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DIE FURCHE 15.06.2023

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DIE

DIE FURCHE · 24 14 Literatur 15. Juni 2023 Gesellschaftspolitisches Engagement und Sprach kritik waren ihr schon immer ein Anliegen. Dass Gedichte dafür in besonderer Weise geeignet sind, hat die österreichische Lyrikerin Barbara Hundegger in ihren Werken bereits seit vielen Jahren unter Beweis gestellt. Von Maria Renhardt B arbara Hundegger gilt mittlerweile als eine der herausragenden Sprachkünstlerinnen Österreichs. Anlässlich ihres 60. Geburtstags Ende Mai ist nach der lyrischen Biografie über den Kartografen Peter Anich (2019) ein neuer Gedichtband mit dem Titel „[in jeder zelle des körpers wohnt ein gedächtnis]“ im Haymon Verlag erschienen. Eine umfassende Würdigung ihres Schaffens und eine fundierte Einführung in ihre dichterische Arbeitsweise bietet das Nachwort von Daniela Strigl. Im Zentrum der neuen Lyrik stehen neun Themenbereiche, die in einzelnen Zyklen poetisch und sprachkritisch ausgelotet werden. Dabei möchte Hundegger vor al- FEDERSPIEL Wider Willen Sommertag, innere Stille. Segelboote schaukeln in türkisblauen Wellen, wo alle sitzen und Spaghetti wickeln. Neuerdings mit Touristen aus Übersee am Steg, sie tragen Kopftücher, sind begleitet vom Mann und zahlreichen Kindern. Ich staune über die Horizonterweiterung des Fremdenverkehrs, weil er auch einen Marktplatz menschlicher Größe herstellt. Man sitzt und genießt die Anpassung aneinander, denn alles geschieht, damit sich der Gast wohlfühlt. Wie kann dann Parteipolitik mit Fremdenangst erfolgreich sein? Nur wer zahlt, ist Gast und kein Flüchtling! Lässt sich also folgern, wer „negerant“ ist, ist ein N? So rassistisch das klingt, ist es auch. Man verwendet das N-Wort, um die Konnotation mit N zu vermeiden und trotzdem über N sprechen zu können. Die Formeln für rassistische Worte erzeugen Synonyme, die Sprecher mit Correctness erfüllen. Erlaubt die Vermeidungsrhetorik eine Verdeutlichung der Menschenrechte? Die Paradoxie, N nicht sagen zu dürfen, aber denken zu müssen, was man nicht denken darf, lässt mich Foto: © Haymon Verlag / Fotowerk Aichner Von Ängsten, konsequenter Kleinschreibung und – abgesehen vom Doppelpunkt – interpunktionslosen Texten treu. Reimpoesie für „corona-kids“ Das Thementableau eröffnet Hundegger mit Corona-Gedichten, in denen sie sarkastisch ein Bild von der „weltweit größte[n] maskerade“ und den „bewaffenten debatten“ zeichnet. Als es Lockdown heißt, wird die soziale Kluft in der Gesellschaft lem „Atmosphären“ erzeugen, die als Folge „gesellschaftlicher Missstände“ hervor- sich mit kleinstem Raum, während ande- besonders spürbar. Die einen begnügen gerufen und vielfältig assoziiert werden re ein „lockup“ erleben und zwischen Abstandsregeln und Quarantäne mit dem können. „Diese permanent vorhandenen gesellschaftspolitischen Vorgaben in mein Privatjet zum home office auf die Insel fliegen. Am Schluss findet sich – quasi als „bo- Schreiben nicht miteinzubeziehen wäre für mich: literarische Ungenauigkeit“, meint nus-track“, wenn sich der Kreis wieder sie in einem Gespräch mit dem Verlag. Neben Sozialkritik und Feminismus belichtet sie für „corona-kids“, in der sie mit Vokalschließt, – eine experimentelle Reimpoe- Hundegger Aktuelles oder sie schärft etwa und Binnenreimen arbeitet und sich dabei das Sprachbewusstsein in der Neuposition von Redewendungen, Phrasen und Flosrios so ein moos | es macht von innen wol- inhaltlich auf die Natur konzentriert: „kukeln. In formaler Hinsicht bleibt sie sich mit kenlos“. Mit der „[angst-partie]“ verbeugt sie sich vor Elfriede Jelinek. Ihr ist dieser Zyklus auch gewidmet. Hier dekliniert Hundegger in unterschiedlichsten Facetten sämtliche mit Angst verbundenen Gefühle; personifiziert in ihrer existenziellen Dimension erweist hänge entstehen. In ihrer Lyrik zeigt sie es. “ zugleich: „die angst die dir eingepflanzt / wurde | die angst die man dir / in fetzen: herausgerissen hat“. Und wenn Sirene oder Blaulicht ertönen, schält sich die „akustik der angst“ heraus. Von Lydia Mischkulnig Besondere Aufmerksamkeit verdient der titelgebende Zyklus über den Holocaust, dem ein Zitat von Ruth Sands aus dem Dokumentarfilm Auf den Punkt gebracht „Things. Places. Years“ vo- rangestellt ist. Hier widmet sich Hundegger in emphatischen Bildern den Folgen nicht aus. Das N-Wort zu verwenden, was sagt es über mich? Es gibt keinen Menschen auf der Welt, zu dem ich mir nichts denke. Es ist wichtig zu kapieren, dass jeder Rassismus erfährt, im aktiven und passiven Sinn. Als Gast in NYC fuhr ich 1980 mit dem Bus Richtung Harlem. Irgendwann war ich nur mehr von Schwarzen umgeben, wollte meine Schaulust nicht zeigen, setzte mir die schwarze Sonnenbrille auf, um dahinter ganz zu verschwinden. Da tippte mir eine Frau aufs Knie: Ich hätte mich vielleicht verirrt, ich sollte zurückfahren! Ich errötete. Jahre später war ich die einzige Weiße auf der Harlem-Buchmesse, als wäre nichts gewesen. Heute am See, muslimische Indonesierinnen, ihr müsst aufpassen! Wirklich! Da erröte ich. Die schwarze Warnerin geht mir durch den Kopf, vielleicht musste sogar sie mit Misstrauen an die Ihrigen denken. der Schoa auf die Nachgeborenen. Geblieben ist die Furcht vor „geschlossene[n] räume[n]“, vor dem, „was sie enthalten an abwesenheit | an abdrucken derer die / hier: gelebt haben“. Der Verlust der Heimat, ein Mangel an Zugehörigkeitsgefühl und das Unvermögen, irgendwo heimisch zu werden, führen zur Erkenntnis, dass jeder sein „eigenes israel“ in sich suchen muss. Wenn einem nur Bilder, Fotos geblieben sind, fällt sogar das Erinnern schwer, weil der Verlust der Familiengeschichte auf allen Ebenen wahrnehmbar ist. Flucht, Warten, „fremd-sein und es bleiben in der / anderen sprache auch nach jahren“ – all das hat unheilbare Wunden hinterlassen, sodass man nicht mehr in eine Stadt zurückkehren möchte, zu der man keine Verbindung spürt, obwohl man sich hier „manchmal fürchterlich heimelig“ fühlt. Die Frage nach der Identität bleibt schmerzhaft und ambivalent: „und wie oft dich denn noch Bedeutungszusammenhänge Die Autorin ist Schriftstellerin. fragen / was das ist: jüdischsein | für dich | / und dass du dir: mehr darin finden müss- Barbara Hundegger Die Tiroler Lyrikerin (*1963) wurde bereits mehrfach für ihre Dichtung ausgezeichnet, darunter mit dem Österreichischen Kunstpreis für Literatur 2021. „ Wenn man Sprache auseinandernimmt, neu schichtet und zusammensetzt, können plötzlich erhellende Bedeutungszusammen- Wunden, Gier und Moos test als es nur vage entgegen- / zunehmen | nur fortzuführen / weil es: zur ausrottung vorgesehen war“. In einem weiteren Abschnitt geht es um die im Laufe der letzten Jahre bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Die Engführung einzelner Verse aus Bach-Motetten mit sexuellen Übergriffen offenbart in einer Verfremdung der geistlichen Inhalte Willkür, Gier, Schmach, Heuchelei und Schande. „lass / ab von mir: dein ornat riecht nach tier // … mein leib ist: so müde von / deiner brüderliebe dass ich darunter zum erliegen kam“. Eine lyrische Sequenz, die „[tantʼ | fragmente]“, spürt einer Geschichte in ihrem eigenen Lebensfaden nach, dem Weg einer Frau, die den Vater aufgezogen und immer begünstigt hat, gezeichnet in bitterer Realität. Erdrückende Armut bis zum Schluss und ein fester Wille sind Konstanten in deren Leben, internalisierte diskriminierende Rollenbilder, an denen nicht zu rütteln war, grausiges Essen, mitunter Brutalität im Umgang mit Mensch und Tier und eine Abneigung gegen die Frau des Vaters, die sie am Schluss trotzdem pflegt. Es ist ein Leben voller Widersprüche, Gewalterfahrungen und Härte, das Hundegger wie eine sozialhistorische Studie angelegt hat: „durch beide kriege musst / du noch einmal | durch hunger bomben männergewalten / und allein durch halb russland bis du ins jenseits kannst | / deine augen selber: gefallene | sobald es: dir die lider aufzwingt kippen sie vor lauter abgetanem grauen zurück in / sich …“ Wenn man Sprache auseinandernimmt, neu schichtet und zusammensetzt, können plötzlich, wie Hundegger weiß, erhellende entstehen. In ihrer Lyrik zeigt sie es erneut: feinsinnig, lakonisch und auf den Punkt gebracht. Das Spiel mit Frames gepaart mit dem genauen Blick auf vielfältige Konnotationsmöglichkeiten, denen der Kipppunkt zu Bedrohlichem gnadenlos eingeschrieben ist, offenbart in der Zerfaserung der Semantik, wie wichtig ihr die kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, dem Leben und der Sprache ist: „dem bestimmten ton von gedichten die den kosmos / auftun: als stern-zeichen sind sie geschrieben in dir“. [in jeder zelle des körpers wohnt ein gedächtnis] Gedichte von Barbara Hundegger Mit einem Nachwort von Daniela Strigl Haymon 2023. 224 S., geb., € 22,90

DIE FURCHE · 24 15. Juni 2023 Literatur 15 Mit ihrem neuen Instagram-Roman „Liebes Arschloch“ legt Virginie Despentes einen provokanten Gesellschaftsroman vor, in dem Debatten rund um „MeToo“ und Feminismus genauso behandelt werden wie Fragen des Alterns und des persönlichen Krisenmanagements. Plädoyer gegen Schwarz-Weiß- Malerei Liebes Arschloch Roman von Virginie Despentes Aus d. Franz. v. Ina Kronenberger u. Tatjana Michaelis, Kiepenheuer & Witsch 2023. 336 S., geb., € 24,70 Von Rainer Moritz Keine Beschreibung der gegenwärtigen französischen Literaturszene, die ohne ihren Namen auskäme, keine Darstellung, die sich nicht mit ihrem Werk auseinandersetzen würde. Gleich mit ihrem Debüt „Baise-moi“ (1994) sorgte die 1969 geborene Virginie Despentes für Furore und galt als literarisches „enfant terrible“. Doch wer dachte, dass sie sich fortan mit dieser Rolle der wilden Provokateurin begnügen würde, sah sich eines Besseren belehrt. Spätestens mit ihrer „Vernon Subutex“-Trilogie (2015–2017) schrieb sie sich in die erste Reihe der französischen Literatur und wurde zu Recht für ihre so scharfsinnige wie erbarmungslose Analyse gesellschaftlicher Zustände gerühmt. Fünf Jahre ließ sie sich Zeit, ehe sie nun auf die Bühne zurückkehrt und mit „Liebes Arschloch“ (im Original: „Cher connard“) einen Roman vorlegt, der diese Zuschreibungen stück. Eine einzige Katastrophe.“ Diese freilich fackelt nicht lange, als ihr die Beleidigung zugespielt wird, und antwortet unzweideutig: „Liebes Arschloch, ich habe deinen Beitrag auf Insta gesehen. Du bist wie eine Taube, die mir im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt. Das ist dreckig und sehr unangenehm. (…) Ein Typ wie du pflanzt sich fort, die Linie könnte sonst aussterben. Leute, je bescheuerter und nutzloser ihr seid, umso mehr fühlt ihr euch verpflichtet, die Linie fortzusetzen. Ich hoffe jetzt nur, dass deine Kinder von einem Lastwagen überfahren werden und du ihren kraftvoll unter- Todeskampf mitansehen musst, mauert. Auf den ersten Blick scheint es, als ginge es in diesem Text um eine – leicht verspätete – Aufarbeitung dessen, was unter #MeToo in den letzten Jahren weltweit für Debatten sorgte. Dass Despentes sich auf dieses Thema einlässt, wurde in Frankreich heftig diskutiert – nicht zuletzt, weil sie es auf eine differenzierte Weise tut, indem sie versucht, einseitige Sichtweisen zu vermeiden. Doch der Reihe nach. Wer mit der derben Bezeichnung „Arschloch“ gemeint ist, klärt sich bereits auf den ersten Seiten. Bei dem so Titulierten handelt es sich ohne etwas tun zu können.“ So klar die Fronten damit abgesteckt sind, so überraschend entwickelt sich der Austausch der Kontrahenten. Oscar, der immer hoffte, Rebecca für eines seiner Theaterstücke zu gewinnen, lässt sich nicht abschrecken. Er erinnert Rebecca daran, dass sie einst mit seiner Schwester Corinne in der französischen Provinz aufwuchs, und allmählich werden die Töne milder, taucht Rebecca in ihre Jugendjahre hinab und will mehr über Corinnes Werdegang wissen. Virginie Despentes inszeniert ihr Buch – so der Verlag – als um den – nicht unerfolgreichen – „Briefroman“, der ohne kommentierende Schriftsteller Oscar Jayack, Anfang vierzig, der sich dazu hinreißen lässt, in einem Internetpost die knapp zehn Jahre ältere, hoch berühmte Schauspielerin Rebecca Latté zu schmähen: „Nicht nur alt. Sie ist auch auseinandergegangen, verlebt, schlechte Haut, ein schmuddeliges, lautes Weib- Erzählerstimme auskommt. Briefe wie zu Werthers Zeiten sind es natürlich nicht, die hier geschrieben werden, doch in ihren – unrealistisch langen – Posts nehmen die beiden Protagonisten, ohne dass Rebecca dem „Arschloch“ mit allzu großer Sympathie gegenüberträte, nach und nach Foto: Imago / Agencia EFE Anteil am Leben des anderen. Alsbald verkompliziert sich Oscars Leben noch mehr, da sich eine junge Feministin, Zoé Katana, ins Geschehen und in den Wechsel von Posts einmischt. Sie, die einst als Pressereferentin in Oscars Verlag arbeitete, wirft ihm vor, übergriffig geworden zu sein und ihre Karriere zerstört zu haben. Mit einem Mal sieht sich Oscar mit einem digitalen Shitstorm konfrontiert. Seine Versuche, sich zu rechtfertigen – „Sie war die Frau meines Lebens. Ich vertraute ihr völlig. Nie hätte ich damit gerechnet, ihretwegen in Ungnade zu fallen“ –, sind nicht mehr als die müden Ausflüchte eines Mannes, der nicht begreift, „ Das Reizvolle an ‚Liebes Arschloch‘ liegt auch darin, dass die feministischen Positionen nicht auf einen Nenner zu bringen sind. “ was die Stunde geschlagen hat. Despentes nutzt diese Ausgangsposition, um den gesellschaftlichen Diskurs nicht nur über #MeToo klug und in vielen Facetten auszubreiten und zu eindeutige Schuldzuweisungen zu vermeiden. Obwohl Oscar Spuren von Einsicht zeigt, bleibt er ein selbstverliebter, larmoyanter Typ, der sich unverstanden fühlt und nicht einsieht, was ihm widerfährt. Dass sich die Frauen in seinem Leben je als „Übel“ herausstellen könnten und dass man ein „politisch korrektes Liebesleben“ zu führen habe, will nicht in seinen störrischen Kopf. Das Reizvolle an „Liebes Arschloch“ liegt auch darin, dass die feministischen Positionen nicht auf einen Nenner zu bringen sind. Die mit allen Wassern gewaschene Rebecca bringt Zoés Generation nicht nur Verständnis entgegen und braucht eine Weile, bis sie von ihrer eigenen Position abstrahiert: „Noch vor fünf Jahren hätte ich keine zehn Zeilen von ihr gelesen und sofort gedacht, – was muss sie schwach sein, nur die Schwachen drängen sich in die Opferrolle. Heute bin ich durch die Menopause in einer anderen Lage und weiß, wenn du in eine beschissene Situation gerätst, an der du als Einzelne nichts ändern kannst, musst du das sagen. Damit andere antworten können, ‚ich auch‘ und ‚ich verstehe dich‘.“ Die Diskussionen um #MeToo erschöpfen den Roman nicht. Mindestens so intensiv geht es darum, wie Rebecca und Oscar mit Alkohol und härteren Drogen, die sie einst als Mittel sahen, sich der Gesellschaft zu verweigern, umgehen und wie sie sich davon zu befreien suchen. Dass Oscar zudem ein angespanntes Verhältnis zu seiner Tochter hat, dass Corona vor dem Romangeschehen nicht Halt macht, dass wie in den meisten französischen Gegenwartsromanen das Thema „Soziale Herkunft“ eine wichtige Rolle spielt, macht „Liebes Arschloch“ zu einem vielschichtigen Buch voll bemerkenswerter Beobachtungen und Reflexionen. In dessen zweiter Hälfte trägt die Autorin viel- Virginie Despentes Seit ihrem Debütroman „Baise-moi“ (1994) zählt die 1969 geborene, mehrfach ausgezeichnete Autorin zu den fixen Größen im französischen Literaturbetrieb. DIE FURCHE EMPFIEHLT leicht zu dick auf und neigt zur Weitschweifigkeit. Letztlich beschränkt sich der Kontakt der Akteure nicht auf den virtuellen Raum. Einige Handlungsvolten, deren Glaubwürdigkeit man nicht zu sehr unter die Lupe nehmen sollte, führen zu „realen“ Begegnungen und zeigen, was alle drei auszuhalten haben. Überforderung ist allenthalben zu spüren. Dass dieser Roman nicht für den Prix Goncourt nominiert wurde, führte in Frankreich zu scharfen Protesten, die die Jury zu einer „Erklärung“ zwangen. Man habe „Liebes Arschloch“ aus „ethischen Gründen“ nicht in Betracht gezogen – eine absurde Begründung, die die Substanz dieses mutigen Romans nicht ansatzweise trifft. Virginie Despentes, die selbst einige Jahre in der Prix-Goncourt-Jury saß, darf das herzlich egal sein. Sie wird wissen, dass ihr ein Buch gelungen ist, das scheinbar unversöhnliche Haltungen auf den Prüfstand stellt, ohne den Auseinandersetzungen ihre berechtigte Schärfe zu nehmen. Das ist nicht wenig für einen Roman. Fotos im Park und in der Stadt Das größte Outdoor-Fotofestival Europas lädt nach Baden ein: über sieben Kilometer Länge, aufgeteilt in eine Garten-Route und eine Stadt-Route, ausgehend vom Besucherzentrum am Brusattiplatz. Integriert in den öffentlichen Raum sind heuer ungefähr 1.500 Fotografien zu sehen, manche bis zu 280m² groß. „Orient!“ stellt Fotografinnen und Fotografen aus dem Iran, Afghanistan und Pakistan in den Mittelpunkt. Orient! Baden, 15.6. bis 15.10.2023 Infos: festival-lagacilly-baden.photo

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