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DIE FURCHE 23.11.2023

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DIE FURCHE

47 · 23. November 2023DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 6,–„Radikale Solidarität mitden Marginalisierten“Ordensfrau Martha Zechmeister,die als Theologinin El Salvador lehrt, überChristsein und Nachfolgeheute. · Seite 8„Wir dürfen keinen Millimeter weichen“Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) über Antisemitismus in Österreich, denDialog mit den Muslimen, das „kaputte“ Schengensystem, Klima-Aktivisten unddie aktuellen Vorwürfe gegen die Volkspartei. · Seiten 5–6Die seltsamen Ideen des Prinzen de BroglieVor 100 Jahren postulierte Louis de Broglie die Wellennaturder Materie. Seine Erkenntnis sorgt heutenoch für Stirnrunzeln. · Seiten 18–19Das Thema der WocheSeiten 2–4Foto Karner: BMI / Karl SchobeFür immer jung?HormonelleVeränderungen inder Mitte des Lebenserschüttern diesenLeitsatz. Wie Frauenund Männer gutreifen können.DaswechselndeIchFoto: iStock/as3dFoto: Bernhard Hellmann, Privatarchiv Paul HellmannDie vier Gesichterdes Konrad LorenzVom seriösen Forscher zum Mitglieddes Rassenpolitischen Amtes derNSDAP: In der neu aufgelegtenBiografie „Konrad Lorenz“ offenbartsich ein faszinierender Opportunist.Seiten 13–14Ausgerechnet die für den Holocaust verantwortlichen Länder setzen sich zu wenig für „das Rechtauf Leben“ ein. Das konterkariert auch Österreichs Dialogfähigheit im Nahostkonflikt.Irritierende DoppelmoralAUS DEM INHALT„Religion matters“Fördert Religion die in die Krise gekommeneDemokratie oder behindert sie diese? Antwortenauf diese Frage sind nicht eindeutig.Eine Analyse von Regina Polak. Seite 7Von Brigitte QuintIn letzter Zeit mehren sich die Appelle,der so genannte Westen sollesich auf die diplomatische Realpolitik(rück)-besinnen. Andernfalls, sowird argumentiert, würde der wahreZweck der Diplomatie – unterschiedlicheSicherheits- und Wirtschaftsinteressen verschiedensterStaaten auszugleichen – verkannt.Der Versuch, seinem Gegenüber dieeigenen liberalen Werte aufzuzwingen, konterkarieredagegen diese Dialogfähigkeit.Haben jene, die diese Position vertreten,recht? Ja und nein. Es stimmt, dass internationaleBeziehungen nicht ohne Berücksichtigungder mannigfaltigen (oft antidemokratischen)Interessen gestaltet werdenkönnen. Aber bevor der Westen auf die Interessender anderen eingeht, sollte er beisich selbst beginnen: Es ist das eigene normativeProjekt – etwa das Recht jedes Menschenauf Leben, Freiheit und Sicherheit(Artikel 3; UN-Menschenrechtscharta),das in seinem Hauptinteresse liegen sollte.Angesichts dieser Maxime wurden die völkermörderischenTerrorangriffe vom 7. Oktoberund die Geiselnahmen zurecht verurteilt(vgl. Seite 9). Wird dieser Maßstabauch angelegt, wenn es um die Situation derZivilbevölkerung in Gaza geht?„ Mitnichten sind es nurHamas-Befürworter, diedie humanitäre Lagein Gaza als Unrechtempfinden.“Ausgerechnet die für den Holocaust verantwortlichenLänder wie Österreich undDeutschland ‐ aber auch die EU-Spitze - haltensich diesbezüglich auffällig zurück.Problematisiert wird dagegen, dass pro-palästinensischeStimmen im eigenen Land(vor allem im Linksintellektuellen- und Zuwanderermilieu)immer lauter werden undder Nahost-Konflikt eine aufgeladene Stimmungin heimischen Schulen auslöst. Auchjene, die das Vorgehen des israelischen Militärskritisieren, müssen damit rechnen,als Antisemiten verunglimpft zu werden.Das irritiert vor allem junge Menschen.Ein Bärendienst für IsraelMitnichten sind esnur Antisemiten, Antizionistenoder Hamas-Befürworter, die diehumanitäre Katastrophe in Gaza als großesUnrecht empfinden. Wenn politischeVerantwortungsträger gebetsmühlenartigbetonen, die Regierung Netanjahu würdelegitimerweise ihrem Verteidigungsrechtnachkommen, widerspricht das demGerechtigkeitsempfinden vieler Bürger(innen),ganz besonders wenn deren Herkunftsfamilienaus muslimisch geprägtenLändern stammen. Wahr ist auch, dass letzterehäufig mit Israel-feindlichen Narrati‐ven sozialisiert wurden. Aber bevor eineBevölkerungsgruppe kollektiv verurteiltwird, sollte man zumindest versuchen, diejeweiligen Beweggründe zu verstehen.Österreichische und deutsche Politiker(innen)können es sich innenpolitischerlauben, das nicht zu tun. Anders in Frankreich.Emmanuel Macron war gezwungen,zu betonen, dass es bei der Verteidigung derMenschenrechte nicht „zwei Standards“ gebenkönne und „alle Menschenleben gleichwertig“seien (vgl. Seite 11). Auch mahnteer Israel, im Kampf gegen den Terrorismusdie eigenen Grundwerte zu berücksichtigen.Wer erwartet hatte, seine Amtskollegenin Österreich und Deutschland würdenihm beipflichten, der irrte. Eine Doppelmoral,die weltweit durchaus wahrgenommenwird. Damit erweist man gerade Israel einenBärendienst. Der Staat ist auf jeden Akteur,der es vermag, Brücken zu bauen, angewiesen.Ebenso die Palästinenser.Vergangenes Frühjahr hatte ÖsterreichsKanzler Karl Nehammer Ägyptens PräsidentAbdel Fattah El Sisi besucht. Kontaktesind also vorhanden. Sisi weigert sichnach wie vor den Grenzübergang Rafahfür alle Schutzsuchenden aus Gaza zu öffnen.Gibt es eine Möglichkeit ihn dazu zubewegen, wenigstens Frauen, Kinder undAlte einreisen zu lassen? Wie könnte manihm entgegenkommen? Durch eine Bürgschaft?Durch die Aussendung von Sicherheitskräften?Fragen wie diese erfordernGlaubwürdigkeit und Dialogfähigkeit. Beideskönnten Österreich wie Deutschlandbereits verspielt haben.brigitte.quint@furche.atDas bis heute versäumte WortKolumne „Glaubensfrage“: Asher D. Biemannvermisst bei den Palästina-Aktivisten dieklare Verurteilung der zynischen Verachtungder Humanität durch die Hamas. Seite 9„Wäre ich geblieben, ich wäre tot“Auch wenn Frauen sich von ihren gewalttätigenMännern trennen, nimmt derAlbtraum oft Jahre später noch kein Ende.Jetzt will auch die EU mit der Istanbul-Konvention Abhilfe schaffen. Seite 9Noten und Matura abschaffen?Der Vorschlag der Wiener SPÖ erhitzt dieGemüter. Die FURCHE-RedakteurinnenBrigitte Quint und Manuela Tomic streitendarüber, ob er sinnvoll ist. Seite 10Egomane – das Herz gebrochenRidley Scott porträtiert in „Napoleon“ eineder Gestalten der europäischen Geschichteund interessiert sich für dessen Frau(en)sowie für Schlachten. Seite 16–17furche.atÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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