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DIE FURCHE 16.10.2024

DIE FURCHE

42 · 17. Oktober 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Und wieder scheiden sich die Geister Österreichs PEN-Club unterschreibt eine Resolution des PEN Palestine. Warum? Ein Offener Brief von Hellmut Butterweck. · Seite 15 Von Geistlichen mit Geldkoffern Handys verbannen! Kunst für eine bessere Welt Das bevorstehende EU-Referendum in der Republik Moldau wird von Russland mit Desinformationskampagnen torpediert. · Seite 7 Immer mehr EU-Länder verbieten Smartphones in Schulen. Aber in Österreich fehlt eine einheitliche Regelung. Ein Fehler. · Seite 13 Die europäische Wanderkunst-Biennale „Manifesta“ sucht in Barcelona nach einer sozial- und umweltfreundlicheren Zukunft. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–6 Der neue Nationalrat wählt seinen – unabsetzbaren – Präsidenten. Wolfgang Sobotka über die Macht dieses Amtes. Und: wie strongmen à la Trump Demokratien sprengen können. Foto: Getty Images / DeAgostini Jesus: Männlich, weiblich, queer? Allmächtig? Foto: iStock / Mustapha Gunnouni Gott ist in Jesus Mensch geworden. Aber warum als Mann? Anselm Schubert legt eine ebenso faszinierende wie irritierende „Geschlechtergeschichte“ vor. „Christus (m/w/d)“ ist das wohl meistdiskutierte theologische Buch des Jahres. Seite 9 Fast 30 Jahre ist er im Amt, zwei Mal galt er gar als papabile. Wenn Kardinal Schönborn bald in den Ruhestand tritt, wird er eine Lücke hinterlassen, die schwer zu füllen ist. Franziskus’ bester Mann AUS DEM INHALT Budgetloch stopfen Träumereien von Steuersenkungen ohne Gegenfinanzierung kollidieren mit der Wirklichkeit. Ein Gastkommentar von ÖGB-Ökonomin Helene Schuberth. Seite 8 Von Till Schönwälder Ein „Paukenschlag“, wie er von manch Medium verbreitet wurde, ist der bevorstehende Abschied von Kardinal Christoph Schönborn von der Spitze der Wiener Erzdiözese nicht. Bereits seit Monaten ist bekannt, dass der Wiener Erzbischof aller Voraussicht nach rund um seinen 80. Geburtstag am 22. Jänner in den Ruhestand treten wird. Schönborn selbst hatte seinen Rücktritt, wie es kirchenrechtlich vorgesehen ist, bereits 2019 mit Vollendung seines 75. Lebensjahrs angeboten. Gehen lassen hat ihn Franziskus letztlich nicht, zu wichtig war und ist der in Rom bestens angeschriebene Kardinal für den Papst. 1995 wurde Schönborn zum Wiener Erzbischof ernannt – mitten in der bis dato größten Krise der katholischen Kirche in Österreich, ausgelöst durch den Missbrauchsskandal rund um seinen Vorgänger, Kardinal Hans Hermann Groër. Nach holprigem Start sollte Schönborn dennoch eine Ära prägen. In den letzten drei Jahrzehnten war er für die Österreicher der Kirchenmann schlechthin, in der Öffentlichkeit hat sein – wenn auch wohldosiert erhobenes – Wort Gewicht. In Erinnerung bleibt etwa seine Kritik an Positionen der FPÖ. Auch „ Ein Dreiervorschlag liegt bereits in Rom. Sein Nachfolger wird Managementqualitäten brauchen. “ während der Corona-Pandemie war die Linie Schönborns eindeutig. In Sachen Missbrauch hielt unter ihm als Vorsitzenden der Bischofskonferenz eine „Nulltoleranzpolitik“ Einzug. Mit der Unabhängigen Opferschutzkommission wurde 2010 eine Stelle eingerichtet, an die sich Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche wenden können. Das Projekt fand national wie auch international Beachtung. Konservative Positionen Kirchenpolitisch ist Schönborn dem konservativen Spektrum zuzurechnen. Hinsichtlich der Weihe von Frauen zu Dia koninnen oder Priesterinnen ist seine Position nach wie vor ablehnend. Zum Papstpapier Fiducia supplicans, das die Segnung von homosexuellen Paaren unter bestimmten Voraussetzungen ermöglicht, sagte er in der französischen Kirchenzeitung Famille Chrétienne im August, dass es die „Hilflosigkeit der Kirche“ zeige. Seine öffentliche Kritik am deutschen Synodalen Weg kann durchaus als mittelschweres Foul bezeichnet werden. Dass am 18. Jänner 2025 zu Schönborns „Abschiedsfest“ bereits ein Nachfolger feststeht, ist indes alles andere als sicher. So hat der Papst entweder die Möglichkeit, das Rücktrittsgesuch nunc pro tunc (jetzt für später) anzunehmen, was bedeuten würde, dass Schönborn bis zur Ernennung eines Nachfolgers im Amt verbliebe. Ebenfalls möglich wäre es, die Spitze der Erzdiözese vorerst mit einem Apostolischen Administrator, also einem Übergangsleiter, aus den Reihen der Diözesanleitung zu besetzen, bis ein Nachfolger gefunden wird. Im Falle Schönborns dürfte dieser Prozess allerdings schon weit fortgeschritten sein. Ein Dreiervorschlag liegt bereits in Rom. Welche Namen sich auf der Liste befinden, ist traditionell Gegenstand wilder Spekulationen. So wurde neben aktuellen Bischöfen bereits eine Unzahl bekannter Geistlicher als potenzielle Schönborn-Nachfolger ins Spiel gebracht. Ausgehen kann man davon, dass Schönborn als Franziskus- Vertrauter selbst in den Auswahlprozess maßgeblich eingebunden ist. Wenn Schönborn Anfang des kommenden Jahres seinen Ruhestand antritt, wird er fast 30 Jahre lang Wiener Erzbischof gewesen sein – und damit sogar die Rekordamtszeit Kardinal Franz Königs um einen Monat übertroffen haben. Bei seinem Nachfolger werden insbesondere Managementqualitäten gefragt sein. So steht in der Erzdiözese eine immer wieder aufgeschobene Strukturreform dringend an. Auch finanziell wird man neue Wege beschreiten müssen, ein Sparkurs wurde bereits eingeschlagen. Klar ist, wer auch immer Schönborn nachfolgen wird: Die Fußstapfen, wie auch die Herausforderungen, sind groß. till.schoenwaelder@furche.at Jesus war kein Moslem Der Judenhass bei den 16- bis 27-Jährigen ist seit dem 7. Oktober zwar „stabil“, doch er wird „lauter“. Eine Wiener Mittelschullehrerin erzählt aus der Praxis. Seite 12 Scheuklappen der Eitelkeit Den ewigen Fortgang von Dummheit und Dreistigkeit zeigt Stephanie Mohrs Inszenierung von „Biedermann und die Brandstifter“ im Theater in der Josefstadt. Seite 19 Die Medienpolitik ist am Zug Die nächste Bundesregierung muss bis März 2025 das ORF-Gesetz sanieren. Und auch für den privaten Markt braucht es dringend Lösungen. Eine Analyse. Seite 22 Beziehung gut, alles gut! „Nach der Ausbeutung“: Autor Kocku von Stuckrad über die relationale Wende als Revolution in der Wissenschaft – und die Folgen für eine neue Mitwelt-Ethik. Seite 23 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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