Tiefen der Slowakei verwendet. Eben mit meinem Google-Account, der noch an das Gerät gekoppelt war. Es ist absurd, aber ich muss Ihnen gestehen: Ohne Smartphone fühle ich mich wie in Watte gepackt, orientierungslos und ja, einsam. Mein guilty pleasure sind Podcasts. Normalerweise lasse ich mich den ganzen Tag von ihnen beschallen, ohne Smartphone und Podcast-App ist der Alltag irgendwie leer. Na gut, ich könnte vielleicht mit Freunden telefonieren. Aber abgesehen davon, dass ich ja selbst das nicht ohne Telefon machen kann, merke ich, während ich Ihnen schreibe, wie seltsam dieser Impuls war. Höre ich normalerweise so viele Podcasts an, weil mir die Gesellschaft fehlt? Vor Kurzem las ich in einem Instagram-Post von einer Standard-Redakteurin, die sich auf die Suche nach ihrem „dritten Ort“ machte. Es soll ein Platz sein, an dem sich entspannen, sich austauschen und in Gemeinschaft treten könne. Ihr Fazit: Diese Orte seien Knotenpunkte des sozialen Netzes, das uns vor Langeweile und Einsamkeit schütze. Meinen Sie, mein Smartphone ist zu einem dieser Orte für mich geworden? Und was ist Ihr dritter Ort? Ich freue mich auf Ihre Antwort. Ja! Obwohl diese permanente Diskussion über Geflüchtete und darüber, wie sie sich am besten zu verhalten haben, beklemmend anmutet. Der gesellschaftliche Spaltpilz, der sich hier offenbart, ist mit Händen greifbar. Die einen nehmen jegliche Thematik dankbar auf, solange Geflüchtete zum Sündenbock gemacht werden können. Die anderen weigern sich, überhaupt da rüber nachzudenken, ob der Rahmen, den Geflüchtete in Österreich vorfinden, auch dem Gemeinwohl entgegenkommt. Das österreichische Asylwesen ist aktuell stark vom Familiennachzug geprägt. Es sind vor allem syrische Kinder und Frauen, die neu ins Land kommen. Dieser peak entstand, weil es in den vergangenen Jahren zu einer Verzögerung bei der Zuerkennung von Asyltiteln chancenreicher Gruppen, etwa Syrer, gekommen war. Das wiederum hat zur Folge, dass gerade allein in Wien rund 300 Kinder pro Monat ins Schulsystem integriert werden müssen. Selbstredend führt das zu Spannungen. In den Pflichtschulen haben teilweise 90 Prozent nicht mehr Deutsch als Muttersprache. Das ist schon jetzt eine kaum stemmbare Herausforderung – für Lehrer wie Kinder, Klassendynamik, den Lernerfolg. Aus Sicht der Geflüchteten ist es nachvollziehbar, Wien zu präferieren. Als Fremder fühlt man sich in einer Großstadt weniger fremd. Einerseits weil man auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen kann, andererseits weil es möglich ist, seinen Alltag zunächst auf Englisch zu bestreiten. Auch LASS UNS STREITEN! Wohnsitzauflage für Asylberechtigte? Dass in Österreich Wahlkampf ist, merkt man immer daran, dass das Thema Migration die gesamte mediale Aufmerksamkeit verschlingt. Ob die Definition einer „Leitkultur“ oder die Senkung der Strafmündigkeit zu einer besseren Integration beitragen, sei dahingestellt. Doch es gibt in Sachen Migration tatsächlich drängende Themen, die gelöst werden müssen. Mittlerweile belastet der Familiennachzug von Asylberechtigten das Wiener Bildungssystem. Denn die meisten Asylberechtigten lassen sich in der Hauptstadt nieder. Das hat Gründe: In urbanen Zentren leben meist Verwandte, und man kann sich gegenseitig helfen, weil die Community größer ist als auf dem Land, wo man häufiger auf sich allein gestellt ist. In der Stadt gibt es auch mehr Infrastruktur, was Inläuft man in Wien weniger Gefahr, mit ausländerfeindlichen Ressentiments konfrontiert zu sein. Man ist einer von vielen, findet schnell Gleichgesinnte, eine bubble. Die mehrheitlich schwarz regierten Bundesländer nehmen die Entwicklung in Wien offenbar wohlwollend zur Kenntnis. Dass dort der Vorschlag des AMS-Chefs Johannes Kopf – Asylberechtigte sollen nur in dem Land Sozialhilfe bekommen, in dem ihr Asylverfahren stattgefunden hat – quasi unkommentiert bleibt, liegt auf der Hand. Eine Änderung des Status quo nähme sie gehörig in die (Integrations-) Pflicht. Was gesamtgesellschaftlich wünschenswert wäre. Dass man das ausgerechnet bei den Grünen nicht wahrhaben will, ist schade. Denn Begegnung schafft Akzeptanz. (Brigitte Quint) stitutionen und Hilfseinrichtungen angeht, wenn man Formelles erledigen muss. Diese Faktoren wiegen mitunter mehr, als man meinen möchte, auch wenn der vermeintliche Pullfaktor „Sozialhilfe“ ebenfalls gerne zum Thema gemacht wird. Doch dass man innerhalb Österreichs und innerhalb der EU, zwanzig Jahre nachdem die ersten Geflüchteten auf Lampedusa gelandet sind, immer noch von Pullfaktoren spricht, ist ein Armutszeugnis. Migranten halten in Wahlkämpfen als mediale Sündenbocke her. Dabei können Menschen nicht das Problem sein, sondern die Frage, wie die Politik auf derartige Bewegungen reagiert. Nun hat Wien die Notbremse gezogen und fordert eine sogenannte Wohnsitzauflage für Asylberechtigte. Die Frage, ob das mit dem Gleichbehandlungsgesetz vereinbar ist, beantworten EU-Rechtler mit einem Nein. Denn die Auflage besagt, dass Asylberechtigte in jenem Bundesland bleiben sollen, in dem sie den Erstantrag gestellt haben. Ein Hilferuf der Wiener SPÖ und eine Aufforderung an die Bundesländer, mehr zu unternehmen. Das scheint angesichts der Probleme in der Hauptstadt verständlich. Doch wenn man als Politiker auf Landesebene Asylberechtigte besser integriert, könnte einem dies wichtige Stimmen kosten. Laut Integrationsbarometer 2023 bewerten 65 Prozent der Österreicher das Zusammenleben mit Migranten als schlecht. Probleme lösen kann man wohl erst wieder nach dem Wahlkampf. (Manuela Tomic) Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien www.furche.at Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Redaktion: Philipp Axmann, Dr. Otto Friedrich (Stv. Chefredakteur), MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.), Brigitte Quint (Chefin vom Dienst), Magdalena Schwarz MA MSc, Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Dr. Martin Tauss, Mag. (FH) Manuela Tomic Artdirector/Layout: Rainer Messerklinger Aboservice: +43 1 512 52 61-52 aboservice@furche.at Jahresabo (inkl. Digital): € 298,– Digitalabo: € 180,–; Uniabo (inkl. Digital): € 120,– Bezugsabmeldung nur schriftlich zum Ende der Mindestbezugsdauer bzw. des vereinbarten Zeitraums mit vierwöchiger Kündigungsfrist. Anzeigen: Georg Klausinger +43 664 88140777; georg.klausinger@furche.at Druck: DRUCK STYRIA GmbH & Co KG, 8042 Graz Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz: www.furche.at/offenlegung Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Art Copyright ©Bildrecht, Wien. Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet. Bitte sammeln Sie Altpapier für das Recycling. Produziert nach den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens, Druck Styria, UW-NR. 1417

DIE FURCHE · 17 25. April 2024 Diskurs 15 Die Welt wie auch menschliche Existenz sind von Ambiguitäten geprägt. Vermeintliche Eindeutigkeit erweist sich meist als Täuschung – vom „Volkskanzler“ bis zur „Leitkultur“. Ein Gastkommentar. „Ein X für ein U“ als politische Strategie? Einer meiner Landsleute hat einst ob seiner Bemerkung, dass die Dinge „sehr kompliziert“ seien, viel Spott und Häme einstecken müssen. Heute wäre das anders. Denn heute gibt es auf alle komplexen Fragen offenbar eindeutige Antworten: schwarz/weiß, richtig/falsch. Fertig ist die „Brave New World“ 2024. Wer nicht antwortet, bevor die Frage fertig gestellt wurde, ist ein Zauderer. Wie aus der Halbautomatischen knallen die Worthülsen dem p. t. Publikum um die Ohren. Es ist bemerkenswert, innert welch kurzer Zeit die allgemein üblichen Regeln eines zivilisierten öffentlichen Diskurses beschädigt und demontiert wurden. Musste einst jemand über seinen Sager von der „ideologischen Missgeburt“ noch den Landeshauptmannposten zurücklegen, kann heute ein Geistesbruder unverhohlen von einem „Volkskanzler“ schwadronieren und von den Identitären als „NGO von rechts“ reden. Wie viel „X für ein U“ geht eigentlich? Ich habe das Bild eines Pferdes vor mir, neben dem steht: This is a pigeon! With the head of a horse and the body of a horse. Man fühlt sich an den nackten Kaiser erinnert und hofft auf jenes Kind, das das Offenkundige ausspricht. Doch nichts passiert. Wie Ertrinkende schlagen jetzt jene, die in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten wider besseres Wissen an der Diskurszerstörung mitgewirkt haben, um sich und klammern sich an „Leitkultur“- Strohhalme oder ideologische Spurensuche. Foto: Bildnachweis DIESSEITS VON GUT UND BÖSE Von Martin Fischer „ Martin Luther hat die Zweideutigkeit auf einen Begriff gebracht: ,simul‘. Also ,zugleich‘. Nicht ,entweder – oder‘. “ men, innerhalb dessen vielfältige Meinungen (die manchmal geteilt werden können und manchmal auch nur zu auszuhalten sind) ausgetauscht werden und ein Ausgleich der Interessen ermöglicht wird. Nicht vager Konsens, sondern wohlgeordneter Dissens wäre das Programm. Dieser Dissens muss freilich in einer verfassungsrechtlichen Rahmenordnung ausgetragen werden, deren Verbindlichkeit im Kern nicht infrage gestellt werden darf, wie dies der Rechtsphilosoph Horst Dreier skizziert. Genau darum ist es notwendig, diejenigen zu benennen, die diese Rahmenordnung zu ersetzen und die Deutungshoheit einer einzigen Perspektive zu etablieren versuchen. Derlei hat in einem liberalen, demokratischen Rechtsstaat keinen Platz. Darum ist auch die Kritik an „X für U“-Täuschungen keine pauschale, sondern stets eine konkrete an klar zu benennenden demokratiegefährdenden Irreführungen. Die Rede von sogenannten alternativen Fakten gehört zu den dreistesten Formen, jemandem „ein X für ein U vormachen“ zu wollen. All jene, die meinen, dies sei doch alles nicht so schlimm, sollten bedenken, was davon sie tatsächlich glauben und was sie als Kollateralschaden (öffentlich-rechtliche Medien, Grundrechte, Gleichstellung, kulturel- Geordneter Dissens statt vagen Konsenses Es ist für ein gedeihliches Miteinander verheerend, wenn einzelne Menschengruppen und Institutionen systematisch und beständig durch den Kakao und in den Dreck gezogen werden. Sachlich begründete Kritik und Interessenvertretung sind das eine, pauschale Verunglimpfungen ein anderes – und Lügen und Hetze ein Drittes. Um hier durchzu navigieren, braucht es ein tragfähiges Koordinatensystem, das jedoch in der bisher bekannten Form derzeit sturmreif geschossen wird. Ein solches Koordinatensystem bedeutet gerade nicht, die Deutungshoheit einer einzigen Perspektive (zuletzt etwa „Leitkultur“) zu beanspruchen, sondern es markiert den Rahle Vielfalt, um nur ein paar Dinge zu nennen) in Kauf zu nehmen bereit sind. Das gilt freilich nicht nur für jene, die „X für ein U“ an der Wahlurne unterstützen, sondern auch für jene, die meinen, man könne damit einen Staat machen. Ein „X für ein U“ vorzumachen, bedeutet, zu meinen, die Grundkonstante der Zweideutigkeit unseres Menschseins eliminieren und einer vermeintlichen Eindeutigkeit unterordnen zu können. Gerade auch von christlicher Seite ist daran zu erinnern, dass eine solche behauptete Eindeutigkeit ein ou-topos, eine Utopie, ist. Ein „X für ein U“ vorzumachen, heißt, in sehr konkreter Weise das Offenkundige durcheinanderzuwerfen. In den biblischen Texten ist immer wieder von so einem Durcheinanderwerfer zu lesen, der Menschen mit einfachen Antworten auf vermeintliche Abkürzungen lockt. Damit wird nicht der Dämonisierung von Personen das Wort geredet, sondern die Lebensfeindlichkeit solcher Verführungen kenntlich gemacht. Der Durcheinanderwerfer Christliche Theologie ist gefordert, das kirchliche Wächteramt wahrzunehmen und laut und deutlich in Erinnerung zu rufen, dass menschliche Existenz immer zweideutig und eben nicht unzweideutig (und schon gar nicht eindeutig) ist. Denn menschliche Existenz ist recht verstanden kein „entweder – oder“, sondern ein „sowohl – als auch“. Martin Luther hat dies der reformatorischen Theologie gleichsam eingeschrieben und auf einen knappen Begriff gebracht: simul. Zugleich. Kein „entweder – oder“, sondern „gleichzeitig“. Wie einfach wäre es, wenn uns Menschen Unzweideutiges verfügbar wäre und man sich eben nur entsprechend anstrengen müsste, um dies zu erreichen. Stattdessen sind wir gefordert, uns im „sowohl – als auch“ zu üben, mit Ambiguität in den unterschiedlichsten Kontexten umgehen zu lernen – und ja, sie auch auszuhalten. Aber die Grenze dessen, was auszuhalten lohnt, ist klar markiert. „X für ein U“ als politische Strategie gehört nicht dazu. Der Autor ist evangelischer Theologe an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. ZUGESPITZT Jahrzehntelang impfgeschädigt An die Niederösterreichische Landesregierung, Landhausplatz 1, 3109 St. Pölten. Sehr geehrte Damen und Herren, ich fordere Sie auf, mich für meine durch jahrzehntelange Impfschäden hervorgerufenen Covid-19-Erkrankungen – Pocken 1962, 1966, 1972, multiple Vakzin-Gaben gegen Polio und FSME, Gelbfieber 2015 sowie für fünf Teilimpfungen mit Pfizer- Comir naty 2021–23 – und die dadurch aufgetretenen schweren gesundheitlichen Langzeitbeeinträchtigungen meiner Person zu entschädigen. Ich lege das Gutachten von Univ.-Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi bei, das die ursächlichen Zusammenhänge zwischen meiner ersten Pockenimpfung bis zu den mRNA- Mörder-Vakzinen und meinen dadurch völlig un nötig hervorgerufenen Covid-19-Erkrankungen wissenschaftlich zweifelsfrei nachweist. Aufgrund des langen Zeitraums und der Schwere der angeführten physischen wie psychischen Belastungen steht mir der Rest des NÖ Covid-19-Fonds, das sind 26,1 Millionen Euro, zu. Hochachtungsvoll, DI (FH für Granderwasserwissenschaften) Max Rutner, 6397 Dorf Alp am Wilden Kaiser – äh: Campingplatz, 3420 Kritzendorf/Donau. Otto Friedrich PORTRÄTIERT Ein wacher lutherischer Zeitgenosse Er war an der Spitze der Evangelischen Kirche A. B. gewiss ein Glücksfall: Michael Bünker, 2008–19 lutherischer Bischof von Österreich, hat Eigenschaften, die man sich von Personen an der Kirchenspitze wünscht: ein klares gesellschaftliches, wenn es nötig ist: auch politisches Profil; hohe theologische Kompetenz (was konfessionsübergreifend nicht immer Auswahlkriterium für Leitungsposten ist); innerkirchliches Gespür. Um eine klare Positionierung gegen Antisemitismus und Aufarbeitung evangelischer Mitverantwortung an der Judenfeindschaft bis zu klarer Positionierung etwa in Flüchtlingsfragen war Michael Bünker nie verlegen. Seine zeitgenössische Theologie – angefangen bei Dietrich Bonhoeffer – kann auch in vielen FURCHE-Beiträgen nachgelesen werde. Und dass er schon als Oberkirchenrat 2006 das Generalsekretariat der „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“, den Zusammenschluss aller relevanten protestantischen Konfessionen in Europa, nach Wien holen konnte, zeigt, welch große Rolle auch die kleine evangelische Kirche Österreichs in der innerprotestantischen Ökumene spielen kann – dank Bünker. Schade, dass er seine Amtszeit 2019 mit einem politischen Misserfolg beenden musste – damals schaffte die Regierung Kurz I den Karfreitag als Feiertag für die Evangelischen ab – nicht nur für Bünker ein Wermutstropfen: Bis heute beklagen die Protestanten die ökumenische Unsensibilität der damaligen Regierung. Der Pfarrerssohn wuchs in Kärnten auf , studierte evangelische Theologie in Wien und war u. a. Pfarrer in Floridsdorf. 1991 wurde Bünker Direktor der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie, von 1999 bis zu seiner Bischofswahl 2008 war er Oberkirchenrat A. B. Für die FURCHE war und ist Michael Bünker Interviewpartner, Stichwortgeber, Gastautor, der über die Jahre längst zum Freund dieser Zeitung geworden ist, von 2003 bis 2007 war er auch ihr Religionskolumnist. Dabei findet man in dieser Zeitung auch Filmkritiken aus der Feder Michael Bünkers oder 2013 einen Geburtstagsgruß an den deutschen Altkanzler Helmut Schmidt, der damals seinen 95. Geburtstag beging. Und vor wenigen Wochen überlegte Bünker, was er antworten würde, wenn ihn der Papst zur Weltsynode um Rat fragte. Am 26. April feiert Michael Bünker den 70. Geburtstag. Die FURCHE gratuliert herzlich – und hofft, dass dieser wache Zeitgenosse für sie noch weiter (päpstliche) Fragen beantworten wird. (Otto Friedrich) Foto: Kathbild.at / Franz Josef Rupprecht Michael Bünker war von 2008 bis 2019 Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich. Am 26. April wird er 70 Jahre alt.

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