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DIE FURCHE 20.04.2023

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DIE FURCHE

16 · 20. April 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Pflege: Zwischen Beratung und Betreuung Die Pflegereform soll aktives Personal entlasten und Vorsorge fördern. Im Alltag sind diesbezüglich viele Fragen offen. Seiten 12–13 Eine Nervensäge für die linke Lücke „Seine Macht ist informell“ Was ist wirklich? Der KPÖ könnte der Wiedereinzug ins Salzburger Landesparlament gelingen. Ihr Wahlkampfthema Wohnen gilt als Volltreffer. · Seiten 6–7 „Die Kairo-Verschwörung“ ist ein Politthriller um den Großimam der al-Azhar-Universität, der höchsten Autorität im sunnitischen Islam. · Seite 9 Die Künstliche Intelligenz ChatGPT hat die alte Frage, was denn eigentlich „Wirklichkeit“ bedeute, neu zugespitzt. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Illustration: Rainer Messerklinger Kinder- und Jugendliteratur bilden die Basis für eine persönliche Leseund Lebenssozialisation: DIE FURCHE zeichnet seit 20 Jahren mit dem „Lektorix“ jeden Monat entsprechende Bücher aus. Türen öffnen Unangepasst und weiblich: In der österreichischen Literatur herrscht ein neuer Ton. DIE JUNGEN WILDEN Nr. 80 Literaturbeilage 20. April 2023 Österreichische Post AG · WZ 02Z034113W Retouren an Postfach 555 · 1008 Wien DIE FURCHE · Hainburger Straße 33 1030 Wien · T.: (01) 512 52 61-0 DIESE WOCHE MIT LITERATURBEILAGE Von 27. bis 30. April stellt sich Österreich unter dem Motto „meaoiswiamia“ als Gastland der Leipziger Buchmesse vor. Wir präsentieren neue Bücher dazu: aufsässig, widerborstig und kreativ. Auf dem Zeitungsmarkt zeigen sich dramatische Auflösungserscheinungen. Wenn die Medienpolitik nicht endlich kraftvoll agiert, kollabiert eine Säule der Demokratie. Die Schlafwandler AUS DEM INHALT In Richtung Ruanda Die EU-Staaten setzen mehr denn je auf Abschottung. Auch Australiens Offshore- Praxis scheint nun salonfähig. · Seite 8 Von Doris Helmberger „ Der letzte dystopische Akt wurde durch ChatGPT eingeläutet. Soll uns eine Maschine die Welt deuten? “ gen verhandelt werden und sich nicht nur Meinungen und Ressentiments in Blasen hochschaukeln, sind sie gleichwohl. Eine toxische Gemengelage bringt sie freilich existenziell in Bedrängnis: Die erdrückende Marktmacht der digitalen Tech-Plattformen lässt die Werbeeinnahmen dahinschmelzen, zugleich sind Digital-Abos nur schwer zu lukrieren, weil wertvolle Inhalte allzu lange verschenkt wurden – bzw. noch immer werden. Zusätzlich sind auch die Energie- und Papierpreise explodiert. Die Folge in Deutschland ist ein Kahlschlag im Magazinbereich, in Österreich sahen sich zuletzt große Tageszeitungstitel wie der Kurier und die Kleine Zeitung (die wie DIE FURCHE zur Styria Media Group gehört) zu personellen Einschnitten gezwungen. Aus eigenem Verschulden Der enorme Vertrauensverlust, der mittlerweile alle Institutionen betrifft, kommt noch erschwerend hinzu. Befeuert wurde er durch individuelles Fehlverhalten und ein völlig intransparentes System öffentlicher Inseratenvergabe, bei dem vor allem der mächtige Boulevard profitierte (bzw. mutmaßlich selbst „Schutzgeld“ verlangte) – Akteure, die mit nachtwandlerischer Sicherheit lange auf einem Seil über einem Abgrund balancieren, bis die Balance jäh zusammenbricht: So zeichnet Christopher Clark in seinem Bestseller „Die Schlafwandler“ Europas politische Eliten am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Lange hatten diese das Offensichtliche verdrängt – bis sich die toxischen Dynamiken plötzlich verselbstständigt hatten und sie einfach überrollten. Man war gleichsam in den Krieg gestolpert. Ein Vergleich von 2023 mit den Ereignissen von 1914 mag übezeichnet sein; Realitätsverweigerung hinsichtlich von Vorgängen, die das gesellschaftliche Gefüge – heute die liberale, repräsentative Demokratie – bedrohen und am Ende schneller als gedacht hinwegfegen könnten, findet man aber auch in der Gegenwart. Besonders dramatisch zeigt sich das aktuell anhand der klassischen Medien. Diese waren und sind zwar nicht die „vierte Gewalt“ im Staat, als die sie sich manchmal noch immer fühlen. Unverzichtbar für die Infrastruktur der Demokratie und das Schaffen einer gemeinsamen Öffentlichkeit, in der politische Entscheidundas am Ende aber das Image der gesamten Branche beschädigt hat. Das ist umso verheerender, als angesichts eines dysfunktionalen Marktes – zumal in Österreich – Qualitätsjournalismus ohne öffentliche Förderung nicht überlebensfähig ist. Qualität hat ihren Preis, und auch Qualitätsjournalismus kostet. Dass es nicht gelungen ist, das beim österreichischen Publikum plausibel zu machen, ist ein großes Drama. Dessen letzter dystopischer Akt wurde nun durch Künstliche Intelligenz, konkret ChatGPT, eingeläutet. Eine Maschine, die auf Basis von Mustern (samt aller Vorurteile) die Welt deutet, dazu professionelle Desinformation und eine Gesellschaft, die ihre kostbare Aufmerksamkeit längst lieber (a)sozialen als klassischen Medien widmet: Das ist die Zukunft, auf die wir hinsteuern. Was das verhindern könnte? Eine Medienpolitik, die diesen Namen auch verdient: die nicht mit den Rezepten von heute oder gar gestern auf fundamentale Umwälzungen reagiert; die rare Medien wie die Wiener Zeitung nicht abdreht, sondern sie in die Eigenverantwortung entlässt; die den Presserat so finanziert, dass er weiter Qualität sichern kann; und die in gebotener Transparenz Qualitätsjournalismus als Säule der Demokratie fördert. Zugleich muss allen klar sein, dass dieser Journalismus etwas kostet. Und jenen, die ihn leisten, dass ihre Aufgabe des „Vermittelns“ stets auf Augenhöhe zu geschehen hat. Höchste Zeit, mit dem Schlafwandeln aufzuhören. doris.helmberger@furche.at @DorisHelmberger „Gegeneinander leben geht nicht“ Franz Küberl spricht anlässlich seines 70. Geburtstags und eines neuen Buchs über nötige Besserungen in Gesellschaft, Politik, Medien und Kirche. · Seite 11 Auf Augenhöhe mit Afrika! Entwicklungsökonom Wolfgang Fasching fordert in „Diesseits von Gut und Böse“ anlässlich der Eskalation im Sudan und einer irritierenden UN-Abstimmung ein Umdenken in der Geopolitik. · Seite 15 Die innere Natur der Bewegung Der 40. Wien-Marathon beflügelt wieder zu Spitzenleistungen. Doch für Hobbyläufer lohnt es sich, nicht auf die Zeit zu schauen, sondern auf das Gefühl. · Seite 23 Zeit zu würdigen Eine neue Biografie beleuchtet das Leben der Barockmalerin Artemisia Gentileschi und rückt ihr Werk damit aus dem Schatten der Geschichte. · Seite 24 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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