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DIE FURCHE 15.05.2025

DIE FURCHE

20 · 15. Mai 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Sie denkt Albanien frei Nicht nur „hart daherreden“ Panzer zu DrehbühnenDie Philosophin Lea Ypi hat die Unfreiheit desKommunismus und des Turbokapitalismus erlebt.Wo sie einen Ausweg sieht. · Seite 7–8In diesen Zeiten verliert man leicht die Hoffnung.Wo kann man sie finden – gerade abseits des lautenProtests? Ein Essay. · Seite 9Vor 125 Jahren wurde die Schauspielerin undIntendantin des Berliner Ensembles Helene Weigelin Wien geboren. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4 & 15Die Wahl von Robert Francis Prevostzum Papst hat viele überrascht.Was ist von ihm zu erwarten undzu erhoffen? Hintergründe undEinordnungen zum neuen Pontifex.Wohin willLeo XIV.?Foto: APA / AFP / Chiclayo Diosece / HandoutFoto: IMAGO / Wolfgang Maria WeberPhilosophPeter Sloterdijk:„Souverän ist,wer glaubhaftmit einemRückschlagdrohen kann“Seiten 5–6Just am „Tag der Befreiung“ gewählt, hat der neue Papst Frieden und sprachliche Abrüstung insZentrum gestellt. Als moralische Instanz könnte er zum politischen Brückenbauer werden.Das entwaffnende WortAUS DEM INHALTNotruf in der WüsteJährlich kommen tausende Menschen vomNorden Afrikas über das Mittelmeer nachEuropa. Wie gefährlich die Wüstenetappedavor ist, wird häufig vergessen. Seite 12Von Doris HelmbergerEigentlich hätte am 8. Mai die Erinnerungim Mittelpunkt stehensollen: an die Befreiungvom Nazi-Terror, der mit der bedingungslosenKapitulation derdeutschen Wehrmacht vor 80 Jahren einherging;an das Kriegsende, das zumindestin Europa daraus folgte; und an die Lehren,die bis heute daraus zu ziehen sind. Dochder überraschend schnell gewählte Pontifexauf der Mittelloggia des Petersdoms absorbiertealle Aufmerksamkeit. Seine ersteBotschaft stand freilich ganz im Zeichendieses Gedenktages – wie auch der großenSehnsucht angesichts des global fortgesetztenTötens und Schlachtens und Hassens:„Der Friede sei mit euch allen.“Das Ringen um Frieden ist zweifellosein Kernanliegen dieses neuen Pontifikats.Und dieses reicht über das reine Verhindernkriegerischer Auseinandersetzungenweit hinaus. Das zeigte sich auch am Montagdieser Woche, als sich Leo XIV. erstmalsin einer Audienz an Medienvertreter wandte.„Der Frieden beginnt bei jedem Einzelnenvon uns: mit der Art und Weise, wie wirandere betrachten, anderen zuhören, überandere sprechen“, sagte er vor den Journalistinnenund Journalisten. Und: „Wir müs-„ Ob die Diplomatie vonLeo XIV. Früchte trägt,ist offen. Hoffen darfman auf den neuenVerbinder schon jetzt.“sen ,Nein‘ zum Krieg der Worte und Bildersagen, wir müssen das Paradigma desKrieges ablehnen.“ Umso wichtiger sei die„Schaffung einer Kultur, eines menschlichenund digitalen Umfelds, das zu einemRaum des Dialogs wird“. Die Wahrung derPressefreiheit sei dazu ebenso unabdingbarwie die Auseinandersetzung mit denFolgen Künstlicher Intelligenz. Sie gehörtzu den „neuen Dingen“ (Rerum Novarum),denen sich Gesellschaft, Politik und Kircheheute zu stellen haben – wie es Leo XIII.anno 1891 in seiner gleichnamigen Sozial-Enzyklika angesichts der Verelendung derArbeiterinnen und Arbeiter tat.Jenseits der SchubladenSo sehr man sich davor hüten sollte, diesenneuen in Chicago geborenen, in Peru geprägtenund in der Kurie rasch aufgestiegenenPapst vorschnell zum Anti-Trumpzu stilisieren – und so klar mehr und mehrwird, dass Robert Francis Prevost wohlkein kirchenreformerischer „Vorwärtsstürmer“ist (vgl. „Zeit-Weise“ Seite 15): Aufder globalen Ebene könnte der neue Pontifexnicht nur eine moralische Instanz, sondernauch ein veritabler politischer Brückenbauerwerden.Dass er über das nötige sprachliche unddiplomatische Sensorium verfügt, hat LeoXIV. bereits am 8. Mai gezeigt: Mit Blick aufdie Ukraine sprach er etwa von der Notwendigkeiteines „echten, gerechten und anhaltenden“Friedens sowie der nötigen Freilassungder (von Russland entführten) Kinder.Und mit Blick auf Gaza artikulierte er nichtnur seinen Schmerz über das Leiden der Zivilbevölkerungund forderte eine sofortigeFeuerpause sowie freie humanitäre Korridoreund Hilfe, sondern auch die Freilassungaller Geiseln. Ein wichtiger, vermittelnderAppell angesichts des „so perfekt konstruiertenTeufelskreises“ Nahost, wie es derPhilosoph Peter Sloterdijk im FURCHE-Gespräch benennt.Gerade im Verhältnis zum Judentum, dasdurch manche Unbedachtsamkeit seinesVorgängers im Gefolge des 7. Oktober 2023belastet ist, hat Leo XIV. noch weitere Akzentegesetzt: So wandte er sich diese Wocheauch an den jüdischen Oberrabbiner inRom und versicherte ihm, „den Dialog unddie Zusammenarbeit der Kirche mit dem jüdischenVolk fortzusetzen und zu stärken –im Geiste der Erkärung Nostra Aetate desZweiten Vatikanischen Konzils.“ Immerhinwird im heurigen Herbst in Rom das60-Jahr-Jubiläum dieses wegweisendenGrundsatzdokuments gefeiert.Ob die Diplomatie von Leo XIV. am Endeauch politische Folgen zeitigt und sein Appellfür eine Entwaffnung der Worte diskursiveFrüchte trägt, ist offen. Hoffen darfman auf diesen neuen vatikanischen Verbinderaber schon jetzt.doris.helmberger@furche.atEin „unpolitischer“ Song-Contest?Mit dem neuen „Flaggen-Verbot“ bekräftigtdie europäische Rundfunkunion ein Versprechen,das sie nicht einhalten kann. Seite 14Die Körper sind politischSandra Gugić empfiehlt die Lektüre von „DieArgonauten“. Maggie Nelson erforscht darindie Fluidität der Geschlechter, Identitäten,Familiendynamiken. Seite 19Die erdigste BehandlungAm 18. Mai ist Welttag der Gartentherapie.Auch in Österreich kommt diese kreativeMethode allmählich aus ihrer Mauerblümchen-Eckeheraus. Seite 23„Der wütendste schwarze Mann“Zu Lebzeiten wurde Malcolm X als radikaldargestellt. Heute wird die Bedeutungseines Erbes gesehen. Am 19. Mai wäre erhundert Jahre alt geworden. Seite 24@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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