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DIE FURCHE 19.01.2023

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DIE FURCHE

3 · 19. Jänner 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Eine neue Etappe der Künstlichen Intelligenz Software wie ChatGPT sorgt derzeit für Aufsehen. Über Medizinethik, die Informatik des Mittelalters und Netz- Neurosen. · Seiten 9 und 22 Wie weit geht ökonomische Sorgfaltspflicht? Iran-Proteste – Religion und Politik „Das muss man jetzt aushalten“ Ein Streitgespräch über das geplante EU-Lieferkettengesetz zwischen Industriellenvereinigung und der NGO Südwind. · Seiten 7 – 8 Ebrahim Afsah: Aufstand – auch gegen die Religion. Mounir Regragui: Es liegt an den Muslimen, den Islam adäquat auszulegen. · Seiten 10 – 11 Lea Dohm von „Psychologists for Future“ über Klimagefühle und den verstörenden Aktivismus der „Letzten Generation“. · Seiten 12 – 13 aus dem außen ausnehmend hineinnehmen – aus dem innen innerlich herausgeben – mit Katastrophe durch und und Krawall: von allen sinnen hineintransformieren – Die ins Sprache innerste knallt hineinerinnern – aufs äußerste herausveräußern nur so um sich. Was sagt die zeitgenössische ohne Lyrik? Hilft zu sie wissen wann und wo es begonnen hat – beim geschweige Suchen nach denn dem anderen Wort? Beginn einer je enden wird durch meinen kopf hindurch – aus meinen neuen FURCHE-Serie. gehörgängen heraus – in meine gehörgänge ganz hinein – durch meinen kopf hindurch – aus meinem mund heraus – in meinen mund hinein – durch meinen kopf hindurch – aus dem hirn heraus – von der zunge auf die hand gelegt – übers gehör zurück ins hirn gedrückt dicht – und vom hirn ins herz – und vom herz auf die nackte haut – und von der haut über alle zellmembranen ins mitochondrien- Seite 17 kraftwerk der poesie – und wieder retour – und irgendwann dann von der hand zum stift aufs papier? Österreich ist nur mehr ein halb-katholisches Land. Dennoch ficht die Statistik das konservative Kirchenlager nicht an – auch wenn deren Galionsfiguren Benedikt XVI. und George Pell tot sind. Klerikale Bannerträger Von Otto Friedrich Die alljährliche Veröffentlichung von Österreichs Katholikenzahl Mitte Jänner hat etwas Ritualhaftes an sich: Einmal mehr sind die Katholik(inn)en weniger geworden, und die Kommentare dazu gleichen einander Jahr aufs Jahr. Vor allem kratzt die Statistik an einer symbolischen Marke: Gerade noch 52 Prozent der Österreicher(innen) gehören nominell der katholischen Kirche an. Österreich ist demnach nur mehr ein halb-katholisches Land. Die nüchternen Zahlen mögen den Abbruch einer Institution belegen, doch der Jahresanfang 2023 war, angesichts des Todes von Benedikt XVI., doch von öffentlicher Aufmerksamkeit für die Kirche geprägt. Im Gegensatz zur statistischen Wahrheit konnte man gar von einem medialen Hochamt für die konservative Kirchenfraktion sprechen. Deren Galionsfigur war der Papa emeritus gewesen – post mortem wurde das noch viel klarer. Auch die Problematik des in weißer Gewandung verbliebenen Vorgängers des amtierenden Papstes wurde offenbar: Wer mit Franziskus und seiner Linie nicht einverstanden war, hielt Benedikt XVI. die Treue – sogar um den Preis der Häresie, die gerade die Konservativen so gern gegen die „ Kardinal Pell nannte das Synoden-Projekt ‚toxischer Alptraum‘ und ‚Ausgießung des guten Willens des New Age‘. “ dem „Zeitgeist“, der „Diktatur des Relativismus“ (© Joseph Ratzinger) etc. Anheimgefallenen im Mund führen: Auch wenn es dogmatisch wie kirchenrechtlich klar war, dass Franziskus in der katholischen Kirche der – irdische – Chef ist, liebäugelten die Traditionsbewahrer mit dem Emeritus, dem sie überdies den Rücktritt 2013 nicht verzeihen wollten, als ihrem „eigentlichen“ Papst. Experiment Papa emeritus gescheitert Das wurde rund um das Begräbnis Benedikts XVI., das Franziskus in würdevoller Schlichtheit und mit einer ergreifenden Mediation über seinen Vorgänger zelebrierte, einmal mehr offenbar. Das Experiment des Nebeneinanders von amtierendem und emeritiertem Papst, das Benedikt XVI. mit seinem Rücktritt einging, war nicht erfolgreich, weil die Anhänger des Zurückgetretenen dem Nachfolger am Zeug flickten, wo sie konnten. Das von Benedikt XVI. gelebte Modell des Papa emeritus erwies sich als wenig tauglich. Für künftige Papst-Rücktritte wären daher neue Szenarien zu entwickeln. Dem lautstarken, gut vernetzten, aber in seiner Bedeutung mutmaßlich überschätzten konservativen Kirchenlager fehlt nun eine Identifikationsfigur wie Benedikt XVI., auf die es sich berufen kann. Epigonen à la Georg Gänswein, der Privatsekretär des Papa emeritus, werden diese Lücke gewiss nicht füllen. Gänsweins dieser Tage unter dem anmaßenden Titel „Nichts als die Wahrheit“ erschienene Memoiren brachten auch keine über letztlich bekannte Vorgänge hinausgehenden „Enthüllungen“. Und zur Einschätzung, dass zwischen Benedikt XVI. und Franziskus in Stil und Ausrichtung Unterschiede bestehen, brauchte es erst recht nicht Gänsweins Auslassungen. Ein dramatischerer Aderlass für die Konservativen war hingegen der überraschende Tod von George Pell wenige Tage nach Benedikts Begräbnis. Der australische Kardinal war wegen des mit einem Freispruch beendeten Missbrauchsprozesses in seiner Heimat jahrelang in den Medien. Dabei galt Pell schon Jahrzehnte zuvor als wortgewaltige Speerspitze konservativer Hardliner. Sein postum veröffentlichter Artikel, in dem Pell Franziskus und dessen Weltsynode frontal angreift, machte nun dieser Tage Furore. Pell nennt darin das Synoden- Projekt einen „toxischen Alptraum“, die „Ausgießung des guten Willens des New Age“ und wirft dem Arbeitsdokument für die Synode „neomarxistischen Jargon“ vor. Ein Papst, der solche Kardinäle hat, braucht keine Feinde mehr. Die Konservativen werden gewiss eine neue Galionsfigur suchen – und finden. Dass derweil hierzulande – siehe oben – die Kirchen leer und die Gläubigen weniger werden, ficht diese Bannerträger des Klerikalismus aber kaum an. otto.friedrich@furche.at @ofri_ofriedrich Das Thema der Woche Seiten 2–4 Aller Anfang Wie Kinder ins Leben starten, ist prägend – für sie selbst wie auch für ihre Eltern. Drei Schlaglichter auf diesen Start: vom Mutter-Kind- Pass, der gerade reformiert wird, über den Umgang mit ungewollter Schwangerschaft bis zu den Folgen von assistierter Reproduktion. INTRO Die Causa Teichtmeister ist wie ein Sturm durch alle (sozialen) Medien gezogen. Worum es bei all der Empörung genau ging (Florian Teichtmeister? Kindesmissbrauch? die „linke Kulturschickeria“?), war oft nicht klar, doch hinausschreien musste man es offenbar. Umso mehr ist DIE FURCHE um Differenzierung bemüht: Rotraud Perner auf Seite 15 ebenso wie Otto Friedrich auf Seite 20. Auch das Cover ist zurückhaltend ausgefallen, aber dafür „ganz dicht“: Es verweist auf den Beginn einer FURCHE-Serie von Semier Insayif über zeitgenössische Lyrik. Der Fokus dieser Woche – „Aller Anfang“ – widmet sich indes anlässlich der Reform des Mutter-Kind-Passes den Herausforderungen am Lebensbeginn. Außenpolitisch geht es weiter: mit Brasilien, Bulgarien und einer Debatte über das umstrittene EU-Lieferkettengesetz. Kontrovers zeigt sich auch der Kompass, wo die Frage nach der Rolle des Islam im iranischen Regime verhandelt wird. Martin Tauss hat zudem mit Lea Dohm über Klimagefühle und die „Letzte Generation“ gesprochen. Das Feuilleton widmet sich schließlich nicht nur der Geschichte der Chatbots, sondern auch neuen Büchern von Bob Dylan und Dževad Karahasan. In letzterem – „Einübung ins Schweben“ – geht es darum, „das Unverstandene verständlich zu machen“. Wenn das denn je gelänge. (dh) furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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