DIE FURCHE · 12 2 Das Thema der Woche Auf dem Holzweg, aber richtig 21. März 2024 AUS DER REDAKTION So ein Waldspaziergang hilft über vieles hinweg. Notfalls auch über die neuesten Nachrichten: Das vergangene Jahrzehnt sei das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, heißt es im neuen Jahresbericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Was kann man da noch tun außer hoffen, beten – und waldbaden? Doch noch allerhand, weiß Wolfgang Machreich. Im aktuellen Fokus „Auf dem Holzweg, aber richtig“ hat unser FURCHE-Reporter Forstexperten gefragt, wie man den Wald angesichts von Klimaerhitzung und sonstiger Unbill im Gleichgewicht halten kann. Einen Baum wie einen alten Freund zu betrachten, wie dies in Seckau praktiziert wird, kann offenbar helfen. Was gegen Mitläufertum hilft, hat Manuela Tomic im Gespräch mit Solmaz Khorsand eruiert. Und Brigitte Quint hat – begleitet von unserem Trainee Paul Maier – die EU-Antisemitismusbeauftragte, Katharina von Schnurbein, zum Podcast-Gespräch getroffen. Wie tief antisemitische Stereotype in die Kirchengeschichte eingesickert sind, zeigt auch die Debatte über den „Prozess Jesu“, dem sich Otto Friedrich widmet. Brigitte Schwens-Harrant hat schließlich nicht nur einen Text über Paul Austers hochaktuellen Essay „Bloodbath Nation“ ins Blatt gewuchtet, sondern auch weitere Perlen über Christine Lavant und den neuen Roman von Mathias Énard organisiert. Zum Schluss fordert Sie Martin Tauss dann noch auf, sich im Wortsinn richtig zu ärgern. Falls ein Wald in der Nähe ist, kann man das schon riskieren. (dh) Von Bernhard Wolfslehner Für viele Menschen in Österreich ist Wald das Selbstverständlichste der Welt. Er war immer da und wird immer sein . Elementare Kulisse für den Tourismus. Ruhepol und Wohlfühlfaktor in einer hektischen Welt. Nicht zuletzt Einkommensquelle und Lieferant von natürlichen Rohstoffen. Und doch ist er immer auch mehr. Ein Abbild sich verändernder Umwelt, sich verändernder Gesellschaft. Nachdem das Waldsterben in den 1980ern überwunden war, wurde Wald wieder zunehmend positiv konnotiert im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung der größten landbasierten Ressource in Europa. Nun aber drängen wieder verstärkt Horrormeldungen ins mediale Bild: Klimawandel, Biodiversitätsverlust, illegale Schlägerungen, nicht nur im Tropenwald. Die Effekte des Klimawandels sind nun direkt bei uns sichtbar, die Geschwindigkeit und die Vehemenz der Waldschäden durch Dürre, extreme Wetterereignisse und Schadorganismen sind enorm. Was also tun? Die daraus entstandenen Diskussionen zeigen auf, dass Wald kein homogenes Politikfeld ist, keine klar einzuordnende Materie in der öffentlichen Wahrnehmung. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Ansprüche an den Wald vielfältig sind, die Zuständigkeiten und Zielsetzungen jedoch fragmentiert. Nutzen oder schützen? Die neue EU-Waldstrategie 2030 versucht, diese unterschiedlichen Themenbereiche zu vereinen. Im Vergleich zu früheren Waldstrategien hat sich der Schwerpunkt in der Waldpolitik von der Bewirtschaftung hin zu Biodiversität und Vorbeugung des Klimawandels gewandelt. Die wesentlichen Bruchlinien für die Umsetzung der Strategie, die auch als Grundlage für die nationale, österreichische Waldpolitik dient, zeigen sich bei der Frage, ob die Ressourcen des Waldes eher genutzt oder geschützt werden sollen. Obwohl das Portfolio an möglichen Maßnahmen vielfältig ist, schlägt das Pendel momentan in Richtung Schutz der Wälder aus. Damit ist mehr „Außernutzungstellung“ gemeint sowie eine Ausweitung der Schutzgebiete mit strengeren Auflagen für die Waldbewirtschaftung. Die Treiber dafür sind einerseits die Umsetzung der Biodiversitätspolitik, andererseits der Versuch, den Klimawandel durch ein möglichst hohes Maß an Kohlenstoffspeicherung im Waldökosystem zu mindern. Konservierende Lösungsansätze können allerdings in Zeiten sich rapide verändernder Ökosysteme Der Feuilleton- Artikel „Der verlorene Wald“ vom 3. Juni 1948 liefert eine Erzählung über Nähe und Distanz zum Wald; nachzulesen unter furche.at. Für Österreich – eines der waldreichsten Länder Europas – ist der Tag des Waldes am 21. März besonders relevant. Wohin muss im Forst die Reise gehen? Ein Gastkommentar. Lebensraum, Ruhepol – und Rohstoffquelle und verstärkter Störungen auch einen Nachgeschmack haben. Im Falle großflächiger Schäden (etwa bei Waldbränden) können hohe Kohlenstoffvorräte schließlich auch zu enormen Kohlenstoffquellen werden. So stellt der eben veröffentlichte Bericht der Europäischen Umweltagentur auch fest, dass Kohlenstoffspeicherung im Wald ein komplementäres Ziel, aber kein Allheilmittel sein kann. Es stellt sich zudem die Frage, inwieweit man die Resilienz des Waldes, das heißt seine Fähigkeit, sich von Störungen zu erholen, aktiv gestalten soll. Alternative Konzepte schlagen mehr inte- griertes Waldmanagement vor, in dem aktive Waldbewirtschaftung, „ Im Vergleich zu früheren Waldstrategien wandelt sich der Schwerpunkt der Waldpolitik von der Bewirtschaftung hin zu Biodiversität und Vorbeugung des Klimawandels. “ Klima- und Biodiversitätsschutz vereinbar sind. Eine weiteres Thema ist die geopolitische Dimension, die durch aktuelle Kriege und Konflikte gerade schmerzhaft vor Augen geführt wird. Die Frage ist, ob es sich Europa erlauben kann, auf seine heimischen Ressourcen zu verzichten, während es in der Energie-, Rohstoff- und Produktversorgung so stark von anderen Regionen dieser Erde abhängig ist. Ein höherer Grad an Selbstversorgung ist schließlich das Gebot der Stunde. Es ist mittelfristig auch nicht abzusehen, dass die Nachfrage nach Holz, Zellstoff und anderer Biomasse abnehmen wird. Schon gar nicht beim Übergang in ein postfossiles Zeitalter. Oder wollen wir gar anderen, wirtschaftlich schwächeren Regionen und deren Wäldern den Preis für unser Greening umhängen, indem wir verstärkt Waldrohstoffe importieren müssen? Im Zuge einer Bioökonomie werden fossile Rohstoffe verstärkt durch erneuerbare Quellen ersetzt. Ein Fotos: Wolfgang Machreich wesentliches Element soll dabei die stoffliche Nutzung von Holz in langlebigen Produkten sein. Der renommierte deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber sieht im weltweiten Forcieren von Aufforstung und Holzbau einen elementaren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Eines wird hoffentlich schnell klar: Eine erfolgreiche Waldpolitik ist nicht schwarz oder weiß. Der Wald als Ressource und Lebensraum ist vielmehr ein Parade beispiel für die Notwendigkeit von Interessenausgleich und Abstimmung von Zielsetzungen. Dafür gibt es keine goldene Formel. Ideologisch getragene Konflikte haben jedenfalls wenig Aussicht auf robuste Lösungen, weil sie meist der Komplexität der Aufgabe nicht gerecht werden. Wichtig wird sein, den Wald nicht zum schwächsten Glied in der Politikkette zu machen – zumal es hinter ihm keine starke, einheitliche Lobby gibt und die Eigentümerschaft vielfach fragmentiert ist. Klar ist vorerst eines: Der Wald wird in einer sich verändernden Welt anders aussehen, andere Funktionen und Schwerpunkte haben. Gleichwohl werden wir auch weiter auf seine vertrauten Wirkungen zählen können. Dazu braucht es ein Zusammenwirken schützender und nutzender Kräfte. Doch wie wird, wie soll der hiesige Wald konkret im Jahr 2030 aussehen? Österreich steht hier als eines der waldreichsten Länder Europas zweifellos vor großen Aufgaben. Viele unserer Wälder stammen aus der Nachkriegszeit, wo nachhaltige Versorgung mit Holz das primäre Gebot war. Die Waldstrukturen, die Baumartenzusammensetzung und die genetische Qualität entsprechen vielerorts nicht den heutigen Anforderungen. Ein Waldumbau nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen hat freilich längst Einzug in die forstliche Praxis genommen, denn auch die konservativsten Waldbesitzerinnen und -besitzer sehen und spüren die Veränderungen am eigenen Leib. Und auch ich bin davon überzeugt, dass es aktive Anpassungsmaßnahmen in diesen vom Menschen geprägten Kulturlandschaften braucht – neben Naturschutz mit verstärkter Selbstregulierung von Waldökosystemen. Schließlich verändert sich die Umwelt in nie gekanntem Tempo. Mehr Vielfalt und Qualität Jede Krise birgt freilich auch eine Chance: Was banal klingt, trifft auch auf das Thema Waldbewirtschaftung zu. Große Störungen, die Reife der Nachkriegsbestände und nicht zuletzt der Generationenwechsel bei den Forstwirten können in einem Metier, das sonst vor allem durch seine Langfristigkeit gekennzeichnet ist, auch zu positiven Veränderungen führen. Wichtig wird sein, an der Qualität des Waldes zu arbeiten. Schon jetzt zeigt sich ein wesentlich höherer Laubholzanteil, der auch das Waldbild der Zukunft prägen wird. Neben der generellen Widerstandsfähigkeit und Vielfalt müssen wir das Augenmerk aber auch auf die städtischen und stadtnahen Wälder legen. Während die Waldfläche in Österreich kontinuierlich wächst, setzt der unaufhörliche Flächenverbrauch dem Wald im stadtnahen Bereich heftig zu. Zudem wird in einer immer urbanisierteren Welt die öffentliche Wahrnehmung des Waldes immer mehr durch Städter geprägt. Dem öffentlichen Austausch darüber, wie eine zukunftsfähige Waldwirtschaft aussehen kann, wird daher eine Schlüsselrolle zukommen. Der Autor – gebürtiger Oberösterreicher – ist promovierter Forstwirt und leitet das Governance- Programm des Europä ischen Forstinstituts in Bonn.
DIE FURCHE · 12 21. März 2024 Das Thema der Woche Auf dem Holzweg, aber richtig 3 Nur mit breiter Unterstützung werden die österreichischen Wälder die Klimastressfolgen in den Ebenen wie auf den Bergen bewältigen können, ist Waldbau-Experte Silvio Schüler überzeugt. Zentral für eine gute Waldzukunft sei der richtige Mix an Bäumen. „Die Bäume können nicht weglaufen“ Das Gespräch führte Wolfgang Machreich In direkter Nachbarschaft zu Schloss und Tiergarten Schönbrunn in Wien forscht Silvio Schüler am Bundesforschungszentrum für Wald zu den Folgen des Klimawandels für die österreichischen Wälder. Um den Wald klimafit zu machen, nimmt er auch Jäger und Freizeitsportler in die Pflicht. DIE FURCHE: Herr Schüler, kann man pauschal sagen: Der Wald ist im Klimastress? Silvio Schüler: Auf jeden Fall. Die Durchschnittstemperatur in Österreich ist innerhalb der letzten dreißig, vierzig Jahre um fast ein Grad gestiegen. Das ist innerhalb nur einer Baumgeneration. Natürlich spürt das der Wald. Aber die Bäume können nicht weglaufen, und sie haben nur begrenzte Möglichkeiten, um sich anzupassen. DIE FURCHE: Betrifft der Klimastress ganz Österreich, oder gibt es im wahrsten Sinne des Wortes besondere „Hotspots“? Schüler: Die Stresssymptome gibt es überall, sie zeigen sich aber in den verschiedenen Gebieten unterschiedlich. Vor 15 Jahren, als das Thema Wald und Klimawandel stärker ins Bewusstsein der Forstpraxis und der Öffentlichkeit gedrungen ist, lag der Fokus zuerst auf den Waldflächen in tieferen Lagen: Weinviertel, Waldviertel, Alpenvorland. In den Bergwäldern, dachten wir, werden die Probleme nicht so schnell kommen. Doch die Temperaturerhöhung wirkt in allen Höhenstufen, und sie macht sich in höheren Lagen teilweise noch stärker bemerkbar. DIE FURCHE: Inwiefern? Schüler: Eine Reaktion, die nicht unmittelbar als Stress wahrgenommen wird, ist: Die Bäume wachsen schneller. Auch in höheren Lagen. Gab es früher auf 1200, 1500 Meter Meereshöhe Jahreszuwächse von ein, zwei, maximal drei Millimeter, so liegen die Zuwächse heute bei einem halben bis zu einem Zentimeter pro Jahr. Denn wenn die limitierenden Faktoren – niedrigere Temperaturen und kürzere Vegetationsperioden – in der Höhe abnehmen, dann haben die Bäume auch dort mehr Potenzial, besser zu wachsen. Silvio Schüler ist Institutsleiter für Waldwachstum, Waldbau, Genetik am Bundesforschungszentrum für Wald. DIE FURCHE: Klingt doch gut ... Schüler: Prinzipiell schon, aber auch in höheren Lagen nehmen Hitze- und Trockenperioden zu. Das führt zu weniger Wasser und mehr Schädlingen, denn diese sind oft temperaturgesteuert und vermehren sich umso schneller, je wärmer es wird. Generell wird der Schädlingsdruck immer mehr zum Hauptproblem. DIE FURCHE: Der Borkenkäfer ist ein altbekannter Feind für Wälder und ihre Besitzer. Was macht ihn noch gefährlicher? Schüler: Dass sich das von früher bekannte Muster, mit dem wir umzugehen gelernt haben, durch den Klimawandel verändert. Früher war klar, dass vor allem das nach Sturm- oder Nassschnee-Ereignissen liegen gebliebene Schadholz vom Borkenkäfer befallen wird. Dann gab es zwei, drei Käferjahre, und es war wieder vorbei. Jetzt sehen wir das erste Mal, dass der Borkenkäfer auch ohne vorherige Starkwetterereignisse kommt – in Österreich genauso wie in Tschechien oder Deutschland. Und das nicht nur in tieferen Lagen: Schon eine leichte Vorschädigung genügt, damit die Situation auch in Bergwäldern schnell außer Kontrolle gerät. Trockenheit, Stürme, Nassschnee, Schädlinge – die Ursachen sind multikausal, aber alles wird von Klimafaktoren getrieben. DIE FURCHE: Wie reagieren die Waldbesitzer auf den Waldstress? Schüler: Meine Kolleginnen, Kollegen und ich besuchen sehr viele Veranstaltungen zu diesem Thema. Das dort gezeigte Interesse an wissenschaftlicher Unterstützung, um den Wald klimafit zu gestalten, ist groß. Das zeigen auch die Daten, wie sich der Wald in Österreich verändert. Mitte der 1990er Jahre waren noch 60 Prozent aller Wälder Fichtenwälder; laut der letzten Waldinventur 2016/21 ist die Fichte in Reinbeständen bereits auf 31 Prozent zurückgegangen, und die Waldbesitzer setzen verstärkt auf Mischwälder. DIE FURCHE: Ist das ein Selbstläufer, oder worauf muss man da achten? Schüler: Die Frage ist, wie ich Baumarten so mischen kann, dass am Ende alle überleben. Da Bäume unterschiedlich schnell wachsen, muss man bei den Mischungen auf die Konkurrenzsituation Rücksicht nehmen. Sonst unterdrückt eine Baumart die andere. Die Pflanz- und Pflegekosten sind ebenfalls zu berücksichtigen, damit die Umstellung finanziell und vom Aufwand her machbar ist. Tendenziell werden heute weniger Setzlinge gesetzt, diese dafür besser gepflegt. Und da niemand zu hundert Prozent sagen kann, welche Baumart wo übrigbleibt, ist es besser, man schickt mehrere Arten ins Rennen und legt nicht alle Eier in denselben Korb. DIE FURCHE: Laut Waldinventur nehmen die Verbissschäden zu und der Wildbestand ist für eine gesunde Entwicklung der Waldverjüngung zu hoch. Muss mehr gejagt werden? Schüler: Durch den Klimawandel werden die Anforderungen an die Jagd noch einmal höhergeschraubt. Denn gerade die verbissbeliebten Baumarten sind jene, die wir im Klimawandel stärker brauchen. Um die notwendige Baumartenvielfalt zu erreichen, brauchen wir neben der bereits etablierten verjüngungsgerechten Jagd für die Fichte auch eine für Tanne, Eiche, Ahorn, Vogelkirsche, Elsbeere und andere Baumarten. Das macht die Jagd insgesamt schwerer, und die Jäger müssen noch mehr als bisher ein Teil der Lösung sein. DIE FURCHE: Wie sieht diese Lösung aus? Schüler: Wenn das Jagdverhalten zum Beispiel in Richtung Intervalljagd oder Schwerpunktjagd umgestellt wird, dann bewirkt das schon viel. Dabei wird nur in gewissen Zeiträumen oder in bestimmten Revierteilen intensiv gejagt, während man das Wild außerhalb dieser Perioden bzw. Waldflächen in Ruhe lässt. Wir haben uns dazu voriges Jahr 21 Forstbetriebe bzw. Jagdreviere in ganz Österreich angeschaut. Da gibt es Regionen, in denen es besser, und andere, in denen es schlechter funktioniert. Jetzt versuchen wir herauszufinden, woran das liegt. Das Wichtigste ist die Kommunikation zwischen den Waldbesitzern und den Jägern. Es schaut schwierig aus, aber es gibt bereits viele, die in eine gute Richtung ziehen, und ich bin zuversichtlich, dass wir beim Thema waldgerechte Jagd noch viel bewegen können. DIE FURCHE: Auch eine Vielzahl an Freizeitsportlern zu Fuß, mit Rad oder Skiern Ein Plädoyer für Waldökosystem sanierungs- Forschung ist der Artikel „Der österreichische Wald“ vom 11. März 1993; nachzulesen auf furche.at. „ Da niemand zu hundert Prozent sagen kann, welche Baumart wo überbleibt,ist es besser, man schickt mehrere Arten ins Rennen und legt nicht alle Eier in denselben Korb. “ Hitze, Sturm und Käfer Trockenheit, Stürme, Nassschnee, Schädlinge: Die Ursachen für Waldschäden sind multikausal, sagt Forstexperte Silvio Schüler. Aber alle werden von Klimafaktoren getrieben. nutzt die Wälder als Bewegungseldorado. Wie groß ist dieser Stressfaktor für den Wald? Schüler: In den Waldregionen, in denen viele Touristen unterwegs sind, nehmen wenig überraschend auch die Konflikte mit Waldbesitzer und Jägern zu. Ohne Kommunikation und gegenseitiges Verständnis wird es auch da nicht funktionieren. Von forstwissenschaftlicher Seite ist unsere Position eindeutig: Der Wald ist ein Lebensraum, und wenn wir ihn klimafit hinbekommen wollen, müssen sich alle ein bisschen zurücknehmen. DIE FURCHE: Schauen wir voraus in die Zukunft. Kann der Wald den Klimastress bewältigen? Schüler: Er wird es nicht allein schaffen, davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Dafür ist die Erwärmung, die wir bereits erleben, und jene, die bis zum Ende des Jahrhunderts erwartet wird, zu dramatisch. Wenn wir nicht aktiv durch Bewirtschaftung eingreifen und wenn wir nicht die Anpassung vorantreiben, werden unsere Wälder überfordert. Aber wenn wir die Artenvielfalt gezielt fördern, etwa durch eine konsequente Umstellung auf Baumarten wie die Kalabrische Weißtanne, die bereits an wärmere Standorte angepasst sind, dann kann der Wald auch mit dem Klimastress gut umgehen lernen. WALDINVENTUR IN ÖSTERREICH Urenkel-fitten Wald setzen Das Bundesforschungszentrum für Wald (BfW) ist jene bundesweite Organisation, die sich mit dem Zustand der österreichischen Wälder und ihrer Entwicklung beschäftigt. „In welchen Wäldern werden unsere Urenkel spielen?“, fasst das Institut seine Arbeit in einer lebensnahen Forschungsfrage zusammen. Das Datenmaterial dafür liefert die Österreichische Waldinventur. Messungen auf rund 11.000 Probeflächen in Österreichs Wäldern, ergänzt durch Satellitendaten und Luftbilder, liefern eine detaillierte Waldkarte, die unter www.waldinventur.at abrufbar ist. (wm)
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