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DIE FURCHE 16.11.2023

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DIE FURCHE · 468

DIE FURCHE · 468 Wirtschaft16. November 2023Rahmenund RegelnIn Österreich wirdbesonders emotionalüber Schnitzelessen,Tempolimitund „Klimakleber“gestritten – lautKrohn eine kontraproduktiveAus einandersetzung.Von Fred LuksEine zentrale Frage unsererGegenwart ist,ob Wandel – zum Beispielin Form einerungebremsten Klimaerwärmung– erlitten wird oderob er – etwa in Form einer internationalenZusammenarbeit zurmassiven Reduktion von Treibhausgasen– gestaltet wird. DieAufgabe liegt darin, auf demokratischeWeise eine „große Transformation“zur Nachhaltigkeit zuorganisieren. Dabei sind westlicheGesellschaften mit einemParadox konfrontiert: Sie müssen,wenn sie auch in Zukunft inFreiheit und Frieden leben wollen,ihre Lebensweise verteidigen –zum Beispiel gegen Fundamentalistenunterschiedlicher Provenienz.Und gleichzeitig muss ebendiese Lebensweise radikal verändertwerden, wenn sie sozial, ökologischund ethisch vertretbarund zukunftsfähig sein soll.Die schmerzhafte LückeDas ist die komplexe Lage, ander sich jeder Beitrag zum Diskursüber das Leitbild einer nachhaltigenEntwicklung messen lassenmuss. Sehr viele Bücher scheiternkrachend an dieser Herausforderungund befriedigen den Wunschdes Publikums nach Orientierungund Trost mit einfachen Lösungen.Nicht so Phi lipp Krohns Buch„Ökoliberal. Wa rum Nachhaltigkeitdie Freiheit braucht“. Krohnlässt sich ganz auf die Komplexitätseines Themas ein und reagiertnicht zuletzt auf eine schmerzhafteLücke im Nachhaltigkeitsdiskurs.„Es fehlt“, schreibt er, „aneiner Synthese aus ökologischemBewusstsein und Leidenschaftfür die Freiheit – also einem Konzeptdes Ökoliberalismus. Oder:Lesen Siehierzu den Text:„Ökonomie derGroßzügigkeit:Das nachhaltigeFüllhorn“(Fred Luks,4. 10.2023)auf furche.at.Es braucht eine liberale Ordnung, die gleichzeitigökologische Grenzen akzeptiert, fordert Philipp Krohn in„Ökoliberal“. Über eine freiheitskompatible Nachhaltigkeit.Wie sich Ideenergänzen„ Gewiss enthält das Modellethische Erwägungen – dochdiese sind Gegenstand despolitischen Diskurses und nichtdie Privat angelegenheiten derIndividuen. “Collage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung von Bildern von APA / AFP / Odd Andersen iStock/kodda, iStock / Marko Rupena und iStock/Santje09)„einer Idee von Nachhaltigkeit ausder Freiheit“. Diese Idee buchstabiertKrohn gründlich durch undlegt damit ein überzeugendesPlädoyer für eine wirksame undfreiheitskompatible Nachhaltigkeitspolitikvor.Krohn ist Wirtschaftsredakteurder Frankfurter AllgemeinenZeitung. Der journalistische Hintergrundtut dem Buch gut: Krohnerzählt Geschichten, und er erzähltsie anschaulich und unterhaltsam.Und er schafft es, dabeitheoretischen Tiefgang und praktischeRelevanz in einer Weise zuverflechten, die man selten findet.Das Buch profitiert von der stupendenBelesenheit seines Autors:kaum ein Aspekt der Nachhaltigkeitsdebatte,der hier nicht behandeltwird. Dabei hält Krohn eiserndas Motiv durch, dass Nachhaltigkeitund Freiheit zusammengehenmüssen, wenn eine gute Zukunftmöglich werden soll.Eine zentrale Eigenschaft zukunftsfähigenWirtschaftens, betontKrohn, wird von Marktliberalen„zu wenig verdeutlicht“: Nurinnerhalb ökologischer Grenzenlässt sich frei wirtschaften. Krohnbringt vor diesem Hintergrundtrefflich auf den Punkt, warumGrenzen und Markt zusammengedachtwerden müssen: „Kapitalismuskann gut sein, wenn ersich an Regeln hält. Der Markt verlangtkeine moralische Überlegenheit,sondern Antizipation derWünsche anderer.“ Damit ist einzen traler Vorteil einer robustenOrdnung benannt, die die Einhaltungökologischer Grenzen sicherstellt:Sie kommt weitgehend ohnemoralische Bewertungen aus.„Ökoliberalismus“, so formuliertes Philipp Krohn, „sollte sich zurAufgabe machen, das Individuumvon persönlichen moralischenAbwägungen zu entlasten.“ Natürlichredet Krohn hier nicht einemverantwortungslosen Egoismusdas Wort – der Clou ist, dasseine liberal inspirierte Nachhaltigkeitsagendamoralische Streitigkeitenim privaten Raum obsoletmacht. Gewiss enthält dieGestaltung einer ökologisch verträglichenRahmenordnung ethischeErwägungen – diese sindaber eben Gegenstand des politischenDiskurses und nicht die Privatangelegenheitvon Menschen,die ihr Leben gestalten wollen.Nur scheinbar unversöhnlichEinen Streit des Ökolagers gegendas Marktlager hält Krohnfür unergiebig und bringt ökologischeund liberale Denker nichtgegeneinander in Stellung – sondernzeigt, wie sich deren Ideenergänzen können, ja müssen. WieKrohn eben nur scheinbar unversöhnlicheÖkonomen wie KennethBoulding und Friedrich Augustvon Hayek zusammendenkt,macht die Konturen eines gut fundiertenÖkoliberalismus deutlich.Das Buch zeigt auch, dass liberaleDenker wie John Stuart Mill, JohnRawls und Amartya Sen die Freiheiteben nicht verabsolutieren,sondern Grenzen der Freiheit dortsehen, wo sie sich selbst bedroht.Wie Krohn den ÖsterreicherHayek behandelt, ist dabei besondersaufschlussreich. Hayekgilt bekanntlich nicht nur in derNachhaltigkeitsszene als neoliberalerGottseibeiuns und böserStichwortgeber für Thatcherismusund Reaganomics. Dassdie genaue Lektüre einen ganzanderen Hayek zutage fördert,zeigt Krohn in bestechender Weise.„Kein vernünftiger Mensch“,schreibt Hayek in seiner wohlberühmtesten Schrift „Der Wegzur Knechtschaft“, „kann sichein Wirtschaftssystem vorstellen,in dem der Staat ganz untätigist. Ein reibungslos arbeitendesKonkurrenzsystem braucht sogut wie jedes andere einen klugdurchdachten und seinen Erfordernissenfortlaufend angepasstenrechtlichen Rahmen.“Überflüssige Ge- und VerboteDas passt vorzüglich zu KrohnsVision einer liberalen und gleichzeitigökologische Grenzen akzeptierendenOrdnung, die Rahmenund Regeln vorgibt, damitdetaillierte Ge- und Verbote weitgehendüberflüssig werden. ÖkonomischenAnreizen den Vorzugvor politischen Entscheidungenzu geben, ist ein wesentlichesCharakteristikum der in diesemBuch skizzierten Nachhaltigkeit.Aus dieser Perspektive ist es klüger,Emissionen einen Preis zu gebenoder Mengenbegrenzungenfestzulegen, als Kohleausstiegsdatenund Pkw-Antriebsartenpolitisch zu bestimmen. Nur mitdiesen Instrumenten kann derWettbewerb wirklich als „Entdeckungsverfahren“(Hayek) fungieren.Gerade in einer Welt, dieso dringend gute Ideen und Innovationenfür Nachhaltigkeitbraucht, ist das eine der Lage angemesseneStrategie.Philipp Krohns „Ökoliberal“ istsicher eines der wichtigsten Nachhaltigkeitsbücherder letzten Jahre.Man kann diesem Werk nurviele Leserinnen und Leser wünschen.Nicht zuletzt in Österreich:Wo besonders emotional und kulturkämpferischüber Schnitzelessen,Tempolimits und „Klimakleber“gestritten wird, kann eingründlich argumentierender undgut geschriebener Text der Sachenur guttun. „Öko liberal“ istein höchst lesenswertes Buch, erschienenzur rechten Zeit.Fred Luks ist Ökonom, Nachhaltigkeitsforscherund Publizist.Soeben ist von ihm das Buch„Ökonomie der Großzügigkeit“(transcript) erschienen.ÖkoliberalWarum Nachhaltigkeitdie Freiheit brauchtVon Philipp KrohnFrankfurter Allgemeine Buch 2023272 S., geb., € 25,50

DIE FURCHE · 4616. November 2023Religion9Der ins Visier des Vatikans geratene Südtiroler Moraltheologe Martin M. Lintner tritt engagiert für eineerneuerte Sexualmoral ein. Sein Opus magnum „Christliche Beziehungsethik“ zeigt die Wege dazu auf.Diese Kirche kannsich doch bewegen!Von Andreas R. Batlogg SJVon unerwarteter Seitewird einem manchmalAufmerksamkeitzuteil, dann schleichtsie leise um die Ecke.Die Zeit, da sich bestimmte theologischeLehrstühle als Schleudersitzeerwiesen, schien zwarpassé zu sein. Aber das „Sommertheater“von Brixen – wie eineReal satire wirkend – erzählteeine andere Geschichte. Die besteWerbung für dieses Buch verdankenAutor und Verlag deswegendem Vatikan – der mit der Verweigerungder Bestätigung der Wahldes Moraltheologen Martin M.Lintner zum Dekan der Philosophisch-TheologischenHochschuleBrixen weit über Südtirol hinausfür Aufsehen sorgte.Man erinnert sich: Im Juni wurdebekannt, dass die bereits Monatezuvor erfolgte, von BischofIvo Muser bestätigte Wahl vomDikasterium für die Kultur unddie Bildung beeinsprucht wurde.Ein negatives Gutachten desDikasteriums für die Glaubenslehreführte zur Verweigerungdes „Nihil obstat“. Weil das grüneLicht aus Rom ausblieb, konnteLintner das Amt nicht antreten,der bisherige Dekan, der PastoraltheologeAlexander Notdurfter,führt die Geschäfte deswegenkommissarisch weiter. Kompromittiertsehen musste sich nichtnur die Hochschule, sondern auchder Bischof von Bozen-Brixen.Eine breite DebatteGanz abgesehen von Lintnerselbst. Er wunderte sich: lehren ja(seine Professur war von der Maßnahmeausdrücklich nicht betroffen),leiten und repräsentierennein. Seit 1993 Mitglied des Servitenordens,durfte sich der Vatikanüber Solidaritätsbekundungenfür den Südtiroler des Jahrgangs1972 nicht wundern. Lintner warPräsident der Europäischen Gesellschaftfür katholische Theologie,er gehört der InternationalenVereinigung für Moraltheologieund Sozialethik an und ist Mitgliedder Arbeitsgemeinschaft fürMoraltheologie und der ArbeitsgemeinschaftChristliche Sozialethik.Ein Spezialgebiet ist seineTierethik.Seine Bücher „Den Eros entgiften.Plädoyer für eine tragfähigeSexualmoral und Beziehungsethik“von 2011 und „VonHumanae vitae zu Amoris laetitia.Die Geschichte einer umstrittenenLehre“ von 2018, beide beiTyrolia erschienen, wurden zuseiner akademischen Visitenkarte.Ob das vatikanische Nein damitzusammenhängt, ist bis heuteunklar. Das Gute an der Causa ist,dass eine breite Debatte ins Rollenkam: „Das Nihil-obstat-Verfahren“,so Lintner in einer Stellungnahme,„gehört reformiert,transparent und fair gestaltet.“Neuauflagen der genannten Bücherwürden sich wohl verkaufenwie warme Semmeln. Sie sind abernicht mehr up to date. Und auchnicht nötig, weil Lintner jetzt eine684 Seiten starke Monografievorlegt: „Christliche Beziehungsethik“.Das Buch bringt im Anhangzudem eine kritische Würdigungdes auf dem SynodalenWeg in Deutschland durchgefallenenGrundtextes des SynodalforumsIV „Leben in gelingendenBeziehungen – Liebe lebenin Sexualität und Partnerschaft“.Postum ist im Jahr 2021 vonEberhard Schockenhoff (1953–2020) „Die Kunst zu lieben. Unterwegszu einer neuen Sexualethik“erschienen, von Lintnerim Vorwort als „unverzichtbaresund richtungsweisendes Referenzwerk“bezeichnet . Seinim selben Verlag erschienenesWerk steht ebenbürtig daneben.„ Lintner plädiertfür den Weg voneiner Verbots- undGebotsmoral zur‚Befähigungsmoral‘– deswegen auch‚Beziehungsethik‘statt Sexualmoral.“Studierende werden daran ebensowenig vorbeikommen wie Kolleginnenund Kollegen. Lintnerserklärte Absicht ist es, mit seinemFachbuch „einen moraltheologischenBeitrag zu leisten für dieAufarbeitung des Missbrauchsskandalsin der katholischen Kircheund für eine Erneuerung derkatholischen Sexualmoral“.Mit den beiden Familiensynoden2014/15 und dem NachsynodalenSchreiben Amoris laetitiavon 2016 habe Papst Franziskus„neue Perspektiven eröffnet“: KatholischeLehre kennt Entwicklung,sie ist nicht starr – und auchnicht unveränderlich. Lintnerwill einen „Beitrag zur nötigenErneuerung der christlichen Sexualmoralund Beziehungsethik“leisten. Darüber hinaus verstehter sein Buch als „eine Einladungan das Lehramt der katholischenKirche zum Dialog über Themen,die in der Vergangenheit oft zuSpannungen zwischen Moraltheologieund Lehramt geführthaben“. Wohlgemerkt: Es ist eineEinladung zum Dialog, Lintnerwirft dem Vatikan keinen Fehdehandschuhhin.Eine positive Rezeption derLehren von Paul VI. und JohannesPaul II., so Lintners Wahrnehmung,blieb durch die Engführungauf Empfängnisverhütung,den Ausschluss wiederverheirateterGeschiedener von der Kommunion,die negative Beurteilungvon vor- und nichtehelichen Partnerschaftenund andere „Reizthemen“„belastet“ und habe „zugemeinhin bekannten Konfliktengeführt“. Auch diese Bemerkungist nicht neu, erklärt aber vieles:„Die Lehre der Kirche und die Lebensführungvon vielen Gläubigensind auseinandergedriftet –mit weitreichenden Folgen bis hinzum Verlust von Glaubwürdigkeitund Relevanz der kirchlichenSexuallehre in den Augen vielerMenschen.“Foto: iStock/timurka (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)ParadigmengewechseltDie Sicht aufSexualität und Eheveränderte sich inder katholischenKirche mit demII. Vatikanum.Otto FriedrichsAnalyse vonEberhard SchockenhoffsBuchvom 14.6.2021ist nachzulesenunter „Sexualitätals Liebeskunst“auf furche.at.Differenziert hinschauenWer sich ins Buch vertieft,merkt schnell: Dieser Moraltheologesteht voll und ganz auf demBoden der kirchlichen Lehre – diefreilich, was manche stur verneinen,in Bewegung ist. Nicht jedenur denkbare Situation, nicht jedemenschliche Frage, das richteteFranziskus auch neulich konservativenKardinälen aus, lässtsich mit Ja oder Nein beantworten.Wer Menschen gerecht werdenwill, muss differenziert hinschauenund argumentieren. Dastut Lintner Seite für Seite.Im ersten Teil (S. 31–237) schilderter die Entwicklung der kirchlichenEhelehre – ein Parforcerittvon der Antike bis zu Papst Franziskus,der den Paradigmenwechseldes Zweiten Vatikanums „hin zueinem personalen Verständnis vonEhe in einen kohärenten Gesamtzusammenhangintegriert sowiedie nötigen wie logischen Konsequenzenin Bezug auf die Pastoralund auf die disziplinären Maßnahmender Kirche“ gezogen habe.Was dessen „ambivalente Haltungzur Homosexualität“ angeht, beobachtetLintner: „Franziskus ändertdie kirchliche Lehre zur Homosexualitätnicht, dennoch lässt sichbei ihm eine Haltungsänderungbeobachten. Er vermeidet eine negative,von Stereotypen geprägteSicht und Redeweise.“ Genügt Empathie?Immerhin hält die Debatteum kirchliche Segnungsfeiern an.Zugespitzt hat sich in diesem Pontifikatauch die lehramtliche Konfrontationmit den Gender-Studies.Teil zwei (S. 242–427) beleuchtetdie biblischen Grundlagen, Teildrei (S. 431–603) versammelt systematischeAspekte einer erneuertenEthik der Sexualität und derBeziehung.Achtsamkeit und Vulnerabilität,sittliche Autonomie, Primat derLiebe – das sind nur einige Stichwörter,die man in früheren Jahrzehntenso nicht wahrnehmenkonnte oder wertgeschätzt sah.Es ist der Weg von einer Verbots-und Gebotsmoral zu einer„Befähigungsmoral“ – deswegenauch „Beziehungsethik“ statt Sexualmoral.Beziehung: ein menschlicher„Sehnsuchtsort“! Lintnerwartet auch mit einem konkretenVorschlag auf. Er plädiert dafür,„das kirchenrechtliche Junktimzwischen Ehevertrag unterGetauften und Sakrament zu lösenund die Lehre des matrimoniumratum et consumatum weiterzuentwickelnim Sinne vonmatrimonium ratum et benedictum“.Wie wird die Fachwelt daraufreagieren? Und Rom?Um Abbau von RessentimentsHilfreich ist der Nachtrag (604–615): Lintners Kommentar zu deman der Sperrminorität von Bischöfenauf dem Synodalen Weg(nach hochemotionalen Debatten)durchgefallenen, oben erwähntenGrundtext. 82 Prozent der Synodalenhatten ihn angenommen,darunter 60 Prozent der Bischöfe.Mithin hat, wie Lintner zuRecht sagt, „eine deutliche Mehrheitder Bischöfe den Text mitgetragenund unterstützt“. In einerFußnote fragt er: „Liegt die Bringschuldfür die nötige Zweidrittelmehrheitauf Seiten jener, die Reformenund Weiterentwicklungenbefürworten, oder auf Seiten jener,die sie ablehnen?“ Lintnergeht auf Argumente ein, die zurdefinitiven Ablehnung geführt haben.Mit seinem Kollegen AndreasLob-Hüdepohl (Mitglied des deutschenEthikrats) betont er, dasses „um den Anschluss an wichtigeErkenntnisse der Humanwissenschaftenund um den Abbau vonRessentiments gegenüber queerenMenschen“ geht. Dabei verweister auf ein Dokument der AustralischenBischofskonferenz von2022 („Created and Loved“), dasweit über deutschsprachige undeuropäische Debatten hinausgeht.Anfragen an die traditionelleLehre lassen sich heutzutage nichtmehr disziplinär unterdrücken.Debatten verstummen nicht, auchwenn sie lehramtlich abgewürgtwerden sollen. Auf Theologie kanndie Kirche nicht verzichten. Gute(Moral-)Theologie muss argumentativbelastbar sein – das beweistLintner. Wer das letzte Konzil, dasden Menschen und nicht nur Prinzipienin den Mittelpunkt rückte,verstanden hat und konsequentweiterdenkt, lässt sich nichteinschüchtern. Lintners allerersterSatz in diesem Buch bringt esauf den Punkt: „Die katholischeSexual moral ist in Bewegung.“Der Autor ist Theologe, Publizistund Seelsorger in München.ChristlicheBeziehungsethikVon MartinM. LintnerHerder 2023684 S., geb.,€ 61,50

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