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DIE FURCHE 20.06.2024

DIE

DIE FURCHE · 25 6 Religion/Bildung 20. Juni 2024 Sollte der konfessionelle Religionsunterricht durch ein Pflichtfach „Demokratiebildung“ ersetzt werden, um Konflikten in der Schule vorzubeugen? Eine Einordnung. Von Till Schönwälder Freund von mir hat in der Pause auf dem Schulflur gebetet und wurde „Ein suspendiert, was soll er machen?“, lautet eine Frage auf TikTok. Die Antwort des Islamlehrers fällt simpel aus: „Natürlich dagegen vorgehen, mein Lieber, solange ihr nicht in den Unterrichtsstunden betet, haben die nichts zu melden!“ „Darf ich beten, hat man ein Recht darauf oder nicht?“, fragt ein junger Mann in einem anderen Video einen Polizisten in einem Wiener Einkaufszentrum. Der Beamte scheint mit der Frage überfordert, die Schüler sollten ihr Anliegen am besten mit der Direktion besprechen. Videos wie diese gibt es zuhauf. Viele muslimische Jugendliche klagen in den sozialen Netzen über vermeintliche Diskriminierung. Religion wird solcherart in verschärfter Form zum Politikum in den Klassenzimmern. Womöglich hatte auch Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr Fälle wie diese vor Augen, als er in der vergangenen Woche mit der Forderung aufhorchen ließ, statt des konfessionellen Religionsunterrichts künftig ein Pflichtfach mit dem Titel „Leben in einer Demokratie“ ab der Volksschule einzuführen. „Unser gemeinsamer GLAUBENSFRAGE Christianismus Lesen Sie zu diesem Thema auch Doris Helmbergers Text „Pflichtgebet im Putzkammerl“ (15.2.2018) auf furche.at. Provokanter Vorschlag Neos-Politiker Christoph Wiederkehr sorgte mit seiner Forderung nach Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts für Aufregung. Üblicherweise unterscheide ich zwischen Islam und Islamismus. Islamismus ist die fundamentalistische Verdrehung dessen, worauf es im Islam ankommt. Das beste Mittel gegen Islamismus ist ein standfester, lebensfroher, weltoffener Islam, der gern im Austausch mit anderen Religionen und Weltanschauungen lebt. Er kann Verdrehtes geraderücken, das Vulneranzpotenzial des Fundamentalismus adressieren und hoffentlich viele Menschen vom Irrweg gar zu leichter Antworten auf komplexe Problemlagen abbringen. Aber was ist mit dem Christentum? Diese Frage stellte mir kürzlich die religionswissenschaftliche Kollegin Nina Käsehage; denn in der Theologie wird meist von fundamentalistischem Christentum geredet. Der Einwand ist berechtigt. Wenn „Islamismus“ ein stehender Ausdruck ist, dann sollte „Christianismus“ das ebenfalls sein. Tatsächlich gibt es dieses Wort bereits. Dass ich es bislang kaum benutze, wundert mich jetzt selbst. Ich sollte „Christianismus“ bewusst in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. Bildung ohne Religion? Glaube ist die Demokratie“, meinte der Neos-Politiker. Der konfessionelle Religionsunterricht solle stattdessen künftig nur noch als Freifach angeboten werden. 35 Prozent Muslime Wohl nicht zufällig hatte der Bildungsstadtrat seinen Vorschlag im Rahmen der Präsentation von Zahlen zum Religionsunterricht in der Bundeshauptstadt ventiliert. 35 Prozent der Wiener Volksschülerinnen und -schüler sind muslimischen Glaubens, christliche Kinder (katholische, orthodoxe und evangelische) rangieren mit 36 Prozent nur noch knapp davor, der Rest teilt sich auf kleinere Religionsgemeinschaften auf. Immer größer wird hingegen auch der Anteil von Schülerinnen und Schülern ohne religiöses Bekenntnis: Aktuell macht er in Wien bereits 26 Prozent aus. Einzuordnen ist der Vorschlag Wiederkehrs deshalb auch unter dem Aspekt der Profilschärfung Von Hildegund Keul Denn leider ist er weit verbreitet. In Deutschland haben vor zwei Wochen etwa zwölf Prozent der Katholikinnen und Katholiken und 14 Prozent der Protestanten die AfD gewählt. Eine rechtsextreme Partei mit offen rassistischen Positionen. In Baden-Württemberg werden zwei freikirchliche Gemeinden vom Verfassungsschutz beobachtet, weil sie Politiker verächtlich machen, extremistische Verschwörungsideologien verbreiten und den demokratischen Staat delegitimieren. Rechtsextremismus wird häufig religiös begründet. In den USA hätte Donald Trump keine Chance aufs Präsidentenamt, wenn er nicht massiv vom Christianismus unterstützt würde. Dem Rechtsruck in Europa entgegenzuwirken, ist praktizierte Nächstenliebe. Dazu gehört auch, auf meine eigene Wortwahl zu achten. Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg. im Vorfeld der Nationalratswahl Ende September. Der mediale Wirbel war erwartbar groß. Kritik an dem Vorstoß kam postwendend. Allen voran die Re- Foto: FOTO: APA / Eva Manhart „ Auf TikTok beklagen sich Jugendliche über vermeintliche Diskrimierung wegen ihrer Religion. “ ligionsgemeinschaften reagierten mit Ablehnung: Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, wies eine Verknüpfung zwischen der steigenden Anzahl muslimischer Schülerinnen und Schüler und der Forderung nach Demokratiebildung als „bedenklich“ zurück. „Wer Religion aus dem Schulunterricht grundsätzlich verbannen möchte, unterbindet nicht ihre bisweilen destruktiven Kräfte, sondern drängt sie ins subkulturelle Milieu und in geschlossene Gruppierungen ab, die ein Nährboden für Fundamentalismen aller Art sind und Tendenzen der Selbstabschottung und Polarisierung eher noch bestärken“, zeigte sich der reformierte Theologe Ulrich H. J. Körtner in einem Gastkommentar in der Presse überzeugt. Es komme für die Zukunft Österreichs wie ganz Europas darauf an, dass Religion nicht einseitig als Bedrohung, sondern als Ressource wahrgenommen werde. Die Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz, argumentiert gegenüber der FURCHE, dass der Vorschlag Wiederkehrs an sich demokratiefeindlich sei: „Die Demokratie lebt grundsätzlich vom Diskurs unterschiedlicher Haltungen und ideologischer Zugänge und der Aushandlung gemeinsamer Grundlagen des Gemeinwesens.“ Dazu gehöre auch jene Entscheidung, einen konfessionellen Religionsunterricht zu besuchen oder eben nicht. Deswegen sei es der falsche Weg, den Religionsunterricht aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen. Die Herausforderungen sind allerdings offenkundig. Wie soll etwa eine Direktion reagieren, wenn muslimische Schülerinnen und Schüler oder Lehrpersonen einen eigenen, absperrbaren Raum zur Verrichtung des Gebets fordern? Faktisch ist keine Schulleitung verpflichtet, einen Raum zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite kann die Ablehnung eines solchen Anliegens unweigerlich zu Unruhe und Konflikten führen. Ein allgemeines Verbot, welches Gebete an der Schule untersagt, gibt es hingegen nicht. Die Islamische Glaubensgemeinschaft führt als Best practice-Beispiele etwa „Räume der Stille“ an, in denen Schülerinnen und Schüler religionsunabhängig die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen. Ebenso wird die Benutzung von leeren Klassenzimmern zur Verrichtung des Gebets ins Feld geführt. Druck auf Schulleitungen Doch gibt es Unterstützung für Schulleitungen, die mit solchen Fragen konfrontiert werden? Eine Nachfrage der FURCHE bei der Wiener Bildungsdirektion wurde in dieser Hinsicht eher vage beantwortet. „In Pflichtschulen wie auch in Bundesschulen gibt es keine Gebetsräume. Uns ist ein gutes Zusammenleben aller an Schule beteiligten Personen sehr wichtig, und wir arbeiten dazu auch mit den verschiedenen Religionsgemeinschaften zusammen“, hielt die Bildungsdirektion in einer Stellungnahme fest. Nachfragen bei schulischen Qualitätsmanagern hätten ergeben, dass aktuell keine Anfragen oder Wünsche der Unterstützung vorliegen würden. Bei der Debatte zu kurz kommt die grundsätzliche Frage, warum der Entfall von konfessionellem Religionsunterricht automatisch zu weniger Konflikten in der Schule führen sollte. Dass dem nicht so ist, zeigen internationale Beispiele. In Berlin wird etwa ein Sonderweg des freiwilligen Religionsunterrichts seit Jahrzehnten bestritten, Ethik ist hingegen ein Pflichtfach in der deutschen Bundeshauptstadt. Weniger religiöse Konflikte gibt es deswegen nicht, im Gegenteil. Eine Studie aus dem Jahr 2022 belegte, dass strenggläubige Muslime an immer mehr Berliner Schulen Mitschüler unter

DIE FURCHE · 25 20. Juni 2024 Religion/Bildung 7 Zankapfel Religion In sozialen Medien werden Fälle vermeintlicher Benachteiligung von Schülern aufgrund von Religion stark thematisiert. Besonders benachteiligt fühlen sich muslimische Kinder und Jugendliche. Druck setzen und versuchen, religiöse Vorschriften durchzusetzen. Das ging so weit, dass an einigen Standorten Sicherheitsdienste eingesetzt werden mussten, um die Situation zu deeskalieren. Im streng laizistischen Frankreich dauern auch zwanzig Jahre nach dem Erlass des Kopftuchtrageverbots an Schulen die religiösen Konflikte an. Für Entsetzen sorgte 2020 die Ermordung des Geschichtslehrers Samuel Paty durch einen 18-jährigen Islamisten. In Österreich, wo der konfessionelle Religionsunterricht nach wie vor einen hohen Stellenwert genießt, hinkt man bei diesen Entwicklungen glücklicherweise noch hinterher. Wissenschafter sind sich aber einig, dass es auch an heimischen Schulen in Zukunft zu mehr religiös konnotierten Konflikten kommen wird. Wie das Wissen um die eigene religiöse Identität in einem stark multireligiösen Umfeld von einem vermeintlichen Problem in eine Stärke umgewandelt werden kann, zeigt das Beispiel des katholischen Schulzentrums Friesgasse im 15. Wiener Bezirk. Hier sammeln sich Kinder und Jugendliche mit über 20 verschiedenen religiösen Zugehörigkeiten. In Rudolfsheim-Fünfhaus gibt es zudem mit 55,1 Prozent den höchsten migrantischen Anteil aller Wiener Bezirke. Als Leitbild formulierte die Schule die gemeinsame, Konfessionen und Religionen übergreifende Suche nach Frieden. „ Die Haltung des gegenseitigen Respekts auf der Basis der Gleichwertigkeit der Religionen und ein fundiertes Wissen ermöglichen erst die Dialogfähigkeit in einem multireligiösen Umfeld. “ Es gehe darum, „nicht nur im Religionsunterricht, sondern auch im Schulalltag Räume zu öffnen, in denen die Kinder und Jugendlichen religiöse Erfahrungen machen dürfen und können“, betonte die Vorstandsvorsitzende der Vereinigung von Ordensschulen, Maria Habersack, gegenüber der FUR- CHE. „Damit dieses Schulleben in einem multireligiösen Kontext gelingen kann, braucht es einerseits Wissen über die eigene Religion, aber auch Wissen über andere Konfessionen und Religionen“, ist sie überzeugt. Letztlich müsse es darum gehen, religiöse Diversität nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu verstehen. Die Haltung des gegenseitigen Respekts auf der Basis einer Gleichwertigkeit der Konfessionen und Religionen und ein fundiertes Wissen ermöglichten erst die Dialogfähigkeit, so Habersack, als die Voraussetzung für ein respektvolles Miteinander. Es gehe um das „Lernen und Üben am Demokratieverständnis, gelebt im Kleinen, in den Schulen“. Foto: APA / dpa / Oliver Berg Warum religiöse Konflikte im Klassenzimmer künftig zunehmen werden und welche Rolle dabei TikTok spielt, erklärt die Religionssoziologin Astrid Mattes-Zippenfenig. „Schülern ist Gott wichtig“ Das Gespräch führte Till Schönwälder Demokratie- statt Religionsunterricht. Für die Wiener Religionssoziologin Astrid Mattes-Zippenfenig ist das keine gute Idee. Statt weniger brauche es mehr interreligiöse Kompetenz in den Schulen. Schulleitungen sollten bei religiös begründeten Konflikten auf die interreligiöse Kompetenz von Religionslehrern bauen, denn hier sei oft Fingerspitzengefühl nötig. DIE FURCHE: Eine weitverbreitete Ansicht lautete lange Zeit, dass Religion gesamtgesellschaftlich auf dem Rückzug und gerade bei jungen Menschen kaum von Bedeutung sei … Astrid Mattes-Zippenfenig: So einfach ist das eben nicht, die Wertestudie in den Coronajahren hat da ein anderes Bild gezeichnet. Jugendlichen sind Gott und Religion wichtiger als Erwachsenen. Auch die aktuelle Studie „Was glaubt Österreich?“, an der wir gerade arbeiten, zeigt diesen Trend auf (eine Vorstudie dazu wurde soeben präsentiert). Im Laufe des Lebens verändert sich die Bedeutung von Gott und Religion. „ Problematisch werden Fälle, wenn sich die Situation aufschaukelt. Hier trifft jugendlicher Eifer auf eine sensible Frage im Umgang mit Minderheiten. “ DIE FURCHE: Dass insbesondere für muslimische Jugendliche Religion ein Thema ist, zeigt sich aktuell an den Schulen. Vermehrt kommt es zu Klagen, dass man sich in der Religionsausübung nicht ausreichend unterstützt fühle. Wie sehen Sie das? Mattes-Zippenfenig: Hier kommen viele Entwicklungen zusammen. Muslimische Jugendliche werden von außen stark in Bezug auf ihren Glauben angefragt. Das Thema Islam ist dermaßen politisiert, dass Jugendliche regelrecht dazu gedrängt werden, sich hier sehr deutlich zu positionieren: bin ich Muslimin, Muslim oder nicht. Was das dann heißt, ist auch bei muslimischen Jugendlichen ein Aushandlungsprozess, der in viele Richtungen gehen kann. Aber dieses starke Angefragtsein, diese Identifizierung von außen erleben religiöse Jugendliche aus Religionstraditionen, die nicht so im Fokus der politischen Auseinandersetzung stehen, weniger. DIE FURCHE: Das bedeutet, die gesamtgesellschaftliche Entwicklung spiegelt sich auch in der Schule wider? Mattes-Zippenfenig: Auch Schulen und das Lehrpersonal sind von einer im gesellschaftlichen Mainstream angekommenen Islamfeindlichkeit betroffen. Das merken muslimische Schülerinnen und Schüler – und besonders nach außen getragene Religiosität kann eine Reaktion darauf sein. Manche Jugendliche sind zunehmend selbstbewusst, was ihre „Rechte“ angeht, und fordern diese auch ein. In sozialen Medien werden Fälle von (wahrgenommener) Benachteiligung aufgrund von Religion stark thematisiert. Solche Fälle können Vorbildwirkung haben. Auch in Wien wurde etwa ein Vorfall in mehreren TikTok-Videos weiterverbreitet. DIE FURCHE: Wie neu ist dieses Phänomen? Foto: ÖAW / Klaus Pichler Mattes-Zippenfenig: In anderen Ländern gibt es seit vielen Jahren viele solche Fälle – zum Beispiel die Handschlagthematik in der Schweiz oder ein Gerichtsurteil in Deutschland zum Thema Beten in der Schule. In Österreich haben sicherlich die Tradition der inklusiven Religionspolitik und die gute Gesprächsbasis mit und zwischen den Religionsgemeinschaften sowie die Anerkennung des Islam und der etablierte islamische Religionsunterricht geholfen, so manches abzufedern. Spätestens seit 2015 beobachten wir aber eine zunehmende Abkehr von dieser inklusiven Haltung in der Religionspolitik. Schulen bleiben von der Politisierung des Islam in der Folge nicht unberührt. DIE FURCHE: Wie sollte also eine Direktorin oder Lehrperson reagieren, wenn etwa eine Gruppe muslimischer Schüler einen eigenen Gebetsraum fordert? Mattes-Zippenfenig: Mit Sensibilität, wäre mein Tipp. Die Pflichtgebete wahrzunehmen, ist sicher keine radikale Auslegung, sondern eher im Mainstream des Islam. Das Hinzuziehen der Religionslehrerinnen und -lehrer kann helfen. Ebenso ein Abtasten, was genau gebraucht wird, ein respektvolles Abklären, was im Rahmen der Schulabläufe – die stets Vorrang haben müssen – möglich ist. Generell wäre meine Einschätzung: Problematisch werden solche Fälle, wenn sich die Situation aufschaukelt. Hier trifft jugendlicher Eifer auf eine sensible Frage im Umgang mit Minderheiten. Das erfordert sicherlich Fingerspitzengefühl und Lösungswillen, was nicht überall vorhanden ist. DIE FURCHE: Was können Schulen tun, um mehr Diversitätskompetenz im Religionsbereich zu erlangen? Mattes-Zippenfenig: Das Modell des konfessionellen Religionsunterrichtes bringt viel interreligiöse Kompetenz in die Schulen hinein. Viele Religionslehrerinnen und -lehrer haben in diesem Bereich bereits Fortbildungen besucht, das kann eine Ressource sein. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, wenn Diversitätskompetenz auch im Lehramtsstudium einen deutlich größeren Raum einnehmen würde. Selbst in der Ausbildung für Ethiklehrerinnen und -lehrer nimmt Religionskunde aktuell einen viel zu kleinen Teil ein. Für den laufenden Schulalltag gibt es viele Angebote in Form von Workshops und Fortbildungen, diese in Anspruch zu nehmen, wäre ratsam. DIE FURCHE: Inwiefern können konfessionelle Schulen, in denen eine religiöse Ausbildung einen traditionell hohen Stellenwert genießt, präventiv wirken? Mattes-Zippenfenig: Wo Religion an sich Wertschätzung entgegengebracht wird, kochen solche Themen vielleicht weniger hoch. Allerdings ist die gesellschaftliche Durchmischung in konfessionellen Schulen häufig geringer, sodass es zwar vielleicht mehr Diversitätskompetenz, aber weniger Diversität gibt. Astrid Mattes-Zippenfenig ist Professorin für sozialwissenschaftliche Religionsforschung in Wien. DIE FURCHE: Wird das Religionsthema in Zukunft in Schulen noch größer werden? Mattes-Zippenfenig: Das ist anzunehmen, ja. Wie in der Gesamtgesellschaft sind solche Konflikte auch in der Schule in Zukunft in noch deutlicherem Ausmaß zu erwarten. Das hat mit gesellschaftlicher Polarisierung und der Politisierung von Religion, fortschreitender Säkularisierung und der zugespitzten Frage zu tun, welche Rolle Religion in der Öffentlichkeit spielen soll.

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