DIE FURCHE · 8 12 Religion 22. Februar 2024 Von Hans Förster Jesus und die Pharisäer Kupferstich von Léonard Gaultier zu Matthäus 15 (1576/80). Die Schriftgelehrten sind mit den für diese Zeit antijüdisch-ikonografischen Elementen wie Judenhüten dargestellt. An verschiedenen Stellen in den synoptischen Evangelien ist Jesus mit der jüdischen Forderung konfrontiert, vor dem Verzehr von Brot die Hände zu waschen – dass diese rituelle jüdische Waschung mit einem Gebet verbunden war, darf dabei für die Zeit Jesu vorausgesetzt werden, auch wenn dies nicht ausdrücklich in den Evangelien erwähnt wird. Im Matthäusevangelium wird Jesus dafür zur Rede gestellt, dass seine Jünger mit ungewaschenen Händen Brot essen (vgl. Mt 15,2/Lutherbibel 2017): „Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“ Während das Markusevangelium ebenfalls davon berichtet, dass Jesus für das Verhalten seiner Jünger zur Rede gestellt wird, hält sich nach dem Lukasevangelium Jesus selbst nicht an diese jüdische Verpflichtung. Bei einer Einladung in das Haus eines Pharisäers unterlässt er es, die Hände zu waschen (Lk 11,37–38): „Als er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch. Als das der Pharisäer sah, wunderte er sich, dass er sich nicht vor dem Essen gewaschen hatte.“ Jesus verwendet dann seinen Verstoß gegen jüdische Religiosität, um – so scheint es – ebendiese jüdischen Gepflogenheiten grundsätzlich infrage zu stellen (Lk 11,39– 41): „Der Herr aber sprach zu ihm: Ihr Pharisäer, ihr haltet die Becher und Schüsseln außen rein; aber euer Inneres ist voll Raub und Bosheit. Ihr Narren, hat nicht der, der das Äußere geschaffen hat, auch das Innere geschaffen? Doch gebt als Almosen von dem, was da ist; siehe, dann ist euch alles rein.“ Bei dieser Übersetzung hat man den Eindruck, dass auch Martin Luther – so sehr er sich gegen den Dominikaner und Ablassprediger Johannes Tetzel gewandt GLAUBENSFRAGE Die Macht der Tyrannen Jesus und jüdische Ritualgesetze: wie Bibelübersetzungen, die vor Jahrhunderten entstanden sind, noch heute das Verständnis dessen, was Jesus eigentlich sagte, verdunkeln. Authentische Frömmigkeit Von Asher D. Biemann Alexej Nawalny ist tot. Die Ursachen seines Todes sind dunkel. Nicht aber das Schicksal eines Mannes, dessen Leben heute als mutiges Symbol demokratischer Hoffnung leuchtet im Zeitalter der Tyrannen. Wie konnte eine Nation den Tod ihrer Hoffnung zulassen? Wie kam es überhaupt zu diesem Zeit alter neuer Tyrannei? Als der junge Étienne de la Boétie 1550 einen Traktat über die „freiwillige Knechtschaft des Menschen“ schrieb, hatte er bereits erkannt, dass die Macht der Tyrannen nicht allein in der Knechtung des Volkes lag. Ein schlechter Fürst mag durch einen Gewaltstreich an die Macht kommen, durch Erbrecht oder durch den Wahlakt eines Volkes. Sein Geheimnis aber liegt nicht in der Machtergreifung, sondern in der Machterhaltung. Und diese, meinte der Autor des Traktats, geschehe nur durch die Selbsterniedrigung seiner Getreuen: „Wenn sich die Bösen versammeln, sind sie nicht Genossen, sondern Helfershelfer.“ Sie sind die selbstgeknechteten Knechte eines Herrn, um dessen Gunst sie betteln, während sie ihm das Recht geben, „allen alles zu nehmen“. Ein Tyrann wird nie geliebt, noch kann er lieben. Seine herzlosen Helfershelfer handeln nicht nur aus Furcht. Sie wollen auch teilhaben an der Macht. Als der Prophet Jesaja vom Gottesknecht sprach, hatte er eine andere Knechtschaft im Sinn. Einen Knecht der Freiheit von aller menschlichen Macht, einen Diener nur jenes Fürsten, der die Gefangenen befreit und die Erniedrigten aufrichtet – mattir assurim und zokef kefufim. Wir brauchen heute wieder Knechte des Mutes und der Hoffnung, Menschen, die uns stets da ran erinnern, was de la Boétie einst wusste: „Der Mensch, welcher euch bändigt, hat nur zwei Augen, hat nur zwei Hände, hat nur einen Leib und hat nichts anderes an sich als der geringste Mann aus der ungezählten Masse eurer Städte.“ Der Autor ist Professor für moderne jüdische Philosophie an der University of Virginia, USA. hat – meinte, dass mit Almosen ein Heil und Reinheit erworben werden kann. Grundsätzlich kann man festhalten, dass dieses Textverständnis nicht mit jüdischen Vorstellungen in Einklang gebracht werden kann. Jesus bricht hier ganz offensichtlich mit jüdischer Identität und Religiosität. Die erste Frage, die sich für einen Wissenschafter stellt, betrifft die Welt, in der sich Jesus hier aufhält. Es ist eindeutig eine jüdische Welt, gerade auch die Pharisäer galten als durchaus überzeugte Vertreter des Judentums, die mit Jesus diskutierten und ihn kritisierten. Jesus sitzt hier im Haus eines Pharisäers und erfindet, so scheint es, das Judentum neu. Jedwede rituelle Reinigung ist unnötig, es reicht, mit dem, was man hat, um sich zu werfen, und schon ist „alles rein“. Erstaunlich ist, dass Jesus dann sein Lehrgespräch so fortsetzt „ Es geht hier nicht um die Aufhebung von rituellen Waschungen und jüdischen Reinheitsgesetzen, es geht Jesus um den tieferen Sinn dieser Handlungen. “ (Lk 11,42): „Aber weh euch Pharisäern! Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allem Kraut und geht vorbei am Recht und an der Liebe Gottes. Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“ Das ist jetzt fast das genaue Gegenteil von dem, was Jesus im Vers davor sagt. Eben noch rät er dem Pharisäer, einfach irgendetwas von dem, was da ist, als Almosen zu geben, um dann zu kritisieren, dass sie den Zehnten eh geben – und das ist wohl doch mehr, als die meisten von uns heute zu geben bereit wären. Der Zehnte war auch damals viel, um nicht zu sagen sehr viel, und doch genügt das nicht. Falls also Jesus hier Foto: IMAGO / Heritage Images (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) Lesen Sie Hans Försters Analyse über die Problematik von Bibel übersetzungen: „Judenfeindlich – bis heute“ vom 25.1.2023, nachzulesen auf furche.at. die Zahlung von Geld als Möglichkeit sieht, um rituelle Reinheit zu erlangen, steht man vor der Frage, warum man überhaupt Ablasshandel abgelehnt hat. Gilt hier wirklich für Jesus: Die Münze in dem Kasten klingt, dies sofort die Reinheit bringt? So einfach ist das nicht, auch wenn man einen solchen Spruch aus der Übersetzung der Lutherbibel ableiten könnte. Gerade idiomatische Wendungen sind schwierig zu übersetzen, der Unterschied zwischen dem, was mir gehört, und dem, was sich für mich gehört, ist groß. Auch macht sich nicht jeder, der sich auf den Weg macht, deswegen gleich auf den Weg. Aus der Sicht der griechischen Sprachwissenschaft liegt hier nicht nur eine idiomatische Wendung vor. Gleich zweimal wird hier zwar wörtlich übersetzt, aber trotzdem der Sinn des Textes verfehlt. Eine idiomatische Wendung betrifft die Gabe der Almosen. Natürlich kann man wörtlich so übersetzen, wie man das hier macht. Aber wer würde „Ich mache mich auf den Weg“ mit „I make me on my way“ ins Englische übersetzen? Das ist Unfug. Selbst Google Translate, das oftmals zu Witzen Anlass gegeben hat, schlägt hier „I am on my way“ als Übertragung vor. Es geht um religiöse Haltungen Die griechische Konstruktion des Lukas evangeliums ist aus sprachwissenschaftlichen Gründen folgendermaßen zu übersetzen: „Verwandelt das Innere in Barmherzigkeit“. Zu der Übersetzung ist hinzuzufügen, dass „Barmherzigkeit“ hier eine religiöse Haltung beschreibt. Es geht Jesus also gerade nicht darum, mit religiös verbrämten Argumenten Menschen um ihr Geld zu bringen. Vielmehr geht es darum, dass innere und äußere Haltung übereinstimmen. Mit dieser Übersetzung wird natürlich auch verständlich, warum Jesus hier die Reinigung des Bechers als Beispiel verwendet. Dieser muss nicht nur äußerlich, sondern auch inwendig rein sein, um für den rituellen Gebrauch geeignet zu sein, und eignet sich gerade deswegen bestens als Bild für den Menschen. Umgekehrt wird man zugestehen müssen: Gerade bei religiösen Amtsträgerinnen und Amtsträgern ist auch heute die Erwartungshaltung groß, dass sie nicht nur ein Amt innehaben, sondern es als Personen verkörpern, gerade weil mit dem Amt ein religiöser Anspruch verbunden ist, der immer auch für die eigene Person zu gelten hat. Jesus geht es hier, um es modern zu formulieren, um authentische Frömmigkeit. Ebendas bestätigt er mit dem zweiten Satz: „Erst dann seid ihr gänzlich rein.“ Es geht hier nicht um die Aufhebung von rituellen Waschungen und jüdischen Reinheitsgesetzen, es geht Jesus um den tieferen Sinn dieser Handlungen. Gerade weil mit der rituellen Waschung immer auch ein Gebet verbunden ist, fordert Jesus die Änderung der inneren Einstellung. Zwei kleine Änderungen in der Übersetzung, die aus Sicht der griechischen Grammatik notwendig sind, machen aus der widersinnigen Aufhebung jüdischer Glaubenspraxis ein Geschehen, das mitten im Judentum des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung spielt. Angesichts dessen wird man die traditionelle Übersetzung als „Entjudung“ bezeichnen dürfen, die darüber hinaus katholisches Ablassdenken zu legitimieren scheint. Erstaunlich, dass man an dieser Übersetzung über Jahrhunderte festgehalten hat. Der Autor lehrt als Privatdozent an der Universität Wien und leitet ein Forschungsprojekt des FWF an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems
DIE FURCHE · 8 22. Februar 2024 Religion 13 Von Gregor Maria Hoff Zäsuren lassen sich kaum im zeitgeschichtlichen Moment feststellen, in dem sie sich vollziehen. Das gilt auch für 10/7. Der Schock, der sich mit diesem Datum verbindet, löst immer neue Wellen unfassbarer Gewalt aus, die Israel als Staat weltpolitisch zunehmend unter Druck setzen, seine Existenz bedrohen und das Leben unzähliger Palästinenser kosten. Während die Hamas weiterhin eine hohe Zahl israelischer Geiseln hält, kündigt die israelische Armee ihre Offensive in Rafah an. Der humanitären Katastrophe im Gazastreifen steht die Entschlossenheit Israels gegenüber, dass sich ein genozidaler Angriff wie jener der Hamas nicht wiederholen darf. Die Hamas behält das Drehbuch der Ereignisse so lange in der Hand, wie sie sich hinter der eigenen Bevölkerung versteckt und auf die nächste Gelegenheit wartet, jüdisches Leben zu exterminieren. Traumata lassen sich nicht gegeneinander aufrechnen. Die Erinnerungsgeschichte des gedehnten historischen Augenblicks seit dem 7. Oktober 2023 trennt aber bereits jetzt nicht nur die unmittelbar beteiligten Kriegsparteien. Religiös begründete Gewaltfantasien finden sich auf beiden Seiten. Umso mehr bedarf es der Autorität jener Religionsgemeinschaften, die im Nahen Osten ihre Gründungsstätten haben und mit dem symbolischen Zentrum Jerusalem ein gemeinsames Interesse an religiöser Verständigung haben müssten. Doch wie sollen Religionsgespräche in diesen Zeiten Gehör finden? Foto: Divisione Produzione Fotografica /VATICAN MEDIA / AFP Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel steht das jüdisch-katholische Gespräch vor neuen Herausforderungen. Dialogkonferenzen können eine klare Positionierung der Kirchenspitze nicht ersetzen. Klartext tut not. Neue Bruchlinien Optionen auf Deeskalation nötig Ein Erfolgsmodell dialogischer Religionskontakte stellt das jüdisch-katholische Gespräch seit dem 2. Vatikanischen Konzil dar. Die kirchliche Lehrpraxis einer heilsgeschichtlichen Ersetzung Israels durch die Kirche wurde auf die theologisch begründete Anerkennung der bleibenden Bedeutung des Judentums umgestellt. Sie führt zur Einsicht von Papst Franziskus, dass „Gott weiterhin im Volk des alten Bundes wirkt“. Gewachsene Beziehungen zwischen den Dialogpartnern haben sich unter Belastungsproben als robust erwiesen. Dass jede Option auf eine Judenmission der Vergangenheit angehört, lässt sich als unwiderruflicher katholischer Lernschritt festhalten. Loyalitätsadressen des Papstes, wie er sie zuletzt in einem Brief an 400 jüdische Gelehrte und Rabbiner formulierte, stellen von daher mehr als rhetorische Gesten dar. Hintergrund des jüdischen Einschreibens waren indes die ambivalenten Erstreaktionen des Vatikans auf den Terrorangriff der Hamas. Bei allem Verständnis für vatikanische Diplomatie und den Einsatz des Papstes für Frieden und Humanität in Kriegszeiten fehlte den jüdischen Adressaten ein entscheidender Punkt: dass unmissverständlich benannt wird, wer angegriffen hat und wer sich verteidigt. Erst auf dieser Basis lässt sich jede weitere Frage diskutieren, auch die humanitär entscheidende, was militärisch notwendig und vertretbar ist. Gerade weil keine einfachen Lösungen zur Verfügung stehen, braucht es Optionen auf Deeskalationen. Der Vatikan setzt darauf, findet aber nicht zu jener Anfangsklarheit, die es seit 10/7 gebraucht hätte. Dieses Momentum ist verspielt. Aber dass sich seitdem weitere Haltungsfehler häufen, wird Folgen für den jüdisch-katholischen Dialog haben. Zum einen hat der Papst in seinem Brief vom Februar erneut nicht den barbarischen Akt der Hamas als Ausgangspunkt benannt . Zum anderen hat er den Krieg im Nahen Osten mit neuen Kriegen weltweit verrechnet. Ja, der Papst verurteilt Antisemitismus. Ja, Franziskus sieht die Kirche an der Seite des Judentums. Das wird von jüdischer Seite gesehen und geschätzt. Aber was bedeutet dies, wenn im nächsten Augenblick Kardinal Parolin, als Staatssekretär der zweite Mann im Vatikan, das Vorgehen Israels in Gaza als „Blutbad“ bezeichnet, ohne seinerseits das Massaker der Hamas zu benennen? „Was ist jetzt eigentlich die Position des Vatikans?“, fragt Rabbiner Jehoschua Ahrens, einer der Mitverfasser des Briefes an den Papst. Vatikan: Unsicherer Kantonist? Die Frage hallt nach, weil sich der Ausgangspunkt der vatikanischen Einschätzung des Gazakrieges als unsicher erweist. Damit aber steht die Verlässlichkeit des katholischen Zentralpartners zur Disposition. Das stellt eine Bruchlinie im Gesprächsklima dar. Dialogformate bleiben. Aber Konferenzen zu theologischen Fragen bereiten nur vor, was religiöse Autoritäten in offiziellen Positionen zur Geltung bringen. Die hochrangigen Erklärungen aus dem orthodoxen Judentum zum jüdisch-katholischen Dialog, die seit 2015 entstanden sind, benötigten Vertrauensvorlauf seit dem letzten Konzil. Neue Bruchlinien tun sich mit 10/7 auf: im Aufrechnen von erlittener Gewalt und den Zuschreibungen von Verantwortlichkeit. Ein Seitenblick auf die diskurspolitische Rolle der Postcolonial Studies lässt erahnen, was dies für wissenschaftliche Debatten und universitäre Auseinandersetzungen nach sich ziehen wird. In den USA zeigen sich bereits tiefgreifende Verwerfungen. Nicht zuletzt trennen Gruppenverbindungen in den verschiedenen Religionsgesprächen entlang der jeweils eigenen Involviertheit. Innen- und Außenwahrnehmungen erzeugen eigene Logiken und setzen Geschichten im emotio nalen Gedächtnis der laufenden Ereignisse auf, die sich mit Argumenten nur schwer ausgleichen lassen. Dabei kreuzen und überlagern sich andere Diskursund Konfliktlinien, wie man im katholischen Reaktionsspektrum beobachten kann. Kritik an der Haltung des Papstes wird mit der Gesamtregie des Pontifikates in Zusammenhang gebracht. Hier zeigt sich, was für den jüdisch-christlichen Dialog eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt: Identitätskonstruktionen, die in die Wahrnehmungsformen eingehen und Einschätzungen bestimmen. Es ist kein Zufall, dass auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und seitdem Auseinandersetzungen um die theologische Einschätzung des Judentums innerkatholisch besonders heftige Ausschläge auf der Reaktionsskala erzeugten. Auch das hat Dialogfolgen, weil über Jahrzehnte eingespielte, belastbare Erwartungen aneinander nun fragiler erscheinen und Loyalitäten neu ausgehandelt werden müssen. Dabei trifft die veränderte jüdisch-katholische Gesprächssituation nach 10/7 eine gesellschaftliche Lage, in der politische und ethische Kohäsionsressourcen abnehmen. Verständigung über das, was uns in offenen demokratischen Gesellschaften zusammenhält, steht zunehmend unter Druck – mit Effekten vor allem für Juden vor Ort. „ Was bleibt? Die Situation macht es leichter, Gespräche abzubrechen, als sie auszuhalten. Sie legt die Orientierung an fest verfugten Narrativen und eindeutigen Zuschreibungen nahe. “ Politik der Äquidistanz? Am 22. November empfing Franziskus Angehörige der von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln, am selben Tag traf der Papst auch palästinensische Familien aus Gaza. „Tell a story differently!“ Was bleibt? Die Situation macht es leichter, Gespräche abzubrechen, als sie auszuhalten. Sie legt die Orientierung an fest verfugten Narrativen und eindeutigen Zuschreibungen nahe. Und sie begünstigt rhetorische Polemik als grenzziehende Positionssicherung. Am Rande einer jüdischchristlichen Konferenz in Frankfurt am Main hat die jüdische Neutestamentlerin Amy-Jill Levine im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Gazakrieg und seinen Verwicklungen gefordert: „Tell a story differently!“ An den Vatikan adressiert verlangt das aber auch, den Ausgangspunkt dieser Geschichte zu benennen. Dass dies nicht leicht fällt, ist klar. Dass es dem Oberhaupt der katholischen Kirche möglich sein sollte, bleibt die Erwartung seiner jüdischen Schwestern und Brüder. Der Autor ist Professor für Fundamentaltheologie und Ökumene an der Uni Salzburg. VORSORGE & BESTATTUNG 11 x in Wien Vertrauen im Leben, Vertrauen beim Abschied 01 361 5000 Lesen Sie auch Gregor Maria Hoff am 18.10. 2023: „Vatikan und Hamas- Attentat: Church first? Rom bleibt ambivalent“ auf furche.at. www.bestattung-himmelblau.at wien@bestattung-himmelblau.at
Laden...
Laden...
Ihr Zugang zu neuen Perspektiven und
mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte.
© 2023 DIE FURCHE