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DIE FURCHE 18.07.2024

DIE FURCHE

29 · 18. Juli 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Meeresschildkröten: das heißere Geschlecht Ob ein Tier männlich oder weiblich wird, bestimmt die Temperatur. Nun könnte das Geschlechterverhältnis aus dem Lot geraten. · Seite 18 Wenn die Mehrheit die Macht beschränkt „Mama, du hast Recht“ „Frag nichts. Sag nichts. Geh mit.“ Im dritten Teil der FURCHE-Sommerserie beleuchtet Reinhard Heinisch, wie Demokratie-Unwissen radikale Positionen befeuern kann. · Seite 6 Barbara Bachler pflegt ihren Bruder und später ihre demente Mutter. In ihrem Buch fragt sie sich: Wie habe ich das geschafft? · Seite 7 Hunderten Literaten, Künstlern und Intellektuellen gelang über Marseille die Flucht vor den Nationalsozialisten. · Seite 13 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Foto: APA / AFP / Rebecca Droke Österreichs Widerstand gegen den NS-Juliputsch jährt sich zum 90. Mal. Über den Dollfuß-Mythos, dessen Rolle im Geschichtsunterricht und historische blinde Flecken. Trump kapert Mandelas Faust Die Macht der Märtyrer Foto: picturedesk.com / akg-images Momente nachdem der Ex-Präsident angeschossen worden war, stand er auf und streckte seine Faust gen Himmel. Einmal mehr zeigte Trump sein Händchen für Symbolpolitik – und er scheute nicht davor zurück, eine universelle Geste zu instrumentalisieren. Seiten 5, 11 & 15 Der Sommer war früher die schönste Zeit im Jahr. Mit steigenden Temperaturen wird er zur gefährlichsten Saison. Angesichts der Klimakrise braucht es einen nationalen Schulterschluss. Die Welt im Hitzestress AUS DEM INHALT Wie kommuniziert Gott? Der evangelische Theologe Ulrich Körtner plädiert angesichts zunehmender Bedeutung religiöser Kommunikation für eine neue Theologie der Medien. Seite 9 Von Martin Tauss „ In der ÖVP beruft man sich in Klimafragen gern auf den ,Hausverstand‘. Doch der ist gerade hier fehl am Platz. “ ziel) bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre überschritten. Das allgemeine Stressniveau in der warmen Jahreszeit wird also weiter steigen, und das bedroht zunehmend unsere Gesundheit – sowie Menschenleben rund um die Welt. Besonders gefährdet sind vulnerable Personen wie Ältere, Kleinkinder, chronisch Kranke und sozioökonomisch Benachteiligte, die sich keinen adäquaten Hitzeschutz leisten können. Begrünung und Entsiegelung Extreme Hitze kann auch die Wirtschaft schwächen. „Und selbst die Fittesten unter uns leiden an Leistungseinbußen“, sagt der Umweltmediziner und Public-Health-Experte Hans-Petter Hutter von der Med-Uni Wien zur FURCHE. Was es jetzt braucht? „Energische Kreativität“, so Hutter, bei der Ursachenbekämpfung (CO2-Reduktion), ebenso wie bei der Anpassung an die Klimakrise. Gute Ansätze gibt es hierzulande bereits, jetzt bedarf es der großflächigen Umsetzung: Etwa intelligente Architektur, die sich zum Beispiel von „lichtdurchfluteten“ Glaspalästen verabschiedet; Begrünung und Entsiegelung, verkehrsberuhigte Stadtviertel (Superblocks) sowie „Schwammstädte“, um sich auch gegen die häufigeren Über- Vereinzelte Badetage gab es heuer bereits im April. Nun gilt es, sich auf längere Hitzephasen einzustellen. Überraschend kommt das nicht. Weltweit waren heuer extreme Temperaturen zu beobachten: In Mittelamerika führten anhaltende Hitze und Dürren im Frühjahr zu schwerem Wassermangel und Dutzenden Toten. Im saudi-arabischen Mekka kletterte das Thermometer im Juni auf knapp 52 Grad; bei der großen muslimischen Pilgerfahrt Hadsch starben mehr als 1300 Menschen. Kaum weniger heiß war es in Kalifornien und Las Vegas oder in Pakistan und Nordindien, wo man im April und Mai mit hitzebedingten Stromausfällen und überfüllten Krankenhäusern zu kämpfen hatte. Auch in Japan wurden im Juli Rekordtemperaturen registriert und großflächige Hitzewarnungen ausgegeben. Der heurige Sommer wird wohl als einer der heißesten in die Geschichte eingehen; zugleich könnte er aus einer künftigen Perspektive noch einer der kühlsten gewesen sein. Denn die globale Durchschnittstemperatur steigt weiter, und so wie es derzeit aussieht, wird die avisierte Grenze von 1,5 Grad Erderwärmung (das Pariser Klimaflutungen zu wappnen. Man könnte dieses Maßnahmenpaket als Stressreduktionsprogramm für die ganze Gesellschaft bezeichnen. Und wer will schon mehr Stress? Man könnte daher meinen, dass dies im Interesse aller Bürger und Bürgerinnen wäre. Die Tragweite des Problems ist allerdings bei weitem noch nicht durchgedrungen. Das gilt für die Ebene der Lokalpolitik, wo etwa noch kleinlich um PKW-Stellplätze gestritten wird, bis hin zur Bundespolitik, wo die ÖVP das EU-Renaturierungsgesetz weiterhin torpediert und den nationalen Energie- und Klimaplan auf die lange Bank geschoben hat. Man beruft sich in der Kanzlerpartei gerne auf den „Hausverstand“, doch der ist gerade beim Natur- und Klimaschutz fehl am Platz. So merkt man es persönlich oft kaum, wenn man einen um ein Grad wärmeren Raum betritt; im Hinblick auf das globale Klima können schon Zehntelgrade über Leben und Tod entscheiden. Es ist tragisch, dass diese ökosoziale Stressreduktion noch kein Ziel ist, auf das sich alle Parteien verständigen können. Es bräuchte einen nationalen Schulterschluss, doch so etwas erscheint nach der Erfahrung der Corona-Jahre nicht in Greifweite. Jedenfalls kann die Position der Parteien in Klimafragen als essenzielles Kriterium für die nächste Wahlentscheidung herangezogen werden: Wer hier auf Relativierung, Verdrängung oder Bequemlichkeit setzt, ist entweder noch immer nicht in der Lage, die Klimakrise intellektuell zu erfassen – oder handelt aus opportunistischen Motiven kurzsichtig und verantwortungslos. martin.tauss@furche.at Attacke des Antimodernismus Was wäre gewesen, hätte man die umstrittene Linzer Gebärenden-Skulptur genutzt, um das Leben Marias zu meditieren? Fromme Wünsche zu „Crowning“. Seite 11 Hypoaktive Beziehungsstörung Mit „Wellness“ legt Nathan Hill einen amerikanischen Gegenwartsroman vor, der das übersteigt, was die herkömmlichen Great American Novels zu bieten haben. Seite 14 Hier strahlt der Wohn-Luxus Das ORF-Funkhaus wurde an den neuen Eigentümer übergeben. Wo einst Radiogeschichte geschrieben wurde, entstehen nun hochpreisige Apartments. Seite 16 Der Fall des Herrn Eisemann Josef Eisemann sorgte im Nachkriegswien mit seinen Auftritten für das ganz große Spektakel. Vor 75 Jahren bezahlte der Seiltänzer dafür mit dem Leben. Seite 20 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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