Aufrufe
vor 9 Monaten

DIE FURCHE 21.03.2024

  • Text
  • Krieg
  • Schnurbein
  • Foto
  • Buch
  • Welt
  • Papst
  • Zeit
  • Wald
  • Menschen
  • Furche

DIE FURCHE

12 · 21. März 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Wut und Weisheit: Mensch, ärgere dich! Gerade Menschen mit hohen Ansprüchen wollen sich aggressive Impulse oft ab - gewöhnen. Doch das wäre ein Irrweg. · Seiten 18–19 „Protest kann sich als Anpassung tarnen“ Wahrheit und Gerechtigkeit Im Land der vielen Waffen Die Autorin Solmaz Khorsand widmet sich in ihrem Buch „untertan“ dem Mitläufertum. Die Mitte trage Mitverantwortung, sagt sie. · Seite 5 Der Prozess Jesu bewegt auch die Rechtswissenschaft. Ein Buch analysiert dies anhand Hans Kelsens diesbezüglicher Fragen. · Seite 9 So viele Erschossene in den USA. Warum? Paul Auster sucht nach Erklärungen und findet eine Geschichte der Gewalt. · Seite 13 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Knapp die Hälfte des österreichischen Staatsgebietes ist Wald. Aber das grüne Herz des Landes leidet an Klimastress und ökonomischem Druck. Wie es zukunftsfit wird. Auf dem Holzweg, aber richtig Foto: iStock/ Nikada Foto: Paul Maier „Für Juden ist die FPÖ eine große Gefahr“ Die EU-Antisemitismusbeauftragte, Katharina von Schnurbein, über die Folgen des 7. Oktober für die westlichen Werte, die Frage, warum die Israel-Freundlichkeit der Rechten mit Hass auf Muslime einhergeht – und das Versagen der Zivilgesellschaft. Seiten 7–8 Die hiesigen Verflechtungen mit Putins Russland waren mehr als nur „naiv“. Sie bedrohen unsere Demokratie. Umso nötiger ist eine kritische Selbstverortung – und geistige Landesverteidigung. Wo steht Österreich? AUS DEM INHALT „Der Verrückte“ im Dilemma Der Rechtspopulist Javier Milei hat den Argentiniern viel versprochen. Nach 100 Tagen im Amt scheitert er mit seiner „Motorsägenpolitik“ an der Realität. Seite 6 Von Doris Helmberger „ Weiterhin als ,Putins nützlicher Idiot‘ zu gelten, kann sich dieses auf Beistand angewiesene Land nicht leisten. “ nisterium kritisierten) russischen Geschäfte der Raiffeisen Bank International bis zu den irrwitzigen Verbindungen der FPÖ mit Moskau. Die jüngst aufgeflogene Hyperaktivität russischer Spione und Putin-Vertrauter in Wien verstärkt den Eindruck, längst vom Kremlherrn unterwandert zu sein. „Wo steht Österreich wirklich?“, fragt man sich angesichts dessen: Wo verortet sich dieses Land, das „nur militärisch, nicht aber wertemäßig neutral“ sei, wie Außenminister Alexander Schallenberg letzten Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ einmal mehr betonte, im geopolitischen Koordinatensystem? Der weite Arm von Putins Trollen Eine solche selbstkritische Verortung wäre mehr als überfällig – zumal Putin seine Macht durch die jüngste Wahlfarce mit 87 Prozent Zustimmung weiter zementierte und seine Internet-Trolle sich anschicken, die hiesige Nationalratswahl im Herbst als Übungsfeld für den Showdown in den USA zu nutzen. Grundlage dafür wäre freilich ein Mindestmaß an Transparenz. Mit Recht fordert Presse-Außenpolitikchef Christian Ultsch eine von der Bundesregierung einzusetzende unabhängige Untersuchungskommission, um das politische, wirtschaftliche soll nicht naiv sein“: Mit dieser Feststellung begann Alexander Van der Bellen anno 2020 – „Man im großen 75-Jahr-Jubiläums-Gespräch mit der FURCHE – seine Antwort auf die Frage nach den österreichisch-russischen Beziehungen. Man solle also nicht naiv sein, meinte der Bundespräsident, „aber vielleicht kann man sagen, dass das Verhältnis Österreich/Russland immer schon eines war, das von manchen NATO-Mitgliedern nicht immer verstanden wurde“. Spätestens seit dem Staatsvertrag von 1955 hätten es eben „österreichische und russische Politiker verstanden, ein Verhältnis aufrechtzuerhalten, das beiden Seiten nützlich ist“. Mit wie viel Heuchelei diese „Nützlichkeit“ einherging und wie „naiv“ Österreich – noch lange nach Putins Krim-Annexion vor genau zehn Jahren – agierte, hat spätestens die Zeitenwende vom 24. Februar 2022 deutlich gemacht. Seither wird dieses Land in unschöner Regelmäßigkeit von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht: vom scheinbar unlösbaren Knoten beim Ausstieg aus dem Gasdeal der OMV über die (zuletzt auch vom US-Finanzmiund geheimdienstliche Netzwerk Russlands hierzulande offenzulegen. Weiterhin als „Putins nützliche Idioten“ zu gelten, wie dies der Economist im Juli 2023 auch mit Blick auf Österreich titelte, kann sich dieses zur Selbstverteidigung unfähige und auf Beistand angewiesene Land nicht leisten. Dass auch die bereits für Ende 2023 angekündigte neue Sicherheitsdoktrin endlich finalisiert werden muss, versteht sich von selbst. Nirgendwo sonst zeigt sich die geopolitische Koordinatenverschiebung unter Putins autokratischer Herrschaft deutlicher. Die alte Strategie aus dem Jahr 2013 wies Russland noch als „wesentlichen Partner“ aus. Heute geht man mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ von hybriden Angriffen aus. Eine substanzielle Debatte über Sinn und Zukunft der Neutralität wird im heurigen Wahljahr weder möglich noch sinnvoll sein, wie auch Paul Lendvai zuletzt im FURCHE- Interview betonte. Zu sehr würde man einem „Volkskanzler“ Herbert Kickl, der als Innenminister das BVT zerschlagen wollte und heute gegen den Schutzschirm „Sky Shield“ wettert, in die Hände spielen. Mehr Ehrlichkeit über den prekären Status in puncto Verteidigung ist aber einzufordern. Ebenso ein Mindestmaß an geistiger Landesverteidigung und Bewusstsein über die Verwundbarkeit der Demokratie. Die ÖVP könnte sich zudem um mehr Stringenz bemühen: Wenn FPÖ tatsächlich „Freunde Putins in Österreich“ bedeutet, wie dies Schallenberg buchstabierte, wäre jede Koalition mit ihr tabu – mit oder ohne Herbert Kickl. Wir wollen ja alle nicht naiv sein. doris.helmberger@furche.at Die Ambivalenz der Intellektuellen In der Kolumne „Glaubensfrage“ beleuchtet Asher D. Biemann verstörende Verbindungen von Antiintellektualismus und Antisemitismus – auch an den Universitäten. Seite 9 Zu „proletarisch“ für Bürgerliche? Warum Andreas Bablers politische Ziele auch Bürgerliche interessieren sollten: Josef Christian Aigner antwortet im „Diesseits von Gut und Böse“ auf Thomas Köhler. Seite 11 Die Unendlichkeit im Endlichen Mathias Énards Roman „Tanz des Verrats“: Fiktion und Realität verschmelzen zu einer großen Erzählung über Krieg und Widerstand, über Liebe und Hoffnung. Seite 15 Drei Sichten In seinem Film „Die Unschuld“ erzählt Japans Regiemeister Hirokazu Kore-eda eine Comingof-Age-Geschichte gleich dreimal – aus je einer Warte der Protagonisten. Seiten 16–17 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

DIE FURCHE 2024

DIE FURCHE 2023