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DIE FURCHE 18.04.2024

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DIE FURCHE

Österreichische Post AG · WZ 02Z034113W Retouren an Postfach 555 · 1008 Wien DIE FURCHE · Hainburger Straße 33 1030 Wien · T.: (01) 512 52 61-0 16 · 18. April 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Schön zerbrechlich: Ethik der Verletzlichkeit Arzt und Philosoph Giovanni Maio fordert dazu auf, die „Grundsignatur der menschlichen Existenz“ neu zu entdecken. · Seite 19 „Die Angst, dass jeder ein Agent ist“ „KI kümmert sich nicht um Wahrheit“ „Zeitstücke ohne Zeit“ Die belarussische Friedensaktivistin Olga Karatch vergleicht die Lage im Baltikum mit der deutschdeutschen im Kalten Krieg. · Seite 5 Der Theologe Johannes Hoff über Immanuel Kants Frage „Was kann ich wissen?“, unheilige Handys und sorglose Computer. · Seiten 8–9 Was macht die Texte Ödön von Horváths bis heute so aktuell? Der Blick auf seine Arbeitweise liefert Antworten dazu. · Seiten 13–14 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Nr. 82 Literaturbeilage 18. April 2024 Wieder gut? In einer Welt voller Krieg scheint Verzeihen unmöglich. Kann dem absolut Bösen je vergeben werden? Über Versöhnung und ihre Grenzen. Solanum nigrum Die Zukunft des Feminismus, der Gesellschaft, der Natur: Die Literatur dieses Frühjahrs weitet den Blick. FLORA UND ANDERE BÜCHER DIESE WOCHE MIT LITERATURBEILAGE Illustration: Rainer Messerklinger Zum Welttag des Buches am 23. April stellen wir wieder neue Literatur aus Österreich vor. Sie weitet den Blick: auf die Zukunft des Feminismus, der Gesellschaft, der Natur. Demokratien werden auch an ihrer Fähigkeit gemessen, sich in Zurückhaltung üben zu können. Israels Premier Netanjahu pokert stattdessen rücksichtslos mit Loyalitäten. Das humane Fundament AUS DEM INHALT Indien wählt: Die XXL-Demokratie Das bevölkerungsreichste Land der Welt ruft 970 Millionen Wahlberechtigte auf, ein neues Parlament zu wählen. Über ein Votum der Superlative und seine Folgen. Seite 6 Von Brigitte Quint „ Joe Bidens Forderung nach ‚Besonnenheit‘ könnte zur Deeskalation beitragen und ihm Stimmen einbringen. “ nischen Wertesystems ist, ist zutiefst verabscheuungswürdig. Nach Khomeinis Islamischer Revolution 1979 wurde Israel über Nacht zum Todfeind erklärt. Der Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 wurde teilweise im Iran geplant; Teheran finanziert die Hisbollah (vgl. Seite 10). Die Betonung dieser Tatsache darf jedoch nicht im Umkehrschluss bedeuten, rücksichtslos mit Loyalitäten zu pokern. Die Verbündeten standen am vergangenen Wochenende (zum Teil militärisch) geschlossen hinter Israel. Auch Jordanien beteiligte sich an der Verteidigung. Mächtige arabische Staaten wie Saudi-Arabien oder die Golfstaaten, aber auch die Regierung Erdoğan nahmen neutrale Positionen ein – was keineswegs zu erwarten gewesen war. Kritik am Fokus auf Identität Netanjahu hätte den iranischen Angriff als Reset nutzen können. US-Präsident Joe Biden riet ihm, sich auf die platonische Kardinalstugend der Besonnenheit zu besinnen. Ein weiser Ratschlag, der Biden einen Ansehengewinn eingebracht hat. Nicht zuletzt ist es die Besonnenheit – im Sinne einer Zurückhaltung, ein zu rasches Urteil zu fällen –, an der Demokratien gemessen wer- Der verstorbene schweizerischisraelische Philosoph Carlo Strenger machte 2015 auf ein politisches Klima in Israel aufmerksam, das bis heute existiert. Es hängt eng mit der Person Benjamin Netanjahu zusammen. Damals hatte Netanjahu sein Amt durch vorgezogene Neuwahlen verteidigt, was ihn bestärkte, weiter die Hardliner-Position in Bezug auf den Atomwaffendeal mit dem Iran einzunehmen. Er wetterte gegen das Abkommen und – das ist es, was Strenger verstörte – verunglimpfte Vertreter einer gemäßigteren Politik als unpatriotisch sowie „unrealistische Schwärmer“, die Israels Sicherheit gefährden. Damit prägte Netanjahu eine kollektive Haltung, die den Zyklus von Vergeltung und Rache befeuert und den Versuch einer Deeskalation als Schwäche auslegt. Hinzu kommt, dass es vor allem die rechten Parteien sind (sie fordern einen „harten Kurs“ gegenüber dem Iran und Gaza ), die Netanjahu zu Fall bringen könnten, wenn sie die Koalition verließen. Nein, Kritik an der israelischen Regierung als Täter-Opfer-Umkehr im Keim zu ersticken, wäre ein Irrweg. Dass die Vernichtung Israels ein zentraler Teil des iraden. Im Gegensatz zum Iran oder anderen Staaten im Nahen Osten muss sich Israel dieser Prüfung unterziehen. Letztlich gilt es, sich einzugestehen, dass es ein gemeinsames menschliches Fundament gibt, wie Peter Strasser in seinem Essay zur Vergebung (vgl. Seite 2) betont. Ist das nicht ohnehin die absolute Bedingung für Frieden? Ähnlich argumentiert auch der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm, Träger des Leipziger Buchpreises 2024 („Radikaler Universalismus. Jenseits der Identität“). Er fordert einen „radikalen Universalismus, um die Gewalt in Nahost zu überwinden“. Der Fokus auf Identität und Geschichte schlösse die Perspektive des jeweils anderen aus. Sein Appell: „Identität darf nicht alleiniger Maßstab sein“. Vielmehr sollte es die Gleichwertigkeit aller Menschen sein, die im Fokus stehen müsse. Stimmen wie Boehm oder posthum Carlo Strenger spielen in Israels Öffentlichkeit nach wie vor kaum eine Rolle. Dafür ist man gezwungen, Joe Biden zumindest anzuhören. Dass sich dieser mitten im Wahlkampf befindet, könnte für die Region eine Chance sein. Er braucht die Stimmen jener, die die US-Solidarität an ein gemäßigteres Auftreten Israels knüpfen wollen und die einen Waffenstillstand sowie eine Beendigung der katastrophalen Lage für die Menschen in Gaza fordern (was nach dem iranischen Angriff in Vergessenheit geriet). Die US-Wahl könnte der viel zitierte Gamechanger in Richtung Deeskalation sein. Solange die Besonnenheit auch die politische Kultur in Washington prägen kann. brigitte.quint@furche.at Der Papst als primus inter pares Was bedeutet es, dass Franziskus den Titel „Patriarch des Abendlandes“ wieder einführt, den Benedikt XVI. abgelegt hat? Ein Gastkommentar von Dietmar W. Winkler.Seite 11 Über Kultur reden In der Kultur, in der er aufwuchs, wurde Sondermüll mit dem Auto in den Wald gefahren, schreibt Daniel Wisser. Kultur heißt auch: Zustände in Frage stellen. Seite 15 Zwei Frauen in ihrem Element Queer, köstlich, spritzig: Kat Rohrer gelingt in ihrem Langspielfilmdebüt ein österreichisches Feelgood-Movie zu einem hierzulande noch wenig beackerten Filmthema. Seite 16 Da beginnt die Katastrophe Sobald es wärmer wird, denken viele an eine Diät. Eine Spurensuche nach den Gründen für die ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Seite 18 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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