33 · 17. August 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Wie weit darf Klimaprotest gehen? Ein Streitgespräch zwischen „Letzter Generation“ und Neos-Jugend – anlässlich fünf Jahre „Fridays for Future“. · Seiten 10–11 Welch Geistes Verteidigung? Prophetisch versus mystisch? Grüne Kunst für alle Sinne Neben Soldaten gegen den Lehrermangel soll an den Schulen auch die Geistige Landesverteidigung neu aufgestellt werden. · Seite 5 Sind Christentum und Buddhismus einander ähnlich oder fremd? Perry Schmidt-Leukel zeigt Berührungspunkte dazu auf. · Seite 9 Vom Pop-up-Garten für den Kaiser bis zum Spielplatz mit Tennisvergangenheit: 400 Jahre Gartenkunst. · Seite 20 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Foto: imago / Panama Pictures Foto: iStock/yorkfoto Ein neues Schuljahr, eine neue Heimat, ein neuer, klimaverträglicher Lebensstil: All das erfordert einen bewussten Neustart. Drei Impulse zum Beginnen. Wie anfangen? Das Schreiben begann im Schweigen Es ist fatal, sich in einer Diktatur nichts Eigenes mehr vom Leben zu erwarten und auf die Wahrheit zu verzichten. Herta Müller ruft auch in ihrem jüngsten Werk zum Widerstand und zur Besinnung auf die Würde des Menschen auf. Zum 70. Geburtstag der Nobelpreisträgerin. Seite 17 Man muss das Klimakleben nicht für das Gelbe vom Ei halten. Aber es handelt sich dabei gewiss nicht um Terrorismus. Das (globale) Politikversagen in Sachen Klima ist mit Händen zu greifen. Zukunftsblinde Politik AUS DEM INHALT Neuer Goldrausch down under Sein Eisenerz brachte Australien wirtschaftlichen Erfolg. Nun sinkt die Nachfrage, und die Preise brechen ein. Doch neue Rohstoffe könnten nachrücken. Seite 7 Von Otto Friedrich Fünf Jahre sind vergangen, seit Greta Thunberg mit den „Schulstreiks für das Klima“ begann (vgl. Seiten 10–11 dieser FURCHE). Nach den auf 2018 folgenden Jahren, in denen eine enorme Schüler(innen)- und Jugendbewegung für das Klima zu beginnen schien, folgten die Pandemie, wirtschaftliche Turbulenzen sowie der Ukra inekrieg, welche die Anstrengungen, den Raubbau an der Natur zumindest in geordnete Bahnen zu lenken, global wie regional wie lokal auf die hinteren Plätze der politischen Tagesordnungen reihten. Das alles hat mit den vielfältigen Krisen zu tun, denen sich die Gesellschaften der Welt überhaupt gegenübersehen und die nicht zuletzt die Pflänzchen namens Demokratie bedrohen. Nachhaltigkeit wird aber nicht innerhalb einer Wahlperiode Erfolge zeitigen: eine der Gefährdungen für demokratische Gesellschaften. Deshalb setzt man auch dort weniger auf Klimaschutz denn auf Populismus. Und bei internationalen Zusammenkünften zum Thema – zuletzt bei der Klimakonferenz zu Amazonien – kommt gar nichts Konkretes mehr heraus. Vielmehr scheinen Leugner der menschengemachten Naturzerstörung, die sich im „ Die nächste Wahl wird mit Populismus zu gewinnen sein. Die Zukunft des Landes aber gewiss nicht. “ Klimawandel manifestiert, immer mehr Zulauf zu bekommen. Der aktuelle politische Shootingstar in Argentinien etwa, Javier Milei, denunziert die Klima katastrophe da als „Lüge der Sozialisten“. Und bekanntlich scharrt auch ein dies bezüglich ähnlich gestrickter US-Ex-Präsident wieder in den Startlöchern, um doch noch eine Wiederwahl zu schaffen. Die Verzweiflung gerade junger Menschen So radikal sind die Töne hierzulande zwar noch nicht. Aber ähnlichen Geistes Kinder bemächtigten sich längst der Politik – auch aus der trügerischen Erkenntnis heraus, dass man mit Populismus bei nahenden Urnengängen reüssieren kann: Die nächste Wahl wird mutmaßlich so zu gewinnen sein. Die Zukunft des Landes aber gewiss nicht. Man kann unterschiedlicher Meinung über die Methoden des Klimaprotestes sein und etwa das Klimakleben nicht für das Gelbe vom Ei halten (wie Hubert Gaisbauer auf Seite 14). Aber die Klimakleber(innen) sind mitnichten Kryptoterroristen, zu denen sie der Boulevard und die von ihm getriebenen Politiker(innen) stilisieren. Man versteht schon die Verzweiflung, die gerade junge Menschen umtreibt, wenn sie die Zukunftsblindheit aktueller Politik vor Augen haben. Ein Kanzler hierzulande, der vor allem die Erhaltung des Verbrennungsmotorautos zur Maxime macht, gehört ebenso zu den Nachhaltigkeitsverweigerern wie sein bayerischer Kollege, der im aktuellen Wahlkampf gegen angebliche Fleischverbote wettert, wo er nur kann. Und wenn dann in einer aktuellen Studie die Sehnsucht von Österreichs Jugend nach einem Eigenheim identifiziert wird, dann fragt der politische Mainstream nicht danach, ob da nicht eine Auseinandersetzung über nachhaltiges Leben angesagt wäre und eine Politik, die diese Debatte befördert um der Zukunft willen. Entgegen populistischen Ansagen wissen alle, die mit Hausverstand ausgestattet sind (und dazu gehört gewiss auch das Gros der Jugend), dass es ohne Transformation und Reduktion – vom Fleischkonsum angefangen bis zu Mobilität und Bodenverbrauch – nicht gehen wird. Die Transformationen könnten freilich auch „ungeordnet“ kommen – via wirtschaftliche Zusammenbrüche, weitere Naturkatastrophen, über – Gott behüte! – Kriege oder mit Migrationsströmen, gegen die das, was Europa bislang erlebt hat, ein müdes Lüfterl ist. Für diese Fragen wäre politisches Hirnschmalz der Sonderklasse nötig. Stattdessen wird selbiges in populistische Kurzzeitmaßnahmen gesteckt, von denen alle wissen, dass sie keinerlei Lösungen für die Zukunft bieten. Das ist das aktuelle Politikund auch Staatsversagen. otto.friedrich@furche.at @ofri_ofriedrich Und was denkt China? Welche philosophischen und gesellschaftlichen Debatten stecken hinter der chinesischen Politik? Ein neuer Sammelband gibt tiefere Ein blicke dazu. Seite 8 Wilde Trittsteine am Wasser Ein EU-Projekt widmet sich den schönsten und ökologisch wertvollsten Inseln in der Donau. Ein Besuch bei den Naturschätzen im großen Strom. Seiten 12–13 Ein Urteil, das Fragen aufwirft Hannes Schopf war einer der ersten Corona toten des Landes. Der OGH sollte prüfen, ob Behördenversagen vorlag – tat es aber nicht, kritisiert Lydia Ninz. Seite 15 Doppelt verdammt Schwarz und schwul: Jeremy Pope spielt in „The Inspection“ einen jungen Mann, der die Liebe seiner Mutter erringen will, indem er bei den US-Marines anheuert. Seite 19 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0
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