DIE FURCHE · 43 14 Diskurs 24. Oktober 2024 ERKLÄR MIR DEINE WELT Ich möchte tatsächlich getröstet werden Den gesamten Briefwechsel zwischen Johanna Hirzberger und Hubert Gaisbauer können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. Johanna Hirzberger ist Redakteurin von „Radio Radieschen“ und freie Mitarbeiterin von Ö1. Ja, ich möchte tatsächlich getröstet werden, und damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Erst als ich Ihren Text las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen – ich sehne mich manchmal nach der Vergangenheit, als ich noch zu meiner Mama laufen konnte, wenn ich mir beim Stolpern das Knie verletzt hatte. Heute stolpere ich körperlich seltener, dafür aber umso häufiger im mentalen Bereich, wenn ich meinen Träumen nachjage. Diese sind stark von den Filmen und Serien der Nullerjahre geprägt, in denen die emanzipierte Frau hart kämpfen musste, um sich gegen alle Vorurteile „ Vermutlich würde mich eine Auseinandersetzung mit Thomas Gottschalk unnötig aufreiben. Oder ist diese Vermeidung auch schon eine Alterserscheinung? “ durchzusetzen und die Karriereleiter hinaufzuklettern. Doch natürlich konnte sie nur wirklich glücklich sein, wenn sie dabei nicht die große Liebe verlor. Die Moral dieser Geschichten lautete: Nur wenn es der Frau (manchmal auch dem Mann) gelingt, sich selbst aufzugeben, um ihre Ziele zu erreichen (und Leistung zu erbringen), hat sie Anerkennung verdient. In meinen Zwanzigern bemerkte ich jedoch einen Wandel in der Popkultur. Sie begann sich langsam von dieser schillernden Traumwelt zu distanzieren. Kennen Sie die Serie „Girls“? Sie war damals äußerst erfolgreich und galt als die Millennial-Version von „Sex and the City“. Das Publikum begleitete vier Freundinnen in ihren Zwanzigern beim wiederholten Scheitern auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung. Statt eines funkelnden Finales fanden sich die Hauptcharaktere am Ende in einem Zustand des „Passt schon“, mit einem offenen Ende, das keinen klaren Abschluss bot. Achtung, ich möchte nun eine Brücke schlagen von meiner Generation zu Ihnen. Wie Sie in Ihrem letzten Brief erwähnten, glaubt auch eine Freundin von mir, dass es keine Zufälle gibt. In einem langen Gespräch schilderte sie mir zahlreiche persönliche Beispiele, die mich davon überzeugen sollten, „mehr zu erkennen“. Seitdem zerbreche ich mir bei jeder unerwarteten Begegnung den Kopf und frage mich: „Was will mir dieser Zufall sagen, das ihn nicht zum Zufall macht?“ Sie schreiben ja auch, dass wir Zufälle als Botschaften verstehen lernen müssen, aber wie? Vielen Dank auch für Ihre indirekte Literaturempfehlung. Ich habe Han Kangs Bücher nun auf meine „To-Read“-Liste gesetzt. Apropos Bücher: Was halten Sie eigentlich von der ganzen Thomas-Gottschalk-Thematik? Er scheint in seinem Buch „Ungefiltert. Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann“ mit der sogenannten Woke-Kultur abrechnen zu wollen. Ich habe mich noch nicht intensiver damit beschäftigt, ehrlich gesagt möchte ich mir die Energie dafür sparen. Vermutlich würde mich eine intensive Auseinandersetzung mit ihm und dieser Diskussion unnötig aufreiben. Vielleicht ist meine Vermeidungshaltung aber auch schon eine persönliche Alterserscheinung. Natürlich ist mir seine Aussage im Spiegel-Interview nicht entgangen, in dem er meinte: „Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst.“ Diese Bemerkung erscheint mir jedoch so offensichtlich stumpfsinnig, dass ich mich privat auf keine weiteren Gespräche dazu einlassen möchte. Wie halten Sie es mit der Person und diesem Buch? Das Gespräch führte Eine der letzten Zeitzeuginnen der Schoa, die Wiener Otto Friedrich Ärztin Helga Feldner-Busztin, ist 95-jährig gestorben. 3800 In FURCHE Nr. 44 Ein Auszug aus einem FURCHE-Gespräch. 31. Oktober 2018 1929 in Wien als Arzttochter geboren, wurde Helga Feldner-Busztin 1938 der Schule verwiesen und musste den „Judenstern“ tragen. Mit ihrer (nichtjüdischen) Mutter und ihrer Schwester kam sie ins KZ Theresienstadt. Nach der Befreiung traf sie in Wien ihren Vater wieder, ihre Familie hatte die Schoa überlebt. Sie studierte Medizin und heiratete den Arzt Hans Feldner-Busztin, der die Kriegsjahre in Wien vom Kinderarzt Josef Feldner versteckt wurde (ihre Enkelin, die Journalistin Anna Goldenberg, beschrieb dies im Buch „Versteckte Jahre“, Zsolnay 2018). Viele Jahre lang erzählte sie in Schulen von ihrem (Über-)Leben. Nun ist sie 95-jährig gestorben. 2018 hat sie Otto Friedrich in Döbling besucht. DIE FURCHE: Sie gehen als Zeitzeugin in Schulen: Was erleben Sie da? Helga Feldner-Busztin: [...] Die Größeren sind sehr aufmerksam. Die Kleineren spielen da halt manchmal mit dem Handy: Diese Generation hat kaum eine Ahnung, was passiert ist. Sie können sich das auch nicht vorstellen. Wenn sie es lesen, ist es ja nicht wie bei einem Computerspiel, wo etwas Grausames „Die Phrasen kommen wieder“ passiert und dauernd Mörder da sind. Es ist aber etwas anderes, wenn jemand, der dabei war und das in der eigenen Familie erlebt hat, erzählt. Nachdem ja jetzt schon wieder solche völkische und nationalistische Strömungen präsent sind, ist es besonders wichtig, dass man die Kinder darauf hinweist. [...] DIE FURCHE: Wie stark prägt Sie das, was Sie zwischen 1938 und 1945 erlebt haben? Feldner-Busztin: Sehr stark. Ich versuche, das auch den Kindern beizubringen. Ich wurde ja von einem Tag auf den anderen – ich war damals neun Jahre alt - der Schule verwiesen. Man vergisst nie, wie plötzlich der Direktor hereinkommt und zu den zwei jüdischen Kindern sagt: „Die Pollak und die Kammermann kommen jetzt heraus – ihr müsst sofort die Schule verlassen. Wir können keine Juden hier dulden.“ [...] DIE FURCHE: Wie ist es Ihnen gelungen, [...] wieder Österreicherin zu sein? Feldner-Busztin: Ich war ja nie etwas anderes. Als ich nach Wien gekommen bin, habe ich meinen Vater gesehen, der vollkommen anders ausgeschaut hat. Er war äußerst nervös, hat sich aber immer zusammengenommen, in der Früh picobello rasiert, ist ins Amt gegangen. Aber nach Hause gekommen, ist er in sich hineingefallen. Er hat jede Nacht aufgeschreckt und „Appell! Appell!“ geschrien. [...] DIE FURCHE: Wenn Sie auf das heutige Österreich schauen, was fällt Ihnen da auf? Feldner-Busztin: Die Phrasen kommen wieder, dasselbe „Völkische“. Ich meine, Foto: Tosca Santangelo was ist schon Österreich? Ich will nicht bestreiten: Es ist ein angenehmes Land, [...] aber es ist in Europa nicht soviel anders als Deutschland, wo sie das Geschehene viel intensiver verarbeitet haben. DIE FURCHE: Was wünschen Sie Österreich? Feldner-Busztin: Echte Demokratie. Keinen starken Mann! Nur keinen starken Mann! AUSGABEN DIGITALISIERT VON 1945 BIS HEUTE ÜBER 175.000 ARTIKEL SEMANTISCH VERLINKT DEN VOLLSTÄNDIGEN TEXT LESEN SIE AUF furche.at Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien www.furche.at Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin Digital: Ana Wetherall-Grujić MA Redaktion: Philipp Axmann BA, MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.) Brigitte Quint (CvD), Magdalena Schwarz MA MSc, Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Mag. 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DIE FURCHE · 43 24. Oktober 2024 Diskurs 15 In der Liste der „Eucharistischen Wunder in der Welt“, die der künftige Heilige Carlo Acutis (1991–2006) zusammengestellt hat, feiert der Antijudaismus fröhliche Urständ. Eine Empörung. Katholisch verschleierte Judenfeindschaft Carlo Acutis, der 2006 an Leukämie verstorbene 15-Jährige, wird demnächst heiliggesprochen. Der Hype um den „Cyberapostel“, den ersten „Internetheiligen“ oder ersten Millennial, der zur Ehre der Altäre erhoben werden soll, treibt an sich schon seltsame Blüten (vgl. Seite 2 dieser FURCHE). Dennoch sollte man auch einen Blick auf das, was Carlo Acutis an Cyberaktivitäten hinterlassen hat, werfen. Da stellt man befremdet fest, dass dabei der christliche Antijudaismus fröhliche Urständ feiert – wenn auch durchaus verschleiert. Der Dämon der Judenfeindschaft in der katholischen Kirche scheint hier mitnichten besiegt. Es ist eigentlich ein Skandal, dass derartiges heute noch vorzufinden ist. Eine der geistlichen Leistungen, die Carlo Acutis im Internet vollbracht hat, ist eine Auflistung der „Eucharistischen Wunder in der Welt“. Die Liste (vgl. www.miracolieucaristici. org/de/Liste/list.html) enthält über hundert Mirakel, bei den meisten handelt es sich um „Hostienwunder“, also unerklärliche Erscheinungen an konsekrierten Hostien. Häufig handelt es sich da um „Bluthostien“, an denen sich blutähnliche Erscheinungen materialisierten. Antijüdischer Topos Derartige „Wunder“ traten vor allem ab dem 11. Jahrhundert auf, als sich die Transsubstantiationslehre, also die Verwandlung des eucharistischen Brotes in den Leib Christi, durchsetzte. Zumeist war solch ein Hostienwunder die Reaktion auf einen „Frevel“, sei es durch rituelle Nachlässigkeit oder Glaubenszweifel des konsekrierenden Priesters. Oft wurde Hostienfrevel aber als böse Tat einzelner oder ganzer Gruppen identifiziert, in der nachreformatorischen Zeit waren es ketzerische Protestanten, die sich an der Hostie vergangen hätten, oder auch Frauen, die als Hexen verurteilt wurden; besonders in Spanien wurden auch maurische Täter angeführt. Vor allem aber war der Vorwurf des Hostienfrevels ein antijüdischer Topos: Einzelnen Juden oder den Juden wurde Diebstahl oder „Schändung“ des eucharistischen Brotes angelastet; und das – für Katholiken – Allerheiligste „reagierte“ etwa darauf, indem es zu bluten begann. „Eucharistische Wunder“ führten so zu Pogromen oder wurden gerichtlich geahndet, was nicht selten die Exekution zur Folge hatte. „Im Jahre 1290 entwendete ein Ungläubiger, der die christliche Religion verachtete und die Gegenwart Christi in der Eucharistie leugnete, eine Hostie, um sie zu entweihen. Er stach mit einem Messer auf sie ein und warf sie sogar in kochendes Wasser. Die heilige Oblate jedoch schwebte dem entsetzten Missetäter davon …“ So wird in Acutisʼ Liste das „Eucharistische Wunder von Paris“ 1290 beschrieben. Diese Legende war Ausgangspunkt vieler gleichartiger antijüdischer Erzählungen, die sich über ganz Europa verbreiteten. ZEIT- WEISE Von Otto Friedrich „ Oft wurde Hostienfrevel als böse Tat von Gruppen identifiziert: Protestanten, Hexen – vor allem aber Juden. “ „Im Jahre 1370 entwendeten Gottlose geweihte Hostien und stachen verächtlich mit Messern auf sie ein, doch da begannen die Oblaten zu bluten …“ So wird das „Eucharistische Wunder von Brüssel“ 1370 beschrieben. Auch hier handelte es sich um eine Beschuldigung des Hostiendiebstahls gegen Juden – bis zu 20 Mitglieder der jüdischen Gemeinde wurden hingerichtet, der Rest vertrieben; den katholischen Kult um das „Wunder des Sakraments“ gab es bis in die Nachkonzilszeit. Auch Österreich kommt in der Liste vor. Das eucharistische „Wunder“ von Raxendorf- Weiten 1411 fußte auch auf einem Hostiendiebstahl, der einem Juden unterstellt wurde: Das Pferd des Diebes habe an der Stelle, wo heute die Wallfahrtskirche Heiligenblut steht, das Weitergehen verweigert, die Hostie fiel aus dem Handschuh des Diebes und eine fromme Frau habe die von blutigem Fleisch zusammengehaltene Hostie gefunden. Ein „Wunder“ – und 15 Exekutionen „In der Stadt Poznan wurden im Jahre 1399 drei geweihte Hostien geraubt, welche von den Gottesfrevlern dann mit spitzem Werkzeug bearbeitet wurden. Doch aus den Oblaten floss ein ununterbrechbarer Blutstrom und jeglicher folgende Versuch, die Hostien zu zerstören, war vergeblich. So beschlossen die Missetäter, die heiligen Partikel in den Sumpf zu werfen, um nicht entdeckt zu werden, doch die Hostien erhoben sich leuchtend in die Luft.“ Auch dieses „Wunder“ findet sich in Acutisʼ Liste. Nicht berichtet wird jedoch, dass aufgrund dieser Beschuldigung der jüdische Rabbi sowie 14 Gemeindemitglieder öffentlich verbrannt wurden. Dafür liest man bei Acutis, dass in einer Kirche in Poznan allwöchentlich eine Sakramentsprozession gehalten wird, „um das Wunder zu ehren“. Bei all diesen Beispielen wird allerdings verschwiegen, dass es sich bei den angeblichen Missetätern um Juden handelte. Man findet in der „Wunder“-Liste also klassische Episoden christlicher Judenfeindschaft, ohne dabei die Juden zu benennen. Antijudaismus kann ohne Juden nicht sein: So könnte man die Ideologie hinter dieser Verschleierung nennen. Carlo Acutis mag man das nicht vorwerfen. Aber diejenigen, die die Verehrung des so jung Verstorbenen promoten, müssten es besser wissen – oder tun es wider besseren Wissens. Angefangen bei Kurienkardinal Angelo Comastri, der das Vorwort zur Internetausstellung eucharistischer „Wunder“ verfasst hat. Der Autor war bis April 2024 stv. Chefredakteur der FURCHE. ZUGESPITZT Von der Bühne gefegt Als Autor Clemens Meyer beim Betreten der Frankfurter Buchmesse mit den Worten „Hey guten Morgen, wie geht es dir?” begrüßt wurde, war er sich seiner Sache sicher. Warum auch nicht? Schließlich würde „Die Projektoren“ ihm den Deutschen Buchpreis einbringen. Genialität auf tausend Seiten – in einer Reihe mit Döblin und Grass. Am nächsten Tag würde er die Titelblätter der Zeitungen zieren. Vorfreude glitzerte in seinen Augen. Bald würde er auch die Steuerschulden und die Scheidung los sein. In der Brusttasche: ein Zettel mit der Dankesrede an sich selbst. Nur keine falsche Bescheidenheit. Vor der Verleihung stieg die Spannung ins Unermessliche. Die Stimme aus dem Lautsprecher verkündete: „Der Buchpreis geht an... Maria Hefter!“ Der Boden tat sich unter seinen Füßen auf: War das ein Witz? Die Dankesrede flatterte zu Boden. Worte, die niemand mehr hören würde. „Eine Schande für die Literatur, ihr verdammten Wichser!”, schaffte er noch zu rufen, bevor er mit feuchten Augen aus dem Saal stürmte. Den Abend verbrachte er allein, mit seinem Buch – man brauche immer spannende Lektüre – und einer Flasche Bier. Die Überraschung am Morgen: Sein Gesicht prangte auf den Titelblättern. Nicht als Literat , sondern als Wüterich – doch die Verkaufszahlen werden es entlohnen. Miriam Al Kafur PORTRÄTIERT Friedenspreis für „militante Humanistin“ Eine „Unverschämtheit“ und „Schande“ schimpfte Clemens Meyer, als nicht er, sondern seine deutsche Schriftstellerkollegin Martina Hefter zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Buchpreis erhielt (siehe „Zugespitzt“ und „Federspiel“ S. 19). In der Wortwahl nicht so deftig, aber ebenfalls kritisch wurde zum Abschluss der Buchmesse die Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Anne Applebaum kommentiert. Die Entscheidung habe laut Jury „nicht nur positive Reaktionen hervorgerufen“. Doch Applebaums Bücher „helfen, die Welt zu verstehen, wie sie ist“ und zwingen zum Handeln im Sinn von: „Frieden ist kein Geschenk. Frieden ist die größte Aufgabe unserer Zeit.“ Dieser Aufgabe werde Europa gegenwärtig nur gerecht, so Applebaums friedenspolitisches Credo, wenn es militärische Stärke gegen Putins Russland zeigt. Insofern lässt sich ihre Dankesrede bei der Preisverleihung als Aktualisierung des lateinischen Sprichworts Si vis pacem para bellum zusammenfassen: „Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg“, heißt in Applebaums Konkretisierung weitere Waffenlieferungen an die Ukraine, um zu verhindern „dass die Russen ihr autokratisches politisches System weiter ausbreiten“. Friedensverhandlungen mit dem Putin-Regime sind für sie keine Option: „Seit fast einem Jahrhundert wissen wir, dass der Ruf nach Pazifismus angesichts einer aggressiven Diktatur oft nichts anderes ist als Appeasement und Hinnahme dieser Diktatur.“ In der ersten Reihe der Festgäste bei der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche saß der polnische Außenminister Radosław Sikorski – und applaudierte seiner Ehefrau Anne Applebaum. Der Widerstand gegen totalitäre Systeme gehört zur DNA dieser Familie: Sikorskis Eltern waren Teil der Solidarność-Bewegung, Applebaum wurde 1964 als Kind jüdischer Eltern in Washington D.C. geboren. Neben der US-amerikanischen besitzt sie auch die polnische Staatsbürgerschaft – und bewies als Co- Autorin eines Kochbuchs für polnische Rezepte, dass sie nicht nur in den historischen und politischen Zusammenhängen Osteuropas eine Expertin ist. Für ihr Buch „Der Gulag“ erhielt die Historikerin und Journalistin 2004 den renommierten Pulitzer-Preis. Ihr aktuelles Buch trägt den Titel „Die Achse der Autokraten“. Und wie ernst es der Familie Applebaum-Sikorsky mit ihrem „militanten Humanismus“ (© Thomas Mann) ist, beweist einer ihrer Söhne, der in der U.S. Army dient. (Wolfgang Machreich) Foto:Wikipedia / Elena Ternovaja (cc by-sa 3.0) Für ihr Buch „Der Gulag“ bekam die USpolnische Historikerin Anne Applebaum den Pulitzer-Preis, jetzt wurde sie die 75. Friedenspreisträgerin.
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