29 · 20. Juli 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– „Oppenheimer“ versus „Barbie“ Die großen Hollywoodfilme des Sommers könnten unterschiedlicher nicht sein: US-Geschichte gegen popkulturelle Subversion. · Seite 19 Im Schengen-Schwitzkasten Femizide ohne Ende „Das war’s dann mit der Republik“ Brüssel fordert von Österreich, das Veto gegen den Beitritt von Rumänien und Bulgarien aufzugeben, und liebäugelt mit „Entschädigung“ · Seite 8 Um Femizide zu verhindern, wird um Prävention gerungen. Von Gewalt betroffene Frauen wünschen sich vor allem Gehör. · Seiten 10 – 11 Die US-amerikanische Journalistin Dorothy Thompson reflektierte 1932 Hitlers Populismus. Er ist „einer von ihnen“. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Das Streben nach Individualismus hat die Treue als Wert verdrängt. Warum Loyalität gerade heute aber wichtiger denn je ist. Trotzdem treu? Illustration: iStock/duncan1890 (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) Israel: Furcht vor einem Gottesstaat Was wiegt schwerer, Judentum als Nationalität oder Judentum als Religion? Bis heute ist die Gretchenfrage des Staates Israel ungeklärt. Nicht zuletzt deshalb scheint die Lage im Land zu eskalieren – und die Angst vor einem Bürgerkrieg geht spürbar um. Ein Ortstermin. Seiten 5–6 Mit der Ernennung von 21 neuen Kardinälen, die Franziskus angekündigt hat, drückt der Papst dem Kollegium, das dereinst seinen Nachfolger wählen wird, endgültig den eigenen Stempel auf. Das Feld bestellen AUS DEM INHALT Zielgerichtete, rechte Botschaften Vor den Wahlen am 23. Juli in Spanien versucht die „Vox“, Neuwähler mit franquistischer Diktion zu ködern. Deren Geschichtsunwissenheit rächt sich nun. Seiten 6– 7 Von Otto Friedrich Mag sein, dass auch in den Couloirs des Vatikans dieser Tage so etwas wie Sommerruhe einkehrt. In den letzten Wochen war ja von Ruhe keine Rede. Papst Franziskus setzt in der Spätzeit seines Pontifikats wieder verstärkt Marken: Die Ernennung von Victor Manuel Fernández (vgl. FURCHE 27 u. 28) zum Chef der römischen Glaubensbehörde war da schon insofern keine Überraschung, als die Heranholung seines argentinischen Vertrauten an einen einflussreichen Kurienposten bereits seit Franziskus’ Amtsantritt erwartet worden war. Und der Papst gab dem neuen Glaubenshüter gleich mit auf den Weg, dieser solle sein Dikasterium so umgestalten, dass keine Erinnerungen an die frühere Inquisition mehr aufkommen könne. Fernández erwies sich alsbald als medial äußerst gesprächig, in wenigen Tagen gab er mehr Interviews als seine Vorgänger – darunter zwischen 1982 und 2005 ein gewisser Joseph Ratzinger – in Jahren. Man erfuhr darin etwa, dass Fernández lange gezögert hatte, den Posten anzunehmen, weil er sich in Sachen Missbrauchsaufarbeitung inkompetent fühlte (konkret wird ihm auch persönlich inadäquater Umgang „ Franziskus weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat, seine Visionen in der Kirche nachhaltig zu machen. “ mit Missbrauchstätern vorgeworfen). Franziskus löste diese – berechtigten – persönlichen Vorbehalte von Fernández, indem er wissen ließ, die Behandlung von Missbrauchsfällen sei sowieso in guten Händen, also müsse sich der Neuernannte um diesen Problembereich nicht selber kümmern. Man kann diese Vorgangsweise befremdlich finden – ein Beispiel für die Dialektik à la Franziskus stellt sie allemal dar. Der bislang letzte Paukenschlag Den bislang letzten Paukenschlag setzte Franziskus am 9. Juli, als er die Aufstockung des Kardinalskollegiums um gleich 21 neue Purpurträger ankündigte, darunter – weil unter 80 Jahre alt – 18 neue Papstwahlberechtigte. Das Wahlkollegium wird dann mit 137 Mitgliedern so groß sein wie nie. Franziskus setzt dabei weiter auf Internationalisierung – auch auf Kosten von traditionell mit der Kardinalswürde verbundenen Bischofssitzen. Neben dem neuen Diskasteriumsleiter Fernández finden sich zwei weitere Kurienspitzen auf der Liste. Aber dass auch Weihbischof Américo Manuel Alves Aguiar von Lissabon, Organisator des Weltjugendtages, zu dem Franziskus Anfang August reist, den Purpur erhält, be- deutet, dass es in der portugiesischen Metropole neben dem dortigen Patriarchen nun einen zweiten Kardinal geben wird. Ebenso wird auch der neue Erzbischof von Madrid, José Cobo Cano, Kardinal, obwohl auch dort noch sein Vorgänger papstwahlberechtigter Purpurträger bleibt. Auffallend auch, dass der Nuntius in den USA, Christophe Pierre, zu den neuen Kardinälen zählt: Der Papstvertreter in Washington müht sich seit Jahren, die (ultra)konservative, Franziskus-feindliche Mehrheit im US-Episkopat von der kirchlichen Vision dieses Papstes zu überzeugen und auch durch entsprechende Neubesetzungen vakanter Bischofssitze zu beeinflussen. Derartige Rochaden an der Kirchenspitze sind weit mehr als bloße Personalien. Denn Franziskus weiß ganz offensichtlich, dass er nicht mehr viel Zeit hat, seine Visionen in der Kirche nachhaltig zu machen. Noch nie hat er das Kardinalskollegium, das seinen Nachfolger wählen wird, so nach seinen Vorstellungen (und nicht nach Traditionen) besetzt wie diesmal. Man geht gewiss nicht fehl in der Beobachtung, dass hier einer sein Feld zu bestellen sucht. Wer ihm nachfolgen wird, kann Franziskus natürlich nicht bestimmen. Aber er nimmt Weichenstellungen vor, die unübersehbar sind. Übrigens – auch das ein Charakteristikum von Franziskus – gleichermaßen im Symbolischen: Die neuen Kardinäle werden am 30. September kreiert, dem Vorabend der Weltsynode, die wohl das ultimative kirchliche Projekt dieses Pontifikats darstellt. otto.friedrich@furche.at @ofri_ofriedrich Die neuen Mitbewohner Die Klimakrise könnte (sub)tropische Krankheiten nach Österreich bringen. Experten warnen vor Infektionen, die durch exotische Gelsenarten übertragen werden. Seite 9 „Ja, wir ändern die Welt“ Der Publizist Hubert Gaisbauer stärkt in der neuen Rubrik „Erklär mir deine Welt“ Johanna Hirzberger den Rücken und erklärt seine Liebe zur Poesie. Seite 14 Wo die Toleranz enden sollte Heiner Boberski spricht sich in der Rubrik „Diesseits von Gut und Böse“ dagegen aus, die Verbrennung von Büchern wie dem Koran hinzunehmen. Seite 15 Wenn die Macht ins Leben eingreift Am 11. Juli 2023 verstarb der Schriftsteller Milan Kundera. Der Härte der Realität setzte er die Hoffnungen – oder das Scheitern – seiner Figuren gegenüber. Seite 18 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0
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