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DIE FURCHE 20.02.2025

DIE FURCHE

8 · 20. Februar 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Letzte Chance für die Mitte Villach: Ende der Fiktion Sicherheit Biodiversität geht uns alle anStatt einen Kanzler Kickl dürfte Österreich jetztdoch eine große Koalition bekommen. Doch dasProjekt birgt Risiken. · Seite 8Der islamistische Anschlag löst unterschiedlichsteBewältigungsstrategien aus. Ursula Baatz fragt:Was hilft wirklich? · Seite 9Konsequente Umweltpolitik ist auch im Sinne desWirtschaftsstandorts unverzichtbar. Ein Gastkommentarvon Franz Essl. · Seite 22Das Thema der WocheSeiten 2–5Zum dritten Jahrestag desrussischen Angriffs auf dieUkraine kündigen die USA unterTrump die transatlantischePartnerschaft auf. Ein Auftaktzu mehr Rüstung und Krieg?Europa,wach auf!Foto: Getty Images / Sean GallupFoto: Getty Images / Hulton Archive / KeystoneDer Traumals AlbtraumWelches Buch sollte man heute(wieder) lesen? In der neuen FURCHE-Reihe „Angesagt“ empfiehlt ChristaZöchling Philip Roths Roman„Verschwörung gegen Amerika“.Seite 17Die Aufgabe des nächsten deutschen Kanzlers ist vergleichbar mit jener Konrad Adenauers:Er muss den Architekten der Zeitenwende geben. Ist Friedrich Merz (CDU) dafür gewappnet?Zeit, sich zu arrangierenAUS DEM INHALTFalsch verstandene RechtfertigungSexueller Missbrauch ist keineswegs einrein katholisches Problem. In der evangelischenKirche sind die Gründe aber andere,wie ein neues Buch darlegt. Seite 11Von Brigitte Quint„ Die Regierungen inRussland und den USAversuchen, das Land zudestabilisieren, indemsie die AfD pushen.“schreiben – viele stammen aus der Ära Merkeloder sind dem russischen Angriffskrieggeschuldet. Deutschland nahm mehr als eineMillion Kriegsflüchtlinge aus der Ukraineauf, obwohl die Behörden bereits ab demKrisenjahr 2015 am Limit waren. Das Zuwanderungssystemin Deutschland kollabierte;das Thema Integration geriet ausdem Fokus. Die jüngsten Anschläge offenbareneinmal mehr das politische – und ja,auch gesellschaftliche – Versagen.In Paris hofft man auf einen NeuanfangWar Merz’ parlamentarische Hauruckaktion,die eine Duldung von AfD-Stimmenmit sich brachte, klug? Gut möglich, dasses in diesem Moment für viele Menschengenau diese Art von Symbolpolitik gebrauchthat. Daraus zu schließen, dass derCDU-Chef eine Koalition mit den Rechtenins Auge fasst, ist falsch. Sein Nein zur AfDist glaubwürdig. Mittelfristig werden AliceWeidel, Björn Höcke und Co keine Chancehaben, in Deutschland an die Macht zukommen. Doch das Zeitfenster schließtsich 2029. Daher steht der potenzielleKanzler Merz vor einer historischen Aufgabe,die vergleichbar ist mit jener, die KonradAdenauer 1949 zu meistern hatte: Erist ein Mann, denes aus den 80er Jahrenin die Gegenwartspolitikhineingespült hat“,„Merzätzte Jakob Augstein,Publizist und Miteigentümer des Spiegel-Verlags, im Podcast „Augstein & Blome“ undsprach damit vielen Gleichgesinnten ausder Seele. Und ja, Friedrich Merz’ Weltbildscheint wirklich aus der Zeit gefallen. Erfremdelt mit den Begriffen „Feminismus“,„Patchwork“ oder identitätspolitischen Erfordernissen.Auch seine Ambitionen inpuncto Klimaschutz sind überschaubar.Dass er mit dieser Haltung für die linksliberale,oft urbane Mittelschicht des Landesunwählbar erscheint, liegt auf der Hand.Allerdings repräsentieren AugsteinsGleichgesinnte nicht die Mehrheit derwahlberechtigten Deutschen. Laut Forsadürfte die Union mit 30 Prozent fast so starkwerden wie SPD, Grüne und Linke zusammen.Die AfD hält sich konstant auf demzweiten Platz (20 Prozent). Es ist an derZeit, sich mit Merz zu arrangieren. Insbesondereweil die Ampel ihre Chance ungenütztverstreichen ließ. Gleichzeitig ist esunredlich, die Verantwortung für sämtlicheProbleme dem Kabinett Scholz zuzumussden Architekten der vielbeschworenenZeitenwende geben, die seit J. D. Vance’europafeindlichen Tönen auf der MünchnerSicherheitskonferenz eine neue Dynamikerhielt. Neben Russland gilt es sichjetzt auch gegenüber den USA zu wappnen.Beide Mächte versuchen, Deutschlandzu destabilisieren, indem sie die AfD pushen.Die bevorstehende Legislaturperiodeist äußert heikel, und vielleicht braucht esjemanden, der nicht alles neu denken will,sondern sich auf alte Werte besinnt. Dazugehört etwa, das deutsch-französische Verhältniszu kitten. In Paris hofft man auf einenNeuanfang – und auf einen deutschenKanzler, der diesbezüglich ambitionierterist als Olaf Scholz. Doch auch hier schließtsich ein Zeitfenster. Schon 2027 könnte dieRechtspopulistin Ma rine Le Pen in den Élysée-Palasteinziehen …Die Welt befindet sich aktuell in einerchaotischen Übergangsphase, was die globalenMachtverhältnisse betrifft. Geradeweil Friedrich Merz einer „vom alten Schlag“und dennoch wirtschaftlich gewieft ist, istihm zuzutrauen, einen Teil dieser Transformationversiert zu begleiten. Er darf nurnicht den Fehler seiner Vorgängerin AngelaMerkel wiederholen und keinen Nachfolger,keine Nachfolgerin hochkommen lassen.Denn langfristig sollte auch in der deutschenPolitik ein frischer, zeitgenössischerWind wehen. Man wird Merz an seinen eigenenWorten messen: „Wir werden die Problemewirklich lösen müssen. Wenn wir unsals unfähig erweisen, dann steht diesemLand 2029 Anderes ins Haus.“brigitte.quint@furche.atDas große SprachensterbenEtwa alle zwei Wochen verschwindet eineSprache. Ist daran auch die Digitalisierungschuld? Ein Forschungsteam in Wien willdas herausfinden. Seite 13Katholischer KulturkampfDonald Trump hievt gerade Katholiken inSpitzenpositionen, die ebenso rechts sindwie er. Man findet sie aber auch diesseitsdes Atlantiks, meint Otto Friedrich. Seite 15„Luftveränderung“Es gibt kaum ein musikalisches Genre, das ernicht ausprobiert hat. Ein Gespräch mit demAkkordeonvirtuosen Otto Lechner anlässlichdes Films „Der Musikant“. Seite 21Wer sitzt auf dem Schatz?Seit Jahren rätselt die Welt, wer sich hinterdem Pseudonym des Bitcoin-ErfindersSatoshi Nakamoto verbirgt. Die Geschichteeiner verworrenen Spurensuche. Seite 24@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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