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DIE FURCHE 15.02.2024

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DIE FURCHE · 7 12 Gesellschaft 15. Februar 2024 Von Sandra Lobnig Die Herstellung eines Dheri dauert. Der traditionelle Ton-Kessel entsteht in einer wochenlangen Prozedur, Schicht um Schicht werden Schlamm und Stroh aufgetragen. Ist er fertig, dient er den Frauen der Tharu, der indigenen Bevölkerung der Terai Tiefebene im Süden Nepals, als Aufbewahrungsgefäß für Saatgut. Reis, Gemüsesamen und Weizenkörner halten sich im Dheri aufgrund der konstanten Temperatur in seinem Inneren bis zur nächsten Aussaat. Der Keimungsrate ist das zuträglich: Sie ist besonders hoch bei Saatgut, das im Dheri gelagert wurde. Die Methode, Saatgut im Tonkessel zu konservieren, ist alt und bewährt. Und zugleich für viele Frauen der Tharu etwas, das sie erst wieder neu entdecken mussten. Statt samenfester Sorten haben sie lange Hybridzüchtungen für ihre Felder verwendet. Samen, die sie für jede Aussaat neu bei großen Saatgutfirmen im benachbarten Indien kaufen mussten – was den Dheri überflüssig machte. „Lokale Samen waren lange quasi ausgestorben“, sagt die Nepalesin Januka Khatiwada, „wir helfen den Frauen, sie zu bewahren.“ Januka Khatiwada ist Projektkoordinatorin beim Social Work Institute, einer der Partnerorganisationen der Katholischen Frauenbewegung in Nepal. Zusammen mit der Agrartechnikerin Sunita Chaudhary ist sie anlässlich der Aktion Familienfasttag in Österreich zu Gast, um von den Folgen der Klimakrise in ihrem Land zu berichten und für das Thema Klimagerechtigkeit zu sensibilisieren. Aktion Familienfasttag Seit 1958 veranstaltet die Katholische Frauenbewegung (KFB) jährlich die Aktion Familienfasttag. Beim Fastensuppenessen, das österreichweit in zahlreichen Pfarren stattfindet, werden Spenden für Projekte im Globalen Süden gesammelt. Jedes Jahr rückt die Katholische Frauenbewegung dabei ein Land und ein bestimmtes Thema in den Fokus. 2024 stehen Nepal und damit das Thema „Klimagerechtigkeit“ im Zentrum. „,Klimagerechtigkeit‘ geht einen GLAUBENSFRAGE Foto: Bikkil Sthapit / VOW Media / KFBÖ Lesen Sie dazu auch „,Aktion Familienfasttag‘“: Von der Frauenarbeit zum Menschenrecht“ (17.3.2022) von V. Schwendenwein; furche.at. Im tiefsten Weltunbehagen Die Asche hat uns das Zeitfenster weit geöffnet am Aschermittwoch, der hinter uns liegt. Und vor uns liegt ein besonderer Weg des Bedenkens, dessen Sinn und Gangbarkeit mir aufscheint in einem Gedanken der Künstlerin Belinda Kazeem-Kaminski: „Ich muss bei diesem Unbehagen bleiben.“ Der Weg besteht im Bleiben, bei der Wahrheit und der Not und im Schutt und in der Asche, die über die Erde zieht und in den Atem und ins Herz; und die gestreut wird in unser Denken. In den Nachrichtenshows vielleicht ganz besonders; dabei wissen wir doch, dass sie das Weltgesicht zeigen und das Weltgericht sind. „Ich muss bei dem bleiben, was mich heimsucht“, sagt Belinda Kazeem-Kaminski über das, was jetzt ist und was einmal war und was immer wieder kommt. Daran ist schon der im Februar vor 35 Jahren verstorbene Thomas Bernhard gescheitert, nicht umsonst hat er vorgearbeitet für heute und in seinem Anti- Vaterunser darum gebeten, dass Gott uns keine Schuld vergebe, „wie auch wir vergeben keinen Schuldigern. Im Süden Nepals lernen Frauen, ihre Felder und Ernten gegen die Folgen der Erderhitzung widerstandsfähig zu machen. Die Katholische Frauenbewegung unterstützt sie dabei – und fordert Klimagerechtigkeit. Dem Klimawandel mit Bildung trotzen Schritt weiter als die Rede von der ‚Klimakrise‘“, sagt Martina Goldenberg von der KFB, „es geht dabei darum, aufzuzeigen, dass die stärksten Effekte der Klimakrise nicht dort spürbar sind, wo die Krise produziert wird. Es trifft meistens Länder am härtesten, die wenig zur Krise beitragen und die kaum Möglichkeit haben, die Folgen abzufedern. Nepal ist hier ein guter Modellfall.“ Denn mit seinen knapp 30 Millionen Einwohnern ist es weltweit eines jener Länder, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. In den vergangenen zehn Jahren wurden in Nepal die Auswirkungen der Klimakrise immer stärker spürbar: Ausbleibender Regen führt zu Dürreperioden, extremer Niederschlag zu Überflutungen, der Schädlingsbefall nimmt zu, Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber verbreiten sich. Extremwetterereignisse und ihre Folgen bringen für die Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, große Herausforderungen mit sich. Und in Nepal sind das rund zwei Drittel der Bevölkerung. Sie bauen in erster Linie Reis an, aber auch Gemüse, Zuckerrohr, Erdäpfel oder Mais. Auch wenn nur ein kleiner Teil des Landes landwirtschaftlich genutzt werden kann Führe uns in Versuchung und erlöse uns von keinem Übel. Amen. So geht es ja auch.“ Und das passt wie die Faust aufs Auge unserer Lebensart und -weise und wäre ein tolles Kriegsgebet. Alles gerechtfertigt im kleinen und im ganz großen und im urtotalen Krieg. ABER. In der Seelsorge fällt mir etwas auf: die Synchronisationen zwischen den Menschen. Ein Mensch leidet und der Mensch mit ihm oder ihr leidet mit. Ein gemeinsames Leiden geschieht. Und so ist das mit Gott. Auf diesen Gott werden wir gestimmt. In der VerNICHTung beginnt die Synchronisation aller Existenzen allen Lebens. Die Asche ist ihr Zeichen. Die Inkarnation Gottes führt in die Exkarnation um des Leidens und der Schuld willen, die wir Menschen wollen – oder nicht. Im tiefsten Weltunbehagen, ja und ach, ist diese eine Liebe. Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i.R. Von Ines Charlotte Knoll „ Auf Modellfarmen des ,Social Work Institute‘ werden klimaresistente Saatgutsorten getestet. Damit sinkt die Abhängigkeit von ausländischen Saatgutfirmen. “ Unabhängigkeit lernen In den Workshops in Kailali üben die Frauen nicht nur Agrartechniken, sondern erfahren auch, wie sie ihre Finanzen gut managen und welche Rechte sie haben. und der Ertrag im Verhältnis zur geleisteten Arbeit klein ausfällt: Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig im Land. Doch durch die Veränderungen im Klima sind die Ernten kleiner, dazu kommt hohe Planungsunsicherheit durch die Unvorhersehbarkeit der Wetterereignisse. „Frauen leiden am meisten darunter“, sagt Januka Khatiwada vom Social Work Institute. „Sie sind verantwortlich für die Landwirtschaft, während die Männer als Arbeitsmigranten nach Indien gehen.“ Allein für die Versorgung der Familie sowie für die Arbeit auf den Feldern zuständig, besitzen sie in der patriarchal geprägten nepalesischen Gesellschaft nur in seltenen Fällen selbst das Land, das sie bewirtschaften. Fallen die Ernteerträge klein aus, fehlt den Frauen die existenzielle Grundlage, um die Familie zu versorgen – auch weil sie keine Ernteüberschüsse am Markt verkaufen können. Eine weitere Folge des Klimawandels: Aufgrund der Trockenheit werden Fische, Frösche und Flussschnecken, die als Nahrungsmittel eine wichtige Proteinquelle für die Bevölkerung sind, weniger. Und wieder sind es die Frauen, die in Folge unter Mangelernährung leiden: Zugunsten ihrer Familie verzichten sie auf ausgewogene und ausreichende Nahrungsaufnahme. Die harte körperliche Arbeit am Feld, zunehmende Infektionskrankheiten und unzureichende Gesundheitsversorgung in ländlichen Gegenden haben ebenfalls starke negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Um mit den zahlreichen Herausforderungen besser umzugehen, haben sich die Frauen in Kailali zu Kooperativen zusammengeschlossen. Unterstützt vom Social Work Institute, arbeiten sie miteinander, tauschen sich aus und bilden sich gemeinsam weiter. „Wir bieten verschiedene Trainings an und zeigen den Frauen zum Beispiel, wie sie ihre Finanzen gut managen und wie sie als Kooperative Kredite an einzelne Frauen vergeben können“, erzählt Junika Social Work Institute. „Außerdem bestärken wir sie in ihren Rechten.“ Einen besonderen Stellenwert nehmen Agrarschulungen ein, die vor allem ein Ziel haben: Die Landwirtschaft resilient gegen den Klimawandel zu machen. Die Agrartechnikerin Sunita Chaudhary, selbst Bäuerin, vermittelt Techniken wie Kompostieren, das Herstellen von biologischem Dünger und Mulchen, das die Felder vor dem Austrocknen schützt. In den Schulungen lernen die Frauen auch, wie sie ihre konventionelle zur biologischen Landwirtschaft umwandeln können. Denn letztere hat viele Vorteile. Nicht nur die Qualität der Lebensmittel und die Umwelt profitieren vom Verzicht auf chemische Düngemittel und Pestizide, auch die Gesundheit der Frauen, die auf den Feldern arbeiten. Skepsis – auch in der Familie Sunita Chaudhary weiß aus eigener Erfahrung, dass die neuen Methoden im eigenen Umfeld auf Skepsis stoßen können. „Es war nicht einfach, andere zu überzeugen, auf biologische Landwirtschaft zu setzen – nicht einmal in meiner Familie“, erzählt sie. „Aber als sie gesehen haben, wie erfolgreich ich dabei war, sind sie mir gefolgt.“ Auf Modellfarmen, die das Social Work Institute betreibt, werden neue Techniken und klimaresistente Saatgutsorten getestet. Das Saatgut kann von den Frauen auf einem der Tauschmärkte gekauft werden, womit ihre Abhängigkeit von ausländischen Saatgutfirmen verringert wird. Martina Kronenberger ist von der Stärke der Frauen im Kailali beeindruckt. „Man muss bedenken, dass viele von ihnen sehr wenig Ausbildung und auch sehr wenige Möglichkeiten haben. Dass sie neben ihrer täglichen Arbeit auch noch Fortbildungen machen, finde ich bewundernswert.“ Fest steht für Goldenberg, dass man die Menschen in Nepal mit den Folgen der Klimakrise nicht alleine lassen darf. Denn sie haben mit etwas zu kämpfen, das sie selber nicht verursacht haben. Spenden für die Aktion Familienfasttag der Kfb unter teilen.at/spenden oder direkt auf folgendes Konto: IBAN: AT83 2011 1800 8086 0000 BIC: GIBAATWWXXX

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