DIE FURCHE · 38 10 Philosophie 19. September 2024 Lesen Sie auch das Interview mit Philipp Blom („Unsere Demokratien sind am Verrotten“, 20.9.23) zum letztjährigen Philosophicum, auf furche.at. Das Gespräch führte Philipp Axmann Das gerade am Arlberg stattfindende Philosophicum Lech steht heuer unter dem Titel: „Sand im Getriebe. Eine Philosophie der Störung.“ Wie wir kreativ mit Störungen umgehen können und was sie uns bringen, erklärt Co-Intendant Konrad Paul Liessmann im Interview. DIE FURCHE: Beim Philosophicum geht es heuer um Störung. Wer ist denn eigentlich ein Störenfried? Oder ein „Querdenker“? Und brauchen wir sie als Gesellschaft? Konrad Paul Liessmann: Wir verwenden das Wort „Störenfried“ kaum mehr, es hat beinahe literarische Qualität. Ursprünglich bedeutet es simpel: Jemand, der den Frieden stört. Der größte Störenfried unserer Tage ist also Wladimir Putin. So einen Friedensstörer brauchen wir sicher nicht. Anders verhält es sich mit dem verwandten Begriff des „Querdenkers“. Querdenker, Quereinsteiger, das waren positiv konnotierte Begriffe. Leute, die unorthodox denken, von außen kommen und in einem verkrusteten Gefüge neue Impulse setzen. Sie sollen den berühmten Blick über den Tellerrand einbringen, der in keinem Management-Seminar fehlen darf. Erst im Laufe der Corona-Debatten verschlechterte sich das Image des Querdenkers, er wurde vielen zum Störenfried. DIE FURCHE: Was unterscheidet Störenfried und Querdenker noch? Liessmann: Der Querdenker denkt „nur“, er greift zum Stift statt zum Maschinengewehr oder Messer. Er denkt, er publiziert, aber er ist kein militanter Aktivist. Trotzdem stoßen sich viele an ihm, schließlich halten wir manchmal Gedanken für gefährlicher als Waffen. Ob wir einen Störer mögen, hängt am Ende davon ab, was wir von dem System halten, das er stört. Radikal Liberale würden Querdenker aus Prinzip verteidigen: Im Sinne John Stuart Mills treten sie für eine uneingeschränkte Offenheit und Freiheit des Wortes ein. Sie halten es für gut, dass jeder noch so unsinnige Beitrag in einer offenen Gesellschaft geäußert werden darf. Wer dagegen Angst hat, ein falscher Gedanke könnte die Menschen zu etwas Bösartigem verführen, wird versuchen, Querdenker auszuschalten. Auch auf Kosten der Freiheit des Wortes. DIE FURCHE: Sind die Skeptiker die Störenfriede der Philosophie? Liessmann: Das Wort „Skepsis“ bedeutet ursprünglich schauen, beobachten, analysieren, abwägen. Der Skeptiker sagt: Ich darf mir keine vorschnelle Meinung bilden, ich muss mir die Dinge zuerst einmal anschauen. Dadurch ist er von Natur aus der große Störenfried in unserer Meinungsgesellschaft. Also einer Gesellschaft, in der ständig Meinungen formiert und abverlangt werden und in der es für die soziale Zugehörigkeit mitentscheidend ist, welche Meinung in politischen, kulturellen oder erotischen Belangen vertreten wird. Der Skeptiker, der Meinungslose, ist unheimlich provokant für eine Gesellschaft, in der jeder Meinungsführerschaft beansprucht. Wenn DIE FURCHE einmal wirklich provozieren wollte, dann könnte sie eine Nummer machen, in der zu den Themen, die sie normalerweise verhandelt, Texte erscheinen von Autoren, die sagen: „Dazu habe ich keine Meinung“, und die das dann gut begründen. Das wäre praktischer Skeptizismus. DIE FURCHE: Das richte ich der Chefredakteurin aus. Aber ist Skeptizismus nicht mehr als das? Konrad Paul Liessmann ist gemeinsam mit Barbara Bleisch Co-Intendant des Philosophicum Lech und Philosophie- Professor im Ruhestand an der Universität Wien. Konrad Paul Liessmann philosophiert über den Umgang mit der AfD, erklärt den Unterschied zwischen Skeptikern und Verschwörungstheoretikern und warnt vor zu viel Einigkeit. „Wir würden Sokrates heute sofort canceln“ Liessmann: Der zweite, radikalere Schritt mancher Skeptiker ist die Behauptung: Es gibt kein sicheres Fundament für unsere Erkenntnis, es gibt nie Gewissheit. Das ist eine prinzipielle Urteilsenthaltsamkeit, eine erkenntnistheoretische Askese. Der radikale Skeptiker stellt die Grundüberzeugung des Qualitätsjournalismus in Frage: Dass es Fakten gibt, und dass man sie checken kann. „ Wer heute stören will, der müsste etwa eine fundamentale Kritik des Islam vorlegen und den islamischen Gottesbegriff so destruieren wie einst Ludwig Feuerbach den christlichen. “ DIE FURCHE: Meine Wahrheit, deine Wahrheit… ist das nicht der Nährboden für Verschwörungstheorien? Liessmann: Verschwörungstheoretiker sind das Gegenteil von Skeptikern. Denn sie sind ja überzeugt, dass sie die Wahrheit kennen und sich alle anderen gegen diese Wahrheit verschworen haben. Der Skeptiker behauptet nicht, eine Wahrheit zu kennen, er folgt dem Wahlspruch von Baruch de Spinoza: „Sei vorsichtig!“ In deinem Denken, in deinen Handlungen. Der eigentliche Gegner des Skeptikers ist der Dogmatiker. Überall, wo eine Gesellschaft auf Skeptiker allergisch reagiert, ist sie offensichtlich stark vom Glauben an Dogmen abhängig. In einer dogmatischen Gesellschaft wird jeder, der gewisse Überzeugungen hinterfragt, sofort gecancelt. DIE FURCHE: Ist Philosophie per se skeptisch und störend? Liessmann: Es kommt darauf an, welche Philosophie. Wenn sie im Einklang mit dem Zeitgeist und der politischen Vorherrschaft denkt, stört sie nicht. Sobald sie ihre Aufgabe darin begreift, Dogmen und Konventionen kritisch zu überprüfen, wird sie stören. Man sieht das am Beispiel der philosophischen Religionskritik: Im 18. und 19. Jahrhundert hat sie nicht nur geistig irritiert, sondern mitgeholfen, ein feudales politisches System, das stark mit der Kirche verschwistert war, zum Einsturz zu bringen. Es ist heute kaum noch möglich, philosophische Religionskritik zu betreiben, weil Religion unter Denkmalschutz gestellt wurde. Das sagt alles über unsere Einschätzung des skeptischen Potenzials der Philosophie. Jemand, der heute so stören wollte wie Voltaire, Nietzsche oder Freud, der müsste zum Beispiel eine fundamentale Kritik des Islam vorlegen und den islamischen Gottesbegriff so destruieren wie einst Ludwig Feuerbach den christlichen. Solch eine Kritik ist nirgends in Sicht. Im Übrigen berufen wir uns zwar alle rhetorisch auf Sokrates, doch würde der heute auftauchen und uns peinliche Fragen stellen, würden wir ihn ebenfalls canceln. Foto: picturedesk.com / First Look / Günther Pichlkostner DIE FURCHE: Der Titel des heurigen Philosophicums lautet „Sand im Getriebe“. Wo ist denn aktuell Sand im gesellschaftlichen Getriebe? Liessmann: Wenn man den professionellen Beobachtern des Zeitgeschehens glaubt: Fast überall! Dabei hängt die Antwort ganz von der politischen Einstellung ab. Es genügt ein Blick auf die vergangenen Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen: Eine Partei, die niemand will, hat 30 Prozent bekommen. Man könnte sagen, in einer Demokratie ist das üblich, stattdessen wird das Ergebnis als fundamentale Störung dessen wahrgenommen, was man sich unter Demokratie vorstellt. Für einen Vertreter der AfD dagegen war die Wahl das Normalste der Welt. DIE FURCHE: In Lech diskutieren Sie auch die Frage: „Sind wir uns alle zu einig?“ Was ist denn Ihre Antwort? Liessmann: Bleiben wir bei der AfD: Da sind sich alle seriösen Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Rundfunksender einig, dass sie eine Gefahr ist. Nun gibt es jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder sie sind sich einig, weil sie Recht haben, oder weil sie einen Widerspruch gar nicht zulassen wollen. In gesellschaftspolitisch strittigen Fragen gehe ich von letzterem aus, und als Nietzscheaner würde ich sagen: Das geschieht aus machtstrategischen Gründen. Denn das Zulassen anderer politischer Positionen schmälert immer die eigene Machtbasis. Das hat niemand gerne. DIE FURCHE: Störung kann freilich auch unpolitisch sein: Mich stört, wenn der Zug ausfällt. Liessmann: Das ist eine Frage der Perspektive: Vielleicht sind Sie nicht kreativ genug im Umgang mit Störungen! Es gibt in Deutschland mittlerweile Menschen, die es als Abenteuer statt als Störung empfinden, mit der Bahn zu fahren. Man weiß nie, wann was kommt, man lernt Leidensgefährten, neue Eigenarten und ganz neue Glücksgefühle kennen, wenn ein Zug doch noch einfährt oder gar abfährt. Das erspart eine teure Reise in den Urwald. Für andere ist es der Inbegriff des Verfalls, dass in der vormals großen Industrienation die Züge nicht mehr pünktlich fahren. Insgesamt gilt: Wir finden Störungen meistens gut, wenn sie andere betreffen, und erst recht, wenn diejenigen gestört werden, die sonst mich stören. Nur ich darf nicht gestört werden. Das ist der Zirkel des Störens. DIE FURCHE: Stören kann uns auch Kunst… Liessmann: Schon Platon hat sich irritiert gezeigt über die Dichter. In seinem idealen Staat war kein Platz für sie. Dichter stören, weil sie lügen. Sie erzählen Geschichten, die nicht stimmen, sie übertreiben, sie erfinden. Nun, heute stören Autoren mit politisch korrekten und moralkonformen Geschichten und Autofiktionen kaum mehr, die negative Funktion, die Platon in seinem Staat den Dichtern zuschrieb, haben in der Welt der sozialen Medien die Produzenten von Fake News übernommen: Sie lügen, und dies stört uns immens. Vielleicht sollten wir diese Lügen gar nicht mehr an der Wirklichkeit messen, sondern lernen, sie einfach als – eher schlechte denn gute – Kunst zu betrachten. DIE FURCHE: Was darf mich eigentlich stören? Liessmann: Alles. Denn das ist keine Frage der Moral! Was mich stört, das stört mich. Gleichzeitig müssen wir so manche Störung akzeptieren. Ich kann nicht meine Sensibilität für Störung zum Maßstab für andere machen. So radikal egoistische Tendenzen hält keine Gesellschaft aus. DIE FURCHE: Haben Störungen auch Vorteile? Liessmann: Sie macht uns aufmerksam auf unsere Endlichkeit. Das ist wichtig, weil wir manchmal zu Überheblichkeit und Größenwahn neigen. Außerdem können Störungen zum Umdenken zwingen: Wenn technische oder soziale Systeme nicht mehr funktionieren, sind wir aufgerufen, kreativ zu werden.
DIE FURCHE · 38 19. September 2024 Philosophie 11 Eine Form zu stören, ist ziviler Ungehorsam. Die „Letzte Generation“ und Palästina-Demonstranten haben das gezeigt. Wie weit darf der Ungehorsam in einer Demokratie gehen? Stachel des Protests Von Robin Celikates Dissens sei zwar wesentlich für die Demokratie, dürfe aber nicht Dass sich die Demokratie in einer Krise suchte Spagat verkennt jedoch, zu Unordnung führen. Dieser ver- befindet, wird heute – dass der Raum der Demokratie dank Trump, Brexit massiv verengt wird, wenn die und dem erschreckenden Grenzen von zulässigem Dissens Auftstieg rechtsextre- mer und autoritärer Parteien in Europa – kaum jemand mehr leugnen. Aber auch strukturelle Herausforderungen und Defizite machen der Demokratie zu schaffen – vom Spannungsverhältnis zwischen Demokratie und Kapitalismus, politischem Gleichheitsversprechen von oben bestimmt werden, und wenn ein für Unordnung und Störung sorgender Dissens gar nicht mehr als demokratisch oder legitim gelten kann. „Terroristische“ Frauenbewegung Dabei zeigt auch hier ein Blick in die Geschichte aller real exisder und zunehmentierenden Demokratien ganz ökonomischer Ungleichheit bis zur Klimakatastrophe. Etablierte Parteien verfallen angesichts dieser doppelten Herausforderung allzu häufig in Panik und reden vermehrt autoritären Scheinlösungen das Wort, die demokratische Grundrechte einschränken und hart erkämpfte klar: Auch störender Protest und Unordnung stiftender ziviler Ungehorsam sind für die Demokratie unerlässlich. Sowohl die Frauenbewegung als auch die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung sind hierfür gute Beispiele: Heute allseits als gerechtfertigt und wichtig anerkannt, Solidaritäten innergesellschaftlich sind sie in ihrer eigenen ebenso wie international aufkündigen – und damit die Krise letztlich nur verschärfen statt einen Weg nach vorne zu weisen. Aus der Geschichte der Demokratie könnte man lernen, dass sich Demokratie nur erhalten lässt, wenn man sie ausweitet und stärkt – und wenn man erkennt, dass Protestbewegungen für diese Ausweitung und Stärkung eine wesentliche Rolle spielen. Ohne Dissens und Widerspruch hätte es viele demokratische Fortschritte – etwa gleiche Rechte für Arbeiter, Frauen und anderen marginalisierten Gruppen – historisch gesehen gar nicht gegeben, und ohne sie lässt sich eine adäquate Antwort auf die Krisen unserer Zeit auch heute kaum vorstellen. Das gilt besonders in jenen grundlegenden Fragen, die auch mächtige politische und ökonomische Interessen tangieren, wie etwa die Klimakrise. Nun gibt es viele Stimmen, die dem im Prinzip zustimmen mögen, sich zugleich aber eine Art von Dissens und Protest wünschen, der nicht allzu viel stört. Ja, Zeit auf massiven Widerstand gestoßen und wurden von den herrschenden Eliten als illegitim und gar terroristisch denunziert. Das zeigt: Manchmal braucht es diese Art von Störung und Provokation, um uns dazu zu bringen, einer Realität ins Auge zu sehen und Herausforderungen anzuerkennen, die wir lieber verdrängen würden. Demokratie ohne Protest, und damit ohne Störung der Ordnung, kann es nicht geben, zumindest nicht auf Dauer. Umso beunruhigender ist es, wenn – zum Teil unter dem Applaus der Medien und der breiteren Öffentlichkeit – zunehmend auch weitgehend friedlicher und gewaltfreier Protest gezielt kriminalisiert und in einem aufgeheizten Diskurs delegitimiert wird. So wurden die Klimaproteste der letzten Jahre von vielen Parteien auf äußerst polemische Weise in die Nähe von Terrorismus und Organisierter Kriminalität gerückt. Zum Teil waren die Proteste sicherlich disruptiv, und über die Klugheit und Rechtfertigung ein- Foto: picturedesk.com / Weingartner-Foto Die Klimaaktivistin Martha Krumpeck hatte eine Führungsposition in der „Letzten Generation“ inne. Das Foto zeigt sie bei der Blockade am Wiener Schwarzenbergplatz/Ring am 4. September 2023. Lesen Sie auch den Kommentar „Klima-Aktivismus: Vom Kleben zum Überleben“ von Patrick Scherhaufer (25.1.23) auf furche.at. „ Es ist beunruhigend, dass zunehmend auch friedlicher und gewaltfreier Protest gezielt kriminalisiert und in einem aufgeheizten Diskurs delegitimiert wird. “ zelner Aktionen kann man streiten, aber es sollte eigentlich kein Zweifel bestehen, dass es einen klaren Unterschied gibt zwischen einem aus prinzipiellen Gründen gewaltfreien Protest, der keine direkte Gewalt gegen Menschen einsetzt und das Risiko der indirekten Schädigung zu minimieren versucht, und dem gezielten Einsatz von Gewalt gegen Menschen. Dass diese klare Grenze zwischen legitimem, wenn auch umstrittenem Protest, der für die Demokratie zentral ist und von einer Demokratie auch ausgehalten werden muss, auf der einen Seite und Terrorismus auf der anderen Seite, heute aus politischem Kalkül zunehmend verwischt wird, ist höchst problematisch und besorgniserregend. Ähnliches lässt sich nun auch bei pro-palästinensischen Demonstrationen beobachten, die immer wieder massiv eingeschränkt und von willkürlicher Polizeigewalt begleitet werden, wogegen sich in Medien und Politik allerdings kaum Widerspruch regt. Es scheint breit akzeptiert zu sein, dass hinter den Protesten gegen den Krieg in Gaza mit Zehntausenden toten Zivilisten sowieso nur Antisemitismus und „Israelhass“ stünden. Anscheinend darf die volle Härte des Gesetzes auch mal etwas härter zulangen, wenn politische Akteure oder ihre Forderungen auf diese Weise – wohlgemerkt außerhalb rechtsstaatlicher Verfahren – als illegitim markiert worden sind. Warnungen, etwa von Amnesty International, dass unverhältnismäßige Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit durch die pauschale mediale und politische Diffamierung und Stigmatisierung von Protest als antisemitisch oder gewaltsam mitvorbereitet und legitimiert werden, verhallen oder werden selbst diffamiert. Dabei werfen gerade die beiden Beispiele für die Demokratie grundlegende Fragen auf, denen sich eine sich für demokratisch haltende Öffentlichkeit eigentlich stellen müsste. Wer gilt überhaupt als legitimes politisches Subjekt? Wer darf im öffentlichen Raum wie auftreten, welche Positionen vertreten und welche Forderungen stellen? Wie weit reicht die politische Freiheit, auf die sich unsere politische Gemeinschaft mutmaßlich gründet? Welche Modi der Konfliktaustragung muss es geben, wenn Konflikte nicht geleugnet oder unterdrückt werden können? In Frage steht in diesem Zusammenhang nicht nur, wer ein Recht auf dies oder das hat, sondern wer überhaupt das Recht hat, hier zu existieren und sich am politischen Diskurs zu beteiligen, und zwar in einer Weise, der man nicht von vornherein mit Indifferenz und Feindschaft gegenübertritt. Demokratie braucht Unordnung Demokratie ist auf Dissens und Protest – und auf die mit ihnen einhergehende Störung und Unordnung – angewiesen, weil marginalisierte oder ausgeschlossene Gruppen kaum andere Wege haben, um ihre Rechte einzufordern, die demokratische Beteiligung auszuweiten, und Öffentlichkeit für ihre Anliegen und Positionen herzustellen, die sonst nicht oder nur verzerrt wahrgenommen werden. Dass die etablierten Institutionen und Parteien selbst nicht besonders gut darin sind, ihre eigenen blinden Flecken zu erkennen, ist angesichts der grundlegenden Herausforderungen, die derartige Protestbewegungen für die Funktionsweise und das Selbstverständnis unserer Gesellschaften aufwerfen, nicht überraschend. Genau aus diesem Grund sind sie – sind wir alle – angewiesen auf den demokratischen Stachel des Protests. Der Autor ist Professor für Sozialphilosophie an der Freien Universität Berlin und stv. Direktor des Center for Social Critique, Berlin. Er spricht am Philosophicum über zivilen Ungehorsam. Philosophicum Lech 17. bis 22. September www.philosophicum.com ORIENTIERUNG RELIGION IM WAHLPROGRAMM SO 22. SEPT 10:30 Am 29. September wählt Österreich einen neuen Nationalrat. In ihren Wahlprogrammen haben die Parteien ihre politischen Vorhaben von Arbeit bis Wirtschaft, von Gesundheit bis Sicherheit vorgelegt. Doch beschäftigen sie sich auch mit den Themen Religion und Ethik? Gibt es Ideen dazu, jenseits von Migration und politischem Islam? religion.ORF.at Furche24_KW38.indd 1 12.09.24 09:24
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