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DIE FURCHE 17.05.2023

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DIE FURCHE

20 · 17. Mai 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Künstliche Intelligenz: Wettlauf um die Zukunft Bei der KI steckt Europa noch in der Kundenrolle. Perspektiven aus der Wissenschaft und Wirtschaft · Seiten 18–19 „Eine Geschichte der Gewalt und des Krieges“ Die etwas andere Stärkung Wie Literatur gefeiert wird Wolodymyr Selenskyj treibt die „Entrussifizierung“ der Ukraine weiter voran. Warum, erklärt der Philosoph Wachtang Kebuladse. · Seite 8 Die Firmung ist für junge Menschen oft der letzte Kontakt zur Amtskirche. Ansätze, damit nach diesem Fest kein leises Servus folgt. · Seite 9 Das Salzburger Literaturfest ist vorbei. Weitere Literaturfestivals folgen. Was machen sie? Was können sie? · Seite 13 Warum nicht Profitstreben die Preise in die Höhe treibt, sondern eine verfehlte Geld- und Wirtschaftspolitik: Gabriel Felbermayr und Carl-Ludwig Holtfrerich über die Moral der Teuerung. Kann Gier gut sein? Seiten 5–7 Collage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung von Bildern von iStock/Kerrick und iStock/JMrocek) Das Thema der Woche Seiten 2–4 Die Psycho- Baustelle Spätestens seit der Corona- Pandemie ist die psychische Gesundheit ein Mega-Thema unserer Gesellschaft. Umso wichtiger die Frage: Was bringt das neue Psychotherapie-Gesetz – und was braucht es für die heikle Arbeit im weiten Land der Seele? Bei den Präsidentenwahlen in der Türkei lag Autokrat Recep Tayyip Erdoğan überraschend voran - und geht als Favorit in die Stichwahl. Aus Österreich bekam er besonders viel Zuspruch. Warum? Der ferne Schutzpatron AUS DEM INHALT Spurenlese zu Christi Himmelfahrt Hildegund Keul über die Paradoxie des Festes: Die Anwesenheit des Abwesenden. Das Entschwinden eröffnet Möglichkeit zu Neuem. Ob die Kirche das auch wahrnimmt?. Seite 9 Von Doris Helmberger Die Träume waren groß: Nach zwei Jahrzehnten Autoritarismus wäre in der Türkei jetzt endlich die Zeit reif für eine Rückkehr der Demokratie. Korruption und Misswirtschaft, Inflationsraten von über 40 Prozent und ein für alle Welt sichtbares Behördenversagen beim furchtbaren Erdbeben von Anfang Februar würden den polarisierenden Autokraten Recep Tayyip Erdoğan endlich aus dem Amt jagen – und das breite Oppositionsbündnis rund um Kemal Kılıçdaroğlu an die Spitze spülen. Demoskopen sahen den versöhnlichen Herausforderer bereits als Sieger aus dem ersten Wahlgang hervorgehen – oder zumindest als Erstgereihten in die Stichwahl am 28. Mai marschieren. Doch es sollte anders kommen. Immerhin 49,5 Prozent der Türkinnen und Türken gaben abermals Erdoğan ihre Stimme – nur 44,9 Prozent votierten für Kılıçdaroğlu. Und auch bei den Parlamentswahlen erreichte die Koalition aus der konservativ-islamischen AKP und der ultranationalistischen MHP die Mehrheit. Umso größer die Enttäuschung – zumal Erdoğan auch die besseren Karten für die Stichwahl besitzt: Jene drei Millionen Wäh- „ Eine wichtige Lehre wäre, die Nachfahren der Gastarbeiter(innen) endlich als Staatsbürger ernstzunehmen. “ lerinnen und Wähler, die am Sonntag dem Rechtsnationalisten Sinan Oğan ihre Stimme gaben, sind für ihn deutlich leichter zu gewinnen als für seinen (pro-)kurdischen Kontrahenten. Wie konnte es dazu kommen? Lag es an den unfairen Wahlbedingungen? Ja, aber eben nicht nur. Dass Erdoğans hohles Versprechen von „Sicherheit und Stabilität“, sein Poltern gegen den Westen und seine religiös-nationalistische Identitätspolitik – plastisch geworden durch die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee – nach wie vor mehr verfängt als noch so schlechte Wirtschaftsdaten, hat viele überrascht. 72 Prozent für den Autokraten Noch mehr irritiert der große Zuspruch der türkischen Auslands-Community für Erdoğans autokratischen Kurs – auch und besonders in Österreich: Hätten nur die rund 100.000 türkischen Staatsbürgerinnen und -bürger hierzulande gewählt, wäre Erdoğan auf knapp 72 Prozent der Stimmen gekommen – kaum weniger als noch vor fünf Jahren und deutlich mehr als in Deutschland (rund 65 Prozent) oder gar der Schweiz (rund 40 Prozent). Die Ursachen für dieses Ergebnis sind mannigfaltig. Ein wesentlicher Grund liegt in der Geschichte und Struktur der Communitys: Während etwa jene in der Schweiz vielfach auch aus türkischen Oppositionellen besteht, die nach dem Militärputsch 1980 Zuflucht suchten, ist jene in Deutschland und Österreich durch die Nachfahren der aus Anatolien geholten Gastarbeiter(innen) geprägt – jenen Gegenden, in denen Erdoğan bis heute die größte Zustimmung erfährt. Zudem hat Österreichs (Nicht-)Integrationspolitik und ein restriktives Staatsbürgerschaftsrecht den Menschen die emotionale Ankunft in der neuen Heimat bis heute möglichst schwergemacht – und es Erdoğan umso leichter gemacht, sich als ferner Schutzpatron der Unterdrückten und Marginalisierten zu stilisieren. Türkische Vereine und namentlich die Union der Internationalen Demokraten (UID) sind bis heute der manifeste lange Arm der AKP auf dieser eminenten Wähler(innen)reserve. Wahlkampfreden Erdoğans inklusive. Die Empörung darüber, dass hier Menschen in einem liberalen Land den autokratischen Kurs ihrer Heimat einzementieren, ist verständlich. Eine politische Lehre daraus wäre freilich, noch stärker gegen diese Vereine vorzugehen – und die Menschen zugleich endlich als Staatsbürger ernstzunehmen. Angesichts der aktuellen innenpolitischen Gemengelage, die statt tatkräftiger Integrationspolitik lieber mit Marktvideos agitiert und die hetzerische FPÖ-Politik kopiert, freilich ein frommer Wunsch. doris.helmberger@furche.at @DorisHelmberger Ich fühle mich beobachtet In der dialogischen Rubrik „Erklär mir deine Welt“ beschreibt Johanna Hirzberger im Brief an Hubert Gaisbauer das verhasste Gefühl, ständig optisch bewertet zu werden.Seite 10 Machtanspruch statt Medienpolitik Karl Nehammers Botschaft an die Journalisten in der ZIB lautete: „Wir brauchen euch nicht!“ Politikanalyst Peter Plaikner meint: Das ist schlecht für die Demokratie. Seite 11 Es braucht „Prawys für Neue Musik“ Der Komponist und Dirigent Heinz Karl Gruber im Gespräch über Friedrich Cerha, György Ligeti, Neue Musik, Gesprächskonzerte und fiktive Folklore. Seiten 14–15 Von Katastrophen des Lebens Die Wiener Festwochen haben begonnen: mit Theaterformen, die nachdenken lassen über das, was zeitgenössisches Theater eigentlich leisten soll und kann. Seite 16 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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