DIE FURCHE · 33 6 International 14. August 2024 Von Wolfgang Machreich/Seattle Charles Douglas III. ist kein Admiral, nicht einmal Kapitän, nichtsdestotrotz kommandiert er eine Flotte und heuert gerade eine Crew von Freiwilligen an. Der Afroamerikaner mit einem Schnurrbart wie Martin Luther King steht unter einem Sonnensegel vor dem MOHAI- Museum am Lake-Union-Hafen im Zentrum von Seattle. Am Hafenpier hat die Virginia V. angelegt. Das Schiff ist der letzte Dampfer der legendären „Moskito-Flotte“, mit der vor gut hundert Jahren die Reederei in der weitverzweigten Meeresbucht rund um Seattle abgewickelt wurde. Es gab so viele dieser Schiffe, dass ein Reporter sie als Gelsenschwarm beschrieb. Dass sein Team bis zur heißen Phase des US-Präsidentschaftswahlkampfs im Herbst so groß ist, dass es in 14 US-Bundesstaaten ausschwärmen kann – davon ist Douglas nach dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten und Tim Walz als ihrem Vize überzeugt: „Es ist mitreißend, wie sich die emotionale Energie gerade hochpumpt“, sagt er, „das ist jetzt wie eine völlig andere Wahl.“ Stimmrecht nützen: „Vote!“ Douglas ist Geschäftsführer von „Common Power“, einer Organisation mit Sitz in Seattle, die Freiwillige bei Wahlen in die Swing-States schickt, wo das Erfolgspendel zwischen Demokraten und Republikanern hin- und herschwingt, also der Wahlsieg für beide Parteien möglich, aber keine ausgemachte Sache ist. Die Aufgabe der Freiwilligen in diesen Swing-States steht auf Douglas’ Baseballkappe geschrieben: „Vote“ – das ist, worum es „Common Power“ geht: So viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich sollen von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen und wählen gehen. Seit der Harris-Walz-Nominierung segelt die Wahlkampagne der Demokraten mit starkem Rückenwind, auch „Common Power“ profitiere vom Honeymoon des Spitzenkandidatenduos, sagt Douglas: „Das Interesse an Freiwilligenarbeit schießt durch die Decke.“ KLARTEXT Ausflüchte in Kunstwelten Foto: Wolfgang Machreich Nach der „Krönungsmesse“ für Kamala Harris und Tim Walz am Parteitag kommende Woche starten Unterstützer für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf in die wahlentscheidenden Swing-States. Ein Ortstermin. Amerikas Demokraten schwärmen aus Vom Stapel gelaufen ist das „Common Power“-Schiff zur Wählermobilisierung aber in einer Zeit totaler Flaute. Donald Trumps Wahlsieg im November 2016 erschütterte die US-Demokraten. Entgegen allen Prognosen verlor Hillary Clinton und hinterließ in ihrer Partei ein Führungsvakuum. Gleichzeitig zeigte der progressive Teil der US-Zivilgesellschaft zum Amtsantritt Trumps im Jänner 2017 mit den größten Demonstrationen in der Geschichte des Landes Flagge. Diese Ausgangskonstellation, die Demokratische Partei am Inmitten des Ansturms der vielen schlechten Weltnachrichten wollte ich mir die Salzburger Inszenierung der „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig nicht entgehen lassen. Bei der Lektüre seines Buches während der Bahnfahrt in die Festspielstadt musste ich jedoch ernüchtert feststellen, dass nur wenige der darin versammelten schicksalhaften Ereignisse von positiven Wendungen erzählen, während der größere Teil vom Scheitern handelt. Das hatte ich wohl seit der Erstlektüre vor gut fünfzig Jahren verdrängt! Dennoch ermöglicht Stefan Zweig seiner Leserschaft willkommenen Abstand vom bedrängenden Tagesgeschehen, indem er anschauliche Beispiele dafür liefert, dass unser Schicksal in den Sternen steht, obwohl wir es doch eigentlich in die Hand nehmen wollen. Größtmöglichen Abstand zum politischen Geschehen wollte wohl auch Richard Strauss schaffen, als er 1942 die Oper „Capriccio“ komponierte. Eigentlich hatte er Stefan Zweig eingeladen, nach Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit („Die schweigsame Frau“) auch für dieses Werk das Libretto zu verfassen – da war es aber schon zu spät. Auf Strauss’ Versprechen, Zweigs Autorenschaft vor den Nazis zu verheimlichen, konnte sich der inzwischen in die Emigration vertriebene Dichter der Sternstunden nicht mehr einlassen. Tatsächlich lädt Richard Strauss’ meisterhaftes Spätwerk in seiner textlichen Kapriziertheit und kompositorischen Schönheit zur größtmöglichen Entfernung von der brutalen Wirklichkeit des Entstehungsjahres ein – und wächst von einem Werk der Verdrängung zu einem des Widerstands. Damals wie heute verbinden wir mit Sternstunden der Kunst die Hoffnung darauf, dass sie der Vernunft auf die Sprünge helfen – und am Ende doch wieder Sternstunden der Menschheit daraus werden. Der Autor ist Ökonom und Publizist. Von Wilfried Stadler „ Persönliche Wählerkontakte lassen sich im Gegensatz zum Durcheinander in den sozialen Medien besser einordnen. “ Boden, während Millionen Bürgerinnen und Bürger aufstanden und friedlich auf den Straßen protestierten, veranlasste den Starbucks-Manager Charles Douglas III., mit einem Kommunikationswissenschafter der University of Washington in Seattle „Common Power“ zu gründen. Wobei auch Douglas’ familiärer Hintergrund eine Rolle spielte. Charles Douglas II. trat in den 1960ern im Gefolge der Ermordung der schwarzen Bürgerrechtler Malcolm X und Martin Luther King der revolutionären Bewegung „Black Panthers“ bei. Seinem Sohn gab er mit, „nicht nur einmal, sondern immer wieder aufzustehen“. In Zahlen ausgedrückt, summiert sich dieses „Immer wieder“ An die Klinken! Im Lake-Union- Hafen von Seattle heuert „Common Power“ Freiwillige zum Klinkenputzen für mehr Wahlbeteiligung an. Von den 22 Wahlen, bei denen sich „Common Power“ seit sieben Jahren engagierte, haben die Demokraten 21 gewonnen. „Warum die Euphorie über Harris’ Kandidatur keinen Wahlsieg garantiert“, analysierte US-Expertin Cornelia Klecker vor zwei Wochen am 31. Juli 2024; nachzulesen auf furche.at. seit 2018 auf mehr als 30.000 Türen, an denen „Common Pow er“- Freiwillige vorstellig wurden, und über eine halbe Million Menschen, die sie bei persönlichen Begegnungen oder via Telefon-, E-Mail- und Postkartenkampagnen zur Stimmabgabe motivierten. Vergangene US-Wahlen, wo wenige Hundert Stimmen Unterschied in den Swing-States über Sieg oder Niederlage entschieden, zeigen die mitunter wahlentscheidende Relevanz dieser Einsätze. Demokraten profitieren mehr Eine Art „Reiseoffizier“ auf dem „Common Power“-Schiff ist Matthew Oudkerk. Der Mittzwanziger steht hinter dem Registriertisch im MOHAI-Museum, koordiniert, wer für welches Team in welchem Swing-State anheuert. Als einen Erfolgsfaktor für Tür-zu-Tür-Einsätze nennt er eine gut durchmischte Crew – und gibt ein Beispiel: „Ich bin ein schwarzer Mann, habe eine Twistfrisur, das mag für einige aggressiv wirken, anderen wiederum bringt es mich näher.“ Unterwegs mit Carrie, einer weißen Frau in der Alterskategorie „Golden Girls“, decken die beiden ein breites Spektrum an Wählerinnen und Wählern ab, denen sie mit ihrem jeweiligen Auftreten erste Anknüpfungspunkte bieten. Prinzipiell ist „Common Power“ überparteilich ausgerichtet,
DIE FURCHE · 33 14. August 2024 International 7 de facto nützen die niederschwelligen Infokampagnen aber vorwiegend den Demokraten. Wozu auch Trumps Politik während und nach seiner Amtszeit als US- Präsident sowie die dadurch befeuerte Radikalisierung großer Teile der Republikaner beiträgt. Die Erfolgsbilanz von „Common Power“ lässt sich jedenfalls sehen: Von den 22 Wahlen auf regionaler und nationaler Ebene, bei denen sich „Common Power“ bislang engagierte, konnten die Demokraten 21 gewinnen. Die Midterm Elec tions 2022 waren der eine Ausreißer, bei denen die Republikaner eine Mehrheit im Repräsentantenhaus eroberten. Tür-zu-Tür-Wahlkämpfe haben in den USA eine lange Tradition, für die zahlreiche Organisationen entweder Personal oder Finanzen beisteuern. Ein Pendant zu „Common Power“ auf republikanischer Seite ist „Turning Point USA“ mit dem Ableger „Students for Trump“. Prinzipiell werde Klinkenputzen als Wahlkampfstrategie aber mehr von demokratischer Seite genützt, lautete das Ergebnis einer Analyse des Politikwissenschafters Travis Ridout in der Seattle Times. Entscheidend dafür nennt der Experte für politische Werbung, dass Tür-zu-Tür- Wahlkämpfe logistisch einfacher und effektiver in städtischen Gebieten mit Überhang an demokratisch gesinnten Wählern sind als in eher republikanisch geprägten ländlichen Regionen. Familiensache Wahlkampf Nach Jahrzehnten, in denen sich Wahlwerbung auf Fernsehkampagnen fokussierte, sieht Ridout die Bedeutung persönlicher Kontakte in der Wählermobilisierung wieder wichtiger werden; vor allem weil sie sich im Gegensatz zum Durcheinander in den sozialen Medien besser einordnen lassen. Überrascht zeigt er sich, wie staatenübergreifend diese Mobilisierung in den letzten 20 Jahren geworden ist und wie viele Menschen sich daran beteiligen. Bestes Beispiel dafür ist Walker aus dem Staat Washington im Nordwesten der USA, der sich für Tür-zu-Tür-Einsätze in Georgia, im Südosten des Landes, 3500 Kilometer entfernt, anmeldet. Seine Schwester lebe dort, er könne bei ihr übernachten, sagt er. In der Zeit neben seinem Job, in dem er dreieinhalb Tage die Woche arbeitet, stelle er sich gerne in den „Common Power“-Dienst, „weil mich die Arbeit von Charles und dem ganzen Team beeindruckt und ich mich da unbedingt einbringen möchte“. Auch Steve, Pensionist in Seattle, verbindet Familienbande und politisches Engagement. Seine Tochter arbeitet in New York, er könne sie besuchen und danach das Team in Pennsylvania, einem entscheidenden Swing-State und Ziel-eins-Gebiet der „Common Power“-Tournee, verstärken. „Ihr wisst schon, dass ihr damit eine lebenslange Verpflichtung eingeht“, feixt Douglas in Richtung der Freiwilligen, die sich am Registriertisch im MOHAI- Museum am Kai des Lake- Union- Hafens für seine Crew anmelden: „Denn wir werden weitermachen, nach dieser Wahl und nach der nächsten und der nächsten …“ Er möchte nämlich seiner vierjährigen Tochter später einmal sagen können: „Als die Demokratie auf der Kippe stand, waren wir draußen, um sie zu retten, und ich war dabei!“ Für die Vorsitzenden der Demokraten aus Ohio, Michigan und Washington hat Kamala Harris schon eine hohe Wahlkampfhürde erfolgreich gemeistert: Sie hat die Partei geeint. „Mehr Hoffnung als bei Obama!“ Von Wolfgang Machreich Die Kampfjets der Kunstflugstaffel „Blue Angels“ donnern genau im richtigen Moment über die Open-Air-Diskussion mit drei Spitzenpolitikerinnen der Demokratischen Partei in Downtown Seattle. Der Moderator hat nach der Vorstellungsrunde keinen Moment um den heißesten Politikbrei herumgeredet, an dem sich Demokraten gerade die Zunge verbrennen können, sondern serviert bereits als Einstiegsfrage hard stuff. Er will wissen, was sich mit Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin in der Gaza-Politik der Demokraten geändert habe. Starker Tobak also gleich zu Beginn einer Sonnenscheindiskussion am Sommerfestivalwochenende Anfang August, an dem die Boeing-Stadt Seattle ihre Flugshowtradition feiert. Wie der Trommelwirbel vor einer Zirkusnummer verzögert der Fluglärm die Antworten und steigert die Spannung, ob und wie die drei Parteivorsitzenden aus Washington, Ohio und Michigan diesen politischen Drahtseilakt meistern. Streitpunkt Gazakrieg Seattle ist eine Demokraten-Hochburg, der Bundesstaat Washington – gelegen im nordwestlichsten Zipfel der USA mit Grenzen zu Kanada und zum Pazifik – wird seit 1985 durchgängig von demokratischen Gouverneuren regiert. Umso mehr erhitzt in diesem linksliberalen Vorzeigestaat die Gaza-Frage die Parteigemüter; ein auch nach außen hin sichtbares „Alte Gräben, neu vertieft“: So beschrieb Oliver Tanzer am 12. Februar 2020 die Unfähigkeit der Demokraten, mit Bernie Sanders und ihrem linken Parteivolk umzugehen; nachzulesen auf furche.at. Zeichen dafür sind die Aktivisten der Democratic Socialists rund um den Linksausleger der Demokraten, Bernie Sanders , die in den Straßen von Seattle Unterschriften gegen die militärische Unterstützung Israels und für einen Boykott israelischer Produkte sammeln. Die Düsenjets ziehen in Richtung Lake Washington ab, und in die gespannte Stille antwortet Lavora Barnes auf die Gaza-Frage mit einem lauten Seufzer der Erleichterung, dass mit der Nominierung von Harris dieser Keil die Partei nicht mehr auseinandertreibe. „Wir marschieren auch in dieser Frage jetzt wieder gemeinsam als eine demokratische Familie“, sagt die Vorsitzende der Demokratischen Partei von Michigan, die seit 2019 als erste Schwarze die Parteizügel recht straff und erfolgreich in Händen hält. Die neue Einigkeit werde gerade dadurch ermöglicht, so Barnes’ für Parteifremde nicht leicht nachvollziehbare Dialektik, dass unter Harris der Streit über kontroverse Themen im Unterschied zum Vorgänger zugelassen werde: „Mit Kamala ist wieder neue Offenheit in die Partei eingezogen.“ Als Beispiel dafür nennt sie von Demokraten organisierte Treffen zwischen Palästinensern und Juden in Michigan, bei denen man sich über die unterschiedlichen Standpunkte auseinandersetzt – indem man sich zusammensetzt. US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bei einem Wahlkampfauftritt vorige Woche im Swing-State Michigan. Für die dortige Demokraten-Chefin Lavora Barnes hat Harris das Wort hope in die Partei zurückgebracht. „ Ich kann mir keine bessere Kandidatin vorstellen, die es mit einem 34-fach verurteilten Schwerverbrecher aufnehmen könnte, dem weitere rechtliche Schritte drohen. “ Foto: APA / AFP / Jeff Kowalsky Shasti Conrad, Vorsitzende der Demokraten in Washington und erste Frau südasiatischer Herkunft in dieser Rolle, pflichtete ihrer Kollegin auf dem Podium bei: „Kamala hat in der Partei wieder mehr Raum für Widerspruch geöffnet, das macht uns breiter, das macht uns stärker.“ Noch überzeugt diese Logik aber selbst einige von Conrads Parteikollegen in Washington nicht. Drei von ihnen sind Amerikaner palästinensischer Herkunft und nennen sich selbst „Waffenstillstandsdelegierte“; von der Präsidentschaftskandidatin erwarten sie sich eindeutige Positionen gegenüber Israel: „Sie sollte nicht nur von einem Waffenstillstand reden, sondern diesen Worten auch Taten folgen lassen“, lautet ihre Forderung, von deren Umsetzung sie ihre Delegiertenstimmen für Harris auf dem Parteitag der Demokraten kommende Woche abhängig machen. Insgesamt dürften Lavora Barnes und Shasti Conrad jedoch das Stimmungsbild innerhalb der Demokraten zu diesem Thema, das die Partei vor dem Kandidatenwechsel zu zerreißen drohte, genau einschätzen. Die überwiegende Mehrheit der Demokraten hat sich mit der Rollenverteilung zwischen Joe Biden und Kamala Harris arrangiert. Der Präsident hält zähneknirschend, aber letztlich doch Israels Kriegspremier Benjamin Netanjahu die Stange, während die Vizepräsidentin im Wahlkampfmodus Netanjahu viel deutlicher die Rute ins Fenster ihrer Vielleicht-Präsidentschaft stellen kann. Ein solches „vielleicht“ hat Lavora Barnes bereits aus ihrem Sprachschatz gestrichen. Dass Kamala Harris als Präsidentin ins Oval Office einziehen wird, ist für sie die natürliche Folge der Kraft eines Wortes, das die Demokraten mit Barack Obamas Auszug aus dem Weißen Haus vernachlässigt hätten: hope. Mit Harris, sagt Lavora Barnes, sei dieses Wort und das, wofür es stehe, wieder zurückgekehrt. Und mehr sogar: „Mit Kamala ist jetzt eine tiefere und weitergehende Hoffnung verbunden, als es selbst bei Obama der Fall war.“ Im Unterschied zu den Republikanern sei die Zusammensetzung der Wählerinnen und Wähler bei den Demokraten um einiges heterogener und gleiche einem „Puzzle mit vielen Teilen“, sagt der kanadisch-amerikanische Journalist David Frum vor Kurzem in einem Interview mit der NZZ. Zu den unterschiedlichen Teilen zählt er die ideologisch sehr links stehenden jungen Leute genauso wie die „eher kulturell konservativen schwarzen Frauen, die in die Kirche gehen“, und nicht zu vergessen die Gewerkschaften. „Alle diese Puzzle teile sind sehr unterschiedlich. Sie zusammenzufügen, ist schwierig“, meint Frum, „aber wenn sie es schaffen, ist das Puzzle der Demokraten viel größer.“ „Trumpocalypse“ verhindern Frum war in den 2000er Jahren Redenschreiber von Präsident George W. Bush und prägte den Ausdruck „Achse des Bösen“ als Bezeichnung für den Iran, den Irak und Nordkorea. Mit der Wahl Trumps 2016 hat der in der Wolle gefärbte Republikaner aber seine politische Heimat verloren. 2020 schrieb er ein Buch mit dem Titel „Trumpocalypse“, und in einem Artikel für die Juli-Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift The Atlantic nannte er Harris „die einzige Hoffnung für die amerikanische Demokratie“. Die drei Parteivorsitzenden auf dem Podium in Downtown Seattle sehen das genauso. Liz Walter, Demokraten-Chefin im Swing- State Ohio, hat sich bereits sehr früh aus der Deckung gewagt und für Harris als Präsidentschaftskandidatin plädiert, als der Rest der Partei noch in der Biden-Lähmung steckte. „Sie gibt niemals nach, wenn es darum geht, für die Arbeitnehmer in Ohio zu kämpfen, und ist eine unermüdliche Verfechterin der Abtreibungsrechte“, erklärt Walter ihr Faible für Harris. Und in ihrem dunkelblauen Sommerkleid donnert sie dann gegen Trump – wie davor die „Blue Angels“ am Himmel über Seattle: „Ich kann mir keine bessere Kandidatin vorstellen, die es mit einem 34-fach verurteilten Schwerverbrecher aufnehmen könnte, dem ständig weitere rechtliche Schritte drohen.“
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