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DIE FURCHE 14.08.2024

DIE

DIE FURCHE · 33 10 Diskurs 14. August 2024 ERKLÄR MIR DEINE WELT Müssen Frauen raus aus der Opferrolle? Den gesamten Briefwechsel zwischen Johanna Hirzberger und Hubert Gaisbauer können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. Johanna Hirzberger ist Redakteurin von „Radio Radieschen“ und freie Mitarbeiterin von Ö1. Den Briefwechsel gibt es jetzt auch zum Hören unter furche.at/podcast Es freut mich, dass Sie unser Austausch anregt und Sie sogar eine Erleuchtung hatten. Sie schreiben, dass Sie sich vom Verantwortungsgefühl lösen wollen und stattdessen vertrauen werden. Seit vier Monaten kann ich nachvollziehen, dass dieser Schritt unangenehm ist. Mir fällt es schwer, meine präpubertäre Hündin allein zu lassen oder sie von der Leine zu lassen, selbst wenn keine unmittelbare Gefahr in der Umgebung droht. Loslassen ist unangenehm, weil ich die Kontrolle verliere und damit meine Selbstwirksamkeit. Ein kleines bisschen kann ich also die Übergriffigkeit von Eltern ihren erwachsenen Kindern gegenüber „ Sie schreiben, die verzweifelte Mutter mache ihrem Mann schwere Vorwürfe. Ich lese das Klischee der hysterischen, passiven Frau heraus. “ nachvollziehen. Aber wirklich nur teilweise, denn anders als Sie in Ihrem jüngsten Brief schreiben, finde ich schon, dass sich jeder Mensch verantwortlich fühlen soll, aber halt für sein eigenes Verhalten. Das bringt mich zu der Geschichte, die Sie in aller Kürze zusammengefasst haben. Danke dafür, ich habe mich bisher noch nicht mit dem Buch Tobit befasst. Um ehrlich zu sein, habe ich auch jetzt nur danach gegoogelt und auf diebible.de eine Zusammenfassung inklusive Analyse gelesen. Es fällt mir schwer, darauf einzugehen, einerseits habe ich das Gefühl, zu wenig zu wissen, andererseits steige ich bei vielen Texten dieser Art aus. So wie wenn ich wahllos in irgendeine Folge von „House of the Dragon“ einsteige. Das ist ein Ableger des Fantasyepos „Game of Thrones“ (GoT), haben Sie den gesehen? Als Fan der ersten Stunde kann ich ihn Ihnen ans Herz legen. Die Geschichte soll etwa 200 Jahre vor GoT spielen und behandelt einen Erbfolgekrieg. König Viserys I. hat sein erstgeborenes Kind, Tochter Rhaenyra, als Erbin ernannt. Nach seinem Tod beansprucht allerdings der erste Sohn aus zweiter Ehe den Thron. Viel mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, aber was mir besonders gut gefällt, sind die Frauenrollen. Wie auch schon bei GoT entwickeln sich diese nämlich mit dem Verlauf der Geschichte vielschichtig weiter. Bei den männlichen Charakteren dominiert das stereotype Bild des Kriegers und Narzissten. Ich bin gespannt, ob sie sich auch entfalten werden. Aber zurück zu Tobit und Tobias. Die Opfer-Täter-Dynamik des Rumpelstilzchens Sie schreiben, „die Mutter ist verzweifelt“ und mache ihrem Mann schwere Vorwürfe. Ich lese das Klischee der hysterischen, passiven Frau heraus, deren Schicksal von den Entscheidungen der Männer in ihrer Umgebung abhängt. Stimmt das? Sie kennen sich besser mit diesen Geschichten aus: Bin ich „überfeministisch“ in meiner Wahrnehmung? Vergangene Woche habe ich das Buch „Abschied von der Opferrolle“ von Verena Kast gelesen und Gefallen an der Deutung von Erzählungen gefunden. Besonders interessant fand ich das Ende, darin analysiert sie die Geschichte des Rumpelstilzchens auf ihre Opfer-Täter-Dynamiken. Das Opfer, die passive Müllerstochter, wird durch das Rumpelstilzchen, das Grandiosität verkörpert, zum Goldkind. Durch diese Grandiosität entwickelt sie sich als Königin weiter. Sie bekommt ein Kind, Zukunftsaussichten und ist kein Opfer mehr. Nach dieser Entwicklung muss sie die Grandiosität aber enttarnen, also Rumpelstilzchen beim Namen nennen und zerstören, um das Geschaffene zu erhalten. Ich wünsche Ihnen eine beseelte Mariä Himmelfahrt. Von Magdalena Schwarz hab mich 1,5 Jahre auf Taylor Swift gefreut. Das macht mich grad so unfassbar traurig“, schreibt ein X-User. Er „Ich ist einer von rund 65.000 enttäuschten Fans, die dieser Tage eines von Swifts drei ausverkauften Konzerten in Wien besucht hätten. Der Veranstalter hatte sie nach der Festnahme von zwei Terrorverdächtigen, die offenbar einen Anschlag geplant hatten, am Mittwochabend abgesagt. Ein Schock für die Stadt Wien, aber vor allem für das Fandom der Swifties, deren weltoffene Werte die Antithese von Gewalt und Hass sind. Die Kulturwissenschafterin und Amerikanistin Christina Schuster ist Expertin für Fan-Studies, mit einem Fokus auf Fans und ihre Art, ihre Bewunderung für einen Star zu leben. Sie betont den Gegensatz zwischen dem friedvollen Swif- „ Es ist unverständlich, warum gerade diese aufgeschlossene Gruppe mit Hass oder Gewalt konfrontiert sein sollte. “ Vergangene Woche wurden Taylor Swifts mit Vorfreude erwarteten Wien-Konzerte wegen Terrordrohungen abgesagt. Dass gerade diese Shows betroffen waren, ist traurige Ironie. „Taylor Swift verkörpert Werte, die Terroristen ein Dorn im Auge sind“ tie-Universum und den Terrordrohungen. „Dass nun genau bei einem Taylor-Swift-Konzert ein Anschlag geplant war, ist für viele Fans nicht nachvollziehbar. Warum sollte man Taylor-Swift-Fans angreifen?“, erklärt Schuster. „Eine Fangruppe ist natürlich nicht homogen, aber gerade die „Swifties“ sind großteils Teens und junge Erwachsene, außerdem überwiegend Frauen oder Menschen aus der LGBTQIA+-Community. Es ist unverständlich, warum gerade diese aufgeschlossene, freundliche Gruppe mit Hass oder Gewalt konfrontiert sein sollte.“ Nicht jeder kann nachvollziehen, warum die Traurigkeit der Konzertbesucher so groß ist. Sollte der Fokus nicht darauf liegen, dass zwei junge Männer nach bisherigem Erkenntnisstand einen Terroranschlag geplant hatten? Laut Schuster sei den meisten Fans völlig klar, dass die Absage notwendig und richtig war. Doch sie betont auch, dass diese Einsicht koexistieren dürfe mit der Frustration. „Es ist nachvollziehbar, dass gerade Teenager intensive Enttäuschung oder auch Freude verspüren. Auch Erwachsene sind nicht davon ausgeschlossen, solche Gefühle zu erleben“, sagt Schuster. Allerdings würden junge Generationen ihre Emotionen auf anderen und öffentlicheren Kanälen kommunizieren, etwa in den sozialen Medien oder in Fan-Foren. Während die Fans auf eine Reaktion von Taylor Swift warten, spenden sie sich online gegenseitig Trost. Gerade weil das Fandom rund um die amerikanische Sängerin für Zusammenhalt steht, ist die mögliche Terrorbedrohung so schockierend. „Es geht um diesen Gegensatz zwischen einer sehr harmlosen Fangruppe, die Musik hört, die oft als seichter Teenie-Pop abgetan wird, und den Ideologien von Gewalt und Terror“, sagt die Kulturwissenschafterin Schuster. „Bei den Taylor-Swift-Konzerten wäre eine Gruppe an Menschen zusammengetroffen, die Werte vertreten, die Terroristen ein Dorn im Auge sind.“ Foto: APA / AFP / Jeff Pachoud Lesen Sie die Langversion von „Taylor Swift verkörpert Werte, die Terroristen ein Dorn im Auge sind“ (8.8.24) auf furche.at. Bereits seit März 2023 füllt die amerikanische Sängerin Taylor Swift mit ihrer „Eras“-Tour weltweit Stadien. Die Wien-Konzerte wurden nun abgesagt. Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien www.furche.at Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin Digital: Ana Wetherall-Grujić MA Redaktion: Philipp Axmann BA, MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.) Brigitte Quint (CvD), Magdalena Schwarz MA MSc, Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Mag. Till Schönwälder, Dr. Martin Tauss, Mag. (FH) Manuela Tomic Artdirector/Layout: Rainer Messerklinger Aboservice: +43 1 512 52 61-52 aboservice@furche.at Jahresabo (inkl. Digital): € 298,– Digitalabo: € 180,–; Uniabo (inkl. Digital): € 120,– Bezugsabmeldung nur schriftlich zum Ende der Mindestbezugsdauer bzw. des vereinbarten Zeitraums mit vierwöchiger Kündigungsfrist. 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DIE FURCHE · 33 14. August 2024 Diskurs 11 Wenn das sakral überhöhte Priesteramt nicht einem grundlegenden Wandel unterzogen wird, werden die Missbrauchscausen nicht verschwinden. Verstörungen anhand eines Leidenszeugnisses. Hierarchische Blindheit in der Kirche hatte einen Halbbruder, ein ‚Kind der Sünde‘. Diese Frauen wurden – und werden – gedemütigt und ehrlos erklärt. So auch „Ich meine Mutter. Es kam noch schlimmer. Sie könne sich vor Gott und der Gemeinde rehabilitieren – er sagte: ‚es (sic!) wieder gutmachen‘ –, wenn ich eines ihrer Kinder für den Kirchendienst zur Verfügung stellen würde. Ich war der ‚Berufene‘.“ Mit diesen Worten beginnt die Zuschrift eines FURCHE-Lesers, hoch in den Achtzigern, die mich vor einigen Wochen erreicht hat. Was mir der Briefschreiber in wenigen Zeilen aus seinem Leben erzählt hat, hat mich sehr verstört und mich einmal mehr an einer Kirche, die sich derart an solchem Leben versündigt hat, (ver)zweifeln lassen. Kurz zusammengefasst ist der Briefschreiber katholischer Priester als „Sühne“ für die moralische „Verfehlung“ seiner Mutter geworden. Er beschreibt auch den Gemeindepriester seiner Jugend, „ein religiös und moralisch zutiefst gestörter Mensch – wie ich heute weiß“. Man kann sich ausmalen, was er damit meint. Auch das in der Katechese vermittelte Bild eines Gottes, „dem nichts entgeht und der durch die Sündhaftigkeit des Menschen beleidigt wird“, lässt einen heute noch Schauer über den Rücken laufen: „Im Lauf der Jahre kamen noch viele Fragen dazu, deren Antworten für ‚wahr‘ gehalten werden mussten, weil ‚von der Kirche als wahr zu glauben‘ vorgestellt.“ „Abtrünnig“, „fahnenflüchtig“, „charakterlos“ Das Theologiestudium in den 1950er Jahren brachte dem Briefschreiber auch keine Klarheit in seinen gut begründeten Glaubensanfechtungen. Das Konzil, in das er dann Hoffnung gesetzt hatte, wurde „in der Folgezeit wieder kaputt verwaltet“. In den ersten Nachkonzilsjahren gaben zehntausende Priester ihr Amt auf oder wurden dazu gedrängt. Auch der Briefschreiber war einer von ihnen. Und er beschreibt den Spießrutenlauf, den er durchleiden musste: „Die Umstände waren widrig, mittellos, der Familie und jeder Gemeinschaft entfremdet, als ‚abtrünnig‘, ‚fahnenflüchtig‘ bis ‚charakterlos‘ bezeichnet.“ Gott sei Dank fand der Briefschreiber dann doch (Rück-)Halt, konnte sich einen lang gehegten Studien- und Berufswunsch erfüllen und letztlich seinen Frieden finden. Die Wunden, die ihm seine Kirche zugefügt hat, sind aber bis heute geblieben. Mich hat der Brief dieses FURCHE-Lesers deswegen so in Bann gezogen, weil er in wenigen Zeilen auf den Punkt bringt, wie kränkend und krankmachend die katholische Kirche sein konnte. Das alles hat mit Menschenwürde, welche ebendiese Kirche seit Jahr und Tag predigt, nichts zu tun. Und es handelt sich nicht bloß um vergangene Fehltritte einer Organisation, in der Menschen agieren, die eben auch Sünder sind. ZEIT- WEISE Von Otto Friedrich „ Man öffnet das starre System der verlogenen Moral ein wenig. Doch vor allem das Priesteramt bleibt, wie es war. “ Sondern es handelt sich um das, was in der Kirchendiskussion der letzten Jahre als systemisches Versagen gebrandmarkt wurde und wird. Das muss man sich auch in den aktuellen Auseinandersetzungen um ein neues Priesterbild, das eigentlich eines neuen Kirchenbildes bedürfte, vor Augen halten. Biografische Leidenszeugnisse wie das hier angeführte sind dringend vonnöten, um die hierarchische Blindheit in der Kirche gegenüber den einzelnen Menschen aufzubrechen. Viel wurde in den letzten Jahren darüber geredet, nicht zuletzt durch die zahlreichen Missbrauchsskandale angefacht. Es wurden in allen Parteiungen des Katholischen Abgründe des Missbrauchs – sexueller, aber auch spiritueller oder autoritärer Natur – offenbar. Und es wurden darob charismatische Denkmäler gestürzt wie der Gründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel, oder der Spiritus rector der Inklusionsbewegung „Arche“, Jean Vanier, und seine priesterlichen Hintermänner, dann auch Brüder von Taizé oder jüngst Abbé Pierre, die französische Ikone des sozial und politisch engagierten Katholizismus. Und den Enthüllungen der ehemaligen Ordensfrau Doris Reisinger folgte eine Reihe anderer Zeugnisse über Machtmissbrauch gegenüber Ordensfrauen: All dies kann erst dann ein Ende finden, wenn dies wirklich ehrlich aufgearbeitet wird. Keine Krankheitseinsicht Davon kann aber bis heute keine Rede sein. Man beklagt die Missbräuche, öffnet das starre System der verlogenen Moral ein wenig, versucht beispielsweise Homosexuelle mit der Gnade eines Zehnsekundensegens abzuspeisen – und rudert zurück, wenn die konservative Fraktion diesbezüglich „Feuer!“ schreit. Sonst bleiben vor allem das Priesteramt und die Sicht darauf so, wie sie seit jeher (in Wirklichkeit: seit dem 19. Jahrhundert) waren. Der Zölibat muss bleiben. Punktum. Frauen in Ämtern? Nie und nimmer. Aber: Wenn sich rund ums überhöhte sakrale Priestertum nichts bewegt, werden die Missbrauchscausen aller Provenienz nicht verschwinden. Im Gegenteil. Der 88-jährige Briefschreiber und ehemalige Priester findet dafür noch klarere Worte: „Ich halte das römische System samt Doktrin für krank, erkenne bei den Akteuren keine Krankheitseinsicht, aus naivem Narzissmus mit sich selbst beschäftigt, jeder Therapie (nicht nur bei Menschenrechten) mit gespaltener Zunge redend. Alles Symptome, die man bei tief liegenden psychischen Störungen beobachten kann. Ich bin überzeugt, dass jede Änderung vere, realiter und substantialiter erfolgen muss.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Autor war bis April 2024 stv. Chefredakteur der FURCHE. ZUGESPITZT Ammenmärchen Die Sonne geht auf über dem Swing- State Wisconsin. Von gigantischen Wahlplakaten leuchtet ein bekanntes, orangefarbiges Gesicht: „I love Milwaukee, I have great friends in Milwaukee – President Trump“. Bescheiden und ehrlich wie immer tourt der Ex-Präsident durch die Vereinigten Staaten. Doch neben seiner neuen Kontrahentin ist nun plötzlich „Sleepy Donald“ der senile alte Mann. Kamala „brat“ Harris heizt derweil auf den Bühnen Amerikas die Massen an, „Late Night Show“ nichts dagegen: „Wisconsin, do you believe in freedom?“, ruft sie in den Jubel. Eine simple Frage – und doch für die meisten schwierig zu beantworten nach den vergangenen und wieder drohenden Jahren unter Trump. Donald antwortet dafür schnell – und aus der untersten Schublade: „Auf einmal wurde Harris schwarz und will damit jetzt bekannt sein.“ Dieses Ammenmärchen kommt auf der Bühne des Jahresverbandes Schwarzer Journalistinnen und Journalisten aber nicht besonders gut an. Also flüchtet Trump in seinen gleichnamigen Tower. Er steht für all das, was im Land der unbegrenzten Möglichkeiten möglich ist. Wer Geld hat, kauft sich alles. Sogar die Präsidentschaft. Aber am Ende auch die Wahrheit? God bless America! Maximilian Hatzl PORTRÄTIERT „Niemandsweib“: Jubiläum einer Streitbaren wollen sie auch noch“: So lautete der Titel des ersten Artikels, der sich im FUR- „Anerkennung CHE-Navigator aus der Feder von Rotraud A. Perner findet. Anhand einer psychoanalytischen Deutung des Märchens „Rumpelstilzchen“ schrieb die damalige Leiterin des Instituts für Problemlösung und Projektberatung in Wien am 1. Jänner 1988 über die „Vermessenheit“ von Führungskräften, von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so etwas wie Anerkennung zu erwarten. Es war der erste von bis dato 84 Beiträgen, die Perner für DIE FURCHE verfasst hat ; und nicht nur die Fülle an Themen illustriert dabei die lustvolle Unangepasstheit der Autorin, sondern auch die Vielfalt der vermerkten Funktionen. Diese Frau war und ist beinah alles: Juristin, Psychotherapeutin, Politikerin, (evangelische) Pfarrerin im Ehrenamt. Streitbar und widerborstig war und ist sie in alledem aber jedenfalls. Am 18. August 1944 in Orth an der Donau geboren, studierte Rotraud A. Perner in Wien Jus und danach Soziologie. 1973 ging die Mutter zweier Söhne in die Politik: Als Bezirksrätin und Landtagskandidatin der SPÖ Wien- Favoriten kämpfte sie bis 1987 für die Rechte und die Sicherheit von Mädchen und Frauen. Sei es in ihrem Eintreten für frauenfreundliche Stadtplanung oder in ihrer Arbeit im Verein Jugendzentren der Stadt Wien, sei es 1984 mit der Gründung der Berufsgruppe der Lebensund Sozialberaterinnen in der Wiener Handelskammer; sei es in ihrem Engagement für die Fristenregelung als Kompromiss zwischen Sozialdemokratie und Kirche (an der sie übrigens bis heute festhalten will – im Widerspruch zu aktuellen Forderungen nach Streichung aus dem Strafrecht). Nach ihrem Diplom in Psychoanalytischer Sozialtherapie gründete sie ihr eigenes Institut, 1989 – mit Elfriede Abt – den Kinderschutzverein „Die Möwe“ und 1994 den aaptos Verlag, der sich auf Gewaltprävention und Sexualität spezialisierte. 2003 folgte das Institut für Stressprophylaxe & Salutogenese in Matzen – und 2010 mit dem (evangelischen) Theologiestudium wieder ein neues, völlig anderes Kapitel. Angeeckt ist Rotraud A. Perner bei alledem oft. Auch ihre jüngste Autobiografie „Niemandsweib: Anstand. Standhaftigkeit. Widerstand. Bausteine (m)einer Resilienz“ sorgte für Aufregung und benötigte kurzfristig einen neuen Verlag (nun ist es Ibera). Dennoch arbeitet Perner bereits an ihrem 67. Buch. Es wird um den Atem gehen. Sie selbst hat davon reichlich. (Doris Helmberger) Foto: OTS / ekpr healthmarketing / William Tadros Unter dem unten angeführten QR-Code findet sich die FUR- CHE-Autorenseite von Rotraud Perner – mit vielen ihrer Artikel seit 1988. Psychotherapeutin, Politikerin, Pfarrerin im Ehrenamt und rastlose Publizistin: All das und noch viel mehr ist Rotraud A. Perner. Am 18. August wird die langjährige FURCHE-Autorin 80.

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