DIE FURCHE · 4616 Diskurs16. November 2023ZEITBILDDas blutende HerzFoto: APA / Erwin ScheriauAm Ende wurden es am SPÖ-Bundesparteitag in Graz88,8 Prozent für Andreas Babler: mehr, als viele nachden ruinösen Flügelkämpfen der letzten Jahre undMonate zu hoffen gewagt hatten – aber doch etwas wenigerals das ultimatives Zeichen der Geschlossenheit mit einem„Neuner vorn“. (Nordkoreanische 100 Prozent, wie sie KarlNehammer im Mai 2022 – ebenfalls in Graz – erhalten hatte,beließ man zum Glück im Reich der message-kontrolliertenFiktion.) Was Babler in seiner Grundsatzrede präsentierte,war „Herzblut“ in Form und Inhalt: von den bekannten Szeneneiner roten Arbeiterkinderjugend („fünf Finger sind eineFaust“) über die Forderung nach Arbeitszeitverkürzungund einem warmen Mittagessen für alle Kinder bis zumAufruf, sich „vom herrschenden System“ jene Rechte zurückzuholen,„die uns zustehen“. Wer „wir“ ist, wurde dabeiklar abgesteckt: die Sozialdemokratie als „Mitgliederorganisation“– Seite an Seite mit den Gewerkschaften. BesonderesHerzblut für die Menschen jenseits dieses Zirkels,die mit ihm freilich „ein Stück des Weges“ gehen müssten,wenn es ihn denn ins Kanzleramt zöge, legte Babler nichtan den Tag; ebenso wenig für die Medien: Deren „Kampagne“und „Schlammberichterstattung“ seien der beste Beweisdafür, dass er „manchen Mächtigen“ wehtue. Ein empathischerSozialdemokrat, der da und dort nach Jörg Haiderklingt? Da blutet wirklich das Herz. (Doris Helmberger)Auch heuer gibtes wieder zweiAdventkalenderzum Rubbeln –mit einer Gemeinsamkeit:JederKalender gewinnt„DoppelterAdvent“ beiRubbellosDen Rubbellos Adventkalendergibt es ab sofort wieder in zweiVarianten: Einmal die seit mehrals 20 Jahren bekannte und beliebteVariante, die sich großerBeliebtheit erfreut und Gewinnevon bis zu 100.000 Euro verspricht.Dabei kommt es daraufan, wie viele von den einzelnenSymbolen man insgesamt unterden 24 einzelnen Türchen zumRubbeln findet.IHREMEINUNGSchreiben Sie uns unterleserbriefe@furche.atDer Balken im AugeVon Doris HelmbergerNr. 45, Seite 1Die neue Ausgabe der FURCHE istgroßartig aus mehreren Gründen.Aber der Leitartikel gehört gerahmtund dem kurzlebigen Journalismusentrissen und bewahrt.Raoul Kneucker, via Mailwie obenIn der Regel kann ich Ihren Textenvoll zustimmen und freue mich immerüber DIE FURCHE. Aber im letztenLeitartikel haben Sie „Antisemitismus“von verschiedenen Seiten in einer Reiheund damit gewissermaßen auf einerEbene genannt. Aber dass berechtigteKritik an völkerrechtswidriger PolitikIsraels und am durchaus kolonialistischenVorgehen radikaler Siedler inden besetzten Gebieten als „Antisemitismus“gebrandmarkt und damitabgetan wird, ist eine fiese Strategieder Abwehr dieser Kritik! Wer diesefalsche Klassifizierung aufnimmt, wird(vielleicht ungewollt) zum Komplizendieser gezielten Desinformation.Alois Mantler, via Mailwie obenDie Empörung über die Reaktion derisraelischen Regierung auf den brutalenÜberfall auf unschuldige Menschendurch die Hamas schürt denAntisemitismus auch bei Moslemsweltweit. Wo bleibt eigentlich diesolidarische Hilfe für das weitgehendunschuldige Volk der Palästinenserdurch islamische Staaten? Geld wäredort genug vorhanden. Müssen immerdie UNO, die USA und Europäerdie Rolle der Helfer übernehmen?Die Empörung in den islamischenStaaten allein ist zu wenig, lenkt aberwillkommenerweise von eigenenProblemen ab.Helmut Waltersdorfer, via MailErinnerung und AufklärungVon Wolfgang TreitlerNr. 43, Seite 2Vielen Dank für diese Feststellungenzur „hohlen“ Erinnerungskultur (diede facto eine affektive Verleugnungder Schoa ist). Treitler konzentriertsehr viele bisher weitgehend verborgeneInhalte, trocken, aber mir sehrwohltuend.Im dritten Jahrhundert wurde mitdem Konzil von Nicea offensichtlicheine Weichenstellung der christlichenKirche fixiert: Es erfolgte de factoauch eine Entmenschlichung desJesus von Nazareth, der humanenBotschaften des (homoiousios=gottwesensähnlichen)Menschen Jesusvon Nazareth zugunsten seiner Göttlichkeit(er ist homoousios=gottwesensgleich).Konsequenz: Den WillenGottes zu verkünden, ist Sache derKleriker! Die Tendenz war: Weg vonder jesuanisch-jüdisch-aufklärerischenhumanistischen Gläubigen-Bewegung,hin zur Stärkung des paulinisch-römischenantisemitischenAutoritarismus der „schriftgelehrten“staatsreligiösen Kleriker.Anstelle eines kargen Triebverzichts-Judentumspräsentierte manerfolgreich ein populistisch-flachesHeidenchristentum (Sigmund Freudschrieb von „schlecht getauftenChristen“).Dann ging der Weg über die Kirchenväterin die Inquisition, in die Pogromeund Kreuzzüge, in mörderische Gewaltaktez. B. der Wiener Gesera 1420und der Nazis in der Schoa u. v. a.Seit 20 Jahren gibt es katholischerseitseine verschleiernde flacheEntschuldigungskultur, aber keinewirkliche Betroffenheit und Scham.Franz Huber, 1040 WienSchutz des Lebens um jeden Preis?Von Josef Christian AignerNr. 44, Seite 11Dieser Artikel spricht „aus meinerganzen Seele“. Voller Überzeugungkann ich Ihren Worten in jederHinsicht nur beipflichten.P.S. Meine Zustimmung gilt übrigensfür all Ihre Kommentare in derFURCHE – bitte häufiger!Wolfgang AuerMaria EnzersdorfHTL-Religionslehrer in PensionAllgemeinLeider ist mir als Abonnent dieAusgabe Nummer 45 nicht zugestelltworden, sodass ich extra zumWestbahnhof fuhr, um mir diesenachzukaufen. Ansonsten kann ichnur sagen: Jede Woche eine nötigeWohltat, DIE FURCHE am Donnerstagnachmittags lesen zu können! Geradein so unruhigen Zeiten wie jetzt sindBlätter wie DIE FURCHE essenziell.Thomas Stein, 1120 WienUnd dann gibt dieses Jahr zumzweiten Mal einen weiterenKalender mit dem Motto: 24Tage, 24 Spiele. Diese Variantebesteht aus 24 voneinanderunabhängigen Spielen und dasheißt: Jedes Türchen ist einSpielchen mit einer eigenenGewinnchance. Bis zu zehnGewinne pro Kalender sind möglich,der Hauptgewinn beträgt250.000 Euro.In beiden Fällen ist ein Gewinnpro Kalender garantiert, dadurcheignen sich die Adventkalenderauch bestens alsGeschenk. Die Adventkalenderzum Rubbeln sind zum Preisvon 10 Euro bzw. 20 Euro in denAnnahmestellen der ÖsterreichischenLotterien erhältlich.Adventkalender zum Rubbeln inzwei Varianten. In beiden Fällengewinnt jedes Los.Foto: © Österreichische LotterienIN KÜRZEBILDUNG■ Schulamt weist Kritik zurückRELIGION■ Hans Waldenfels (1931–2023)GESELLSCHAFT■ Vivian Silver (1949–2023)GESELLSCHAFT■ Kinderpalliativstation eröffnetDer Lehrkräftemangel beschäftigt auch diekatholische Kirche: Dass Religion verstärktpensioniertes Lehrpersonal und Quereinsteigerunterrichten, sorgt für Kritik. WolfgangWeirer, Religionspädagogik-Professorin Graz, meinte im ORF, für kirchlichbestellte Lehrkräfte reiche eine österreichischeStaatsbürgerschaft und die Matura. Dasweist Andrea Pinz, Vorsitzende der diözesanenSchulamtsleiter, zurück. Eine qualitätsvolleAus- und Fortbildung habe oberste Priorität.Von den insgesamt 7300 katholischenReligionslehrkräften hätten 320 ihr Studiumnoch nicht abgeschlossen . Lediglich drei hättennoch keine pädagogische Ausbildung.Der Jesuit, Theologe und Experte für fernöstlicheReligionen verstarb im 93. Lebensjahr.Er studierte Philosophie in Pullachbei München und Theologie in Tokio, wo er1963 die Priesterweihe empfing. WeitereStudien in Theologie und Religionsphilosophieabsolvierte er in Kyoto, Rom und Münster.Von 1977 bis 1997 lehrte er als Professorfür Fundamentaltheologie, Theologie dernicht-christlichen Religionen und Religionsphilosophiein Bonn. Zu seinen bekanntestenVeröffentlichungen gehören das von ihm herausgegebene„Lexikon der Religionen“ unddie „Kontextuelle Fundamentaltheologie“.Auch für die FURCHE schrieb Waldenfels.Die israelische Friedensaktivistin ist beidem Anschlag der Hamas auf den KibbuzBeeri im Süden Israels am 7. Oktober getötetworden, wie nun bekannt wurde. Vivian Silver,die in Winnipeg geboren wurde, wandertevor 50 Jahren nach Israel aus und gehörtezu den Mitbegründerinnen des Kibbuz Gezerin Zentralisrael. Ab 1990 lebte sie in Beeri.Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedernder israelisch-palästinensischen Friedensorganisation„Women Wage Peace“ (Frauenstiften Frieden), die nach dem Gazakriegvon 2014 entstand. Als einzigen Weg aus demKonflikt sah sie ein Friedensabkommen zwischenIsraelis und Palästinensern.In Wien-Währing wurde ein neues Kinderpalliativzentrumeröffnet – der „Momo Zeitraum“.Ab 5. Dezember können schwerstkrankeKinder, deren Geschwister sowieEltern zusätzlich zu den mobilen Einsätzender Organisation auf 460 Quadratmetern tagesstationärbetreut werden. Geboten werdenmedizinische Versorgung, Entlastungspflegeund therapeutische Behandlung.Obwohl in Österreich mit Jänner 2022 dasHospiz- und Palliativfondsgesetz in Kraftgetreten ist, ist der „Zeitraum“ ausschließlichdurch Spenden finanziert. Bei „ Momo“hofft man aber, dass es rasch eine Zusagezur Regelfinanzierung gibt.
DIE FURCHE · 4616. November 2023Literatur17Eine erstmals in deutscher Sprachevorliegende Monografie erinnertan den französischen PhilosophenHenri Bergson (1859‒1941), denErfinder des élan vital.Von Oliver vom HoveZuweilen braucht es einenetwas in Vergessenheitgeratenen Philosophen,um sich derKoordinaten der Moderneerneut zu versichern. Aufschlussreichsind dabei Literaturund bildende Kunst, die als kulturellerImaginationsraum einerGesellschaft gewissermaßen diefrühvollendeten Zukunftsideenaus der Vergangenheit zurück insBewusstsein der Gegenwart rufen.Dieses Aufbegehren im Namender erlebten Zeit rief als einen derersten Philosophen den 1859 geborenenFranzosen Henri Bergsonauf den Plan. Von Beginn anhieß es für ihn: Unabhängigkeitim Denken. Also enthielt bereitsseine Dissertation „Über die unmittelbarenGegebenheiten desBewusstseins“ jene These, diesein Werk maßgeblich prägte:Dauer statt Zeit. (Auf Deutsch als„Zeit und Freiheit“ erschienen.)Entgegen dem mechanistischenZeitverständnis der Physik seidie Zeit nichts statisch Fassbares,sondern als ein Kontinuumdes erlebten Bewusstseins zu begreifen.Bergson sah „im Fließendes inneren Lebens“ das Argumentfür die durée. „Die ganz reineDauer“, so formulierte er, „istdie Form, die die Sukzession unsererBewusstseinsvorgänge annimmt,wenn unser Ich sich demLeben überlässt, wenn es davonabsieht, zwischen den gegenwärtigenund den vorhergehendenZuständen eine Trennung zu vollziehen.“Die wahre Zeit, so könnteman sagen, ist gewissermaßenein „Automobile“ unseres gefühltenBewusstseins.Im Auge des Wandels um 1900Mit einem Salto war der 30-Jährigedamit mitten in die philosophischeDebatte seiner Zeit gesprungen.So wurde Bergsonknapp vor 1900 der gefeierte Hauptakteureines philosophischen Umbruchs,der sich anschickte, denintellektbeherrschten Materialismusund Positivismus zu überwinden.Bergsons Auffassung derDauer beeinflusste die Kunst seinerZeit maßgeblich. Marcel Duchampetwa nannte einen Teil seinesKonzepts der Ready-madesdurée plastique. Und die Schriftsteller,allen voran Valery Larbaudund Marcel Proust (der alsStudent bei seinem weitläufigenVerwandten Bergson Vorlesungenbesucht hatte), integrierten dieImmanenz der Zeit in die Eloquenzihrer Erzählkunst.Begeisterung löste Bergson mitseiner Definition des élan vitalaus. Das Wesen des Lebens sahder Denker in der Schwungkraftder schöpferischen Entwicklungverwirklicht. Diese, 1907 im Haupt-werk „L’Évolution créatrice“ („Dieschöpferische Evolution“) in metaphysischerWeiterführung derantiken ars vivendi beschriebeneLebensphilosophie machtevor allem unter den Künstlernder Avantgarde Furore. Das Strebennach Intensität bedeutete indesnicht nur für die Ästhetik derModerne eine bedeutende Schubkraft,es beförderte auch im Politischenden Hang zur Revolte.Georges Sorel schrieb 1908 seineberüchtigten „Réflexions sur laviolence“ (auf deutsch 1928 „Überdie Gewalt“), die als Inspirationsquellelinker wie rechter Gewaltlegitimationdienten.Bergson selbst hielt die ausder Intuition erfasste Dauer fürdie lebendige Mitte seiner Lehre.Mit ihr beschrieb er die innereWahrnehmung der Zeit als Bedingungder Möglichkeit von Erfahrung.Die Wirkungsgeschichtehat ihn bestätigt. Die moderneRoman literatur hat das Zeitgefühlgrundlegend verändert. DieAuffassung des Existierens inder Zeit wurde nicht mehr maßgeblichdurch eine als sukzessivempfundene Kette von Geschehnissenbestimmt, sondern durchdas Erlebnis simultaner Ereignisse,die zumindest vorläufig nichtkausal zusammenhängen. DiesePerspektive hat den Begriff desSubjekts derart verändert, dasssich Identität nicht mehr als Resultatvon vorgefertigten SelbstundFremdzuschreibungen aufbaut,sondern als etwas Latenteszeigt, das sich durch die Ereignisseverändert und fortbewegt.Die Wiedergewinnung des verinnerlichtenWeltgefühls und einersimultan erlebten Erinnerungist von den Künstlern undKritikern im Nachklang der Romantikim 20. Jahrhundert oftmalswiederholt worden. Gemeinsamwar ihnen das Gefühl, dieIdentität sei als vorgefertigte, verbürgteEinheit nicht mehr haltbar,sie sei vielmehr, wie D. H. Lawrencees beschrieben hat, „nichts weiterals ein zufälliges Miteinanderim Strom der Zeit“.Die soeben wieder aufgelegteMonografie von Vladimir Jankélévichaus den 1930er Jahren(1959 erweitert) ist so vielschichtigwie enigmatisch: eine Gesamtstudiefür Fachleute, für in denFachdiskurs Eingeweihte. Leichterfällt da die Lektüre der Schriftenvon Bergson selbst – für seinstil sicheres Werk erhielt der Philosoph1927 den Nobelpreis fürLiteratur. In dem Spätwerk „Diebeiden Quellen der Moral undder Religion“ findet man etlicheHauptthemen seiner Bewusstseinsphilosophie.Es ist oft verblüffend,mit welcher Klarsichtund Wahrheitstreue Bergson, derFoto: Getty Images / Ullstein BildZeit, verwandeltin Dauerauch einen vielbeachteten Essayüber das Lachen verfasste, seineEinsichten zu vermitteln wusste.Als Franzose der clarté verpflichtet,dekretierte er: „Es gibt keinephilosophische Idee, sei sie nochso tief und subtil, die man nicht ineiner jedermann verständlichenSprache ausdrücken könnte undausdrücken müsste.“Bergsons Mutter war Engländerin,sein Vater ein aus Polen stammenderMusiklehrer und Komponist.In seiner frühen Kindheitlebte die jüdische Familie erst inder Schweiz und dann in London,ehe sie 1866 nach Paris übersiedelte.Henri wurde in einem Internatunter anderem von einemRabbiner unterrichtet. Dem jüdischenGlaubensritus blieb er späterindes durchweg fern.Das Leben im FokusIn den dreißiger Jahren hattesich Bergson, dessen Philosophiegern als „mystischer Realismus“charakterisiert wird, der katholischenReligion zugewandt, wolltesich aber als Jude nicht zu einerZeit „von jenen trennen, die schonmorgen die Verfolgten sein werden“.Unter der Vichy-Regierungim besetzten Frankreich lehnteder Philosoph das Angebot ab, ihnvon den Reglementierungen zubefreien, denen Juden unterworfenwurden. Der 81-Jährige starbam 4. Januar 1941. Er soll sich eineLungenentzündung zugezogenhaben, als er im Winter in einerWarteschlange ausharrte, umsich als Jude registrieren zu lassen.„Am Ende seines Lebens“, hieltLudwig Marcuse fest, „bekannteer sich, um politisch ganz deutlichzu werden, zum Judentum,dem er sich seit langem sehr weitentfernt hatte.“„ Es ist oft verblüffend,mit welcher Klarsichtund WahrheitstreueBergson seine Einsichtenzu vermitteln wusste. Suhrkamp“ VladimirJankélévitchNeuentdeckt1927 wurde Bergsonmit dem Nobelpreisfür Literaturausgezeichnet.Nach einer Zeit desVergessens wurdenseine Lehrenwiederentdeckt.Ab 1914 war der berühmte französischeGelehrte Mitglied deraltehrwürdigen Académie francaisegewesen. In seiner „Redeauf Bergson“ nach dessen Tod resümiertePaul Valéry dort: „Währendseit dem 18. Jahrhundertdie Mehrzahl der Philosophenvon physikalisch-mechanischenAuffassungen beeinflusst waren,hatte sich unser berühmterKollege glücklicherweise zu denWissenschaften des Lebens verführenlassen. Die Biologie inspirierteihn. Er betrachtete das Leben,verstand es und begriff esals Trägerin des Geistes. Er scheutesich nicht, in der Beobachtungseines eigenen Bewusstseinsmanche Erhellung für Problemezu suchen, die nie zu lösen seinwerden. Aber er hat das großeVerdienst, den Sinn für eine Betrachtungneu geweckt und rehabilitiertzu haben, die unseremWesen näher ist, als es eine reinlogische Entwicklung von Begriffensein kann, die einwandfreizu definieren übrigens im allgemeinenunmöglich ist. Der wahreWert der Philosophie besteht nurda rin, das Denken auf sich selbstzurückzuführen.“Henri BergsonHenri BergsonVon Vladimir JankélévitchAus dem Französischen vonUlrich Kunzmann. Mit einemNachwort von Andreas VejvarSuhrkamp 2022635 S., geb., € 39,10
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