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DIE FURCHE 19.09.2024

DIE FURCHE

38 · 19. September 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– „Komplette Fülle der Erfahrung“ Außergewöhnliche Geistesgegenwart kann das Leben verändern: Über ihre Rolle in Buddhismus und Psychotherapie. · Seite 23 Zwischen Apokalypse und Faschismus „Wir würden Sokrates heute sofort canceln“ Bittere Grüße aus Orbán-Land Polit-Psychologe Christian Dunker von der Uni São Paulo über radikalisierte Konservative, den „Furcht- Diskurs“ und Österreich. · Seiten 7–8 Konrad Paul Liessmann philosophiert über die AfD und andere Störungen. Und: Wie weit darf ziviler Ungehorsam gehen? · Seiten 10–11 In der filmischen Farce „Explanation for Everything“ zeigt Gábor Reisz, wie in Ungarn die Gesellschaft auseinanderbricht. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Was meint „Jedem das Seine“? Und wie weit reicht unsere Solidarität? Nicht erst im Katastrophenfall stellt sich diese Frage. Folge 4 der FURCHE- Wahlserie – mit Fokus auf die SPÖ. Welche Werte wir wählen: Gerechtigkeit Bernardino Mei (1612-1676) „Allegoria dell’ingiustizia“ (Detail); Getty Images / Heritage Images / Fine Art Images Foto: APA / Helmut Fohrunger Die Flut und ihre Folgen Ein Hochwasser historischen Ausmaßes hat nicht nur Österreich, sondern auch Polen und weitere Länder Europas heimgesucht. Wie konnte es dazu kommen? Und welche politischen Lehren sind zu ziehen? DIE FURCHE bietet Reportagen und Analysen. Seiten 5, 14, 15 und 20 „Höhere Gewalt“ ist keine plausible Erklärung mehr für die sich häufenden Unwetter. Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen. Insbesondere die jetzt und künftig regierende ÖVP. Mehr als Schicksal AUS DEM INHALT Lobpreis ohne Religion In einer „religiös unmusikalischen“ Gesellschaft haben es rechte Parteien leicht, das Christentum für ihre wenig spirituellen Ziele einzusetzen. Seite 9 Von Doris Helmberger Was sagt man Menschen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen? Die zuvor tagelang weder auf der Website ihrer Gemeinde noch ihres Landes warnende Informationen erhalten haben? Und die am Ende erfahren müssen, dass es zwar für die nahe gelegenen, hochpreisigen Flussblickapartments eines bekannten Investors rettende Hochwasserschutzmaßnahmen gab, nicht aber für sie als gemeine Häuslbauer? Was auch immer man ihnen sagt, es klingt wohl falsch. Und am Ende ist es das wohl auch. „Schicksal“ oder „höhere Gewalt“: Diese Erklärungen für Flutkatastrophen wie der jüngsten – mit besonders verheerenden Auswirkungen in Niederösterreich – gehen längst am eigentlichen Problem vorbei. Seit Jahr und Tag ist klar, dass es gegen Überflutungen und Hochwasser zwar unverzichtbare präventive Maßnahmen gibt – von Dämmen und anderen Schutzbauten bis zum langwierigen Kampf gegen Bodenversiegelung und für die Renaturierung von Böden und Gewässern; am Anfang und über allem steht aber die dramatische Aufheizung des Klimas (diesfalls konkret des Mittelmeers). „ Es wird sich zeigen, ob die Volkspartei tatsächlich die klimapolitische Geisterfahrt mit der FPÖ startet. “ Diese Dynamik kurzfristig zu stoppen, ist kaum möglich, wie wir wissen. Diese Zusammenhänge zu verschweigen oder gar zu leugnen, weil damit in der breiten Bevölkerung kein Blumentopf zu gewinnen wäre, zeugt hingegen von unverzeihlicher Verantwortungslosigkeit. Selbst Boulevardmedien wie die Krone, die noch vor Kurzem gegen „Klimakleber“ polemisierte und sich neuerdings als „Stimme des Volkes“ vermarktet, ist im Angesicht der Katastrophe auf den Boden der unangenehmen Tatsachen zurückgekehrt: Der Klimawandel sei „die Mutter aller Probleme“ und „die ärgste Gefahr für die politische Stabilität“, schreibt Krone- Urgestein Kurt Seinitz. „Er zerstört die Weltordnung, nährt Kriege ums Essen, heizt Flucht und Migration an und fällt uns dadurch erst recht auf den Kopf.“ Kooperieren mit Leugnern? Umso ernüchternder, dass die beiden kurz vor der Wahl umfragestärksten Parteien derlei klare Ansagen schmerzlich vermissen lassen. Herbert Kickls realitätsverweigernde FPÖ hält die Klimakrise nach wie vor für pure „Hysterie“. Aber auch bei der Volkspartei – die sich bereits zu Jahresbeginn innerlich von ihrer „Das Beste aus beiden Welten“-Koalition mit den Grünen verabschiedet und Österreichs neues Selbstverständnis als „Autoland“ entdeckt hat – rangiert das Thema Klimaschutz nur noch unter ferner liefen. Gerade einmal sechs von 269 Seiten hat man ihm im aktuellen Wahlprogramm gewidmet – stets gekoppelt mit „Hausverstand“, was immer das angesichts erdrückender wissenschaftlicher Evidenz auch heißt. Natürlich, es ist nicht nichts geschehen in den letzten Jahrzehnten; gerade nach der Flutkatastrophe von 2002 rund um den Kamp hat man in (Nieder-)Österreich massiv in den Hochwasserschutz investiert. Dennoch verblüfft, wie schwer es gerade der vermeintlich staatstragenden ÖVP noch immer fällt, das Naheliegende zu sagen: Einzelne Dämme werden uns nicht retten, es braucht ein Bündel an Maßnahmen – und ja, auch jene verhasste Renaturierung(sverordnung), deretwegen man die Grüne Klimaministerin zuletzt des Amtsmissbrauchs bezichtigt hat. (Die entsprechende Anzeige wurde übrigens von der WKStA „mangels Anfangsverdachts“ zurückgelegt.) So viel Ehrlichkeit muss man von einer Partei verlangen können, die jahrzehntelang an den Schalthebeln dieses Landes saß – und wohl auch weiter sitzen wird. Ob sie das nach dem 29. September tatsächlich mit den Blauen tut und damit demokratie- wie klimapolitisch eine Geisterfahrt startet? Die ÖVP wird es vor sich und den Menschen verantworten müssen. „Höhere Gewalt“ wird es nicht gewesen sein. doris.helmberger@furche.at „Nischen“-Thema Inklusion Rund ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung lebt mit einer Behinderung. Wieso also gilt Inklusion in der Medizin und Politik immer noch als Nischenthema? Seiten 12-13 ÖVP: Wie hältst du’s mit der FPÖ? Die Freiheitlichen von 2024 sind nicht die NSDAP von 1933. Dennoch birgt ihre populistische Politik Gefahren. Ein „Diesseits von Gut und Böse“ von Aurelius Freytag.Seite 15 Liebe Grüße aus dem Jenseits Angehörige lassen Verstorbene per Avatar wiederauferstehen: Das Geschäft mit der digitalen Unsterblichkeit ist im Anmarsch – und wirft viele ethische Fragen auf. Seite 22 Lernen bei Ann-Sofie Hubert Gaisbauers Enkelin ist ein Teenager. Und sie hat das „Down Syndrom“. Aber down ist sie nur, wenn sie müde ist. Stille Beobachtungen eines Großvaters. Seite 24 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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