DIE FURCHE · 24 18 Wissen 15. Juni 2023 Von Manuela Tomic MOZAIK Cockta und Čolić Als Teenager hatte Mutter nur Augen für den jugoslawischen Popstar Zdravko Čolić. Mit Lederjacke und langen braunen Haaren schmachtete er Mutter von seinem Albumcover „Ti i ja“, „Du und ich“, an. Čolić verkörperte das neue Jugoslawien, eine Pop-Nation im Cockta-Rausch, die einen jungen Wilden im roten Lederanzug vergötterte. Cockta, das war das kommunistische Coca-Cola. Von dem picksüßen Getränk berauscht, lernte meine Mutter meinen Vater kennen. Auch er trug schulterlanges Haar und eine braune Lederjacke. Seine Oberlippe wurde von einem dichten Schnauzbart bedeckt. „ Mit seinem Fićo, einer kleinen hellblauen Kiste, rollte er den Abhang hinunter, riss dabei die Autotür auf und lehnte sich weit hinaus. Ich stelle mir sein schelmisches Lachen vor, das seine großen Ohren wackeln lässt. “ Vater roch nach Zigaretten und Rakija und war wie James Dean für jeden Stunt bereit. Mit seinem Fićo, einer kleinen hellblauen Kiste, rollte er den Abhang hinunter, riss dabei die Autotür auf und lehnte sich weit hinaus. Ich stelle mir sein schelmisches Lachen vor, das seine großen Ohren wackeln lässt. Als ich im letzten Urlaub mit meiner Familie in Istrien auf einer Terrasse am Meer saß, ertönte zwischen den Jugendhits meiner Eltern plötzlich eine tiefe Chanson-Stimme aus dem Radio, die mir noch unbekannt war. Es handelte sich um den Mentor von Čolić, den legendären Liedermacher und Poeten Arsen Dedić. Auf einem Jugendfoto aus den 1950er-Jahren hält er einen Stift in der Hand, wirkt nachdenklich, seine Augen wie zwei schwarze Höhlen, die Haare glattgescheitelt. Er war der stille Antiheld, den ich so lange suchte. „Der ist doch viel besser als Čolić“, sagte ich zu Mutter, aber sie winkte nur ab: „Zu melancholisch!“ Vaters abenteuerlichen und spitzbübischen Kunststücke überzeugen sie seit 43 Jahren. Cockta und Čolić sind für mich nichts. Ich Feigling höre lieber Dedić, trinke Cola statt Cockta und mein Freund hat keinen Führerschein. FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic ist in Sarajevo geboren und in Kärnten aufgewachsen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Kultur, Identitäten und die Frage, was uns verbindet. Möchten Sie mozaik abonnieren und das neueste Stück digital lesen? furche.at/newsletter Foto: Privat „Wir leben in einer Welt der Vampire“ Psychiater Ansgar Rougemont untersucht versteckte Wunden – und zeigt, wie traumatische Prägungen den ökosozialen Wandel blockieren. Über die toxische Dynamik der Verdrängung. Von Martin Tauss Sie schlummern oft bedrohlich im Verborgenen: „Die Häufigkeit der traumatischen Belastungen in der Bevölkerung ist erschütternd“, schreibt Ansgar Rougemont-Bücking in seinem Buch „Das Zeitalter der Vampire“ (2022), in dem der neueste Stand der Trauma-Forschung nachzulesen ist. Die gesundheitlichen und sozialen Folgen dieser „versteckten Epidemie“ sind dramatisch. Aber nicht nur das: Auch was es politisch und kulturell zu bedeuten hat, dass unsere Gesellschaften „durchtränkt sind von Trauma und Traumafolgestörungen“, wird hier radikal durchdacht. Rougemont forschte an mehreren Universitäten, darunter in Harvard, über Trauma-Mechanismen im Gehirn. Der deutsche Psychiater und Psychotherapeut ist in freier Praxis in Vevey sowie an der Universität Freiburg in der Schweiz tätig. DIE FURCHE führte mit ihm ein Telefon-Interview. DIE FURCHE: Wie lässt sich Trauma angesichts der neuesten Befunde beschreiben? Ansgar Rougemont-Bücking: Menschen passen sich stets an ihre Lebensumstände an. Wenn diese überfordernd sind, kann der Organismus nicht anders, als dass er bestimmte Anteile abspaltet: z. B. tiefen Schmerz, Traurigkeit, Einsamkeit oder Verlassensein. Das führt zur Schwierigkeit, die Gegenwart voll zu erleben und kann die Person nachhaltig beschädigen. Trauma wurde zunächst nach Einzelereignissen beschrieben – etwa nach einem Erdbeben oder Autounfall, einer Vergewaltigung oder einer Krebsdiagnose. Doch in den letzten Jahren wurde die „komplexe Traumafolgestörung“ in der Psychiatrie eingeführt, da es häufig chronische Belastungen sind, die Menschen überfordern. Da geht es um traumatische Beziehungen in Familie oder Beruf. Wenn eine Person immer wieder eine überlastende Situation erlebt, muss sie sich umso mehr anpassen. Eine typische Folge ist das Stockholm-Syndrom, in dem Menschen trotz aller Widrigkeiten ein positives emotionales Verhältnis gegenüber der misshandelnden Person entwickeln. Dabei handelt es sich freilich um keine authentische Beziehung zwischen gleichberechtigten Partnern. In einer traumatischen Bindung muss man sich mit einer fortlaufenden Misshandlung arrangieren, und dies führt dazu, sich die Gegenwart schönzureden und ein rundherum positives Narrativ aufzubauen. „ Wir können nicht so weiter wirtschaften wie bisher, da sich zu viele Menschen über ihre Grenzen verausgaben. “ DIE FURCHE: Die Bewältigung eines Traumas ist oft langwierig. Welche Therapieansätze stehen heute zur Verfügung? Rougemont: Es geht darum, etwas an sich Unerträgliches ins Bewusstsein zu bringen und ansprechbar zu machen. Dazu gibt es etwa körperzentrierte Verfahren, Hypnose, Therapien mit speziellen Augenbewegungen, holotropem Atmen oder psychedelischen Substanzen, die den Schmerz aufdecken können. Allen diesen Ansätzen ist gemein, dass die herkömmlichen Wege des Denkens und Fühlens verlassen werden. Man sucht so die kontrollierte Exposition mit dem verborgenen emotionalen Anteil. Die Tür, die zum agitierten Raum der Trauma-Erinnerung führt, wird vorsichtig geöffnet. Große Sorgfalt ist angebracht, damit diese Annäherung nicht in einer „Bombenexplosion“ endet. Denn eine Überforderung kann auch im Rahmen einer Therapie stattfinden und die Patienten erneut traumatisieren. DIE FURCHE: „Trauma ist die unsichtbare Kraft, die unser Leben formt“, schreibt der Arzt und Bestseller-Autor Gabor Maté. Auch nach der Lektüre Ihres Buches erhält man den Eindruck: Trauma gehört zur Normalität. Wie zeigt sich das Phänomen in seinen subtilen, „normalen“ Formen? Rougemont: Die gesellschaftliche Realität erzeugt eine traumatische Überlastung bei seinen besonders exponierten Mitgliedern. In meine Praxis kommen oft Leute aus der Mitte der Gesellschaft. Die Anpassung an übergriffige Beziehungen erfolgte meist schon früh in Familie und Schule. Es gab übertriebene Glaubenssätze wie „Man muss stets fleißig sein“ oder „Schmerz muss man eben aushalten“. Entsprechende Anpassung wurde sozial belohnt. Wenn wir uns zu sehr damit identifizieren und all unser Streben in diese vermeintlichen Tugenden hineinlegen, werden wir krank, und zwar gerade auch dann, wenn wir, von außen betrachtet, sehr erfolgreich sind. DIE FURCHE: Aber wenn Fleiß in der Familie hochgehalten wird, muss das doch nicht übergriffig oder pathologisch sein! Es kann einfach ein wichtiger Wert sein, den man als Kind vermittelt bekommt ... Rougemont: Das stimmt. Natürlich gibt es auch den positiven Aspekt der Anpassung. Aber wenn Sie bei der Arbeit stets Ihr Bestes geben und keine Anerkennung finden, dann entsteht irgendwann ein Bruch. Ich sehe das oft in der Begleitung von Burnout-Patienten, die sich an hohen beruflichen Stress anpassen, der heute als Norm gesehen wird. Wenn sie trotz all ihres Engagements gekündigt werden, bricht für sie alles zusammen. Die Lösung des Problems ist dann nicht, dass diese Menschen rasch wieder Arbeit finden. Vielmehr müssen sie sich fragen: Warum fühle ich mich existenziell bedroht, wenn in der Arbeit etwas schief läuft? Gibt es nicht auch andere Werte für mein langfristiges psychisches Wohlergehen? DIE FURCHE: Sie schlagen die Brücke von Ihren therapeutischen Erfahrungen zur
DIE FURCHE · 24 15. Juni 2023 Wissen 19 Gesellschaftskritik. Was sollte sich Ihrer Sicht nach ändern? Rougemont: Wir können nicht so weiter wirtschaften wie bisher, da sich zu viele Menschen über ihre Grenzen verausgaben. Zudem gibt es viele unsinnige Arbeitsprozesse. Wünschenswert wäre, dass wir wieder mehr Zeit für uns selbst und den sozialen Austausch bekommen, jenseits der ökonomischen Verwertbarkeit. Angesichts der fortschreitenden Automatisierung werden Arbeit und Lebensrecht immer mehr entkoppelt. Das wird eine riesige Herausforderung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und spricht für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Technisch und logistisch gesehen hätten wir ja die Möglichkeit, dass wir weniger arbeiten müssen: Drei bis vier Stunden pro Tag wären wahrscheinlich schon ausreichend! DIE FURCHE: Bekommen Sie nicht oft zu hören, dass Sie ein weltfremder Idealist sind? Rougemont: Bei meinen Vorträgen erlebe ich viel positive Resonanz im Publikum. Als Psychiater sehe ich es als meine Pflicht, dass ich mir auch zu sozialen Belangen Gedanken mache. Über Jahrtausende ging es der Menschheit darum, unter schwierigen materiellen Bedingungen zu überleben. Doch die Sichtweisen, die dieser brutale Überlebenskampf hervorgebracht hat, sind längst überholt. Jetzt wäre es technisch machbar, dass die meisten Menschen einen einigermaßen guten Lebensstandard haben. Dennoch halten wir noch immer an den alten Glaubenssätzen bezüglich Leistung, Entbehrung, Opfertum etc. fest. Dadurch versäumen wir es, unser menschliches Potenzial voll auszuschöpfen. Deshalb sage ich, dass die Gesellschaft als Ganzes in einer traumatischen Dissoziation blockiert ist. Die Klimakrise, die Corona-Pandemie oder das massenhafte Auftreten von Burnout und anderen psychischen Erkrankungen sind ein klarer Beweis, dass etwas mit unserem Gesellschaftssystem fundamental nicht stimmt. DIE FURCHE: Sie haben Ihr Buch unter dem Eindruck der Coronakrise geschrieben, in der man oft zu hören bekam: Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Jetzt aber herrscht wieder „Business as usual“... Rougemont: In einer zunehmend komplexen Welt wird das Leben immer anstrengender. Wem nutzt das Ganze? Doch nur jenen, die diese Technologien beherrschen und das vorherrschende Narrativ zu ihrem eigenen Vorteil am Laufen halten. Also stereotype Glaubenssätze wie „Das Leben ist entbehrungsreich“; „Die Wirtschaft muss wachsen“; „Der Konsum muss weitergehen“. Als ob das naturgegebene Fakten wären. Aus Angst vor Veränderung flüchten wir in einen Kontrollwahn und ein Sicherheitsdenken, doch in Wirklichkeit ersticken wir in einem mentalen Gefängnis. DIE FURCHE: Wie lautet Ihre Diagnose? Rougemont: Narzissmus ist extrem verbreitet. Das übersteigerte Selbstbild lässt sich als Anpassung an die chronische Vernachlässigung unserer ureigensten Bedürfnisse nach Wärme, Geborgenheit und Wertschätzung verstehen. Nach dem Motto: Durch Attribute von Geld, Macht und Erfolg beweise ich mir und anderen immer wieder neu, dass ich keineswegs ein „armer Schlucker“ bin. Die Folgen sind Gier und Neid. Warum häufen manche Menschen Milliarden Euro an? Mit Abstand betrachtet ist das doch absurd. Das ließe sich auch als Ausdruck von traumatischer Dissoziation begreifen. Denn durch ein Trauma wird das Selbstbild beschädigt. Wenn ich ständig heruntergemacht werde, baue ich mir zur Kompensation einen narzisstisch übersteigerten Selbstwert auf. Durch die sozialen Medien wird das zusätzlich angefeuert: Die Leute werden süchtig nach ständiger Selbstbestätigung – das ist die eigentliche Suchterkrankung unserer Zeit! DIE FURCHE: Trauma spielt doch auch in Autokratien eine große Rolle. Dies sieht man derzeit auch in der russischen Legitimation des Ukrainekriegs. Das während des Zweiten Weltkriegs erlittene Trauma einer angegriffenen und existenziell bedrohten Nation wird durch Putins Narrativ wiederbelebt. Als Aggressor betreibt er damit eine haarsträubende Täter-Opfer-Umkehr ... Rougemont: Es ist davon auszugehen, dass Putin tatsächlich an diese von ihm erzählte absurde Geschichte „glaubt“. Das ist ein besonders tragischer und folgenschwerer Fall eines Kontextualisierungsdefizits: Traumatisierte Personen haben immer einen Anteil, der immer noch in der Vergangenheit lebt, in der die Überforderung stattfand. Die Opfer fühlen sich ständig bedroht – auch wenn sie sich längst in einem sicheren Umfeld befinden. Genau das kann man auch im Kollektiv feststellen. In diesem Fall wäre das ein nicht-integrierter Folgezustand des Überfalls Nazideutschlands auf Russland. Die russische Identität baut noch immer auf dem heroischen Abwehrkampf im Zweiten Weltkrieg. Die Zeiten haben sich längst geändert, doch der Fluch des Traumas reicht über Generationen hinweg. Zugespitzt: Um das Narrativ des glorreichen Siegers zu stützen, „musste“ Putin genau das Trauma erneut inszenieren, das damals seine Familie und viele Menschen betroffen hat, deren psychisches Erleben durch die kriegerischen Gewaltexzesse tief geprägt und überfordert wurde. Putin ist nie im Kontext der Gegenwart angekommen, in dem er festgestellt hätte, dass Russland ein schönes Land ist, das von außen nicht wirklich bedroht ist. DIE FURCHE: Um ein kollektives Trauma zu überwinden, bedarf es also eines Prozesses der Vergangenheitsbewältigung ... Rougemont: In Russland wurden die grausamen Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs oder des Stalin-Regimes nicht offen angesprochen. Sie wurden systematisch verdrängt. Dann passiert eine fatale Entwicklung: Was unterdrückt wird, kommt irgendwann wieder hoch. Wenn sich das Opfer nicht mit dem Trauma auseinandersetzt, kann es später auch zum Täter werden. Das kennen wir auch bei sexuellen Übergriffen. Das russische Regime fühlt sich bedroht durch die NATO und spricht von „drogensüchtigen Nazis“ in der Ukraine. Im Zweiten Weltkrieg war das ja tatsächlich so. Die deutsche Wehrmacht wurde durch massenhaften Konsum von Aufputschmitteln angetrieben. Nur mittlerweile sind rund 80 Jahre vergangen. Anstatt einen neuen Krieg anzuzetteln, hätte Putin ja auch sagen können: „Wir sind ein starkes Land, jetzt machen wir etwas Konstruktives daraus.“ DIE FURCHE: Sie erkennen in alten Märchen und Volkserzählungen ein kollektives Bewusstsein bezüglich der Dynamik traumatischer Prägungen. Sie beschreiben etwa den Archetyp des Vampirs, der in Ihrer gesellschaftskritischen Deutung eine wichtige Rolle spielt ... Rougemont: Der Vampir ist jemand, der andere Menschen benutzt, um sein übersteigertes Selbstbild aufrechtzuerhalten. Der Kapitalismus ist ein vampirisches System. Durch Ausbeutung wird man reich und mächtig. Zudem leben wir heute in einer Aufmerksamkeitsökonomie: In den sozialen Medien „ernähren“ wir uns von der Aufmerksamkeit der Anderen, um uns wichtig und wertvoll zu fühlen. Meine Hypothese: Das Problem der Vampire ist ein Mangel an Bindung und körperlicher Nähe. Neurochemisch gesehen mangelt es ihnen an Endorphinen; also körpereigenen Opiaten, die ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Die Vampire kompensieren das mit der Sucht nach immer neuer Bestätigung von außen. Viele Menschen in unserer Gesellschaft verhalten sich wie Suchtkranke, die sich von der Energie anderer ernähren. Emotionale Reife würde bedeuten, dass wir uns selbst ausreichend Fürsorge entgegenbringen, also uns selbst lieben. Wenn nun im Leben etwas schief läuft, ist das kein Drama mehr. Wir spüren, dass wir „ok“ sind, egal was auch passiert. Die Langversion dieses Interviews mit Ansgar Rougemont-Bücking finden Sie auf furche.at. „ Putin ‚glaubt‘ wohl an seine absurde Geschichte. Er ist ein besonders tragischer Fall eines Kontextualisierungsdefizits. “ Das Zeitalter der Vampire Wie die strukturelle traumatische Dissoziation unsere Gesellschaft immer tiefer in die Spaltung führt. Von Ansgar Rougemont- Bücking. Pandaemonia Publishing, 2022. 480 S., geb., € 28,95 DIE FURCHE: Tatsächlich scheint die Gesellschaft in einer Art Sucht gefangen zu sein, da sie es bislang nicht schafft, ihr klimaschädliches Verhalten zu ändern. Manche meinen, die Klimakrise allein durch technologische Innovation lösen zu können. Teilen Sie diese Hoffnung? Rougemont: Technik ist nur ein Trostpflaster. Wenn wir uns darauf verlassen, aber strukturell nichts ändern, wird es immer schlimmer werden. Und global gesehen wird es immer weniger Menschen geben, die sich einen technisch hochgerüsteten Lebensstil überhaupt leisten können. Ich fürchte, dass wir von Künstlicher Intelligenz (KI) bald so behandelt werden, wie wir mit Schweinen und anderen Tieren umgehen. Denn die Produkte der KI sind immer nur ein Ausdruck von dem, womit wir diese Maschinen füttern. Und die abwertenden Narrative sind schon da, beispielsweise im gängigen Blick auf Migranten oder auf unqualifizierte Arbeitskräfte, die wir miserabel bezahlen. Es ist nicht abwegig, dass der Großteil der Menschheit künftig zu Arbeitssklaven und Rohstofflagern degradiert werden könnte. DIE FURCHE: Angesichts der Klimakrise spricht die Journalistin Ulrike Hermann in ihrem aktuellen Buch bereits vom „Ende des Kapitalismus“ – was halten Sie davon? Rougemont: Ehrlich gesagt habe ich da keine pauschalen Antworten. Aber ich halte es für wichtig, über die tiefen Bedürfnisse des Menschen nachzudenken. Eine neue „Kultur der Fürsorge“ könnte dem entsprechen, was wir physiologisch wirklich brauchen. Wenn wir umsorgt werden, aber auch wenn wir uns um andere kümmern, kommt es zur Ausschüttung körpereigener Opiate im Gehirn. Wenn wir kooperativ arbeiten können, fühlen wir uns daher besser, als wenn wir ständig konkurrieren müssen oder gar ausgenutzt werden. Daher die Frage: Welche Wirtschaftsformen entsprechen eher diesem partizipativen Prinzip? Wir bekräftigen oft, dass „der Mensch dem Menschen ein Wolf ist“. Es gibt aber auch das Postulat, dass der Mensch dem Anderen ein Gott sein kann – „Homo homini deus est.“ Denken wir an inspirierende Gruppenerlebnisse oder an eine erfüllende Sexualität! In den modernen Gesellschaften sollte die Zeit traumatischer Mangelerfahrungen vorbei sein. Wir sind nicht mehr einer feindlichen Natur ausgesetzt, wir müssen nicht mehr ums nackte Überleben kämpfen. Da wir die ursprünglichen materiellen Menschheitsprobleme gelöst haben, könnten wir doch die enormen Ressourcen dafür nutzen, um uns das Leben angenehm zu machen. Und zwar für alle! Es ist an der Zeit, die alten Narrative zu hinterfragen, wonach wir uns wie Raubtiere misstrauisch belauern müssen. Schaffen wir endlich die Bedingungen, unter denen wir uns bestmöglich entfalten können! Der Darm ist das Zentrum unserer Gesundheit ! Mit diesem Buch halten Sie ihn fit. Informationen und Online-Bestellung unter www.aerzteverlagshaus.at/shop Alexandra Knauer Meine Darmgesundheitskur Gesunder Darm – gesunder Körper 1. Auflage, 144 Seiten, geb., ISBN: 978-3-99052-260-8 nur € 21,90 Bestellen Sie gleich: Tel. 01/512 44 86-19 Fax: 01/512 44 86-24 E-Mail: office@aerzteverlagshaus.at oder im Buchhandel Darmgesundheit_Sonderformat.indd 1 07.06.2023 11:36:16
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