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DIE FURCHE 16.11.2023

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DIE FURCHE

46 · 16. November 2023DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 6,–„Für den Kinderwunschtut man alles“Bürgerinitiativen-GründerinSabrina Krobath und MartinaKronthaler („Aktion Leben“)im Streitgespräch zu „SocialEgg Freezing“. · Seiten 12–13Volkspartei: Die Mitte bleibt frei Wege zu einer neuen Sexualmoral Zeit, verwandelt in DauerDie SPÖ geht nach links, die FPÖ nach rechts.Um die Mitte zu gewinnen, muss die ÖVP ihre Leereüberwinden, meint C. M. Auer. · Seite 6Zum Opus magnum „Christliche Beziehungsethik“des Moraltheologen Martin M. Lintner, der ins Visierdes Vatikan geraten ist. · Seite 9Eine Monografie erinnert an den französischenPhilosophen Henri Bergson (1859–1941), denErfinder des élan vital. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4Illustration: Rainer MesserklingerDer Osten.Nah und doch so fernDie Welt steht vor einer Neuordnung: Das zeigtauch der Krieg im Nahen Osten. Die USA unddie EU bemühen sich um Dialog, doch Russlandund China könnten dazwischenfunken –auch auf dem benachbarten Balkan.Foto: Wolfgang MachreichAbschied voneinem EuropäerKar(e)l Schwarzenberg hat Mitteleuropawie kein anderer verkörpert.Nun ist er 85-jährig in Wiengestorben. Erinnerungen vonWolfgang Machreich und OtmarLahodynsky sowie eine historischeWürdigung von Erhard Busek.Seiten 5 und 14Die Absetzung des katholischen Bischofs Joseph E. Strickland in Texas hat mehr mit der Weltlageund dem globalen Erstarken des Autoritarismus zu tun, als man vermuten würde.Politisierende ReligionAUS DEM INHALTFreiheitskompatible NachhaltigkeitEs braucht eine liberale Ordnung, diegleichzeitig ökologische Grenzen akzeptiert,fordert Philipp Krohn in „Ökoliberal“.Über ein Buch zur rechten Zeit. Seite 8Von Otto FriedrichWenn einer Videos verbreitet,in denen Papst Franziskusals „teuflischerClown“ bezeichnet wird,oder öffentlich Zweifelanmeldet, ob Franziskus der rechtmäßigePapst ist, wenn derselbe die Weltsynode als„Müll“ bezeichnet und Franziskus vorwirft,er unterminiere die Fundamente des Glaubens,dann vermutet man hinter derartigenverbalen Aktivitäten nicht unbedingt einenkatholischen Bischof.Joseph E. Strickland, der Verbreiter obigerBotschaften und bis letzten SamstagBischof der kleinen Diözese Tyler in Texas,ist ein Star des rabiaten Rechtskatholizismusin den USA. Nun hat er mit seinenoft via X (vormals Twitter) in die Weltgesetzten Verbalinjurien den Bogen überspanntund wurde von seiner Aufgabe alsDiözesanbischof entbunden. Selbstredend,dass Strickland auch als Coronaleugnernotorisch ist sowie als glühender Trump-Anhänger: Des Ex-Präsidenten offenkundigeMissachtungen von mehreren der ZehnGebote sind dem eifernden Kirchenmannoffenkundig egal.Die Absetzung Stricklands lässt sein Kirchenlagereinmal mehr mit Schaum vor„ Auch in der ‚weltgrößtenDemokratie‘ Indienstehen die Zeichenauf einem unseligenreligiösen Revival.“dem Mund zurück: Die Plattform kath.netgeiferte hierzulande mit der Behauptung,dies sei des Papstes „Kriegserklärung andie US-Katholiken“. Und bereits in den Wochenzuvor hatte kath.net den Kardinalund Papstkritiker Gerhard Müller zitiert,die Vorwürfe gegen Strickland seien „einAmtsmissbrauch gegen das göttliche Rechtdes Bischofsamtes“.In den einschlägigen Anti-Franziskus-Foren werden längst – kaum realisierbare –Szenarien diskutiert, wie man diesen Papstabsetzen könnte. Und es fällt einmal mehrauf, dass solcher Kirchenflügel, der sonst soauf der absoluten Unterordnung unter denPrimat des Papstes zu bestehen pflegt, diesesDogma ganz schnell vergisst, wenn derPontifex nicht so agiert, wie es die Erzkonservativenwollen.Erstaunliche KoalitionenDas ist aber längst mehr als eine innerkirchlicheAngelegenheit: Denn hinter denVorgängen verbirgt sich eine politischeAgenda, die in verschiedenen Ausformungenglobal zu beobachten ist. In den USAfußt das Trump-Lager – so moralisch verwerflichder Ex-Präsident auch leben undagieren mag – auf der Unterstützung durchdie christliche Rechte, die wiederum eineerstaunliche Koalition zwischen evangelikalemFundamentalismus und katholischer„Traditions- und Glaubenstreue“ darstellt.Diese Koalition eint ein antiaufklärerischerZug, der letztlich auch die Demokratieinfrage stellt. Dann dürfen wissenschaftlicheErkenntnisse wie die Evolutionstheorienicht mehr in der Schule gelehrt werdenund Menschenrechte stehen infrage, wennsie – etwa im Fall von LGBTQ-Rechten –religiösen Vorstellungen widersprechen.Derartige, durch politisierende Religionhervorgerufene Verwerfungen sind – globalgesehen – die Regel, nicht die Ausnahme.In islamisch dominierten Gesellschaften,in denen Aufklärung oder auch Demokratieviel weniger verankert ist als in Europa,tragen antiwestliche Affekte im Verein mitreligiösen Versatzstücken ja schon langzur Stabilisierung diktatorischer Regimesbei. Aber auch im bislang als „weltgrößteDemokratie“ apostrophierten Indien stehendie Zeichen auf einem unseligen religiösenRevival: Jüngsten Berichten zufolgewurden in Indien die Evolutionstheorieund das Periodensystem der Elemente ausden Lehrbüchern gestrichen – zugunstenvon hindu-religiösen Vorstellungen.Das alles ist mehr als bloß ein Vorbote.Politisierte Religion wird zum Handlangerder Macht und des erstarkenden Autoritarismus– weltweit. Auch von daher hat derKulturkampf innerhalb des US-Katholizismusweit mehr mit dieser Weltlage zu tun,als die konkrete Absetzung eines Provinzbischofsvermuten ließe.otto.friedrich@furche.atDurch die LappenDie meisten Putzkräfte in privaten Haushaltenarbeiten ohne Anmeldung. Dabei gibtes Nachteile für beide Seiten. Seite 11„Frieden“ als Komplize von Gewalt?Die christliche Solidarität mit Israel stolpert.Paul-Henri Campbell meint, dass es statthalbherziger Friedensappelle ein wehrhaftesChristentum braucht. Seite 15Mehr Ziegen, weniger DebatteClemens J. Setz hat für seinen biografischenRoman „Monde vor der Landung“ den ÖsterreichischenBuchpreis erhalten. Eine Besprechungvon Veronika Schuchter. Seite 18„Manche wachsen über sich hinaus“Pandemie, Krieg und Teuerung führten zuvermehrtem Stress und Angst. PsychologinAlena Slezáčková über Strategien, wie mangestärkt aus schwierigen Zeiten hervorgehenkann. Seiten 22–23furche.atÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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