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DIE FURCHE 14.11.2024

DIE FURCHE

46 · 14. November 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Olaf Scholz nach Lindners Rauswurf: „So. Doof.“ „Die deutsche Kirche tickt anders“ Aufwärmen. Abkühlen. Die soziale Frage Erst Vertrauenskrise, dann Ampelbruch – und nun Neuwahlen. In Berlin nimmt die politische Ego-Parade an Fahrt auf. · Seite 8 Der neue Direktor des Kardinal König Hauses, Helmut Schumacher, im Interview über Bildung und die Zukunft des Glaubens. · Seiten 12–13 Das Buch „Klima wandelt Wien“ erzählt 200 Jahre Klima- und Stadtgeschichte und fokussiert die Zukunft. Ein Auszug. · Seiten 17–18 Das Thema der Woche Seiten 2–5 Jedes Jahr werden in Österreich rund 20 Milliarden Euro vermacht. Wie beeinflusst das Familien, Gesellschaft und Politik? Sterben und Erben Illustration: Rainer Messerklinger Foto: Carolina Frank „Die Mehrheit hat nicht immer recht“ Verena Madner, Vizepräsidentin des österreichischen Verfassungsgerichtshofs, über die Immunität Donald Trumps, den Supreme Court, das oft schwierige Verhältnis von Recht und Politik sowie den Willen des Volkes. Seiten 6–7 Wie erwartet schockiert Donald Trump mit seinen Systembrüchen die Welt. Doch auch in Österreich finden diese statt, wenn auch camouflierter. Nun gilt es, dagegenzuhalten. Das wahre Gesicht Von Doris Helmberger Immerhin: „Konzentrationslager“ wolle man keine errichten, meinte Tom Homan, der neue Grenzschutz-Beauftragte von Donald Trump. Aber ansonsten würden die in Aussicht gestellten Massen-Deportationen exekutiert. Von den geschätzt elf Milionen illegal Aufhältigen sollen in Trumps Amtszeit vier Millionen Menschen nach „gezielten Verhaftungen“ außer Landes gebracht werden – eine Million pro Jahr. Dass die meisten davon keine Kriminellen, sondern halbwegs integrierte Menschen sind, dass sie am US- Arbeitsmarkt bitter fehlen werden und Kinder haben, die ihrerseits bereits in den USA geboren und deshalb Staatsbürger sind? Egal. Make America great again. Man kann Trump nun für Vieles kritisieren. Aber nicht dafür, seine Wählerinnen und Wähler getäuscht zu haben. Wie versprochen soll Elon Musk die Bürokratie zertrümmern – Zusatznutzen für seine eigenen Firmen nicht ausgeschlossen; und wie versprochen weht auch in der Verteidigungspolitik ein neuer Wind: Fox-Moderator Pete Hegseth, ein Veteran ohne jede politische Erfahrung, soll als US-Verteidigungsminister an den Schalthebeln der größten Militärmacht der Welt sitzen. Im Pentagon herrscht „ Antisemitismus bedroht die Demokratie. Wie auch pauschale Feindlichkeit gegenüber Muslimen. “ Shock and Awe. Überrascht sein durfte man aber kaum: „Das wahre Gesicht“ Trumps, dieses puer robustus, der alle Systemgrenzen sprengt und eine Umwertung aller Werte angestoßen hat: Es war – wenn auch grotesk geschminkt – für alle ersichtlich. Ende des Grundkonsenses? Und Europa? Hier ist man nun auf sich allein gestellt – und muss zugleich zusehen, wie auch in den eigenen Gesellschaften die „Zeitenwende“ an Fahrt aufnimmt. Ob liberale Demokratie, Menschenrechte oder Kampf gegen Faschismus und Antisemitismus: Der Grundkonsens aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und der Schoa scheint mehr und mehr zu bröckeln. Anders als in den USA halten die verantwortlichen politischen Akteure aber ihr „wahres Gesicht“ weniger gern in die Kamera. Nationalratspräsident Walter Rosenkranz ist das aktuellste österreichische Beispiel dafür: Obwohl schlagender Burschenschafter und trotz Lobes nationalsozialistischer Verbrecher als „Leistungsträger“, wurde er mit Mehrheit in sein mächtiges Amt gewählt. Er werde doch wohl konziliant agieren, lautete die Vermutung – und auch er selbst versprach noch in sei- ner Antrittsrede, das „Miteinander“ zu fördern und im Zweifel „auf die Seite zu treten“, wenn „Teile der jüdischen Gemeinschaft“ dies wünschten. Kaum gesprochen, gab er freilich rechtsextremen Identitären sein erstes Interview und empfing im Alleingang mit Herbert Kickl (und ohne Europafahne) Viktor Orbán im Hohen Haus. Dass sich ihm am vergangenen Freitag jüdische Studierende (gewaltfrei) in den Weg stellten, als er am Wiener Judenplatz der Novemberpogrome gedenken wollte, ist von daher allzu verständlich. Dass der Burschenschafter Rosenkranz im Wortgefecht den KZ-Überlebenden Viktor Frankl für sich und seine Weltanschauung vereinnahmte, war eine besondere Geschmacklosigkeit. „Niemals vergessen!“: Dieser Grundkonsens droht freilich auch durch jenen Judenhass weiter zu erodieren, den Migrantinnen und Migranten aus Ländern mitbringen, in denen der Hass auf Israel zur Staatsräson gehört. Wie groß hier die Bedrohung ist, hat die ebenfalls am Freitag in Amsterdam stattgefundene Hetzjagd auf israelische Fußballfans gezeigt. Aufrechnungen verbieten sich freilich, wie das Nationale Forum gegen Antisemitismus am Montag in Wien deutlich machte. Egal von welcher Seite: Antisemitismus bedroht die Demokratie – wie auch pauschale Feindlichkeit gegenüber Musliminnen und Muslimen. Im Kampf gegen beides muss auch die künftige österreichische Regierung, müssen wir alle nun das wahre Gesicht zeigen. Und es wird sich von jenem Trumps hoffentlich unterscheiden. doris.helmberger@furche.at AUS DEM INHALT Sondierungstipps gegen Armut Während ÖVP, SPÖ und Neos um erste Eckpunkte einer Koalition ringen, präsentieren die Sozial-NGOs Ideen für ein armutsfestes Regierungsprogramm. Seiten 9–10 Lernziel: Die Richtigen wählen! Nicht wenige meinen nach Wahlerfolgen am rechten Rand, die Schule habe ihre Hausaufgaben nicht erledigt. Doch das ist laut Christian Schacherreiter zu schlicht. Seite 15 Kartentricks mit dem Kidskanal Seit drei Wochen ist „ORF Kids“ online, das den Kleinsten beim Streamen auf Smartphone und Tablet eine geschützte Umgebung bieten will. Ein Praxis-Check. Seite 20 Mit der Esoterik auf der Couch Reiki, Rebirthing und Co: Der nötigen Trennung von Psychotherapie und solchen Angeboten wird nicht immer Rechnung getragen. Worauf zu achten ist. Seiten 22–23 Mystiker der Morgenröte Heuer ist der 400. Todestag von Jakob Böhme. Sein spirituelles Werk inspiriert bis heute und öffnet Wege zu einer tiefen inneren Erneuerung. Seite 24 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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